Jüngere Bronzezeit und frühe Eisenzeit 27
5.2 Jüngere Bronzezeit und frühe Eisenzeit
5.2.1 Gefäßformen
Seit der Jüngeren Bronzezeit, ab der Montelius Peri-
ode IV, wirkte sich die gewandelte Sitte der Toten-
bestattung in Urnen anscheinend auf eine reich-
haltigere Herstellung von Gefäßkeramik aus. Ein
charakteristisches Kennzeichen für diese Zeitstufe
ist die zweihenklige Terrine (Abb. 10, 1-3), die im
Küstenraum von den Nordostniederlanden bis
Schleswig-Holstein verbreitet war und hauptsäch-
lich den Einfluss von Süden und Osten nach Ost-
friesland dokumentierte. Die Keramik dieses Typs
ist zumeist sehr sorgfältig geformt, gebrannt und
poliert worden, was die lokale Keramikherstellung
nachahmte. Der kegelförmige Hals ist mit einem
Absatz oder einer einfachen Rille, selten mit mehr-
fachen Rillen von der hoch liegenden Schulter des
Gefäßes abgesetzt. Zwei kleine Henkelösen reichen
vom Hals zur Schulter.
Jedoch war die Keramik der Jüngeren Bronze-
zeit hauptsächlich unverziert, ebenso die andere
kennzeichnende Gefäßform der Jüngeren Bronze-
zeit, der Doppelkonus (Abb. 10, 4-6). Die Formpro-
portionen dieser zweigliedrigen Gefäße variieren
zwischen schlanken Silhouetten mit hoch liegendem
Umbruch oder breiten, schüsselartigen Silhouetten
mit mittelständigem Umbruch. Während diese Ge-
fäßtypen relativ sicher datiert werden können, weil
sie vielfach als Urnen Verwendung fanden, ist die
Masse der in den Siedlungen verwendeten Gefäßke-
ramik schwer einzuordnen (vgl. Schwarz 2012).
Beispielsweise wurden Doppelkonen nicht nur in
unterschiedlichen Gefäßproportionen sondern auch
in mehreren Qualitätsstufen erzeugt. Während die
feinkeramische Machart eher selten vorkommt, do-
minieren die Qualitätsstufen der mittleren bis gro-
ben Machart.
Dies gilt auch für die einfachen Napf- und
Kumpfformen, die sich daher kaum von der Kera-
mik der Zeitstufen davor unterscheiden. Doppelko-
nische Gefäßformen haben darüber hinaus längere
Laufzeiten, die bis in die frühen Eisenzeit (Monteli-
us Periode V/VI, HaC) hinein reichen. Ein Kenn-
zeichen der Jüngeren Bronzezeit scheinen auch
schlanke oder gedrungene, zumeist dreigliedrige
Gefäßformen mit konkavem Oberteil zu sein (Abb.
10, 7-8), wie sie bei der Grabung in Weener-Hilgen-
holt zu Tage kamen (vgl. Schwarz 2012). Daneben
fand sich ein Formenreichtum der Gefäßkeramik,
der den Urnen der Gräberfelder fehlt und ungebro-
chen in die ältere Vorrömische Eisenzeit (Monte-
lius Periode VI, HaC/D) und deren Gefäßformen
überleitet (Schwarz 1995a; i999d).
5.2.2 Sonstige Gerätschaften
Obwohl in der Jüngeren Bronzezeit vermehrt bron-
zenes Werkzeug benutzt wurde, sind überlieferte
Artefakte sehr selten. Dazu gehören die Pinzette
und das Messer aus Bronze in einem zerstörten Ur-
nengrab in Filsum, Landkreis Leer (Abb. 10, 9-10).
Im Gegensatz zu dieser Bestattung enthalten in der
Regel die Gräber in Ostfriesland keine Gegenstän-
de aus Bronze. Die wenigen Funde aus Metall wer-
fen jedoch ein Licht auf die Versorgung der einhei-
mischen Bewohner mit Bronze, die ausreichend
gewesen zu sein scheint.
Der Metallhort von Ostrhauderfehn, Land-
kreis Leer, entdeckt um 1880 im Moor, barg in ei-
nem Fellbeutel eine Lanzenspitze, ein Tüllenmes-
ser, zwei ineinander gegossene Bronzeringe, zwei
volle Armringe, Blechspiralen mit unterschiedli-
chen Durchmessern sowie Schnurverteiler von ei-
ner Halskette und gebogene Drähte mit Bernstein-,
Glas- und Bronzeperlen von einem Ohrschmuck
(Zylmann 1933) (Abb. 10, 11-21). Auch der eben-
falls um 1880 gefundene Metallhort von Plaggen-
burg, Landkreis Aurich, enthielt diverse Gegen-
stände. Er bestand aus drei Feuersteinsicheln sowie
aus etlichen Bronzegegenständen: zwei Tüllenbei-
len, einer Lanzenspitze, zwei vollen Armringen, ei-
nem vollen Halsring, einem halben hohlen Wulst-
ring, einem fast vollständigen hohlem Armring und
einer Nadel mit Öse (Schwarz 1995a). Den Funden
zufolge, verfügten die Bewohner Ostfrieslands aus
dem Fundus der Urnenfelderkultur in der Jüngeren
Bronzezeit über bronzene Waffen, Werkzeuge und
Schmuck. Neben den Lanzenspitzen waren Beile
(Tüllenbeile), lange Messer mit Spitze (Tüllenmes-
ser), kurze Messer mit stumpf transversal endender
Klinge (formal als Rasiermesser bezeichnet), Na-
deln, Pfrieme (so genannte Tätowiernadeln) und
Pinzetten in Gebrauch. Ferner gab es volle und
hohle Arm- und Halsringe sowie Halsketten und
Ohrgehänge als Schmuck.
Darüber hinaus ist der Hort von Ostrhauder-
fehn bemerkenswert, weil er nicht nur einen bron-
zezeitlichen Textilrest, einen gedrehten Faden ver-
mutlich aus Wolle, sondern auch erstmals zwei
blaugrünliche Glasperlen überliefert hat, die etwa
um 800 v. Chr. zu datieren sind. Im Gegensatz zum
Metall spielte Feuerstein, der bis weit in die Bronze-
zeit hinein als wichtigster Rohstoff für schneidende
5.2 Jüngere Bronzezeit und frühe Eisenzeit
5.2.1 Gefäßformen
Seit der Jüngeren Bronzezeit, ab der Montelius Peri-
ode IV, wirkte sich die gewandelte Sitte der Toten-
bestattung in Urnen anscheinend auf eine reich-
haltigere Herstellung von Gefäßkeramik aus. Ein
charakteristisches Kennzeichen für diese Zeitstufe
ist die zweihenklige Terrine (Abb. 10, 1-3), die im
Küstenraum von den Nordostniederlanden bis
Schleswig-Holstein verbreitet war und hauptsäch-
lich den Einfluss von Süden und Osten nach Ost-
friesland dokumentierte. Die Keramik dieses Typs
ist zumeist sehr sorgfältig geformt, gebrannt und
poliert worden, was die lokale Keramikherstellung
nachahmte. Der kegelförmige Hals ist mit einem
Absatz oder einer einfachen Rille, selten mit mehr-
fachen Rillen von der hoch liegenden Schulter des
Gefäßes abgesetzt. Zwei kleine Henkelösen reichen
vom Hals zur Schulter.
Jedoch war die Keramik der Jüngeren Bronze-
zeit hauptsächlich unverziert, ebenso die andere
kennzeichnende Gefäßform der Jüngeren Bronze-
zeit, der Doppelkonus (Abb. 10, 4-6). Die Formpro-
portionen dieser zweigliedrigen Gefäße variieren
zwischen schlanken Silhouetten mit hoch liegendem
Umbruch oder breiten, schüsselartigen Silhouetten
mit mittelständigem Umbruch. Während diese Ge-
fäßtypen relativ sicher datiert werden können, weil
sie vielfach als Urnen Verwendung fanden, ist die
Masse der in den Siedlungen verwendeten Gefäßke-
ramik schwer einzuordnen (vgl. Schwarz 2012).
Beispielsweise wurden Doppelkonen nicht nur in
unterschiedlichen Gefäßproportionen sondern auch
in mehreren Qualitätsstufen erzeugt. Während die
feinkeramische Machart eher selten vorkommt, do-
minieren die Qualitätsstufen der mittleren bis gro-
ben Machart.
Dies gilt auch für die einfachen Napf- und
Kumpfformen, die sich daher kaum von der Kera-
mik der Zeitstufen davor unterscheiden. Doppelko-
nische Gefäßformen haben darüber hinaus längere
Laufzeiten, die bis in die frühen Eisenzeit (Monteli-
us Periode V/VI, HaC) hinein reichen. Ein Kenn-
zeichen der Jüngeren Bronzezeit scheinen auch
schlanke oder gedrungene, zumeist dreigliedrige
Gefäßformen mit konkavem Oberteil zu sein (Abb.
10, 7-8), wie sie bei der Grabung in Weener-Hilgen-
holt zu Tage kamen (vgl. Schwarz 2012). Daneben
fand sich ein Formenreichtum der Gefäßkeramik,
der den Urnen der Gräberfelder fehlt und ungebro-
chen in die ältere Vorrömische Eisenzeit (Monte-
lius Periode VI, HaC/D) und deren Gefäßformen
überleitet (Schwarz 1995a; i999d).
5.2.2 Sonstige Gerätschaften
Obwohl in der Jüngeren Bronzezeit vermehrt bron-
zenes Werkzeug benutzt wurde, sind überlieferte
Artefakte sehr selten. Dazu gehören die Pinzette
und das Messer aus Bronze in einem zerstörten Ur-
nengrab in Filsum, Landkreis Leer (Abb. 10, 9-10).
Im Gegensatz zu dieser Bestattung enthalten in der
Regel die Gräber in Ostfriesland keine Gegenstän-
de aus Bronze. Die wenigen Funde aus Metall wer-
fen jedoch ein Licht auf die Versorgung der einhei-
mischen Bewohner mit Bronze, die ausreichend
gewesen zu sein scheint.
Der Metallhort von Ostrhauderfehn, Land-
kreis Leer, entdeckt um 1880 im Moor, barg in ei-
nem Fellbeutel eine Lanzenspitze, ein Tüllenmes-
ser, zwei ineinander gegossene Bronzeringe, zwei
volle Armringe, Blechspiralen mit unterschiedli-
chen Durchmessern sowie Schnurverteiler von ei-
ner Halskette und gebogene Drähte mit Bernstein-,
Glas- und Bronzeperlen von einem Ohrschmuck
(Zylmann 1933) (Abb. 10, 11-21). Auch der eben-
falls um 1880 gefundene Metallhort von Plaggen-
burg, Landkreis Aurich, enthielt diverse Gegen-
stände. Er bestand aus drei Feuersteinsicheln sowie
aus etlichen Bronzegegenständen: zwei Tüllenbei-
len, einer Lanzenspitze, zwei vollen Armringen, ei-
nem vollen Halsring, einem halben hohlen Wulst-
ring, einem fast vollständigen hohlem Armring und
einer Nadel mit Öse (Schwarz 1995a). Den Funden
zufolge, verfügten die Bewohner Ostfrieslands aus
dem Fundus der Urnenfelderkultur in der Jüngeren
Bronzezeit über bronzene Waffen, Werkzeuge und
Schmuck. Neben den Lanzenspitzen waren Beile
(Tüllenbeile), lange Messer mit Spitze (Tüllenmes-
ser), kurze Messer mit stumpf transversal endender
Klinge (formal als Rasiermesser bezeichnet), Na-
deln, Pfrieme (so genannte Tätowiernadeln) und
Pinzetten in Gebrauch. Ferner gab es volle und
hohle Arm- und Halsringe sowie Halsketten und
Ohrgehänge als Schmuck.
Darüber hinaus ist der Hort von Ostrhauder-
fehn bemerkenswert, weil er nicht nur einen bron-
zezeitlichen Textilrest, einen gedrehten Faden ver-
mutlich aus Wolle, sondern auch erstmals zwei
blaugrünliche Glasperlen überliefert hat, die etwa
um 800 v. Chr. zu datieren sind. Im Gegensatz zum
Metall spielte Feuerstein, der bis weit in die Bronze-
zeit hinein als wichtigster Rohstoff für schneidende