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Zur zeitlichen Abfolge der Hortfunde, ihrem Inhalt und Quellenkritik

kunft der Lanzenspitze aus dem südwestdeutsch-
schweizerischen Raum wird durch den Hortfund
von Virring, Sonderhaid Hd., Randers Amt, Däne-
mark (Jacob-Friesen 1967, 105-106, 320 KatNr.
541, Taf. 12), unterstrichen. Dieser Hortfund setzt
sich aus vier Lanzenspitzen, eine vom Typ Rederz-
hausen, eine vom Typ Vorwohlde und zwei ande-
ren, die mit dem Typ Bagterp Zusammenhängen,
ferner zwei Randleistenbeilen und einer Kurz-
schwertklinge zusammen. Deren Herkunft aus dem
Bereich der schweizerischen Frühbronzezeit wird
als gesichert angesehen (Butler 1963, 161-162). In
Niedersachsen datiert der Dolch vom Typ Baven
den kleinen Hortfund I von Hitzacker in die späte
Sögel-Wohlde-Zeitstufe.
7. Frühbronzezeitlicher Hortfund mit Fund-
stücken aus dem mittleren Donaugebiet und
dem Karpatenraum
Der Hortfund von Dalum, Gern. Bippen, Ldkr. Osna-
brück (KatNr. 114; Taf. 1,1-2), wurde vor 1818 von
einem Bauern unter einem großen Stein gefunden.
Er setzt sich aus zwei Fundstücken, einer doppelar-
migen Schaftröhrenaxt und einem „Ösenhalsring“
mit spiralig aufgerollten Enden, zusammen.
Die Schaftröhrenaxt wurde von Jacob-Friesen
dem Typ Eschollbrücken zugewiesen (Jacob-Frie-
sen 1970, 20-21), den er folgendermaßen definiert:
„Der Axtkörper ist langgestreckt und schlank; er
hat meist einen rundlichen, bisweilen facettierten,
gelegentlich flachovalen oder stumpfdreieckigen,
jedenfalls keinen scharf rechteckigen Querschnitt.
Das Schaftloch liegt ganz oder zumindest noch im
mittleren Drittel der Gesamtlänge. Eine Schaftröh-
re nach einer oder nach beiden Seiten ist manchmal
vorhanden, kann aber auch fehlen. Der Nacken ist
stumpf; er besitzt in einigen Fällen eine Knaufplat-
te. Die Schneide im eigentlichen Sinne ist mehr
oder weniger stark gerundet; sie reicht niemals we-
sentlich über die Oberkante des Axtkörpers hinaus.
Für die Definition des Typs ist entscheidend, dass
der vordere Teil der Unterseite des Axtkörpers mit
zur Schneide geformt wurde. Diese Partie ist kräf-
tig herabgezogen, in ihrem Verlauf durch Knick
oder starke Biegung deutlich vom Axtkörper abge-
setzt und weist dadurch, dass sie unten schneiden-
artig mehr oder weniger scharf gestaltet ist, einen
anderen Querschnitt auf als der Axtkörper.“
Bei den Kupferäxten vom Typ Eschollbrücken
handelt es sich um eine kleine Gruppe von zehn
Äxten, bei denen kein Exemplar dem anderen bis in

alle Einzelheiten gleicht. Jacob-Friesen (Jacob-
Friesen 1970, 43-44) versucht eine Gliederung in
fünf Varianten (a-e), die sich aus jeweils einem,
höchstens drei Exemplaren, zusammensetzten. Das
Fundstück aus Dalum zählt zu den Äxten seiner
Variante c, deren gemeinsames Merkmal die relati-
ve Größe und die doppelseitige Schaftröhre ist.
Eine entsprechende Definition benutzt Kibbert zur
Umschreibung seiner Variante Köttingen (Kibbert
1980, 25-26). Im Übrigen bringt die Einteilung von
Kibbert, nämlich Variante Eschollbrücken (Jacob-
Friesen, Varianten a u. b), Variante Köttingen (Ja-
cob-Friesen, Variante c) und Variante Bebra (Jacob-
Friesen, Variante d) wenig Neues, sieht man von
dem Neufund aus Köttingen, Stadt Wissen, Kr. Al-
tenkirchen (Nordrhein-Westfalen), ab.
Untersucht man nun die geographische Ver-
breitung der bisher bekannt gewordenen Kupfer-
äxte vom Typ Eschollbrücken, so zeigt sich einer-
seits ein deutlicher Schwerpunkt in Westdeutschland
beiderseits des Mittel- und Niederrheins mit den
Funden von Weeze-Baal, Kr. Geldern (Jacob-Frie-
sen 1970, 27-28, KatNr. 3, Abb. 2), Köttingen, Stadt
Wissen, Kr. Altenkirchen (Kibbert 1980 26 KatNr.
4, Taf. 1,4), Umgebung von Mainz (Jacob-Friesen
1970, 34-35, KatNr. 7, Abb. 6), sowie Eschollbrü-
cken, Kr. Darmstadt (Jacob-Friesen 1970, 34, Kat-
Nr. 5-6, Abb. 4-5) und andererseits im Einzugs-
bereich der Weser mit den Funden von Bebra, Kr.
Rotenburg/Fulda (Jacob-Friesen 1970, 28-29, Kat-
Nr. 4, Abb. 3), und Bühren, Ldkr. Göttingen (Jacob-
Friesen 1970, 21-22, KatNr. 1, Taf. 1), und etwas
entfernt davon der Fundort Dalum, Ldkr. Osna-
brück. Hinzu kommt noch eine Axt aus Oberwil-
„Lieli“, Kt. Aargau in der Schweiz (Jacob-Friesen
1970, 35 KatNr. 8, Abb. 7), eine Gussform aus Salz-
burg-Rainberg, Land Salzburg in Österreich (Jacob-
Friesen 1970, 36 KatNr. 10, Abb. 8) und eine Axt
aus Luzice, okr. Hodonin, in Südmähren (Jacob-
Friesen 1970, 36, KatNr. 9, Taf. 4).
Jacob-Friesen konnte zeigen (Jacob-Friesen
1970, 45-48, Abb. 10), dass die mit Hilfe der Spekt-
ralanalyse untersuchten Äxte vom Typ Eschollbrü-
cken aus reinem Kupfer ohne jede intentionelle Bei-
mengung von Zinn gefertigt wurden; nur geringe
Beimengungen von Blei, Antimon, Silber, Nickel
und Wismut sind vorhanden.
Zwar haben diese kupfernen Äxte die Schwer-
punkte ihrer Verbreitung am Mittel- und Nieder-
rhein sowie am Oberlauf der Weser bzw. an deren
Quellflüssen Werra und Fulda, doch wird man
wohl kaum hier das Entstehungszentrum der Äxte
vom Typ Eschollbrücken suchen dürfen. Insbeson-
 
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