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Hortfunde der älteren Bronzezeit

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dere der Fund von Luzice, okr. Hodonin, in Süd-
mähren und die Fundhäufung im Mündungsbe-
reich des Mains gemahnen zur Vorsicht. Hier
werden ganz offensichtlich Teilbereiche eines Han-
delsweges sichtbar, auf dem auch andere Gegen-
stände, Waffen und Schmuck aus dem karpathen-
ländischen Raum bzw. aus der ungarischen
Tiefebene ihren Weg nach Westen fanden. Ange-
führt werden sollen hier nur die Schaftlochaxt aus
Müsleringen, Ldkr. Nienburg (Laux 2000a, 192-
193, KatNr. 1061; Taf. 72), die Axt aus Eldagsen,
Stadt Springe, Region Hannover (Laux 2000a, 191—
192, KatNr. 1060; Taf. 72) und die Tüllenaxt aus
Grothe, Gern. Badbergen, Ldkr. Osnabrück (Laux
2000a, 192-193, KatNr. 1062; Taf. 72).
Die Überlegungen zur Herkunft der Schaftröh-
renaxt aus Dalum aus dem südöstlichen Bereich
werden durch den mitgefundenen Ösenhalsring mit
spiralig aufgerollten Enden unterstrichen. Spiralig
aufgerollte Enden sind bei den Ösenhalsringen der
Aunjetitzer Kultur Mitteldeutschlands unbekannt.
Entsprechende Formen von Ösenhalsringen sind
jedoch aus dem niederösterreichischen Weinviertel
bekannt, wie es z.B. der Grabfund von Zellerndorf,
Ziegelei Hofstetter (1911), und der Hortfund von
Roggendorf belegen (Schubart 1973, 57-69, Taf.
28,4; 35,2). Die genannten Fundstücke datieren in-
nerhalb der Aunjetitzer Kultur Niederösterreichs in
eine Spätphase (Schubart 1973, 78), was in Nie-
dersachsen einem Zeitabschnitt entsprechen wür-
de, der noch vor der spätfrühbronzezeitlichen Sö-
gel-Wohlde-Zeitstufe einzuordnen ist.
B. Hortfunde der älteren Bronzezeit
I. Hortfunde nur mit Absatzbeilen
Der umfangreichste Hortfund, in dem ausschließ-
lich Absatzbeile vereint sind, liegt aus Neukloster
II, Stadt Buxtehude, Ldkr. Stade (KatNr. 131; Taf.
21-22,1-4), vor. Die zehn Absatzbeile mit seitlichen
Schildbögen der Variante Neukloster wurden 1854
bei der Anlage einer Kartoffelmiete gefunden. Sie
stammen sämtlich aus einer Gussform; vermutlich
handelt es sich dabei um eine zweiteilige, gut schließ-
bare metallene Form, denn von geringfügigen Ab-
weichungen in der Länge entsprechen einander die
Absatzbeile im Aussehen und auch in der Führung
der Gussnähte auf den Schmalseiten nahezu voll-
ständig. Die zehn Absatzbeile datieren ebenso in
die ältere Bronzezeit wie der kleine Hortfund mit
metallenen Gussformen aus Haaßel, Gern. Alten-

medingen, Ldkr. Uelzen (KatNr. 143; Taf. 23,4-6;
24; 25,1-3). Zwei der Gussformen gelangten 1861
beim Verkauf der Sammlung v. Estorff nach Han-
nover, eine dritte Gussform kam 1884 bei der Ver-
steigerung der zweiten Sammlung Wellenkamp, in
der seinerzeit beim Verkauf der ersten Sammlung
1860 eine Anzahl von vorgeschichtlichen Fundstü-
cken zurückgehalten wurden, in den Besitz des Lü-
neburger Sammlers Dr. Heintzel. Dieser vermachte
1913 seine Sammlung dem Museum für das Fürs-
tentum Lüneburg. Die drei Gussformen dürften ur-
sprünglich zum gleichen Fund gehört haben. Sie
sind verschiedenen älterbronzezeitlichen Beilfor-
men zuzuordnen, nämlich einem Absatzbeil vom
Osthannover-Typ, Variante C (Haassel I); (diese Be-
zeichnungen gehen auf Drescher 1957, 52-53, Taf.
1-2 zurück), einem Absatzbeil vom Typ Issendorf,
Variante Bardenhagen (Haaßel II), und einem
norddeutschen Absatzbeil ohne seitliche Schildbö-
gen, Variante Barnsen (Lüneburg I). Der kleine vor
1913 geborgene Hortfund von Groß Eilstorf, Stadt
Walsrode, Ldkr. Soltau-Fallingbostel (KatNr. 127;
Taf. 23,1-3), setzt sich ebenfalls aus drei Fund-
stücken zusammen, nämlich einem Absatzbeil vom
Typ Issendorf, Variante Groß Eilstorf, einem nord-
deutschen Absatzbeil, Variante Bleckmar, und ei-
nem Absatzmeißel, Variante Dankelsheim. Alle
drei Fundstücke datieren noch in die erste Hälfte
der älteren Bronzezeit. Es handelt sich hier um einen
Hortfund aus einem Moor, ebenso wie die nachfol-
gend vorgestellten Fundkomplexe. Im Langenmoor
bei Bramloge, Stadt Varel, Ldkr. Ammerland (Kat-
Nr. 1; Taf. 20,4-5), wurden 1909 in ca. 1,0 m Tiefe
zwei schlichte Absatzbeile mit seitlichen Schildbö-
gen geborgen, wovon eines zum Typ A, Variante
Bahnsen, das andere dagegen zum Typ B, Variante
Altenhagen, zählt. Ebenfalls zwei Absatzbeile wur-
den in einem Moor bei Rodewald, Ldkr. Nienburg/
Weser (KatNr. 101), beim Torfstechen geborgen. Bei
dem einen Absatzbeil handelt es sich um ein böh-
misches Absatzbeil, das Aussehen des zweiten ist
dagegen unbekannt. Aus der Gegend von Verden,
Ldkr. Verden (KatNr. 168; Taf. 20,3.6), stammen
zwei Absatzbeile mit Moor- bzw. Feuchtbodenpati-
na. Es handelt sich um ein norddeutsches Absatz-
beil, Variante Verden, und um ein norddeutsches
Absatzbeil, Variante Bergen. In einem Moor bei
Evensen, Stadt Neustadt a. R., Region Hannover
(KatNr. 30), wurden zwei „Celte“ (für gespaltenen
Schaft) geborgen. Eine genauere typologische An-
sprache ist nicht möglich, da der Verbleib der Fund-
stücke unbekannt ist. Bei den beiden bei Glinde,
Gern. Oerel, Ldkr. Rotenburg/Wümme (KatNr.
 
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