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Zur zeitlichen Abfolge der Hortfunde, ihrem Inhalt und Quellenkritik

einer Punkt-Punze die konzentrischen Linienbün-
del, zwischen denen fünfzehn Buckel angeordnet
sind. Bei einer weiteren Bronzescheibe mit Mittel-
dorn und unterseitiger Öse treten an die Stelle der
Punkt-Punzen nun Einschläge einer beschädigten
Sanduhr-Punze, hinzu kommen zwölf von der
Rückseite her getriebene, etwas größere Buckel, de-
ren Basis von einer umlaufenden Linien eingefasst
ist. Im Zentrum der Bronzescheibe findet sich ein
angedeutetes Sternmuster. Die bisher vorgestellten
Bronzescheiben aus Immensen sind wenig sorgfäl-
tig ausgeführt, anders dagegen die beiden übrigen.
Es handelt sich hierbei um eine Bronzescheibe, die
sieben miteinander verbundene doppelläufige Spira-
len aufweist. Auf den konzentrisch um den Mittel-
dorn verlaufenden Linienbündeln stehen Einschläge
einer Sanduhr-Punze. Das zweite Fundstück weist
drei konzentrische Linienbündel auf, die von Ein-
schlägen einer Punkt-Punze bzw. von kleinen Halb-
bögen eingefasst werden. Zwischen den Linienbün-
deln findet sich jeweils eine umlaufende Reihe von
dicht bei dicht angeordneten kleinen Buckelchen.
Die vorgestellten Fundkomplexe aus Wieger-
sen (KatNr. 134), Landesbergen (KatNr. 100) und
Immensen (KatNr. 33) gehören zu einer kleinen
Gruppe von Hortfunden, die von Schleswig-Hol-
stein über die Stader Geest bis hin ins mittlere We-
sergebiet verbreitet sind (Laux 1967, 16-18). Sie
setzen sich aus verzierten Bronzescheiben mit Mit-
teldorn und unterseitiger Öse, Absatzbeilen und Si-
cheln zusammen, hinzu treten können glatte Bron-
zescheiben mit unterseitiger Öse, Armschmuck und
Pfrieme. Die Zusammengehörigkeit dieser Hort-
funde aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen
wird auch noch dadurch untermauert, dass einzel-
ne dieser Bronzescheiben einander außerordentlich
ähneln. Die mit Buckeln und Spiralen verzierte
Bronzescheibe aus Landesbergen (KatNr. 100) ent-
spricht in der Verzierung jenen aus Schleswig, Kr.
Schleswig-Rendsburg (Kersten 1952, 10-11, Abb.l),
sowie Rickling (Kersten 1952, 12, Abb. 2) und Seth
(Kersten 1964, 289-290, Taf. 69-70), beide Kr. Se-
geberg. Eine andere Bronzescheibe aus Seth, die
mit zwei umlaufenden Reihen von dicht beieinan-
der stehenden Buckelchen verziert ist, findet ihre
Entsprechung in einer der Bronzescheiben des
Hortfundes von Immensen (KatNr. 33).
Zu diesen Hortfunden zählt vermutlich auch
der 1964 beim Pflügen entdeckte Fundkomplex aus
Großenheidorn, Stadt Wunstorf, Region Hannover
(KatNr. 32), zu dem ein Absatzbeil und „runde
Scheiben“ gehören.
Die genannten Hortfunde datieren in eine fort-

geschrittene Phase der älteren Bronzezeit, wofür
nicht nur die Absatzbeile sprechen, sondern auch
die Verzierung der Bronzescheiben mit Mitteldorn
und unterseitiger Öse.
An diese Fundgruppe der Horte mit Absatzbei-
len, Sicheln und verzierten Bronzescheiben mit
Mitteldorn und unterseitiger Öse kann eine weitere
mit einbegriffen werden, die sich ausschließlich aus
verzierten Bronzescheiben zusammensetzt. Diese
Gruppe schließt östlich an das Verbreitungsgebiet
der zuvor genannten Scheiben an.
Zu nennen wäre hier der um 1930 geborgene
Hortfund von Handorf, Stadt Peine, Ldkr. Peine
(KatNr. 121; Taf. 28,6-8), der in der Verzierung sei-
ner drei unterschiedlich großen Bronzescheiben
mit Mitteldorn und unterseitiger Öse zwischen den
vorgenannten und den noch vorzustellenden Bron-
zescheiben vermittelt. Die größte dieser Bronze-
scheiben schmückt ein Muster aus konzentrischen
Linienbündeln, die nach innen hin von den Ein-
schlägen einer Punkt-Punze begleitet werden. Zwi-
schen diesen Linienbündeln finden sich zwei um-
laufende Reihen von Buckeln, die von der Rückseite
her getrieben worden sind; die äußeren und größe-
ren sind jeweils an ihrer Basis von einer Linie ein-
gefasst. Bei einer weiteren Bronzescheibe mit Mit-
teldorn und unterseitiger Öse finden sich auf dem
inneren konzentrischen Linienbündel Bogengirlan-
den. Bei der dritten Bronzescheibe steht zwischen
den beiden Linienbündeln, die ihrerseits jeweils
eine Reihe von Einschlägen einer doppelpunktarti-
gen Sanduhr-Punze einschließen, eine Reihe von
nach außen gerichteten Wolfszähnen. Ein Motiv,
das auch bei anderen Bronzescheiben dieser Grup-
pe immer wieder vorkommt.
Aus dem aus der ehemaligen, 1860 verkauften
Sammlung Wellenkamp stammenden Hortfund von
Appel, Gern. Moisburg, Ldkr. Harburg (KatNr. 38;
Taf. 30,16-19), sind drei Bronzescheiben mit Mittel-
dorn und unterseitiger Öse erhalten, die mit einem
Stern-Muster verziert sind, das nach außen hin von
konzentrischen Linien eingeschlossen wird, zwi-
schen denen umlaufende Reihen von Einschlägen
einer Dreiecks-Punze geschoben sind. Hinzu kommt
eine weitere beschädigte Bronzescheibe, die mit
umlaufenden Reihen von Buckeln verziert ist, die
von konzentrischen Linien umgeben sind, die ihrer-
seits wieder von Sanduhr-Punzen begleitet werden
bzw. diese einschließen.
Der 1938 bei Ausschachtungsarbeiten geborge-
ne Hortfund von Karwitz, Ldkr. Lüchow-Dannen-
berg (KatNr. 73; Taf. 30,1-14), setzt sich aus vier-
zehn verzierten Bronzescheiben mit Mitteldorn
 
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