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Harck, Ole
Nordostniedersachsen vom Beginn der jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter ([Hauptbd.]) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1972

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II. Chronologische Gliederung des Fundstoffes
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https://doi.org/10.11588/diglit.65520#0067
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Diese Zusammenstellung verdeutlicht, daß eine Trennung zwischen den Kümpfen des
2.-3. Jahrhunderts und des 4.-5. Jahrhunderts auf Siedlungsplätzen und Gräberfeldern
möglich ist, vorausgesetzt, daß eine größere Scherbenauswahl zur Verfügung steht.
Beigaben:
Auf die Beigabenarmut der völkerwanderungszeitlichen Fundstellen ist anfangs schon
hingewiesen worden. Eine Anzahl von Einzelfunden kann die schon durch Keramik gege-
bene Funddichte erweitern. Münzen des späten 4. und 5. Jahrhunderts sind aus Adendorf,
Kr. Lüneburg, bekannt. Hier fand man eine Prägung des Valens (364-378) sowie eine
byzantinische Münze aus der Zeit um 400287. Die Brakteaten aus Nebenstedt, Kr. Lüchow-
Dannenberg, gehören nach K. H. Jacob-Friesen in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts.
M. Mackeprang datiert sie teils in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts, teils in die erste
Hälfte des 7. Jahrhunderts 288. Außerdem ist eine Anzahl einzeln gefundener dunkler Glas-
perlen mit hellen, oft fadenförmigen Einlagen zu erwähnen (Taf. 38, 14-16) 289. Als einzige
Fibelform ist die Bügelknopffibel des 4. Jahrhunderts vertreten (Taf. 38, 13) 290.
Nach dieser Besprechung von Funden aus Gräbern und nicht näher bestimmbaren
Fundverhältnissen kann eine kontinuierliche Besiedlung bis gegen Ende des 5. Jahrhun-
derts angenommen werden. Später fehlt es an gut datierbaren Funden. Die Belegung der
in der Kaiserzeit beginnenden Gräberfelder, wie zum Beispiel Rebenstorf, Billerbeck,
Thurau und Türschau (Saggrian), Kr. Lüchow-Dannenberg, hört hiernach auf. Außerhalb
des Arbeitsgebietes kann am Ende des 5. Jahrhunderts ein Wechsel im Grabritus beob-
achtet werden291. Es ist anzunehmen, daß das Ende der völkerwanderungszeitlichen Urnen-
friedhöfe im Wendland und in der Altmark in diese Zeit gehört.

Spätsächsische Zeit
Der Übergang von der Brand- zur Skelettbestattung um 500 n. Chr. bringt einen ein-
schneidenden Wechsel in der Überlieferung des archäologischen Fundmaterials mit sich292.
Funde aus der Zeit von 500-700 fehlen fast ganz. Auch eine gründliche Materialdurchsicht
hat ihre Anzahl nicht wesentlich erweitern können.
Dank der Aufmerksamkeit R. Mangers in Altenmedingen, Kr. Uelzen, wurde 1954 ein
Skelettgräberfriedhof entdeckt, der zur Frage der frühgeschichtlichen Besiedlung Wesent-
liches beitragen kann. Eine Ausgrabung 1959/60 durch F. C. Bath brachte außer den bis
dahin durch R. Manger geborgenen Fibelresten weitere Funde zutage, die das Gräberfeld
in die spätsächsische Zeit datieren293. Seit einigen Jahren hat der Entdecker eine größere
Anzahl von Skelettgräbern selbst freigelegt und dabei weitere Fibeln, Messer und
Schnallen gefunden294, wodurch die Belegung vom späten 7. bis ins 9. Jahrhundert hinein

287 Nach freundlicher Mitteilung von Dr. G. Körner, Lüneburg.
288 K. H. Jacob-Friesen, 1939, S. 263, Abb. 340-347; M. Mackeprang, 1952, S. 87 ff. und S. 179 ff.
289 z. B. aus Oedeme, Horndorf, Amelinghausen, Kr. Lüneburg, sowie aus Oldendorf und Niendorf, Kr.
Uelzen.
290 Küsten, Kr. Lüchow-Dannenberg (F. Kuchenbuch, 1938, Taf. 29, 14; Taf. 32, 13); vgl. hierzu E. Schuldt, 1953,
S. 70 ff.
291 B. Schmidt, 1964 (a), S. 249.
292 In Mecklenburg wird der Wechsel um 480 angenommen (B. Schmidt, 1964 (a), S. 249). In Niedersachsen,
so z. B. in Dörverden, Kr. Verden/Aller, ist das älteste Körpergrab auf einem gemischtbelegten Friedhof
in das 6. Jahrhundert datiert (A. Genrich, 1963, S. 21).
293 Die Funde der Grabungen F. C. Baths sind erwähnt in: F. C. Bath, 1958, S. 218 ff. und etwas ausführlicher
behandelt in: F. C. Bath, 1963 (a), S. 69 ff.
294 Die Funde befinden sich in der Sammlung R. Mangers, Uelzen. Ein Grab und einige Fundstücke, dar-
unter ein Messer, sind abgebildet in: R. Manger, 1966, S. 18 ff.
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