in der Kaiserzeit. Mit dem Ende der Völkerwanderungszeit beginnt eine Fundlücke, die
um 900 n. Chr. durch eine zunächst spärliche Kolonisation beendet wird. Die Erschließung
des nördlichen Teiles von Angeln durch die Landesaufnahme im Kreise Flensburg
brachte keine wesentliche Vermehrung der Anzahl der Friedhöfe und Siedlungen aus der
älteren und mittleren vorrömischen Eisenzeit, so daß diese Perioden in Übereinstimmung
mit Jankuhn als fundarm zu bezeichnen sind490. Zwischen dem Material der jüngeren
Bronze- und der älteren oder mittleren vorrömischen Eisenzeit aber besteht weder quan-
titativ noch qualitativ ein Unterschied. Die Meinung Jankuhns491, die ältere vorrömische
Eisenzeit sei geringer vertreten als die Jungbronzezeit, kann nicht zugestimmt werden:
Nach J. Röschmann492 gibt es im nördlichen Angeln 11 Friedhöfe der jüngeren Bronze-
zeit, während die ältere vorrömische Eisenzeit mit 10 Fundstellen belegt ist. Kaum ein
Gräberfeld hat mehr als 10 Urnen ergeben. Röschmanns Karten verdeutlichen darüber hin-
aus, daß die Siedlungsgebiete der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit dieselben
blieben.
H. Jankuhn vertritt die Ansicht, daß der Siedlungsausbau in Angeln während der spä-
ten vorrömischen Eisenzeit, der dann in der Kaiserzeit zur Inbesitznahme schwerer
Lehmböden geführt haben soll, von einzelnen Siedlungskernen ausging493. Diese „Binnen-
kolonisation" hätte teilweise jene Böden in Besitz genommen, die schon bis zum Ende
der Bronzezeit bevorzugtes Siedlungsland waren. Die These bedarf einer Revision, vor
allem für den nördlichen Teil Angelns, denn die Fundkarten der Landesaufnahme be-
legen zwar einen Anstieg kaiserzeitlicher Fundstellen in den Gebieten mit schweren
Lehmböden, bezeugen aber genauso, daß auch Friedhöfe und Siedlungen der jüngeren
Bronze- und älteren vorrömischen Eisenzeit dort gefunden worden sind494.
Weder der von Jankuhn vermutete Fundrückgang am Beginn der älteren vorrömischen
Eisenzeit, den er auf eine Vernässung im Gebiet der Lehmböden zurückführt, noch der
Hypothese der kaiserzeitlichen „Binnenkolonisation" kann gegenwärtig zugestimmt
werden495.
Die Küstenzone zwischen Weser und Elbe war in den letzten Jahren Gegenstand
besiedlungsgeschichtlicher Untersuchungen. Die Landesaufnahme am Geestrand der
Wesermarsch ergab eine dichte, von der Steinzeit bis zum Beginn der älteren vorrö-
mischen Eisenzeit kontinuierliche Besiedlung496. Nur wenige Funde vertreten die folgen-
den Stufen bis zur späten vorrömischen Eisenzeit, während der die Geest offensichtlich
von neuem besiedelt wurde. Eine Stetigkeit am Standort der heutigen Siedlungen ist
erst seit der Völkerwanderungszeit anzunehmen.
Der Siedlungsausbau in der vorgelagerten Marsch begann nach W. Haarnagel während
der späten vorrömischen Eisenzeit. Möglicherweise gab es aber bereits in der jüngeren
Bronzezeit eine kurze Besiedlung der heute unter Marsch gelegenen Gebiete. Die ältere
vorrömische Eisenzeit überlebte sie wegen der einsetzenden Meerestransgression nicht 497.
Mit dem Ende der Völkerwanderungszeit setzte eine Fundleere in der Marsch ein. Sie
dauerte bis ins 8. Jahrhundert498.
490 J. Röschmann, 1963, S. 114-115, Abb. 29—30, Tabelle S. 113.
494 Vgl. Anm. 489.
492 J. Röschmann, 1963, S. 62; 21 Urnenfriedhöfe der jüngeren Bronzezeit, vgl. Karte S. 114, Abb. 29: 11 davon
in Angeln; S. 70: 27 Urnenfriedhöfe der älteren vorrömischen Eisenzeit, vgl. S. 114, Abb. 29: davon 10 in
Angeln.
499 H. Jankuhn, 1955, S. 74.
494 J. Röschmann, 1963, S. 114-115, Abb. 29-30.
495 H. Jankuhn, 1952, S. 28.
499 W. Haarnagel, 1964, S. 115.
497 W. Haarnagel, 1957, S. 2 ff.
498 W. Haarnagel, 1964, S. 111-112.
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um 900 n. Chr. durch eine zunächst spärliche Kolonisation beendet wird. Die Erschließung
des nördlichen Teiles von Angeln durch die Landesaufnahme im Kreise Flensburg
brachte keine wesentliche Vermehrung der Anzahl der Friedhöfe und Siedlungen aus der
älteren und mittleren vorrömischen Eisenzeit, so daß diese Perioden in Übereinstimmung
mit Jankuhn als fundarm zu bezeichnen sind490. Zwischen dem Material der jüngeren
Bronze- und der älteren oder mittleren vorrömischen Eisenzeit aber besteht weder quan-
titativ noch qualitativ ein Unterschied. Die Meinung Jankuhns491, die ältere vorrömische
Eisenzeit sei geringer vertreten als die Jungbronzezeit, kann nicht zugestimmt werden:
Nach J. Röschmann492 gibt es im nördlichen Angeln 11 Friedhöfe der jüngeren Bronze-
zeit, während die ältere vorrömische Eisenzeit mit 10 Fundstellen belegt ist. Kaum ein
Gräberfeld hat mehr als 10 Urnen ergeben. Röschmanns Karten verdeutlichen darüber hin-
aus, daß die Siedlungsgebiete der jüngeren Bronzezeit und älteren Eisenzeit dieselben
blieben.
H. Jankuhn vertritt die Ansicht, daß der Siedlungsausbau in Angeln während der spä-
ten vorrömischen Eisenzeit, der dann in der Kaiserzeit zur Inbesitznahme schwerer
Lehmböden geführt haben soll, von einzelnen Siedlungskernen ausging493. Diese „Binnen-
kolonisation" hätte teilweise jene Böden in Besitz genommen, die schon bis zum Ende
der Bronzezeit bevorzugtes Siedlungsland waren. Die These bedarf einer Revision, vor
allem für den nördlichen Teil Angelns, denn die Fundkarten der Landesaufnahme be-
legen zwar einen Anstieg kaiserzeitlicher Fundstellen in den Gebieten mit schweren
Lehmböden, bezeugen aber genauso, daß auch Friedhöfe und Siedlungen der jüngeren
Bronze- und älteren vorrömischen Eisenzeit dort gefunden worden sind494.
Weder der von Jankuhn vermutete Fundrückgang am Beginn der älteren vorrömischen
Eisenzeit, den er auf eine Vernässung im Gebiet der Lehmböden zurückführt, noch der
Hypothese der kaiserzeitlichen „Binnenkolonisation" kann gegenwärtig zugestimmt
werden495.
Die Küstenzone zwischen Weser und Elbe war in den letzten Jahren Gegenstand
besiedlungsgeschichtlicher Untersuchungen. Die Landesaufnahme am Geestrand der
Wesermarsch ergab eine dichte, von der Steinzeit bis zum Beginn der älteren vorrö-
mischen Eisenzeit kontinuierliche Besiedlung496. Nur wenige Funde vertreten die folgen-
den Stufen bis zur späten vorrömischen Eisenzeit, während der die Geest offensichtlich
von neuem besiedelt wurde. Eine Stetigkeit am Standort der heutigen Siedlungen ist
erst seit der Völkerwanderungszeit anzunehmen.
Der Siedlungsausbau in der vorgelagerten Marsch begann nach W. Haarnagel während
der späten vorrömischen Eisenzeit. Möglicherweise gab es aber bereits in der jüngeren
Bronzezeit eine kurze Besiedlung der heute unter Marsch gelegenen Gebiete. Die ältere
vorrömische Eisenzeit überlebte sie wegen der einsetzenden Meerestransgression nicht 497.
Mit dem Ende der Völkerwanderungszeit setzte eine Fundleere in der Marsch ein. Sie
dauerte bis ins 8. Jahrhundert498.
490 J. Röschmann, 1963, S. 114-115, Abb. 29—30, Tabelle S. 113.
494 Vgl. Anm. 489.
492 J. Röschmann, 1963, S. 62; 21 Urnenfriedhöfe der jüngeren Bronzezeit, vgl. Karte S. 114, Abb. 29: 11 davon
in Angeln; S. 70: 27 Urnenfriedhöfe der älteren vorrömischen Eisenzeit, vgl. S. 114, Abb. 29: davon 10 in
Angeln.
499 H. Jankuhn, 1955, S. 74.
494 J. Röschmann, 1963, S. 114-115, Abb. 29-30.
495 H. Jankuhn, 1952, S. 28.
499 W. Haarnagel, 1964, S. 115.
497 W. Haarnagel, 1957, S. 2 ff.
498 W. Haarnagel, 1964, S. 111-112.
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