Das Leben des hervorragenden Malers Bartholomäus Sprangers 131
er ihm bei seinem Bruder Frans Mostart unter, der jedoch
vierzehn Tage darauf ebenfalls, und zwar am Schweissfieber
starb,127 so dass Sprangers abermals ohne Meister war.
Darauf kam er auf Verwendung des genannten Gillis auf
zwei Jahre zu einem Edelmann namens Cornelis van
Dalem,264 den seine Eltern das Malen zum Vergnügen und
Zeitvertreib hatten lernen lassen, und der Freude an den
paar Sachen fand, die der Knabe innerhalb der 14 Tage, die
er bei Frans Mostart zugebracht, gemacht hatte. Als die
zwei Jahre zu Ende waren, nahm ihn derselbe Edelmann für
zwei weitere Jahre an. Er hatte dort nur allzugute Tage;
denn da der Meister selten oder wenig malte, brachte
Sprangers einen grossen Teil seiner Zeit mit dem Lesen
verschiedener Bücher geschichtlichen und poetischen Inhalts
hin, die sich dort in grosser Anzahl befanden. Denn es war
Van Dalem ziemlich gleichgültig, ob Sprangers arbeitete
oder nicht, wenn er nur Farben und Malgerät in Ordnung
fand, wenn ihn die Lust zum Malen anwandelte. Er malte
Felspartieen und Landschaften, in welche andere, nämlich
Gillis Mostart oder Joachim Bueckeleer205 die
Figürchen hineinmalten. Als die letzten beiden Jahre auch
zu Ende waren, fasste Sprangers, der erkannte, dass er
wenig Fortschritte in der Kunst gemacht habe und einen
Widerwillen gegen den Ausweg hatte, sich die Figuren stets
von einem anderen malen lassen zu müssen und kein Werk
auf eigene Hand zu Ende bringen zu können, ernstlich den
Entschluss Reissig zu lernen, damit er mindestens soviel vom
Figurenmalen begriffe, dass er in seinen Landschaften ohne
fremde Hilfe zurecht zu kommen vermöge. Der Zufall wollte,
dass sich zu Antwerpen ein Deutscher aus Speyer
namens Jakob Wickram,20,1 aufhielt, ein Schüler des
kunstreichen Bocksperger,2 0 7 und dass Sprangers mit
ihm Freundschaft schloss. Sie berieten gemeinsam und
Wickram gab ihm den Rat, sofort nach Beendigung seiner
Lehrzeit zu seinem Vater zurückzukehren und die wenigen
Monate von November 1564 bis zum 1. März 1565 — an
welchem Tage sie sich auf Reisen zu begeben beabsichtigten —
9*
er ihm bei seinem Bruder Frans Mostart unter, der jedoch
vierzehn Tage darauf ebenfalls, und zwar am Schweissfieber
starb,127 so dass Sprangers abermals ohne Meister war.
Darauf kam er auf Verwendung des genannten Gillis auf
zwei Jahre zu einem Edelmann namens Cornelis van
Dalem,264 den seine Eltern das Malen zum Vergnügen und
Zeitvertreib hatten lernen lassen, und der Freude an den
paar Sachen fand, die der Knabe innerhalb der 14 Tage, die
er bei Frans Mostart zugebracht, gemacht hatte. Als die
zwei Jahre zu Ende waren, nahm ihn derselbe Edelmann für
zwei weitere Jahre an. Er hatte dort nur allzugute Tage;
denn da der Meister selten oder wenig malte, brachte
Sprangers einen grossen Teil seiner Zeit mit dem Lesen
verschiedener Bücher geschichtlichen und poetischen Inhalts
hin, die sich dort in grosser Anzahl befanden. Denn es war
Van Dalem ziemlich gleichgültig, ob Sprangers arbeitete
oder nicht, wenn er nur Farben und Malgerät in Ordnung
fand, wenn ihn die Lust zum Malen anwandelte. Er malte
Felspartieen und Landschaften, in welche andere, nämlich
Gillis Mostart oder Joachim Bueckeleer205 die
Figürchen hineinmalten. Als die letzten beiden Jahre auch
zu Ende waren, fasste Sprangers, der erkannte, dass er
wenig Fortschritte in der Kunst gemacht habe und einen
Widerwillen gegen den Ausweg hatte, sich die Figuren stets
von einem anderen malen lassen zu müssen und kein Werk
auf eigene Hand zu Ende bringen zu können, ernstlich den
Entschluss Reissig zu lernen, damit er mindestens soviel vom
Figurenmalen begriffe, dass er in seinen Landschaften ohne
fremde Hilfe zurecht zu kommen vermöge. Der Zufall wollte,
dass sich zu Antwerpen ein Deutscher aus Speyer
namens Jakob Wickram,20,1 aufhielt, ein Schüler des
kunstreichen Bocksperger,2 0 7 und dass Sprangers mit
ihm Freundschaft schloss. Sie berieten gemeinsam und
Wickram gab ihm den Rat, sofort nach Beendigung seiner
Lehrzeit zu seinem Vater zurückzukehren und die wenigen
Monate von November 1564 bis zum 1. März 1565 — an
welchem Tage sie sich auf Reisen zu begeben beabsichtigten —
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