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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 262
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1067
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Samstag den 5. November

1842.

No. 262.


Tagsberickt.
Karlsruhe. Durch das am 12. Oktober d. 3. erfolgte Ableben
des Hauptlebrers Peter Nostad ist der kath. Schill-, Meßner und
Organistendienst zu Ziegelbausen, Oberamts Heidelberg, mit dem ge-
setzlich regulirten Diensteinkommen von 173 fl. jährlich nebst freier
Wohnung und Antheil am Schulgeld, welches bei einer Zahl von et-
wa 30 Sulkindern auf 1 fl. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist, er-
ledigt worden. Die Competenten um diesen Schuldienst haben sich
durch ihre Bezirksschulvisitaturen bei der katb. Bezirksschulvisitatur Heidel«
borg, zu Handschuchsheim innerhalb 6 Wochen zu melden.
Die neu errichtete zweite Hauptlehrerstelle an der katholischen Volks-
schule zu Oopenau, Amts Oberkirch, ist dem Haupilehrer Math. Suhm
zu Dangstekten, Amts Walrshut, übertragen, und dadurch ist der er-
ledigte kath. Schul- und Orgamstendienst zu Dangst.t!en, Amts Walds-
hut, mit dem gesetzlich rcgulüten Dienstcinkommen von 175 fl. jähr-
lich, n-bst treier Wohnung und Antheil am Schulgeld, welches bei
einer Zahl von etwa 128 Schulkindern auf 30 kr. jährlich für jedes
Kind festgesetzt ist erledigt worden. Die Competenten um diesen Schul-
dienst haben sich durch ihre Bczieksschulvisitaturen bei der Bezirksschul-
vifltatur Waldsbut innerhalb 6 Wochen zu melden.
Durch vie Beförderung des Schullehres Karl Friedrich Maurer
auf den Schuldienst zu Seefelden ist die cvang. Schulftelle zu Botiin-
gen, Schuldest-ks Emmendingen, mit dem Normalgehalt von 140 fl.
nebst freier Wohnung und dem Schulgeld ä 40 kr. von jedem Schul-
kind in Erledigung gekommen; die Bewerber um dieselbe haben sich
binnen 0 Wochen, bei ihren Bezirksichulvisttaturen zu melden.
Stuttgart, 2. Nov. Was von Seiten WürtembergS für das
öffentliche und mündliche Gerichtsverfahren zu erwarten steht, mag man
daraus entnehmen, daß der geh. Rath, unter Vorsitz des Hrn. v. Mauc-
ler, früher» Justizministers beschlossen bat, nicht nur überhaupt keine
Konzessionen dem allgemeinen Verlangen zu gewähren, sond-rn auch
die geringen im Entwurf bewilligten, noch mehr zu beschränken, d. h.
aus nichts zu reducircn. Unter solchen Aussichten ist nicht unwahrschein-
lich, daß der ganze Entwurf znrückgcnvmmen, und die Verabschiedung
desselben aufgeschoben wird. Was ist auch daran verloren?
Besser, wir behalten unser« alten, doch konsequent mangelhaften
Prozeßgang, als daß wir den projektirten bekommen, voll von Prin-
ziplosigkeit und unsäglicher Inkonsequenz. -
Ans Baiern, 29. Oct. Uebcr unsere Censur wird, obgleich sie
in der neuern Zeit elwaö milder geworden, noch immer sehr geklagt..
Namentlich ist die Ncccnsur der auswärtige» Blätter sehr lästig. Diese
Maßregel hat bis jetzt ganz ihren Zweck verfehlt. Wenn, was häufig
geschieht, Blätter mit mißliebigen Artikeln zurückbchalten werden, so
verliert sich entwkdcr das Publikum in die ungemessenften Kombinatio-
nen und abenteuerlichsten Gerüchte über den Inhalt der confiscirten
Journale, oder es werden auf besonder« Wege Exemplare davon ein-
gebracht und begierig gelesen. Dadurch erlangen Dinge in den Augen
des Publikums eine Wichtigkeit, die es ohne jene Vorsicht ganz unbe-
achtet gelassen hätte.
Paris, 1. Nov. Es heißt, die Herzogin von Orleans und ihre
briden Söhne würden nicht zugleich mit dem Hofe nach Paris zurück-
kommen, sondern noch bis Ende November auf dem Schlosse von St.
Eloud verweilen.
— Wegen des Feiertags blieb heute die Börse geschloffen. An po-
litischen Neuigkeiten ist großer Mangel. Man unterhält sich fast nur
von dem Proj c-litrn Handelsvertrag und Mauss-Verein mit Belgien.
A ich wird gefragt, was wohl Thiers von der Sache halte. Personen,
due ihn zu ?lle sondirt haben, versichern, er halte hinterm Berge; in-
dessen glaubt man doch, er sei günstig gestimmt für einen Handclstrac-
tat mit Belgien und dem deutschen Zoliverband.
— Man vernimmt, daß die Vcrhälmsse mit Spanien fast zum

Bruch gekommen sind; es war schon die Rede davon, auch den Her.
zog von Glücksburg der als Geschäftsträger zu Madrid fungirt, ab.
zurufen. Espartcro zeigt sich im hohen Grade ungefällig gegen den
Tuckerienhof; statt Zurbano abzurufen, hat er ihn neuerdings zum
Generalinspector der Militair. Douanen in den vier katatonischen Pro-
vinzen ernannt.
Wien, 28. Octbr. Die Spenden von 40,000 fl. von Seite Sr.
Maj. des Kaiseis und 20,000 fl. von Seite der hiesigen Kavflcute nicht
gerechnet, sind für Han barg bis jetzt 29,009 fl. K. M. von der Stadt
Wien gegeben worden. Das Resultat der in der ganzen Monarchie
angestellten Sammlungen kann wohl noch lange nicht angegeben werden.
Madrid, 25. Oct. Die Gerüchte von Verschwörungen, die eine
Hinausschiebung der Volljährigkeit der Königin Jsabella zum Gegen-
stände hätten, sind nunmehr wieder fast ganz verstummt. — Von ei-
ner ministeriellen Modificativn ist keine Rede mehr. Die verschiedenen
Fraktionen der Cortes halten zwar fortwährend Zusammenkünfte. Es
scheint aber bis jetzt keine besondere Eintracht unter Lensctbcn zud.stehen.
Haag, 26. Oct. Eine Deputation der ?ur>mdurger Ständever-
sammtung, welche hier eingetreffen, hat keine Audienz bei d-.ni Könige er-
halten können. Ihr Auftrag war die Ueberreichung einer Adresse, in
welcher der König gebeten werd.n sollte, Veiöffeiultchung der ständischen
Verhandlungen, Zulassung des Publikums aus die Gallonen und gehcjme
Abstimmung bei her Fassung von Beschlüssen zu gestatten.
Neu-Strclitz, 29. Oct Vorgestern ist aus England hier die
höchst erfreulich.' Nachricht von der Verlobung unseres Exdgroßherzogs
mit her Prinzessin Auguste von England, ältesten Tochter des Herzogs
von Cambridge, eingegangen. Diese frohe Kund? ist selbigen Tages
noch von dem zu diesem Zwecke versammelten Hofe geleiert, und sind
die Glückwünsche desselben von dem Großhcrzogeenigegenge rommen worden.
St. Petersburg, 23. Oct. Vor längerer Zeit sprach man die
Behauvtung aus, daß die Niederlage einer russischen Armee erst dana
als unzweifelhaft anzusehen sei, wenn der Oberbefchlsha!. r derselben
von seinem Posten abtrcte. Diese Wahrheit hat sich aufsMue bewährt:
General Grabbe hat das Oberkommando im Kaukasus oecloren, d. h.
der diesjährige Frlvzug ist gänzlich mißlungen. Der verdiente General
hat zwar, wie gemeldet wird, selbst um seine Entlassung gebeten, doch
das ist ksxon cko psrter, nächstens wird er gewiß au d-e Erlaubniß
erhalten, zur Wiederherstellung seiner Gesundhckt eine Reise ins Aus-
land zu machen; wäre es Sommer, so würden wir ihm bald in einem
deutschen Bade begegnen. An Grabb-s Stelle ist der G.nerallieutenant
Hurko, getreten, ein erfahrner Soldat, der besonders mit diw. Gueril-
laskampfe vertraut sein soll.
Von Ser polnischen Gränze, 27. Oct. Pckvaibriefe aus War-
schau melden, daß der Kaiser während seines Arssnthalts i» Warschau in
sehr gereizter Stimmung gewesen. Es ist nämlich kürzlich b i der polni-
schen Bank ein Betrug entd-ckl worden, ind»m man bereits eingelvste Cou-
pons abermals in Cours setzte. Der Kaiser verfügt.' die strengste Unter-
suchung. Es zeigte sich, daß der Betrug in sebr ausgedehnter Art schon
seit langer Zeit getrieben worden und daß der Theilnchmer nicht wenige
waren. Mehrere derselben sollen sich jetzt bereits auf dem Wege nach Si-
birien befinden. Eine Folge davon ist der Rücktritt der bisherigen Vorste-
her der Bank und die Ernennung eines neuen Bankbirectors. Auch soll
drr Kaiser dmch die Entdeckung dieses Betrugs von seiner Reise nach Ber-
lin zurückgehalten worden sein.
Alexandrien, 6. Oct. Vor einigen Monaten entwickelte sich un-
ter dem Rindvieh in Aegypten eine Seuche. Im Anfänge beschränkt«
sie sich aui das Delta, bald aber v.rbreitlte sie sich auch auf die um-
liegenden Provinzen und jetzt zeigt sie sich selbst in einigen Orten Ober-
ägyptens. Wie groß der Schaden ist, den die Seuche angerichtct hat,
läßt sich nicht genau angeben; Personen, die meist gut unterrichtet sind,
schlagen den Verlust auf 100,000 Stück an.,
 
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