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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 293
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1191
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TagSbericht.
Frankfurt, 9. Dez. Bei der heute beendigten Ziehuna erster
Classe der 103ten hiesigen Stadtlottcri'e ist auf nachstehende Nummer
folgender Preis gefallen: Nr. 2L568 3000 fl. —
Leipzig, 6. De;. Der Carricaturengcist erwacht auch in Leipzig.
Die erste uns zu Gesicht gekommene verhöhnt die Idee von der deut-
schen Flotte. Die Pointe der Zeichnung liegt in der Unterschrift: „Gott-
lob, daß wir wieder auf dem trocknen sind!" Man denke sich dar.
nach das Bild. Die Schiffe werden zu Lande auf Nädern befördert,
der Admiral dankt Gott, daß dies geht, — der an den Mast gelehnte,
ans Tauwerk sich haltende lange deut'chburschenhaarige Flotten-Jvealist
scheint der Länge lang zu erstaunen — daß die deutsche Flotte nicht
für's Wasser geschaffen sei.
Zürich, 5. Dez. Beinahe sämmtli'che Gemeinden des Bezirkes
Zürich waren gestern in der bei der Blume in Außerfibl abgehaltenen
Versammlung repiäsentirt und einstimmig wurde beschlossen, an den
hohen großen Rath für Unterstützung des Baues der Basel-Zürchcr
Eisenbahn zu petitioniren. Einer Kommission von fünf Mitgliedern
wurde in Auftrag gegeben, aus geeignet findende Weise das Interesse
für Unterstützung des schönen und unfern Wohlstand hebenden Unter.
nehmenS im ganzen Kanton zu wecken und zu fördern.
Güttingen, 3. Dez. Nach dem eben ausgegebenen Verzeichnisse
der Studierenden beträgt die Gesammtzahl derselben 691 «nd hat sich
gegen das vorige Semester um 37 vermindert, welche Verminderung
indeß nur auf Rechnung der theologischen, vorzüglich aber der surrst«,
stsschen Facultät kommt.
Paris, 6. Dez. Noch immer hat man keine bestimmte Nachricht
von der Unterwerfung Barcelona's; der Nebel hinderte auch heute wie-
der die Ucbermittelung telegraphischer Depeschen. Nach Briefen aus
Barcelona vom 1. Dez. sollte der Regent am folgenden Tage ein.
ziehen; die Junta hatte sich ohne Bedingung unterworfen; man
war gefaßt auf strenge Maßregeln; die Auswanderung war im Zu-
nehmen. Die consulative Junta war nicht vollzählig geworden, wcß-
halb die Alcaden der Distrikte summt der Nationalgarde eine interi-
mistische Commission niedcrsetzte, um die öffentlichen Angelegen-
heilen provisorisch zu leiten. Nach einem Postskript des Sema-
phore von Marseille vom 3. Dez. wäre zu Barcelona alles been-
digt gewesen. Die Junta hatte die vom Regenten erforderte Ent-
waffnung des größten Thesis der Nationalgarde angeordnet.
— 7. Dez. Die Regierung hat auch heute noch keine telegraphische
Depesche publiciren lassen. Man weiß daher noch nicht officiell, ob
Barcelo a am 1. Dezember unter die Herrschaft der constrtuirten Ge-
walten zurückgckchrt war. Die Debats geben Berichte aus Barcelona
vom 1. Dez. Morgens. Bis dahin waren die Truppen des Regenten
noch nicht eingerückt; man hatte am 30. Nov. unterhandelt; es kam
aber zu keinem Ergebniß, indem Espanero die verlangten Zugeständ-
nisse weigerte. In der Nacht auf den 1. Dezember und an diesem Tag
selbst ging es sehr stürmisch zu in Barcelona. Die neue Junta war
beschäftigt, den Einmarsch der Truppen vorzubereiten. Sie hat in die-
fein Sinne eine Proclamation und mehrere Verordnungen erlassen. —
Espanero hat sich am 1. Dez. Mittags in das Fort Montjouy begeben.
— Morgen wird die königliche Familie die Tuilerien wieder bestehen.
Strasburg, L. Dez. Das Chor in unserm weltberühmten Mün-
ster wird nun noch dem ursprünglichen Plane im nächsten Jahre her-
gestellt und dalür eine Summe von etwa 800.000 Fr. verwendet werden.
Marseille, 3. Dez. Gestern früh Nos Vas Paketboot „Mercu-
rio" hier ein; es hotte zu Barcelona angelegt, von wo es am 1. d.
5 Uhr Morgens abgegangen. Der Tag des 30. Nov. war in Unter-
handlungen zwischen der neuen Junta und Esparkero, der sich zu Sar-
ria befand, hingegangen; die Junta hatte für die Capitulation der
Stadt folgende Bedingt! gen ausgestellt: Entfernung Zurbano's, Van

Halen'». des politischen Chefs, Wechsel der Garnison, Beibehaltung
der gegenwärtigen Organisation der Nationalgarde, keine Quintas
(Militäraushebung.) Wir glauben nicht, daß eine dieser Bedingungen
von dem Regenten angenommen wird; er wird wahrscheinlich eine un-
bedingte Unterwerfung verlangen. Nach der „Gazette du Midi" be-
stand Espartcro wirklich auf einer solchen Unterwerfung; die Junta
habe zwar davon gesprochen, Widerstand zu leisten, allein man sei in
Barcelona selbst der Meinung gewesen, daß bei den ersten Bomben,
die in die Stadt fallen würden, die Unterwerfung derselben nicht würde
auf sich warten lassen. Noch immer finden zahlreiche Auswanderun-
gen aus Spanien statt. In den letzten Tagen haben sich wieder meh-
rere Oberoffiziere und Magistrate nach Perpignan geflüchtet. Der „Se-
maphore" meldet in einem Postscripte, alles sei in Barcelona vorüber,
die Junta habe die Bedingungen des Regenten angenommen.
Der „Amsterdam," der am 1. d. in unserem Hafen anlangte, war
in kurzer Enlsernung von Barcelona dem französischen Linienschiffe
„Jemmaprs" begegnet, dem es mittheilte, daß seine Gegenwart zu
Barcelona sehr bringend nothwendig sei (ohne Zweifel nur, um Flücht-
linge an Bord zu nehmen). — Mit dem „Charlcmagne" sind gestern
Nachrichten aus Algier vom 30. Novbr. hergelangt. Die von dem Ge-
»eralgouverncur Bugeaud befehligte Erpeditionscolonne war am 26.
auf dem Marsche nach dem Qued-Rouina. Noch hatte kein wichtiges
Begcgniß seine Operationen bezeichnet, welche ein herrliches Wetter be-
günstigte.
Lon-on, S. Dez. Gestern hat hier wieder eine Versammlung
für Abschaffung der Korngesetze stattgefunden. Es wurde dabei die
Erklärung angenommen, daß die jetzigen Gesetze an der allgemeinen
Noch schuld seien und daß sie in Widerspruch mit der Theorie ständen,
wonach jeder das Recht haben soll, seine Bedürfnisse da zu kaufen,
wo er sie am wohlfeilsten haben kann. Ein Anwesender, welcher vvr-
schlug, man solle erklären, daß das einzige Mittel, Abhülfe zu erhal-
len, darin bestehe, daß man die Volkscharte annehme, wurde durch
allgemeines Zischen zu schweigen gebracht.
Luzern. Ein gewisser Daniel Motter von Zofingen wurde zur
Gefängnlßstrafe verurcheilt, weil er sich selbst fälschlich zweier Entwendun-
gen angeklagt hatte, in der Absicht, den Winter über in's Zuchthaus zu kom-
men ; als Grund dieses sonderbaren Schrittes schützte er Arbeitemangel vor.
Madrid, 29. Nov. Alle heute kingetroffenen Berichte der politi-
schen Chefs lauten günstig. Der beste Geist herrscht in den Provinzen.
— Hr. Arguelles, der Volinund der Königin, soll von den Einkünften
der Civilliste zwei Millionen für die Kosten des Feldzugs hergegcben
haben.
Portugal. In dem zu Brest erscheinenden „Armon'cam" liest man
aus Lissabon: „Wir stehen auf dem Punkte, eine.neue Revolution ausbre-
chen zu sehen; die gebeimen Gesellschaften arbeiten stark darauf hin. Es
gilt nichts weniger, als Donna Moria zur Abdankung zu zwingen und
zwar zu Gunsten ihres Sohnes, damit während dessen Minderjährigkeit
eine Regentschaft ernannt und die demokratische Verfassung wieder hcrge-
stellt w -rden könne."
Beyrut, 7. Nov. Drusen und Christen sind gegen die Regierung
anfgcstanden und haben in verschiedenen Treffen die osmanischen Trup-
pen mit großem Verlust aufs Haupt geschlagen. Es handelt sich jetzt
von einer völligen Einigung zwischen Drusen und Maroniten; die ohne
Zweifel binnen kurzem statthabcn wird; sobald dies geschehen, wird die
Empörung sich ausbreiien und das ganze Gebirgsland ergreifen. Alle
fordern einstimmig einen Fürsten aus der Familie Schachet». Emin
steht an der Spitze des Aufstandes; er befindet sich in Hudi el T,n
mit ungefähr 2000 Mann Drusen und Christen. Zw'schcn ihm und
den Paschas von Beprut und Damaskus sind vcrschieoine Briefe ge-
wechselt worden. Omer Pascha steht in Beteddin und erwartet mit jedem
Augenblick, von den Insurgenten angegriffen zu werden.
 
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