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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0929
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1843.



— 8





Tagsbericht. 7
Mannheim, 2. Octbr. Die Wahl der Wahlmaͤnner im 4. Di-
ſtrikt gab heute folgendes Reſultat!

1) Haas, Conrad, Handeismann;

2) Giulint, Paul, Handelsmann;

3) Gerbel, Wilhelm, Hofrath; ;

4) Baffermann, F. D. Handelsmann;

d) v. Soiron Alexander, Obergerichts-Advocat;

6) Soͤnker, Wilhelm, Schloſſermeiſter;

7) Hoff ſt aͤtter, Friedrich, Buchbindermeiſter;

- 8) Güpner, Friedrich, Schuhmachermeiſter. e ;

| »8 Carlornhe, 2. October. Geſtern iſt Moritz v. Haber unter
‘ fiherer Escorte von 4 Gendarmen von hier abgereift. Wie man ver-
— nimmt, wird ſich derſelbe uͤber den Rhein nach Frankreich begeben.
a* Schweßingen, 2. October. Seit einigen Tagen nahm mehr
als alles Andre die Wabl der Wahlmaͤnner das Intereſſe der hie-
ſigen Einwohnerſchaft in Anſpruch, und mit geſpannter Erwartung ſaͤh
man dem Reſultate der Abſtimmung entgegen. Geſtern wurde dann
daeſelbe bekannt, und die Gewaͤhlten find: Blais, Gemeinderath,
Verpante, Hofapotheker, Seitz, Bierbrauer, Traumann, ebenfalls
Bierbrauer, Vetter, Gemeinderath und Welde, Buͤrgermeiſter.
Dieſe Wahl unterſcheidet ſich von der vorigen weſentlich daduͤrch, daß
ſich unter den Gewaͤhlten auch nicht ein einziger Beamter findet —


tutionswidrigen Bemuͤhungen mußten indeſſen an dem ſeit dem Vere


kunde garantirten Volksrechte ſaͤmmtlich ſcheitern.


folgendes Publikandum:
—— Fuünfhundert Gulden Belohnung
neben Verſchweigung des Namens
wird hiermit demjenigen zugeſichert, welcher von heute an binnen


und ütrheber des am 20. September auf das Pfarrbaus in der


Leiter des Aufſtandes an dieſen beiden Abenden uͤberwieſen
werden koͤnnen.
Heidelberg den 1. Oetbr. 1843.
Großherz. Oberamt.
Deurer.
— Bom 28. Sept. In Folge der dahier wiederholt ſtattgehabten
Beſprechungen haben ſich die dabei betheiligten Techniker dahin entſchie-


von ihnen angenommene Plan unveraͤndert beizubehalten ſei. Somit


aus eine Zweigbahn nach Mannheim fuͤhren wird, unmittelbar nach
Heidelberg geleitet werden und ſich hier an die Carlsruher Bahn an-
ſchließen.
Verlin, 29. Sept.
Tage hintereinander bemerkbar hervortrat, iſt in den letzten Tagen ſehr


ſeren diplomatiſchen Salons gemachte Angabe von einer durch das oͤſter-
reichiſche Cabinet oder deffen Vermittlung herbeigefuͤhrten vollſtaͤndigen
Verſtaͤndigung der großen Maͤchte in den Angelegenheiten Spaniens ſich
beſtaͤtigt. Wahrlich ein nicht geringes Verdienſt, daß ſich von Neuem


die Umſicht und Erfahrung des hochberuͤhmten Staatsmannes, der an
der Spitze der inneren und auswaͤrtigen Angelegenheiten des Kaiſerſtaa-
tes ſteht, um die Erhaltung des tiefen Friedens In Europa erworben hat.

Weimar, 27. Sept. Das Regierungsblatt vublizirt eine Ver-
ſchaͤrfung der Jagdgeſetze, beſonders fuͤr den Bezirk des Juſtizamtes
Kaltennordheim, wo die bisherigen geſetzlichen Maßregeln nicht mebr
ausreichten, dem verbrecheriſchen Treiben des Wilddiebſtahles, welcher
hauptſaͤchlich von Auslaͤndern betrieben wurde, Einhalt zu thun. Das
Jagdperſonal iſt deßhalb angewieſen worden, auf Jeden, welcher in
einem jener Reviere mit Schießgewehr getroffen wird und auf das An-
rufen, ſtill zu ſtehen und ſein Gewehr abzulegen, ſich weigert, ſchart
zu ſchießen. 4

Lüneburg, 27. Sept. Morgen beginnen die Mannoͤvers des zehn-
ten Bundescontignents; ſie ſind heute ſchon vereinigt. Man erwartet
noch preußiſche Prinzen; der Koͤnig von Preußen wird am 5. Oktober
kommen. Erzherzog Albrecht von Oeſterreich iſt ſchon ſeit einigen Ta-
gen hier; den Herzog von Braunſchweig, den Erbgroßherzog von Meck-
lenburg⸗Strelitz, den Prinzen Friedrich von Heſſen und den Prinzen
Bernhard zu Solms-Braunfels erblickt man in ihren verſchiedenen Uni-
formen. Von ruſſiſchen Offizieren iſt bis jetzt nır der Obrift v. Oſten-
Sacken hier; uͤbrigens gibt es aber Offiziere von faſt allen Nationen,
nur keine Franzoſen. Der Koͤnig von Hannover macht auf eine groß-
artige Weiſe die Honneurs. Die fremden Offiziere ſind nicht nur in
die Stadt einquartiert und hat jeder ein Reitvferd mit Bedienung zu
ſeiner Dispoſition, ſondern, wenn ſie nicht an der koͤnigl. Tafel fpei-
ſen, haben ſie eine Mittagstafel, das Couvert zu 5 Reichsthaler. Man
bemerkt, daß der Koͤnig außerordentlich heiter und wohl iſt. Er faͤhrt
jeden Mittag gegen 12 Uhr mit wenig Begleitung durch die Straßen.

Paris, 28. Sept. An den Forts von Paris arbeiten in diefem
Augenblicke täglich 15,442 Menſchen, an der fortlaufenden Verſchan-
zung 6995. - —

— Nach Breſt ſind Befehle ergangen, mehrere Kriegsſchiffe ſchleu-
nigſt ſegelfertig zu machen, die Floͤtte des Mittelmeeres ſoll bedeutend
verſtaͤrkt werden, man glaubt, daß Frankreich eine ſtarke Escadre nach
dem Piraͤus ſenden werde, etwaigen Machinationen Rußlands in Grie-
chenland vorzubeugen. Das Dampfſchiff Mentor erhielt ſogleich wieder
Depeſchen von Paris und ging ohne Aufenthalt nach Athen zuruͤck Wenn
man uͤbrigens bemerkt, welche großen Seeruͤſtungen England maͤcht und
wie es nach und nach in der Bai von Cove eine furchtbare Flotte ver-
ſammelt, wie Frankreich neuerdings auf ſeine Marine einen außerortz
dentlichen Credit von ſechs Millionen verwendet, wie die Beſuͤche der
Koͤnigin Vietoria in Eu und Bruͤſſel, des Kaiſers von Rußland in Ber-
Iin gerade in eine Zeit fallen, wo eine Revolution in Spanien, eine
Bewegung in Griechenland ausgebrochen ſind, und eine dritte in Ir-
land auf dem Punkte ſteht auszubrechen, wo bewaffnete Aufſtaͤnde in
Ober⸗Italien, eine ungeheure Gaͤhrung in Neapel und Sicilien ſich zei-
gen, eine weit verzweigte Verſchwoͤrung in Polen entdeckt, waͤhrend in
Paris ein weitreichendes Complott entdeckt wird, der Praͤtendent aus
Goͤrz in Deutſchland reißt, die Legitimiſten hier conſpiriren und einen
Baſtillen⸗Sturm von 1789 gegen die Fort und die Regierung organi-
ſiren wollen, ſo muß man zugeſtehen, daß ein unheimliches, ſchweres
Gewitter in der politiſchen Luft zu ſchweben ſcheint, und daß man fuͤr
den Schluß des Jahres 1843, wie fuͤr das naͤchſie Jahr 1844 nicht
ganz ohne Beſorgniſſe ſein darf.

Aus Holland, vom Ende Sept. Zu unſerer Finanznoth (im vo-
rigen Jahre ergab ſich ein Ausfall von 10 Millionen Gulden, den dies-
jaͤhrigen will man auf 15 Millionen berechnen) kommt noch eine Haͤ—
ringsnoth, die nicht blos fuͤr die Fiſcher, fondern auch fuͤr manche
andere Gewerbe, z. B. die Voͤtticher, von empfindlichem Nachtheil iſt.
Ein Handelsſchreiben vom 23. Sept. ſagt: „Seit dem 12. Auguſt ſind


 
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