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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0930

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gar keine Haͤringsſchiffe mehr angekommen, was ohne Beiſviel iſt. Der
Vorrath war daher bald geraͤumt, und wir ſind in Hoͤlland ſchon feit
5 Wochen ganz ohne Haͤringe Der Fang ſcheint dießmal unerhoͤrt
ſchlecht auszufallen. Da die Schiffe ſo lange als moͤglich ausbleiben,
ſo fehlen uns genauere Lachrichten ganz. Anfangs naͤchſten Monats
muͤſſen ſie jedenfalls zuruͤckkehren, man fuͤrchtet aber daß der Ertrag
vielieicht nur ein Sechstheil des gewoͤhnlichen Fangs erreichen werde.?



Vollſtaͤndige

Darſtellun der Streitſache

zwiſchen Frhr. Julius Goͤler von. Ravensburg und Herrn Moriz von
Haber, ſowie des daraus entſtandenen Duelis des erftern mit Herrn
von Werefkin, wie ſie vor Gericht niedergelegt wurde

von
Georg von Sarachaga
(Fortſetzung)

Bis hieher mußte dieſe Sache, als in Baden vorgegangen, ʒunaͤchſt
vor den Herren der Badener Gefellſchaft verhandelt werden und von
dieſen ein Ausſpruch ausgehen; jetzt aber woͤllte Herr v. Goͤler als
Offtzier noch die Beſtimmuͤng ſeiner Kameraden erlaugen, weshalb auͤch
von dieſen Unterſchriften gefucht wurden. Einige untetſchrieben alsbald,
doch gaͤb ſich als allgemeine Stimmung kund, daß die Sache als Corps:
ſache behandelt und dor ein Plenum von Offizieren gebracht werden
ſolle, was aber nicht geſchehen konnte, ſo lange Herr v. Goͤler noch
immer nicht gefordert worden war.

Am 18. Auguſt endlich erhielt Herr Julius v. Goͤler zum erſten
Male eine Ausforderung mittelſt folgenden, au ihn gerichteten Schrei-
bens des Herrn v. Haber:

Euex Hochwohlgeboren
find durch mein geſtriges Schreiben an Herrn Baron von Malßahn bereits unter-
richtet, daß ich Ihnen meine Abfichten in Betreff meiner Ehrenfache durch Jemand
kund thun werde; — da ich nun Diejenigen, welche ich dazu befiimmi hatte, ihrer
Stellung halber, aus Gründen, die Zhuͤen bekannt ſind, nicht mehr beauftragen
fann, Shnen meine Herausforderung zu Üüberbringen, fo thue ich es hierinit
ſelb ten, um jeden Verzug zu vermeiden,

Ich erwarte ieden Auzenblick Denienigen,
thige zu beſorgen haben wird.
Baden, den 18. Auguſt 1843.

welcher in meinem Namen das Nö-

Noriz v. Haber.

In dem Schreiben, das Herr v. Haber in ſeiner Broſchuͤre dem
obigen voranſchickt und das an Herrn Baron v. Maltzahn gerichtet iſt,
ſpricht er deutlich aus, daß die Ausforderung am 17. noch nicht gege-
ben war, durch die Worte ſeiner, ſonſt uͤbrigens nicht richtigen Dar-
ſtellung: „Sie (nämlich Herr Major v. Klock und der Prinz zu Salm)
konnten keine wirkliche Ausforderung anbringen, da Herr v. Goͤler ſie
ſogleich unterbrach ꝛc.“; wie auch Herr v. Haber ſelbſt die Meinung
des Herrn v. Klock, am 10., dem Tage des Balls, Genugthuung ver-
langt zu haben, bei Herru v. Zedtwitz und mir, am MAbend des 16.
Vodruͤckich widerſprochen hat; ja, er ſagt ſogar, er habe erſt von uns
Kenntniß erhalten, daß ſich Herr v. Goͤler ehrenrühriger Ausdrüce uͤber
ihn bedient habe. Haͤtte Herr v. Klock ſomit am 10. Herrn v. Goͤler
ım Namen des Herrn v. Baber gefordert gehabt, ſo haͤtte dieſer es
doch am 16, ſicherlich wiſſen muͤſſen, was er aber, wie geſagt, ſchon
dadurch widerſprochen hatte, daß er erſt durch uns am 16. alſo 6 Tage
haͤter; erfahren haben wollte, Herr v. Goͤler haͤtte ſich ehrenruͤhriger
Ausdruͤcke über ihn bedient. Leßterer auf Chrenwort gegebenen Behanp-
ting Widerfpricht die Herrn v. Goͤler gegebene Erklaͤrung des Herrn v.
Maltzahn, die auch voͤn Heren Alfred v. Lohßbeck beſtaͤligt und unter-
zeichnet wurde; ſte folgt weiter unten. Die beiden Erklaͤrungen zuſam-
mengehalten, naͤmlich die von Herrn v. Zedtwitz und mir unkerzeichnete,
19 wie die des Herrn v. Malgahn und Herrn Alfred v. Lotzbeck, nebſt
den fonſtigen Ausſagen des Herrn v. Haber und der Erklaͤrung des
Herrn v. Klod, befunden das Dafein eines von Herrn Moriz
0, Haber UNrIHtig gegebenen Ehren wortes! felbfi wenn au
der fpätere Zuſatz zu der erſten Erklaͤrung des Prinzen zu Salm als
4 Gunſten des Herrn v. Haber ſprechend angenommen wer-

en wollte.

Es iſt daher, nach den eben von mir ange uͤhrten Beweiſen, fla
daß Herrn v. Goͤler vom 10. bis zum 18. 4* — *
ſhickt wurde, und darum glaubte derſelbe jedenfalls ſelbſt wenn er die
Hawkins ſche Sache nicht mit in Betracht z0g, daß er Herrn v. Ha-

ber bei reiflicher Erwaͤgung der Dinge
Genugthuung mehr zu geben brauche,
ſo große geweſen.

Dies die Anſicht des Herrn v. Goͤler uͤber dieſe Angelegenheit, wie
er ſie zu wiederholten Malen gegen mich ausſprach — „Denn,“ ſagte
„er oͤfters zu mir, „ich habe Herrn v. Haber für un ehrenhaft er-
„klaͤrt, und ich glaube, daß ich auf diefes hin ſogleich am 10. noch
„eine Ausforderung haͤtte erhaiten muͤſſen, und nicht, daß man acht
„Tage daruͤber hingehen ließ, mit der Entſchuldigung, man erwarte
„Beweiſe.“ — Zudem erfolgte, wie mir mein Freund weiter bemerkte,
dieſe Ausforderung von Seiten des Heira v. Haber erſt, als derſelbe

und mit gutem Gewiſſen keine
beſonders da die Beleidigung eine


Herr v. Goͤler ſie nicht mehr annehmen koͤnne: ein Mandver, das er

ſchon früher in der Hawkins ſchen Sache in Anwendung brachte, indem

er (man ſehe vorſtehende Briefe) erſt darauf drang, ſich mit ihm zu

ſchlagen, als er, Herr v. Habet, die Ueberzeugung hatte, daß Haw-

kins, in England kvielleicht wohi durch Herrn v. Haber) zurüdgehalten,

* mit ihm ſchlagen koͤnne. — Am 20. erft ſchrieb Herr Dr.
iehne:

(Aus der franzöſiſchen Broſchüre des Herzn v. Haber, S, 23.)
An Herrn Baron Julius v. Goͤler.
Baden, 20. Auguſt 1843, 8 Uhr.
Mein Herr!

»Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß Herr v. Haber mich beauf-
fragt bat, Ihnen die Ausforderuug zu erneuern, die er Shnen bereits ſchriftlich zu-
ſandte, und mich mit Ibnen uͤber Reguliruug dieſer Angelegenheit zu verfiaͤndigen

„Geſtexn Abend erſt fevr ſpät bier angefommen, begab ich mich dieſen Mor-
gen um 8 Uhr in Ihre Wohnung, wo man mir f agie, Sie feien bereits ausgegan-
gen. Ich bitte Sie daher, mir gütigſt eine Stunde beſtimmen zu wollen, zů wel-
cer ich meinen Beſuch erneuern, oder mir einen Ihrer Freunde zu nennen, mit wel-
chem ich das Nöthige verabreden kaun.

„Ich babe die Ehre re.

(gez.) Dr. Giehne.“

Ich wurde daher beauftragt, mit dieſem Herrn zu ſprechen.

Auf dem Wege zu Herrn v. Zedtwitz, den ich um feine Begleitung
zu Herrn Dr. Giehne bitten wollte, fand ich Herrn Thouret auf dem
Graben; ich erſuchte ihn, bei unſerer Unterredung zugegen zu ſein. Herr
Thouret begleitete mich zu Herrn v. Zetdwig, und wir verabredeten
alle vier eine Zuſammenkunft auf dem Grabeu um 1 Uhr. Bei mei-


IO mein Svaͤterkommen entſchuldigte; wir begaben uns fofort in die
Wohnung des Herrn v. Zedtwig. *
Herr Giehne brachte die Ausforderung von Seiten des Herrn v..

Haber, und ſetzte die Bedingungen feſt. Berr v. Zedtwiß und ich antz
worteten, daß Herr v. Eoͤler ſich nicht mehr mit Herrn Moriz v. Ha-
her ſchlagen koͤnne in Folge der Seite 29—31 gegebenen fchriftlichen
Erklaͤrungen. Dabei zeigien wir die drei Erklaͤrungen des Prinzen zu
Salm vom 16., des Herrn v. Zedtwitz und mir vom 17. und die der
dreizehn Herren von demſelben Tage. Ich druͤckte Herrn Giehue meine
Verwunderung daruͤber aus, daß man aͤcht Tage mit Abſendung einer
Ausforderung gewartet habe, die ſogleich haͤtte geſchehen ſollen. Nach-
dem nun noch eine Abſchrift der drei Erklaͤrungen gefertigt und Herin
Dr. Giebne uͤbergeben worden war, — treunten wir uns.

Bemerken muß ich noch, daß Herr Thouret bei Durchleſung der
Erflärung von Herrn v. Zetztwitz und mir ſagte: „Ihre Erklaͤtung
iſt ganz richtig.“ Herr Thouret war naͤmlich bei unſerer damali-
gen Unterredang mit Herrn v. Haber gegenwaͤrtig.

Am 23. bat mich der Herr Baron v. Maltzahn bei Tiſche im eng-
liſchen Hof, um 7 Uhr zu dem Herrn Grafen v. Schoͤnborn und
dem Herrn Grafen v. Bathhany zu kommen, wo eine Verſammlung
Wehrerer von den Herren ſtattfinden ſollte, welche die Erkaͤrung vom
17. Auguſt unterzeichnet hatten. Herr Thouret haͤtte ſehr wichtige Mit-
theilungen in Betreff der Sache des Herrn Moriz von Haber zu ma—⸗
chen.

Zu der beſtimmten Stunde ſetzte uns Herr Thouret die fruͤheren Vor-
gaͤnge auseinander, und ich muß bekennen, daß er ſich der Sache des
Herrn Moriz v. Haber mit allen Kraͤften annahm, ſo daß dieſer kei-
nen beſſern Advokaten haͤtte finden koͤnnen; dieſe Gerechtigkeit muß ich
Herrn Thouret fuͤr ſeine Handlungsweiſe widerfahren laͤffeu. —
Vie groß aber war nicht mein Erſtaunen bei Vorlegung des „Com-: .


S. 20 ſeiner Broſchuͤre betitelt! Ich habe das in Deutfcher Sprache: -
 
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