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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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No. 2i.












Tagsbericht.

Mannheim, 11. Oet. Vor einigen Tagen wurde zwiſchen hier
und Sandhofen in der Naͤhe des ſogenannten Waldhofs der hieſige
Bürger und Korbmacher Abraham Krob ermordet gefunden. Der Kopf
dieſes ſchon bejahrten Mannes war zerſchlagen. Ueber das Naͤhere die-
ſer ſchauderhaften That, ſo wie uͤber den oͤder die Thaͤter verlautet bis
ſetzt nichts; indeſſen ſollen bereits zwei Perſonen gefaͤnglich eingezogen
ſein. Daß das Verbrechen an der Stelle begangen woͤrden, wo man
die Leiche fand, wird bezweifelt, indem daſelbſt keine weiteren Spuren
zu erkennen waren. —*2—


euthaͤlt Folgendes: „Aus dem Mitteltheinkreiſe. (Eingeſ) Einige Schul-
„Ehrer des Amtsbezirks Sinsheim und der Umgegend geben ſich das
„Anfehen, als bildeten ſiſe den Volksſchullehrerverkin für ganz Baden,
„waͤhrend doch die Schullehrer ſelbſt nahe gelegener Staͤdte und Doͤr⸗
„fer an ihrem anmaßenden Thun nicht den geringſten Antheil nehmen.
„Die Regierung, ſo wie die Staͤnde werden nicht annehmen koͤnnen,
aß ſolches Treiben im Sinne des groͤßern Thels der Volksſchullehrer
„Badens ſei, da es von dieſen ſchon laͤugſt, als der Sache der Voͤlts-
„ſchullehrer verderblich, bedauert wurde.“
. a* Schwegingen, 12 Oktbr. Das hieſige neue evangeliſche
Schulhaus, zugieich als Lehrlokal fuͤr die in Ausficht ſtehende höhere
Buͤrgerſchule beſtimmt, iſt nunmehr auch mit einer Glocke verfehen‘,
welche taͤglich die Schuͤler einer jeden Ciaſſe zum Unterricht ruft. Diefe
Stocke iſt eine Stiftung einer groͤßern Anzahi hieſiger Schulfreuͤnde, die
durch zum Theil ſehr anſehnliche Geldbeitraͤge die Anſchaffung moͤglich
gemacht haben Gegoſſen wurde ſie in der Kunſt⸗ und Glockengießerei
der Gebruͤder Barthels und Mappes in Frankfurt a. M(Gra-
ben Lit. H No. 14), welche dieſelbe zu 48kr. per Pfd. (Silbergewicht)
lieferten. Gedachte Glockengießer haͤtten ſich anheiſchig gemacht, der
zu beſtellenden Glocke jede beliebige Tonhoͤhe zu geben, und weil man
beabſichtigt, ſte kuͤnftighin zugleich mit den beiden in Fis und A ſte-
henden Kirchenglocken laͤuten zu laſfen, ſo verlangte man bet der Be-
ſtellung den, den harmoniſchen Molldreiklang vervollſtaͤndigenden, Ton
Cis, und beſtimmte dieſen Ton, unter Mitwirkung unſeres muſikver-
ſlaͤndigen Pfarrers Herrn Dr. Roͤt her, mittelſt einer Stimmgabel und
Angabe des Maßes der untern Peripherie der vorhandenen Glocken.
Und wirklich haben die Kuͤnſtler ihr Verſprechen aufgeloͤſt, iudem ſie
der zu fertigenden neuen Glocke ganz genau den verlangten Ton gaben.
Dieſer Ton zeichnet ſich uͤberdies aͤuch durch Reinheit und Wohlklang
ſehr vortheilhaft aus, wie denn auch die Nettigkeit der eingegoͤſſenen
Ornamente und Inſchriften Nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt. Hiernach
koͤnnen wir die namhaft gemachte O fficin allen Gemeinden, die im
Fall ſind, neue Glocken gießen zu laſſen, beſtens empfehlen, und ihnen
die Verſtcherung geben, daß ſie bei etwaigen Beſtelluͤngen vonſeiten der
Herren Gebruͤder Barthels und Mappẽs ſich gewiß der reelſten Be-
dienung zu erfreuen haben werden.
Wertheim, 9. Oct. Geſtern war unſere Stadt der Schauplatz
eines ſchrecklichen Verbrechens: die ledige, 55 Jahre alte Johanna Kies
fer, die allein in ihrem Hauſe wohnte iſt erwuͤrgt in ihrem Bette ge-
funden worden, mit ſichtbaren Spuren freventlicher Gewalt. Ein die-
ſes Mordes Verdaͤchtiger iſt heute feſtgenommen uͤnd den Gerichten uͤber-
liefert worden. Weitere Vachrichten werden folgen.
Gieſten, 8. Oct. Der Revierfoͤrſter Brumhard zu Schotten hat
‚von der großh. badiſchen Regierung einen Ruf als Profefſor der
Forſtwilſenſchaft an die polytechniſche Schule in Kaͤrloͤruhe erhal-
ten, indeſſen ſoll es noch nicht gewiß fein, ob er demſelben folgen wird.
Aus Franken, 7. Oci. Durch eine im Laufe diefes Zaͤhres er-
laſſene Regierungsverfuͤgung iſt den Juden der Handel mit Hopfen an-
geblich wenen Faͤlſchungen von nun an unterfagt. Die Regierung
ſcheint dabei von dem Grundfatze ausgegangen zu fein, daß der woht-



verdiente Ruf, welchen dieſer wichtige Artikel der landwirthſchaftlichen
Production nach außen genießt, um jeden Preis uͤngeſchmaͤlelt erhalten
werden muͤſſe. Die Vorſtellungen, welche die Betheiligten, denen ſich
auch eine Anzahl Producenten anſchloſſen um Aufhebung des Verbots
an die hoͤchſte Stelle gerichtet, ſind bis jetzt ohne Erfolg geblieben
Dresden, 8S. Oft. Von den Toͤchtern des Kurfürften von Heſſen
aus der erſten Ehe mit der Graͤftn Reichenbach, iſt feit einigen Jahren
ſchon eine derſelben mit einem hier lebenden v. Watzdorf verheirathet.
Jetzt iſt eine zweite mit dem Lieutenant von Fabrici verlobt. Ein fehr
bedeutendes Einkommen genießen dieſe kurfuͤrſti. Toͤchter; man fagt, jede


Lüneburg, 9. Oct. Geſtern am Mittag wurde vor den hohen
und hoͤchſten Herrſchaften auf der Ebene hinter Kaltenmoor, 1, Stunde
von Luͤneburg, die große Schlußparade der dießjaͤhrigen Herbſtmanoͤver
des 1G, deutſchen Bundesheeres gehalten. Ein heftiger Wind und
ſtarke Regenſchauer beſchleunigten die mit größter Ordnung ausgefuͤht-
ten militaͤriſchen Evolutionen! welche eine Menge Menſchen aus der
Stadt und den Nachbarſtaͤdten herbeigezogen hatten, *

Paris, 10. Oct. Die Regierung hat Feine telegraphiſche Depe-
ſchen wit Nachrichten aus Spanien bekannt machen laſſen. Die auf
Madrid vom 3. Oet.
Es verbreitet ſich das Geruͤcht,

quieres can der franzoͤſiſchen Grenze) zurüdgezogen. Die zwei Haupt-


— Die griechiſche Frage floͤßt hier jetzt einige Beſorgniſſe ein. Man
unterſtellt, das ruſſiſche Cabinet werde die Revolution vom 15. Sept.
nicht auerkennen und gegen die Ertheilung einer Conſtitutidn für Griez
chenland proteſtiren. — Es heißt, in diefen letzten Tagen fei dem Miz
niſterium der auswaͤrtigen Angelegenheiten eine Note zugefommen , wos


zu den Berathungen der drei Schußmächte in Betreff dek griechifchen
Angelegenheiten zugezogen werde. 2 22
Griechenland. Einem Privatſchreiben aus Athen vom 22 Sept.
welches die dortigen Ereigniſſe am 14. und 15. erzaͤhlt, entnehmen wir
noch Jolgendes uͤber die Schlußſcenen der Bewegung: Am 16, erfchien
ein Regierungsblatt, worin die Artikel, die dem Staatoͤrathe Ddiktirt
waren, von dem Koͤnig unterzeichnet, enthalten waren. Die Bureaux
bei den neuen

Paragraphen noch verfaßt ſind. Uebrigens iſt Alles in Stockung, die


leute ihre Soldaten in Ordnung halten. Als der Tumult vorbei war,
ſprach der Koͤnig die Geſandten beilaͤufig, wie folgtan: „Meine Her-


Ziele gelangen konnte, wurde mein Werk durch fremden Einfluß zer-


gung kommt, behalte mir aber dieſes vor Ich kann unter diefen Um-
ſtaͤnden nicht mehr regieren. Ich lege deßhalb Scepter und Krone in


Landes zu ſorgen.“ Darauf bat und beſchwor der ruſfiſche Geſandte,
Geheimerath Katakazi, den König, doch zu bleiben. Der Koͤnig er-
klaͤrte endlich, er wolle ſo lange bleiben, bis weltere Maßregeln von


zuruͤck, um ſich gemeinſchaftlich zu berathen. Das Ergebniß dieſer Bes
rathung wurde dem Koͤnig noch am Abend des 15. vorgelegt. Niemand
kennt aber daſſelbe bis jetzt.


 
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