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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1093

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‚No. 273






1843.

2 — — — — —⏑







Tagsbericht.

Mannheim, 20, Nov,. Geſiern fruͤh gegen 5 Ubr Morgens
brach in der Naͤhe der Zweibruͤcker Hofes hier in einem Hintergebaͤude
Feuer aus, das, wie das Geruͤcht anzibt, in der Feier eines Namess
tages ſeine Entſtehung haben ſoli. Zuͤm Gluͤck traf baldige Huͤlfe ein,
ſo daß der Brand keine großen Verheerungen anrichtete. —. 8 wird
verſichert, daß, als Leute die Spritze welche im ſogenannten Baufhofe
aufbewahrt iſt, zur Brandſtaͤtte bringen wollten, die Herausgabe der-
ſelben von dem Schluͤſſelbewa hrer Herrn Kieferte im erften Augenblick
mit der Bemerkung verweigert wurde, daß erſt dann, wenn Stürm ge-
Lutet werde, die Spritze derabfoigt werden Fönne: Der Grund diefer
Anordnung ſoll dern Vernehimen nach Ddarin liegen, daß in neueſter
Zeit oͤfters durch „blinden Laͤrnut“ die Spritze vergeblich verlangt wurde.
Auein wir fragen, ob es nicht beſſer iſt 20: Mal eine Spritze vergeblich
in Bereitſchaft zu ſetzen als ein einziges Mal in Noth, in wirklicher
Gefahr, von der Zufaͤlligkeit desjenizen abzuhaͤngen, der Sturm zu laͤu⸗
ten hat. Es iſt zu hoffen, daß eine Wenderung dieſer Anordnung allſo-
bald getroffen werde — Bei diefer Gelegenheit glauben wir auf den ſeit
einiger Zeit hier beſtehenden „Verein der Freiwilligen zur Huͤlfe in
Feuersgefahr? aufmerkſam maͤchen zu muͤſſen, welcher auch geftern wie-
‚der, wie noch jedes Mal, die groͤßte Thaͤtigkeit zur Abwendung der
Gefahr an den Tag legte. Moͤchten doch namentlich alle juͤngern Buͤr⸗
ger dieſem Vexein beitreten, deſſen Zweck ſo edel, fo human iſt!

— Nachmittags 1 Uhr. Dem Bernehmen traf ſo eben eine Sta-
fette von Weinheim hier ein mit der Nachricht, daß bei der dieſen Mor-
„gen dort ſtattgefundenen Wahl Hr. Dr. Heder wieder erwaͤhlt wurde.
Morgen das Naͤhere.


hat auch in dieſem Semeſter zugenommen! die Zahl der Studenten- be:
traͤgt gegen 750. Von den Juͤriſten ſind die Vorlefungen des Hofraths
don Bangerow, und pon den Medieinern die des Geheimen Rathes
Chelius außerordentlich zahlreich befucht. Das Gerücht, daß der bes
ruͤhmte practiſche Arzt und Profeſſor Pfeifer aus Zuͤlich als Bathaz
log an unfere Univerſttaͤt berufen werde, gewinnt immer mehr anı Si:
cherheit. Heidelberg würde dadurch eine neue Zierde erhalten. ‘
Ueber den ſchoͤnen Sieg, welcher der fortwaͤhrend jugendlich ruͤſtige
Geheime Kirchenrath Paulus uͤber den Geheimen Rath Schelling
in Berlin in jedweder Weiſe davon getragen, aͤußert fich hier allgemein
freudige Theilnahme. Der haͤmiſchẽ Angriff W. Menzels im Litra-
tur-Blatte , CAnhang zum Stuttgarter Morgenblatte) auf den ehrwuͤrdigen
Paulus erfaͤhrt hier, wie woͤhl auch anderwaͤrts, die verdiente Ver-
‚achtung. Man erinnert ſich hier dabei der unwuͤrdigen Waͤffen, deren
ſich eben dieſer W. Menzel ſeiner Zeit für die „Symbolif“ gegen
den edlen Johaun Heinrich Boß bedient, und an das faͤtale Ende,
welchen dieſer Streit fuͤr Menzeln und feine Sache hier genoms
men hat.
Die Schauſpieler⸗ Geſellſchaft, welche auf dieſen Winter fuͤr
unſere Stadt gewonnen worden iſt, berechtigt durch fruͤhere Leiſtungen
zu ſchoͤnen Hoffuungen. Die erſte Vorſtellung ſoll den naͤchſten 3.
Dezbr. Statt finden. ; / ) _
_ Die Brochure, welche Buchhaͤndler Frankh. in Stuttgart „gegen
Geheimen Rath Schloffer dahier geſchrieben, wurde von den ſaͤmmt-
lichen hieſigen Buchhaͤndler, welchen ſie zum Debit zugefendet worden,
wieder remittirt. Die ganze Sache wird hier gar nicht beachtet, und
Schloffer baͤlt es mit Recht ünter feiner Wuͤrde, auf ein ſolches
Machwerk auch nur eine Sylbe zu antwoͤrten. — —
+ SGeidelberg, 19. Nob. Schoͤn oft und viel war in dieſen Blaͤt⸗
tern die Rede von den frechen Diebſtaͤhlen, welche hier veruͤbt worden,
und wie, wenigſtens ſoweit man im Publikum davon Kunde hat, noch
nie die Thäter. entdeckt worden; -— aber der auffallendſte Diebſtahl
wurde in der derfloſſenen Nacht veruͤbt! Es wurde naͤmlich die




Sportel⸗Kaſſe in dem Gebaͤude des Großherz. Oberamtes
beſtohlen. Die entwendete Summe ſoll gegen 700 fl. betragen. Kann
die Frechheit ſo weit gehen?? *
Carlsruhe, 18. Nov. Eine neue Schrift des Hrn. v. Haber
über ſeine Streitſache und die Exceſſe am 5. Sept. iſt bereits bier einz
getroffen, jedoch vorerſt nur in einigen in Privathaufern befindlichen
Exemplaren; im Buchhandel iſt ſie noch nicht. Trotz der vielen darin


Behoͤrden und einzelne, ſelbſt hochgeſtellte Perſonen foll der Verkauf
dieſer Schrift doch nicht gehemmt werden. Die Herausgabe einer neuen


zoͤgert worden ſein. Heute hat die Zarlsruher Zeitung die erſte Num:
mer der amtlichen Darſtellung der Sache ausgegeben, die, wie wir
hoͤren, gleichfalls als beſondere Brochuͤre erſcheiuen ſoll!
Darinſtadt, 15. Nov. Die bis jetzt guͤnſtig geweſene Witterung
erlaubte Erdarbeiten zu der Main-Neckar?Eiſenbahn, welche, zuz
mal vor unſerer Stadt am Centralbahnhofe, mit großem Eifer durch
mehrere hundext Menſchen betrieben werden. Zugleich ſchreitet die Aug
grabung des Fundaments des Gebaͤudes ſelbft tuͤchtig vorwaͤrts. Yıtz
ßerdem ſoll, laut buͤrgermeiſterlicher Bekanntmachung, dasjenige Ge-
laͤnde, welches zum Bahnzug nach Frankfuͤrt a. M. hin in hieſiger Mar-
kung nothwendig iſt, im Falle ſolches nicht auf dem Wege guͤtlicher
Uebexeinkunft erworben werden kann, nach dem Geſetze Iber Abtretung
von Vrivateigenthum zu oͤffentlichen Zwecken erworben werden.
‚, Verlin, 16. Nov. 3wei Erkenntniſſe des koͤnigl. Ober⸗Cenſurge-
richts ſind auf die Beſchwerde der hieſtgen Vo ß'ſchen Buchhandlung
unter dem 25. Sept. und 24 Okt. d. F ergangen. Beide weiſen die,
wegen verſagter Truckerlauhniß reſp. einer von Rotteck und Welder
in der badiſchen Abgeordnetenkammer gehaltenen und in die von jener
Buchhandlung verlegte „Bibliothek politiſcher Reden“ aufzunehmenden
Reden erhobene Berufung zuruͤck. Erſtere errege naͤmlich Mißbergnuͤgen
reize gegen beſtehende Verordnungen auf und verunglimpfe die Suͤndes?
perſammlung u< ſ. w. Gegen die letztere ſei bereits untern 15 Fe-
bruar ein Verbot erlaſſen, weßhalb ſie nach S. I. sub. 1, der Verord-
nung vom 30. Juni 1843 zum Druck nicht zu verſtatten wäre;
Paris, I7. Nov. 1. Bayonne, 14 Nov. Die Koͤnigin Iſa-
bella Il. hat mittelſt Decret vom I0. Nov. das gegenwaͤrtige Cabinet
In der Sitzung vom 11.
Nop. hat der Congreß erklaͤrt, die proviforifche Regierung habe ſich
wohl verdjent gemacht um die Nation, und die Mitglieder des gegen-
waͤrtigen Cabinets haͤtten das Vertrauen der Kammer. Seneral Jriarte
und die Inſurgenten unter ſeinem Commando haben ſich nach Portu-
gal gefluͤchtet. 8 }
2. Berpignan, 15., Nov. Der erſte Alcade von Barcelona hat
ſich ins Hauptquartier nach Gracia begeben, um Namens: der Stadt
Unterhandlungen wegen der Uebergabe anzuknuͤpfen. Der: Generalcapi-
taͤn Sanz hat den Jaſurgenten feine Bedingungen zur Kenntniß ge-
bracht; er hat ihnen eine Bedenkfriſt von 48 Stuͤnden zugeſtanden, in-
nerhalb welcher ſie ſich entſcheiden ſollen, auch hat er einen Tagsbefehl
erlaſſen, nach welchem die Feindſeligkeiten ſeit heute fruͤh ſuspendirt ſind.
Nach Briefen aus Bayonne vom 14 Nov. laͤßt Anettler die Fe-


zu laſſen, der gegen die Centraljunta ſprechen würde: Unde:
rerſeits wird verſichert, Prim und Amettler feien ins Geheim einver-
ſobald Barcelona duͤrch Ca-
pitulation uͤbergegangen ſein werde.

— Die Ambaſſade nach China wird am 15. Nobember von Toulon
abgegangen ſein; unter den Perſonen, weiche zu der Miſſion gehoͤren,
„Reich der Mitte“

metſcher dienen.


 
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