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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Mai (No. 102 - 126)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0413

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3.

— —





Tagsbericht.

Mannuheim. Die Oberrheiniſche
aus dem Mittlerrheinkreis:
„Die Staatsgewalt hat ſich in der juͤngſten Zeit mehrfach verpflich-
fet geglaubf, gegen Dichter vDer politiſche Schriftſteller gerichtlich oder
poltzeilich einzüſchreiten, und es ſind dadurch mehrere literariſch und
bürgerlich achtbare Maͤnner in eine unangenehme Lage verſetzt worden.
Natuͤrlich haben die Gleichgeſinnten jener Maͤnner diefen die Theilnahme
nicht verfagt, und man haͤt es ihnen uͤberall an Beweiſen von Achtüng
nicht fehlen Taffen, un fie fuͤr ihr Mißgeſchick zu ‚tröften oder zu entz
ſchaͤdigen.
und wieder Individuen zum Vorſchein, die auf ganz anderm Wege
ed Ddurch andere Mittel die Theilnahme des teulſchen Bublikums in
Anſbruch nehmen wollen. Vor dieſen Leuten muß man warnen, damit
Die ehrlichen Menfchen nicht mit ihnen in eine Kiaſſe geworfen werden.
Iie namlich, jener Bettler, als man ihn zur Haft brachte, trötzig er-
Earte, er werde loͤblicher Boltzet zum Merger unter.die Milltondve
gehen, ‚Dbald man ihn nur erft wieder loslaſſe, ſo finden es jetzt Zucht-
Hausfandidaten bequem, ſich fuͤr Schriftſteller oder Literaten oder poli-
iſch Berfolgte auszugeben, weil ſte „Zeitgedichte“ fabrictren. ;
San Yt ein Handlungsdiener, es wird einem hinter dem Ladentiſche

Zeitung bringt folgenden Arti-


Theatertecenſionen oder ſucht Haͤndel mit achtbaren Leuten; dadurch er-
halt man Nawen“ So kange es geht, geht es, bis endlich kein fer-


— Der Gafje einfangen laͤßt um ihm die geborgten Kleider auszuziehen,
wie Das buchſtaͤblich dem ſogenannten Doktor (denn Doktoren wollen
er 5

ſie Ale - fein) Moritz Brühl- in Carsruhe begegnet iſt, deſſen Gau-


*

Biedermann ſich taufen laffen! Andere Biedermaͤnner aͤhnlicher Art te-
( hen. von Schaufpfelern, denen ſte fuͤr Theaterrecenſionen, zu deren Auf-
nahme ſich felbit in „Reſidenzſtaͤdten anch Zeitungen hergeben, Geld
‚ abpreffen. Woͤllen die armen Komoͤdianten fich nicht veruͤnglimpft ſe-
hen durch ſolche Literaten,“ beſſer Landſtreicher/ ſo muͤſſen ſie die Boͤrſe
3iehen. Dann nehmen aber die Bettelbriefe erſt recht kein Ende! Es
gibt auch „Literaten,“ die bei Spielpaͤchtern Atmoͤſen erflehen, neben

den Komoͤdiantenpreſſen. Auch ein fauberer Gewerbszweig.
Doch ſind dieſe Leute noch nicht die gefaͤhrlichſten. Die ſchlimmſte

. Sattung bilden Subjeckte, wie jener Laurian Moris, der laut Zei-
tungsberichten , neulich in Berlin verhaftet worden iſt. Dabei lichen

beftimmt keine politiſchen Motive zum Grunde. Laurian Moris, auch

ein ogenannter Doktor, iſt ein ſehr ſentimaler Dichter, was ihn aber

nicht hindert, ein gefaͤhrlicher Beutelſchneider zu ſein. Er hat ſeine

eſchicklichkeit bereits hinlaͤiglich in Suͤd und Nord dargethan. — Aus

St Bith bei Aachen gebuͤrtig, kam er, ich weiß nichk auf welchem

Wege, nach Neuſtadt an der Haardt, gab dort Gedichte uͤber die Pfalz
herans, die in Stuttgart gedruckt wuͤrden, hiuͤterging den Profeſfor
Vreinen Chrenmann, und redigirte nachher in Pforzheim die „Deutfche

Chronit“ Im Gefolge eines fittenlofen Weibes, Ddas er fuͤr ſeine
Schweſter ausgab, lebte er vielleicht ein halbes Jahr oder laͤnger in

Pforzheim, wußte dort in achtbaren Familien Zuͤtritt zu finden, benutzte


Ddann in die Schweiz. Dort trieb er es in aͤhnlicher Weiſe; — Schwei-
zer Blaͤtter forderten ihn, nachdem er auch dort ſich aus dem Staube
Kacht auf , ſein Ehrenwort zu loͤſen, Schulden zu bezahlen, Ver-
rindlichkeiten zu erfuͤllen! Er war inzwiſchen nach Mainz gegangen,
befrog durch falſche Papiere und Geldfcheine, wenn ich nicht irre, Durch
Wechfel, auf Schaffhauſen ausgeſtellt, einen Wechsler und einen Buch-
händler;z als die Polizei aufmerkſam auf ihn wuͤrde, verſchwand er,







gen, und es iſt zu wuͤnſchen daß man dieſen gefaͤhrlichen Betrüger,


kunft zu erhalten ſein möchte, in ſicherm Hewahrſam halte, wozu recht-
liche Veranlaſſungen genug vorliegen. Ein Menſch ſolchen Schlags
verdient keine Theilnahme; von politiſchen Vergehen kann bei ihm gar
keine Rede ſein. Dieſe Angaben kann ich Ihnen.verblrgen.“

Heidelberg, 28 April. Unſer humanes, aus den erleuchtetften
Mitgliedern beſtehendes hohes Miniſterium des Innern hat, wie wir
aus einem Anſchlage am ſchwarzen Brett ſehen, abermals einem Isz
raeliten, dem Dr. Jur. Alex. Friedlander aus Brilon in Weftphaz
len, venia docendi ertheilt. Dieſer junge Mann hat vor einigen Jah-
ren die ſchwierige juriſtiſche Preisfrage vuͤber die unvordenkliche Zeit?
hier geloͤst und bereits den erſten Theil Derfelben, dem noch ein wei-



\


Vorleſungen befindet ſich auch eine Eeſchichte der Rechtsphilofophie.
Aus dem Naſſauiſchen, 27 April. Die Ihnen neulich ge-
machte Mittheilung von dem projectirten Baue einer Eiſenbahn von



Wie es indeſſen heißt, ſoll das Unter-
nehmen von einer Geſellſchaft Capitaliſten ausgefuͤhrt werden. - .
Hannvver, 28. April. Ich beeile mich Ihnen eine Nachricht


richt, welche den widerſprechenden Angaben uͤber den Beittitt Hanno-
vers zum Zollverein ein Ziel ſetzt! Der Gegenſtand iſt m Deintftera.
rath, in einer am 22. d. M unter dem Vorſitz des Koͤnigs gehaͤlte-


mit alleiniger Ausnahme des geheimen Kabinetsraths v. Falke, hHat


theilweiſer Anſchluß der ſuͤdlichen Provinzen wird nicht erfolgen
Wien, 25. April.
Furore ; 4 E
Marienwerder, 24. Aprik. In den ſaͤmmtlichen kaͤthoͤliſchen!
Kirchen unſeres Regierungsbezirks iſt fuͤr die katholiſchẽ Kirche in Spaz .
nien ein vierzehntaͤgiges Jubilaͤum, welches am 26. Maͤrz feinen Unz..
fang nahm, abgehalten worden. ; E
Paris, 29. Abril. Die Blaͤtter von heute enthalten nichts Neues .
von Bedeutung; der Laͤrm mit der nahen Cabinetscriſts ſcheint ein ! ee= -
rer geweſen zu ſein. * —
— Das Tuilerienkabinet ſoll nicht ganz ohne Beſorgniß ſein uͤher


duſtrie große Vortheile zuwenden wuͤrden. ;
London, 27. April; Die Koͤnigin und die Prinzeſſin befinden ſich
fortwaͤhrend in erwuͤnſchtem Wohlſein. * HÜLE O *
— Der beruͤhmte Ingenieur Brunel iſt in Lebensgefahr; beim
Spielen mit den Kindern eines Freundes ſchluͤpfte ihm ein halber Sove⸗—
reign Gwomit er ein Kunſtſtuͤck machen wollte) in die Luſtroͤhre; der
fremde Koͤrper war nicht herauszubringen; es mußte ein Wundarzt ges

Abſchluſſe von Handelsvertraͤgen zu bringen, welche der engliſchen In-


Poſt noch nicht, ob die Operation gelungen war.
Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannteſ erledigten Schul-
dienſt haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb 6
Wochen zu melden: 28 VE
Der Fathol, Filtalſchuldienſt zu Rohrhardsberg, Amts Triherg mit
dem geſetzlich regulirten Dienſteinkomnien von 140 fl jaͤhrlich nebſt
freier Wohnung und dem Schulgelde, welches bei einer Zahl von 40
bis‘ 50 Schulkindern im Durchſchnitt auf 30 kr. jaͤhrlich für jedes.
Kind feſtgeſetzt iſt, wird zur Wiederbeſetzung nochmals ansgeſchrieben

4











 
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