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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0973

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— 213.























Tagsbericht.

Carlsruhe, 14. Ocibr. Geſtern Mittag kehrte unſre Gar-
niſon von den Herbſtmanoͤbern wieder zuruͤck und krotz der unguͤnſtigen
Witterung, welche den erſten Tag jedes Manoͤvriren uͤnmoͤglich maͤchte,
ſollen dennoch alle Stellungen ſehr gelungen ausgefuͤhrt worden ſein,
und die Tuͤchtigkeit unſrer Truppen wurde von allen Seiten gelobt. —
Der Ball, welchen die Bewohner Badens den bei ihnen einquartirten
Offizieren gegeben, und der durch die Gegenwart Sr. koͤnigl. Hoheit
des Großherzogs nebſt den großh. Prinzen verherrlicht wurde, iſt aͤußerſt
glanzvoll ausgefallen. Der groͤße Spielſaal wurde von Hrn. Benaͤzet,
dem Paͤchter des Spieles, auf jenen Abend abgetreten, das Spiel wurde
eingeſtellt und ſomit manche in andern Blaͤttern bezeichnete Beſorgniß
gehoben. Die Beleuchtung war wirklich prachtvoll, indem 600 Kerzen
das Dunkel der Nacht verſcheuchten. Erfriſchungen jeder Art wurden
in dem anſtoßenden fonſt zum Tanze beftimmten Saale gereicht, und ſo
fehlte nichts um die allgemeine Heiterkeit hervorzurufen. Heute Bors
mittag iſt auf dem Schloßplatze die Fahnenweihe für das vor 2 Jahren
Erichtete 3. Bataillon des Leibinfantrierégiments / und ſchoͤn letzten Sam:
ſtag ſtattfinden ſollte, welche Feierlichkeit wegen unguͤnſtiger Witterung
unterblieb, vorgenommen worden.

Carksrubhe, Oet. Das großh. Staats⸗ und Regierungsblatt vom Heuti-
gen, Nr. 14, enthält:

L Eine höchſtlandesberrliche Verordnung, wornaͤch für das Jahr 1844 die zur


‚wird, wodon 2950 Mann zur gleichbaidigen Eintheilung und 158 zur Keferve be-
ſtimmt ſind.

Il Eine Bekanntmachung des Niniſteriums des großh. Zaufes und der aus-


Baiern wegen gegenſeitiger Geſtattung der gerichtlichen Nacheile beir.


eingelöster Staatsſchuldpapiere betr.


für Bormünder, über die ihnen in der vormuͤndfchafilichen Berwaltung hauptfächlich
obliegenden Pflichten betr.

V, Mehrere Stiftungen zu wohlthätigen Zwecken.

V. Nachſteyende Ordensverleihung: *—

Seine Lönigliche Hobeit der Großherzog haben gnädigſt geruht, dem Königlich
Baieriſchen Hof⸗ und Oberpoſtrath Loehle, Cabinetsfecretär Ihrer Mai, der Köni-
gin Len Baiern, das Ritterfreuz des Srdens vom Zähringer Lowen zu veleihen.

VII. Nachſtehende Dienſtnachrichten: \ ;

Seine Lönigiiche Hoheit der Großherzog haben gnädigſt geruht:

den Hofgerichtsrath Fetzer der Function eines Stellvertreters des Staatsan-
waltg bei dem Hofgerichle des Oberrbeinkreifes gnaͤdigſt zu entbinden, und den
Dofgerichtsratih Nombrive zum Staatsaͤnwalt bei diefem Gerichtshof, den Hofge-
richterath Lang aber zu deſfen Stellvertreter zu ernennen, }

_ Dden proviſeriſchen Buchhalter bei der Zuchthausverwaltung Mannheim, Andreas
Arnold, dieſe Stelle definitiv zu übertragen,

‚ Dem das Schriftverfaſſungsrecht hietſelbſt ausübenden Rechtsparikanten Meier
Heimerdinger in Kraft höchfter Ermächtigung duͤrch Befchluß großherzoglichen Ju-
ſtizminiſteriums vom 7, Dctober L, I, No, 5263, der Titel eines Advokaten ver-
liehen worden. ;

„ Durd Befehluß des großherzoglichen gußtzminiſteriums vom 6, Oet. I. J. No,
3231, wurde dem NRechtsparikanten Cart Schlaar von Freiburg das Schriftoerfaſ-
füngsrecht in gerichtlichen Angelegenheilen ertheilt und ihm geſtattet, zur Ausübung
deſſelben ſeinen Wodhnfig in Freiburg zu nehmen. ;

VIIL Eine Stelle die zur Bewerbung bekannt gemacht wird:

... die Stelle eines Reviſors bei dem Controlbureau der Direction der Poſten und
Eiſenbahnen. ;

Sarlsruhe, 13. Oct. Das heutige Tagblatt enthaͤlt ein Aus-
ſchreiben des hieſigen Stadtamts, wonach eine Belohnung von 100 Ducaten
Denen zugeſichert wird, welche binnen 10 Tagen Beweife daruͤber liefern, daß

den Vorfaͤllen vom 5. September eine Complottirung vorausgegangen,
die erſonen benennen, welche an dem Complotte Theil genommen haz
ben, und Nittel zu deren Ueberfuͤhrung an die Hand geben. Hieraus
geht nun ſtcherlich ziemlich unzweideutig hervor, daß, wenn eine ſolche
Bekanntmachung noch kurz vor dem Schluſſe der Unterſuchung fuͤr noth-
wendig befunden wird, einer Unterfuchung, in welcher gegen 2000 Per-




ſonen vernommen worden ſein ſollen, der Beweis eines ſolchen Com-
plotts nichts weniger als vorhanden angenommen werden darf, In wel-
chem, wie rheiniſche Zeitungen ſo beſtimmt verſicherten, die Kameraden
des im Duell gebliebenen Hrn. v. Goͤler eine Hauptrolle geſpielt ha-


Strenge und Ruͤckſichtsloſigkeit gefuͤhrt worden iſt, daruͤber herrſcht hier
nur eine Stimme. Dem Spruche des Oberkriegsgerichts in der Duell-
ſache ſieht man dieſer Tage entgegen. .

— Heute hat eine Woͤchnerin, die ſonſt wackere Frau eines verdienten
Feldwebels der hieſigen Beſatzung, ihren Saͤugling ermordet. Die That
geſchah uͤbrigens nicht im freien Bewußtſein, ſondern in einem als Folge
der Niederkunft eingetretenen Anfall von hitzigem Fieber und Geiſtes-


Würzburg, 13. Oct. Geſtern erſchoß ſich hier der Student der
Medizin, B., der vor nicht gar langer Zeit von dem juͤdiſchen zum
chriſtkatholiſchen Glauben uͤbergegangen war. Ueber die Urſache ſeiner
That verlautet noch nichts. a 8 2

Amſterdam, 12. Oet. Se. Maj. der Koͤnig hat den General-
lieuteuant A. H. de la Sarraz zum Miniſter der auswaͤrtigen Au-
gelegenheiten ernannt und dieſer wird vom 15 d. an ſeine Fuͤnctionen
antreten. ; } ; S j
London, 11. Oet. O'Conell hat am Montag, 9. Det:;: in der
Verſammlung des Repealvereins zu Duͤblin eine ſehr ausfuͤhrliche Rede
gegen die Vroclamation des Lord Lieutenants, Carl de Grey, gehalten.
Paris, 13. Oct. Die Regierung hat keine Nachrichten aus Spa-
nien bekannt gemacht. Nach einem Schreiben aus Perpignan .vom S.


ben der Jodtenz Prim hat ſehr viele Leute verloͤren bei dem miß-
lungenen Angriff auf die Citadelle von Girona. Sechs Mitglieder der
Junta zu Oiot ſind als Fluͤchtlinge zu Perpignan angekommen; taͤglich
treffen Auswanderer auf franzoͤſiſchem Boden ein. — Aus Madrid vom
7. Oct. wird geſchrieben, daß an dieſem Tag die Garniſon wieder unz
ter den Waffen war, weit man den Ausbruch einer Verſchwoͤrung be-
ſorgte. Die Wahlen ſind faſt uͤberall beendet; von 240 Deputirten ſind.
187 ernannt, worunter 30, deren Parteimeinung nicht bekaͤnnt iſt; un-
ter den uͤbrigen 157 ſind nur etwa 30 Francisquiſten, Centraliſten und


— Die neueſten Berichte aus Saragoſſa lauten ſehr traurig. Die
Stadt war noch am 5. Oct. enge blokirt und hatte alle Leiden einer
feindlichen Belagexung auszuſtehen. Die Junta begegnet großen Schwie-
rigkeiten bei der Sorge fuͤr Subſiſtenzmittel; die anfehnliche: Bevoͤlke-
rung leidet druͤckende Noth; ſchon waͤhrend der erſten Tage der Ein-
ſchließung konnten die Familien nur auf beſondere Bewilligungskarten,
die auf der Municipalitaͤt ausgegeben wurden, Brod von den Baͤckern
Seit dem
2 Oct fehlt das Brod ganz; an Fleiſch war ſchon fruͤher Mangel.
Die Haͤupter der Inſurrection haben Hausſuchung nach Lebensmitteln
angeordnet; was ſich an Vorraͤthen findet, wird weggenommen und in
die Magazine gebracht. Bei der Broͤdvertheilung wird der Soldat zu-
erſt bedacht; der Buͤrger mag zuſehen, woher ihm Nahrung komme.

Ancona. 5. Qet. Die nach dem Aufſtand des 15. Sept. abge-


worden. Man beſtimmte ihnen den Ort ihres Aufenthaites und ſchickte
den einen nach Nauplia den andern nach Hydrarc. Dem Ex⸗Miniſter


ruͤchuziehen. Se. Maj. der Koͤnig Otto ertraͤgt, wie es heißt, mit
Widerwillen ſeine gegenwaͤrtige Lage und ſoll entſchloſſen ſein, falls ihm


behalten ſein ſollte, der Ehre der griechiſchen Krone zu entſagen.


 
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