Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI chapter:
November (No. 256 - 282)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1089

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext






















rklaͤrung veranlaßt 2
Die —



Tagsbericht.
Y® Schriesheim, 16. Nov. Wie Zweckeſſen und Feſte oft das Gegentheil


Berfaſſungsfeſt und die Ilvesheimer Rirchwelhe in Bezug auf unſexe Deputirten-
wahl. Shne dieſe wäre ſchwerlich Jemand bei uns auf den Gedanken gefommen,
einen anderen Deputirten zu wählen, alg den bisherigen. Die Feſtrede in Wein-


ufagen, Es hat namentlich die Stelle, wo daͤs Bolk mit den Schwalben und die
egierung mit einem Raubvogel verglichen wird, den man gemeinſchaftlich in die
dFlucht ſchlagen müſſe, ſowie diẽ Stelle, wo der Regierung, wenn ſie nicht freiwillig
ibt, was er verlangt, Zwang in Auſicht geſtelli wird, nicht behagt; denn unſer

ahlbezirk iſt gut conſtitutionell und meint es ganz ehrlich mit ver Vexfaſſung,
welche Erreichung der Staatszwecke um jeden Preis nur innerhalb derſelben, nur
auf geſetzlichem Wege zu erſtreben hofft. Die Feſtrede ſpricht auch hievon; wie aber
biezu das Schwalben⸗ und Raubvogeloͤbeiſpiel paßt, iſt nicht einzuſehen. Insbe-
ſondere die Geiſtlichkeit und den Lehrerſtand hat es auch nicht angenehm überraſcht,
daß ſie ſtatt des bisherigen „nırklofen Tendes (Rekigtonsz und Wortſprüche, Ein-
malcins ꝛc.) die Kinder die Verfaſſungsurkunde auswendig lernen laſſen follen;
denn ſie baben ſich bisber auch ohne dieß für nützliche Leute gebalten und meinen,
das Politiſixen ſchicke ſich nicht für unbäriige Kinder. Die Nachwirkung dieſer und
ähnlicher Phrafen tonnte man am deutlichſten bei dem Feſteſſen an den Geſichtern
der Gäſte leſen Noch mehr böſes Blut machte aber die Ilvesheimer Kirchweide/
bei welcher ſich der ausgetretene Deputirte gegen etliche Ladenburger geäubert
haben ſoll: „Ihr babt die Eiſenbahn noch nicht wir mülfen zuerſt die Gelder be-
villigen Diefe Aeußerung ging den Ladenburgern welche ſchen von einet an
der Eiſenbahn und den Neckar liegenden Handelskadk traumten, ſchwer zu Herzen
und brachte ſie unwillkührlich zu dem Gedanten: Müfſen wir ihn nicht zuerſt wah-
ten? Auch wir andere nıit der Eiſenbahn gleich betheiligte Bergſtraͤſſer wurden


divecte Eiſenbahn nach Heidelberg und Mannheim haben, zuckten die Achſeln.

Mit ‚algemeiner Freude winde daher der Vorſchlag von uns aufgenommen,
den Herrn Geheimerath Mittermaier als Deputirten zu wählen. Wir ſind zwar
&uch nicht verſichert vb er in der Eifenbahnfage für oder gegen uns ſtimmen werde,
auch zu beſcheiden, tyn darum zu fragen, weil wir wohl wifen, daß ein Deputirter
nur feiner Üebergengung nach angehoͤrter Verhandlung zu folgen hatz aber welt-
lundig find ſeine iutiſifchen Kenniniſſe und nach unſerer Anſicht wird er nicht ra-
{hen, die Mittel zum Vollzuge eines Vertrags zu verweigern, deſſen Eingehung
beide Kanımern die Bolmacht ausgeſtellt haben. Ueber das was geſchehen ſoli-
find die Waähler zum größzten Theile einig; viele von ihnen haben aber früher, vor
dem Vorſchtag Mittermaiers, auf perſöuliches Anſinnen die Verſicherung gegeben,
den frühern Deputirten wieder zu wählen; eine ſolche Zuſicherung iſt iedoch geſetz-
wiorig weil ſich die Wahlmänner gemäß $. 73. der Wahlordnung nach Ablegung
des Eides über die Candidaten noch beſprechen und denjenigen wäͤhlen ſollen, wel-
chen ſie nach der Beſprechung für den geeignetften halten.

Drum muthig zugewählt. Mittermaier iſt der Mann, welcher in edler Sprache
Sles ſchaffen und fördern kann. Sollte indeſſen Herr Geheimerath Mittermaier
Bedenken trageu, die Wahl anzunehmen, ſo rufen wir ihm zu: Salus republicae
prima 1:x esto.

Carlsruhe, 13. Novd. Das großh. Staats⸗ und Regierungsblatt : vom. Heu-
tigen Nr, 28 enthält noch: ; (Schluß.)
. Nachſtebende Dienſinachrichten:
Ferner hahen Höchſtdieſelden gnädigſt geruht: }
den Sehetmenrath und Obervogt Bauımüller zu Durlach zum Director des
evangeliſchen Oberkirchenraths zu ernennen;
den Kanzliſten Bürgin, bel der Sanitaͤts⸗ Commiſſton, in den Penſionsſtand zu
verſetzen, und
die biedurch erledigte Stelle eines Ranztiſten bei der Sanitäts⸗Commiſſion dem
Diurniſten, Joſeph Adam, bei dem kathol. Oberkirchenrath, und
die Stelle eines Aſſiſtenzarztes für 7 Phyſicat und Amtachirurgat Pforzheim
dem praktiſchen Arjte Pr. Eduard Burfart in Baden zu übertragen;
den Baucondueteur erſter Claſſe, Wilhelm Auguſt Eichrodt, von der Waß
fers und Straßenbau⸗Inſpeetion Bruchſal, zur Waſſer⸗ und Straßenbau⸗Inſpection
DHeidelberg.zu verfeßen; 5
__ bder von Seiten Sr, Durchl. des SHerrn Fürſten von Leiningen erfolgten Ernen-
Hung des Forſtpractikanten Carl Köhler von Michelfeld zum Bezttkoförſter in
‚- Walldürn die höchne landesherrliche Beſtätigung zu ertheilen;
den biherigen Schloßgartenaufſeher Srieſler in Mannheim zum Hofgärtner
zu eruennen,

und die kathol. Pfarrei Münchweier, Amts Ettenheim, dem Pfarrer Simon
Bluſt in Selbach zu verleihen.
Durch Beſchluß des Großherzoglichen Juſtizminiſteriums vom 3, November
. $ Nr. 5884 iſt dem Rechtspraktikanten Ludwig Ache nbach aus Mannheim die
Advocatur und Procuratur bei dem Oberhofgericht und Hofgericht des Unterrheln-
kreiſes verliehen worden.
Durch Beſchluß des Großherzoglichen Juſtizminiſteriums vom 3. November
1, S Nr. 5862 iſt dem Rechtspraktikanten Adolph Dreher von Oppenau das
Schriftverfaſſungsrecht in gerichtlichen Angelegendeiten ertheilt und ihin geſtattet
worden, zur Ausübung deffelben ſeinen Wohnfig iu Wolfach zu nehmen.
Durch Beſchluß des Großherzoglichen Juſtizminiſteriums vom 27. Oetbr. I, &.


Verfafflungsrecht in gerichtlichen Angelegenheiten ertheilt und ihm geftattet/ feinen


1) Die erſte Beamtenſtelle im Oderamte Durlach;
2) Die fathol, Pfarrei Sebach Amts Gernsbach; \
3) Die kathol. Stadtpfarrei in Wertheim. .

Paris, 15, Nod.. Hr. Lytton Buhwer, der zum engliſchen Geſand-

Sodann nach Lachſtehende Stellen, die zur Bewerbung belanut gemacht werden:


der franzoͤſiſchen Ambaſſade zu Madrid beſorgt / wird unter Hru. Bref-
ſon noch mehrere Monate als erſter Botſchaftsſecretaͤr fungiren , dann
aberzum Sefandten an einen Hof zweiten Langs erfoͤrderi werden.

— Die Koͤnigin Vietoͤria wird am 15. Nov eine divlom atiſche
Cour halten im Buckiughampalaſt, bei dieſem Anlaß ſollen die erflen


ner Gemahlin vorgeſtellt werden. 1a

— Hr. Guizot hat ſeine Salons im Lokale des Minifteriums der
auswaͤrtigen Angelegenheiten geoͤffnet; geſtern Abend war die Zahl des
Beſuͤchenden ſehr anſehnlich. 7 /

— @& beſtaͤtigt ſich, daß Prim Girona am 8. Nov. in der Frlhe
beſeßt hat und nach der Capitulation mit Amettler die Juſurgenten,
2500 .an der Zahl, freien Abzug nach Figueras erhielten. *

— Aus Madrid vom 9. Nov. erfaͤhrt m=an, daß am Abend zUuvor
mehrere Verhaftungen ſtattgefunden hatten; — man wußte nicht Db in
Bezug auf das Attentat gegen Narvaez. Unter den Arretirten ſind die
Redactoren des Espectador und des Eeo del Comercio.

‚— Im Jahr 1810 betrug die Zahl der Pferde in Frankreich 2,498,137
Stuͤck/ im Jahr 1825 2,423,702 St., im Jahr 1840 2,318,495 Et.
Hiernach iſt! waͤhrend die Bevoͤlkerung ſich faſt verdoppelte/ die Zahl
der Pferde faſt dieſelbe geblieben. **

London, 13. Nov. Der Herzog und die Herzogin von Nemours
find am 11. Nov. in Winforcaftle zum Befuch bei der Koͤnigin Vietoria
angekommen; ſte werden bis Ende des Monats bleiben.

— Aus Dublin vom 11. Nov. wird von einer retrograden Bewe-
guͤng der Gerichtebeboͤrde in dem Verfahren gegen die Revealers be-
richtet, Der Generaͤladvocat hat nemlich mehreren nenen Rlagbills, die
er ſchon angefündigt hatte, keine Folge gegeben; es wird dieß als ein
ſchwankendes Berhalten, das wenig Zuͤtrauen in die Sache verathe,
ausgelegt. *

Madrid/ 8.. Rov. Der Abend, welcher auf die Grofijaͤhrigkeits-
erklaͤrung der Koͤnigin folgte, war ein ganz volksfeſtlicher Allgemeine
Freuͤdenbelenchtungen, Serenaden, Lebehochrufe fuͤr die Koͤnigin, Berz
föhnung von Varteigetrennten — das waͤren die bezeichnendſie Zhge
dieſer Feſtvorgaͤnge. * ; R R


 
Annotationen