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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juni (No. 127 - 151)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0541

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No. 135,














Tagsbericht.

Fraukfurt, 9. Juni. In der heute ſtattgefundenen 2ten Ziehung
Iſter Claſſe der 104ten hieſtgen Stadtlotterie haben folgende Nummern
Haubtpreiſe gawonnen: Nr. 21941. 2000 fl., Nr. 14296. 1000 fl. und
Nr. 13832. 400 fl.

Cöln, 7. Zunt Unfere, vor einigen Monaten eroͤffnete kuͤnſtliche
Mineralwaſſer⸗Anſtalt &a Ia Struve iſt jetzt ziemlich großartig eingerich-
.. tet, in vollem Geſchaͤftsbetriebe; man zweifelt jedoch ſtark, oͤb der Ge-
winn den Erwartungen der Actionaͤre entſprechen wird, zumal da die
Preife der kuͤnſtlich Jefertigten Waͤffer nicht viel geringer find, als der
meiften von den Quellen felbſt bezogenen Mineralwaffer. Die Anſtalt
iſt uͤbrigens jedenfalls ein erfreulichet Fortſchritt und deßhalb waͤre ihr

ein gedeihliches Fortbeſtehen zu wuͤnſchen.

München, 6. Juni. Morgen fruͤh tritt Se. Maj. der Koͤnig die
ſchon beſproͤchene Reiſe nach Aſchaffenburg und von dort nach der Pfalz
an. — Das mehrere Wochen lang unerklaͤrt gebliebene Verſchwinden
eines unbeſcholtenen Maͤdchens von buͤrgerlichem Stande hat hier eben
ſo lange viel von ſich reden gemacht und gibt noch jetzt, wo der Leich-
nam desſelben im Beet des Zſarſtromes gefunden worden iſt, zu manz
cher auch eruſteren Betrachtung VBeranlaffung. Man erzaͤhlt ſich naͤm—
lich, was freilich im Einzelnen nicht verbuͤrgt werden kaͤnn, Folgendes.
Ein junger Studirender der Medizin, der heimlich Verlobte jenes Maͤd⸗—
Hens, ſah ſich gegen ſeine WinfhHe, man ſagt durch den elterlichen


auch zur Aufgebung des angedeuteten Verhältniffes. Beide junge Leute
gefobten fich ſedoch Treue fuͤr jede Zukunft. Der Tag, : an welchem
der junge Prieſter feine erſie Meſſe leſen würde, foͤllle fuͤr die ehema-
lige Verlobte deſſelben der ſein, an welchem ſtie ihren Entſchluß aus-
zuſbrechen haͤtte in das Kloſter zu gehen. Er kam und die Eltern,
ſo wie andere Verwundte und Bekanuͤte des Maͤdchens, dieſes ſelbſt
mit follten der kirchlichen Feier in Freyſing beiwohnen. Fruͤh beim
Abfahren war das Maͤdchen verſchwunden; man hoffte dasſelbe in Frey-
fing zu finden. Waͤre das Factum ſeinen Einzelnheiten nach, ſo wie
e5 e8 erzahlt wird, richtig, ſo beſtaͤtigte es woͤnigftens, daß es unſe-
er Zeit nicht ſo ſehr an aller Roͤmantik fehlt, wie man ſo oft be-
haupten hoͤrt.
Annaberg, in Sachſen, 5. Juni. Geſtern Nachmittag gegen 3
1r hat ein fuͤrchterlliches Hagelwetter in unſerer Stadt und Umge-
gend großen Schaden angerichtet. Unter graͤßlichem Brauſen fielen in
dichten Maſſen Schloßen von 8—9 Loth, und zerſchmetterten Baͤume,
Fruͤchte und Fenſter, letztere zum Theil ohue Splitter durch zirkelrunde
Loͤcher woraus auf die ungeheuere, den Gewehrkugeln aͤhnliche Kraft
geſchloſſen werden mag! Unſere ehrwuͤrdige Kirche, die Buͤrgerſchule,
die Poſt, die ſtattlichen Fabtikgebaͤude und mehr oder weniget Privat-
gebaͤnde ſind auf der einen Seite obhne Fenſterſchein.

Naris, 7 Iuni. Die Deputirtenkammer hat geſtern mit 175
Stimmen gegen 103 einen von der Regierung begehrten Credit 130,000
Trs. für die Niederlaſſung zuͤ Pondichery (Oftindien) abgeſchlaͤgen.
Man ſteht dieß als eine dem Cabinet ſehr unerwartet gekommene Rie-
derlage an.


nelle Bewegungen eingelaufen. Unbeftimmt wird verſichert, zu Lugo,
BPontevedra, Srenſe und Jaen ſeien Unruhen ausgebrochen. Zu Ma-
drid war man am 31 Mat ſehr beforgt, eben weil Nachrichten aus
den Provinzen fehlten; es heißt, ganz Andaluſten fet in Aufruhr; zu
Malaga waͤre Elizaicin umgebracht worden und Torremiju habe die


das Pronuneiamento von Glenada habe ſich realifa * D, ſei

*

zur Weiterer Lusbildung und Bedentung gekoͤmmen. — Die Garniſon,


rerſchant Cadix ſoll in ungemeiner Aufregung ſein.



— Marſchall Soult hat angeordnet, daß 600 Militaͤrſtraͤflinge
von dem Depot zu Belle⸗Ilezen⸗Mer nach Algerien uͤbergeſchifft wer-
den ſollen, um dort bei oͤffentlichen Arbeiten verwendet zu werden.
Alle Berichte aus Algier (bis zum 23. Mai) lauten guͤnſtig; die Co-
lonnen der Armee von Afrika ſind ausgezoͤgen gegen die noch nicht
unterworfenen Araberſtaͤmme — die ſich meiſtens beeilen, zu eapi-
tuliren. *

London, 5 Juni. Ueber die Ankunft des Koͤnigs von Hannvver .
erfaͤhrt man noch Folgendes: Der Koͤnig, welcher auf dem Regierungo-
dampfboote „Adler“, das die koͤngl. Flagge trug, gekommen war, laͤn⸗
dete mit ſeinem Gefolge kurz vor vier Uhr an dem Quai des Zollhau-
fed. Er ſchien geſund, ſah jedoch ungewoͤhnlich bleich aus.

Es hatten ſich etwa 700 Perſonen verſaminelt und der Koͤnig,
von einem hannoverſchen Offtzier gefolgt, ſchritt mit entbloͤßtem
Haupte durch die Menge, welche zwei Linten bildete, um ihn durch-
zulaſſen. Doch begruͤßte kein Willkommensruf ſeine Ankunft im
Geburtslande.

— Der Koͤnig von Hannover hat am Samftag (3. Juni) der Koͤ—
nigin Victoria im Buckinghampalaſt einen Befuͤch abgeſtattet . — Viele
Mitglieder des divlomatiſchen Corps haben dein Koͤnig aufgewartet.
— Seine Majeſtaͤt gedenkt ſechs Wochen in England zu verweilen.

— Mit der Enttaſſung der Magiſtratsperſonen in Irland geht es
voran; mehrexe haben wieder ihre Demiſſion erhalten, andere haben ſie
gegeben. Ereigniſſe von Bedeutung ſind inzwiſchen nicht vorgefallen.

Brüſſel, 6. Juni. Nur noch wenige Monate, und Nhein und
Schelde, Coͤln und Antwerpen ſtehen in unmittelbarer Verbindung.
Saͤmmtliche Eiſenbahnarbeiten bis zur preuͤßiſchen Grenze werden mit
der groͤßten Thaͤtigkeit betrieben; zwiſchen Luͤttich und Chaudfontaine
wird die Bahn noch Ende dieſes Monats fertig fein, die Sectiun von
Lüttich bis Verviers ſoll am 17. Jult eingeweilt werden und die Bahn-
ſtrecke zwiſchen Vereiers und der Grenze hofft man beſtimmt in der
Mitte Oktobers befahren zu koͤnnen. Zuͤ gleicher Zeit werden ohne
Zweifel die Arbeiten an der rheiniſchen Eifenbahn von Aachen bis an
unſere Grenze beendet ſein. ; : |

Bon der ſpaniſchen Gränze, 4 Zunt Der SGeneraleapitan
des Fuͤrſtenthumes Catalonien hat von Baͤrcelona ein Regiment In-
fanterie und ein Detachement Cavallerie und Artillerie nach der Pros-
vinz Tarragona abgeſchickt, um die Schaar, welche ſich um den Obriz
ſien Prim geſammelt hat, zu verfolgen. Barcelona iſt ruhig. Zurbano
hat den Befehl erhalten, eine zweite Brigade zu bilden, gegen die In
ſurgenten zu ruͤcken und das Commandv des Operationscorbs zu uͤber-
nehmen. — Die Batterien den Forts Montjouy zu Barcelona ſind in
den Stand geſetzt, jede Stunde 600 Bomben zu werfen. In der Um:
gegend von Barcelona ſollen ſich mehrere Haufen gebildet haben, wel:
che ſich fuͤr die Bewegung der Stadt Reuff erklaͤrt haͤtten

Carlsruhe. Die von der Fuͤrſtlich Leiningen ſchen Standes⸗ und
Vatronatsherrſchaft erfolgte Praͤſentation des Schulverwalters Friedrich
Reinmuth zu Moͤrtelſtein, auf die evangel. Schulſtelle daſelbſt hat die
Staatsgenehmigung erhalten.

Die von der Fuͤrſtlich Leiningenſchen Stand- und Patronatsherrſchaft
erfolgte Praͤſentation des Hilfslehrers Johann Kirſch von Huͤffenhard
auf die Schulſtelle zu Epplingen, hat die Staatsgenehmigung erhalten.

Die von Seiten der Fuͤrſtlich Leiningen'ſchen Standesherrſchaft er-
folgte Praͤſentation des bisherigen Schuͤlverwalters Johannes Balde
auf den evangel. Maͤdchenſchuldienſt zu Mosbach hat die Staatsgeneh-
migung erhalten.

Nachtraͤglich zu dem Ausſchreiben des kathol. Schuldienſtes in
Bretten wird benierkt, daß der Meßnerdienſt daſelbſt mit dem Schui-
dienſt nicht verbunden iſt.


 
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