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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1085

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. No. 271.




1843,







Tagsbericht.

* Mannheim. Der Hr. Dr. Hecker ließ in der geſirigen Num-


verſtaͤndigen Menſchen zum Lachen bringt. Er gibt ſein Mann eswort,
daß er die auf ſeine Wahl bezuͤglichen Artikel in der Abendzeitung nicht
verfaßt noch veranlaßt habe, und fordert verſchiedene Herren, die er
als Gegnex ſeiner Wahl vermuthet, mit liebreichem Toͤne auf, eben-
falls auf ihr Manneswort zu erklaͤren, daß ſte die im naͤmlichen Be-
treff erſchienen Artikel im Morgenblatt nicht verfaßt noch veranlaßt
haͤtten, wie er erfahren haben ſoͤll, widrigenfalls er ſie als Verfaſſer
anſehe. Ohne Zweifel, wenn jene Herren fo geſaͤllig waͤren, dem Hin.
Doktor Antwort zu geben, ſo haͤtte dieſer noch einige andere vermeint-


geſtochen kaͤme. Eines ſo genialen Einfalles haͤlt man hier in der
That Niemand faͤhig, außer eben den Hrn. Doctor, der nicht begrei-
fen zu koͤnnen ſcheint, daß man im Staͤnde ſei, Mittermaier ihm
Lorzuziehen! Man wuͤnſcht in ſeinem Intereſſe, daß er ſeine Einfaͤlle
fuͤr ſich behalte, oder ſie wenigſiens vor der Veroͤffentlichung dem Gui-
achten eines Freundes unterwerfen moͤge. — ;

Lahr, 15. Nop. Ein an ſſich ganz unbedeutender Vor-
fall macht gegenwaͤrtig ſeiner merkwuͤrdigen Folgen wegen Sen-
ſation bei der hieſigen Buͤrgerſchaft. Ein Poͤlizeidiener wurde

auf Beſchwerde eines bei der Nachtwache angeſtellten Buͤr⸗
gers, den er thaͤtlich mißzhandelte, letzten Samstag von

ben, daß dieſer Polizeidiener ſich alsbald ins Amtshaus verfuͤgte; #ine
zwiſchen machte dies weiter kein Aufſehen. Allein vorgeſtern verbrei-
kete ſich ploͤtzlich die Nachricht, daß dem Buͤrgermeiſter die amtliche
Weiſung zugekommen ſei, jenen Polizeidiener fogleich wieder in ſeine
Dienſte einzuſetzen. Es ſcheint, daß der Buͤrgermeiſter zoͤgerte, Folge
zu leiſten, denn ſchon nach wenigen Stunden erſchien ein amtliches Reſ-
cript, worin jenem bei 10 Reichsthalern Strafe anbefohlen wurde, die
an ihn ergangene Weiſung binnen 3 Stunden zu vollziehen. Inzwi-
ſchen hatte der Buͤrgermeiſter bereits gegen die erſte Verfuͤgung eine
ekursanzeige entworfen, welche er ſofort an das Oberamt aͤbfertigte.


kam heute Nachmittag ein Gensdarme im Namen des Dberamtmanns
auf das Rathhaus und verlangte den Saͤbel des abgeſetzten Polizeidie-
ners, der ihm ohne Weigerung uͤbergeben wurde; und zum Erſtaunen
der Buͤrgerſchaft trat Letzterer dieſen Abend wieder bewaffnet aus dem
Amtshauſe hervor. — Weiter weiß man nun noch nichts, und zerbricht

ſich nicht wenig den Kopf daruͤber, was Urſache ſein kann,
daß das Oberamt ſich des ſtaͤdtiſchen Polizeidieners annahm.
Staͤnde unſer Buͤrgermeiſter nicht in allzugroßer Achtung bei der Buͤr—
gerſchaft, ſo muͤßte dieſer Vorfall ſein Anſehen in der Gemeinde nicht
wenig ſchwaͤchen, ſo aber iſt man der feſten Ueberzeugung, daß hier
nur irgend ein Mißverſtaͤndniß obwalten muͤffe, das ſich bald zur Sa-
tisfication unſers Buͤrgermeiſters loͤſen verde. ; '

Carlsruhe, 13. Nov. Das großh. Staats- und Regierungoblatt vom Heu-
tigen Nr. 28 enthält:
Naͤchſtehende höchſtlandesherrliche Verordnung:
; Leopold, von Gottes Gnaden, .
* Sreſpberzog von Baden, Herzog von Zähringen,

Mch Anficht des 5. 66 der Berfaffungs-Urkundes in Erwägung, daß die di-
zecte Steuer für das Jahr 1844 der beſtehenden Ordnung gemäß mit 2/12.im Mo-
nat Dezember d. S, zu erheben iſt, und in weiterer Erwägung; daß die Anord-
nungen dazu, Wenn- nicht eine Stockung in dem Bezug eintreten ſoll, jeßzt ſchon ge-
troffen werden müſſen, und bis zur Confituirung der auf den 21, vieſts Monats



4 *


beſchloſſen und verordnen, wie folgt:
Einziger Artikel.

Die zwei Monatsraten der directen Steuer, welche im Monat Dezember die-
ſes Jahres zum Einzug kommen ſollen, ſind nach dem beſtehenden Umlagefuß, die
indirecten Steuern im Monat Dezember nach den beſtehenden Tarifen, zu erheben.

Gegeben zu Karlsruhe in Unferm Staatsminiſterium, den 10. Nov. isis

* Leopold. ;
von Boͤckh. $ — *
; Auf höchſten Befehl Seiner koͤniglichen Hoheit
des Erohherzogs:
Büchler,

Sodann die Vollzugsverordnung dieſer hoͤchſten Verordnung. *

II. Eine Bekanntmachung des großherz. Miniſteriums des Innern: die Pruͤ⸗
fungen der Actuariats⸗Candifaten betreffend. *

LII. Nachſtehende Medaillenverleihung: \ 8 *

Seine königliche Hoheit der Großherzog haben ſich gnädigſt bewogen gefunden:

dem Matroſen Ludwig Schmitz von Niederweſel, wegen Kettung des fechsjähs
rigen Knaben Michael Bender von Mannheim vom Todẽ des Ertrinkens in dem
Khein, die ſilberne Verdienſtmedaille zu verleihen.
5 V, Mehrexe Stiftungen zu wohlthätigen Zwecken. VE

V, Nachſtehende Dienſtnachrichten: A ; U
Seine koͤnigliche Hoheit der Eroßherzog haben Sich auf die unterthänigfte
Bitte Höchſt Ihres Staatsminifters des großh. Hauſes nnd der auswaͤrtigen Ans
gelegenheiten, Freiherrn v. Blittersdorff uuı gnaͤdigſte Enthebung von dieſer Stele
bewogen gefunden, dieſer Bitte zu entſprechen und demſelben den Poſten Sichft
Ihres Bundegtagsgeſandten zu übertragen; dagegen den bisherigen Bundestagsge-
fandten Geheimenrath von Dufch zu Söchft Ihrem Staatsminiſter des Großhekzoͤg⸗
lichen Hauſeg und der auswärtigen Angelegenheiten zu ernennen. ( Schluß f.)

Aus Würtemberg, 10. Nov. Unfre Eiſenbahntechuͤiker find,
nachdem fie die vorgeſchlagenen Bahnen des Inkandes von Oſt nach
Weſt bereiſt haben, nach Cartstuhe abgegangen um ſich wegen des
Anſchluſſes an die badiſche Bahn mit den dortigen Techniker zu befprechen.

Brüſſel, 14. Nov. Mittags. Sv eben find unſere Kammern durch


Athen, 26. Oet. Es herrſcht hier gegenwaͤrtig eine große Ruͤh⸗


nalverſammlung getroffen werden. Von den gewaͤhlten Deputirten ſind
bereits mehrere angekommen, andere werden dieſer Tage erwartet. Das
Miniſterium ſoll naͤmlich dieſenigen Abgeordneten, auf deren Ergeben-
heit es rechnen kann, hierher beſchieden haben, um ſich mit ihnen noͤch
dor der Eroͤffnung der Nationaiverſammlung uͤber den einzuhaltenden
Operationsplan zu beſprechen. Nach dem zu urtheilen, wie ſich bereits
jetzt die Parteileidenſchaft aͤußert, wird es in dieſer Verſammluͤng ſtuͤr
miſch genug hergehen. *—
Paris, 14 Nov. Telegraphiſche Depeſche. Bayonne, 13. Nov.
Die Koͤnigin Jfabellalk. Hat ihren Eid am 10. Novbr. vor
den beiden im Sitzungslocal des Senats vereinigten Kam:
mern abgelegt. Ihre Majeftät iſt allenthakben mit den
lebhafteſten Enthuſiasmus empfangen worden.
— Durch Ordonnanz pom 6. Nov. iſt Graf Breffon, außerordent-


dem Koͤnige von Preußen, zum Botſchafter bei Ihrer Maj. der Koͤnt-
gin von Spanien ernannt worden; ferner wurde Graf Salvandy, Bot-


ſchaft bei Sr. Maj. dem Koͤnig von Sardinien, und der Marquis von
Dalmatien, Botſchafter am Turiner Hofe, zum außerordentlichen Ge-
ſandten und bevollmaͤchtigen Miniſter bei Sr. Maj. dem Koͤnige von
Preußen ernannt. ; e *
— Graf Breſſon iſt geſtern vom Koͤnig empfangen worden, hatte


übermorgen nach Madrid abreiſen }
‚— Die Koͤnigin Marie Chriſtine bereitet ſich vor, nach Spanien
zuruͤckzukehren; ſie erwartet nur noch die letzten Depeſchen vom Gene-

— Es hat ſich das Geruͤcht verbreitet, die Regierung habe Nach-



 
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