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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0025

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Maunheim, 5. Jan.

men und im Großherzogl. Schloſſe abgeſtiegen. Höchſtdieſelben
werden einige Tage hier verweilen.

44 — 3, Jan. Das geſtrige Staats- und Regeriungsblatt No. 1
enthält noch:

I. Eine höchſte Verordnung: die in München abgeſchloſſene Uebereinkunft der
Staat des ſüddeutſchen Münz⸗Vereins wegen Ausprägung von Gulden- und hal-
ben Guldenſtücken in den Jahren 1842, 1843 und 1844.

I, Eine Verordnung großherz. Miniſteriums des Innern vom 9 Dez. v. Sı
wornach die an öffentlichen Lehranſtalten angeſtellten Volksſchullehrer, beziehungs-
weiſe Schulkandidaten, wenn ſie die ihnen übertragene Dienſtelle verlaſſen wollen,
die übliche Aufkündigungsfriſt von einem Vierteljahre einzuhalten, und jedenfalls
den bereits begonnenen Unterricht noch bis zu Ende des laufenden Schulhalbjahres
fortzugeben haben.

ii. Bekanntmachungen: 1) großh. Miniſteriums des Innern vom 13. v. M.,
des Inhalts: Seine koͤnigliche Soh, der Großherzog haben nach höchſter Entſchlie-
fung aug dem großh. Staatsminiſterium vom 9. Dẽzember 1842, nach vorgängi-
ger Zuſtimmung der betheiligten Standesherrſchaften, zur Erleichtexung der Bezirks-
verwaltung im Seekreis nachfolgende Aenderung hinfichtlich des Beſtaͤndes nachſte-
bender Wemter gnädigſt genehmigt: a) Das Amt Villingen erhält von dem Amte
Hüfingen den Ort Kirchdorf. by Das Amt Hüfingen von dem Amte Billingen die
Stadt Bräunlingen mit Höfen, die Orte Bubenbach mit Zubehör, Ober- und Un-
terbränd, Hubertshofen und den landesherrlichen Antheil an Hunthauſen. c) Das
Amt Blumenfeld von dem Amte Engen den Ort Schlatt am Randen d) Das
Amt Stochach von dem Amte Moskirch den Ort Gallmannsweil. e) Das Amt
Möskirh von dem Amte Stetten den Ort Altheim, von dem Amte Pfullendorf die
Orte Sauldorf mit Roth und den Ort Raſt. ) Das Amt Pfullendorf von dem
Amte Heiligenberg die Orte Aach, Wangen und Schwäblishauſen.
Heiligenberg von dem Amte Pfullendorf den Ort Illmenſee mit Zubehoͤr; von dem
Amte Meersburg den Ort Koggenbeuern mit Höfen. h) Das Amt Ueberlingen
von dem Amte Salem den Ort Oringen mit Weilern und Höfen. i) Das Amt
Salem von dem Amte Heiligenberg die Orte Unteruhldingen und Schickendorf.
'k) Das Amt Meersburg von dem Amte Salem die Orte Adelsreuthe und Töpfen-
hardt; ven dem Amte Heiligenberg die Orte Immenſtadt mit Helmsdorf, Efrizwei-
ler mit Kluftern, Riedheim mit Leimbach, Stadel, Heppach, Lippach und zugehös
renden Höfen. ) Das AUınt Bonndorf von dem Amt Stühlingen den Ort Riedern
am Wald mit Zubehör. Sämmtliche dieſer Veränderungen haben mit dem 1. Feb.
1843 in Wirkſamkeit zu treten. Hierbei bleiben hinſichilich der dieſen Aemtern zu-
getheilten Orte die landes⸗, wie die nach den Deklarationen zugeſicherten ſtandes-
kerrlichen Rechte im Uebrigen ausdrücklich vorbehalten. — 2) Großherzogl. Mini-
ſteriums der Finanzen vom 17. v. M., derzufolge der Zinsfuß für die von den
Zehntpflichtigen verlangt werdenden Darlehen aus der Zehntſchuldentilgungskaſſe für
das Jahr 1843 auf 47/, Proz. beſtimmt worden iſt, mit dem Borbehalt der Abän-
derung für den Fall, daß im Laufe dieſes Jahres weſentliche Veränderungen in dem
Zinsfuͤße, nach welchem die Zehntſchuldentilgungskaſſe Aniehen machen kann, ein-
teten follten, — 3) Großherz. Miniſteriunis des Innern vom 20. v. M., wornach
Seine königliche Hoheit der Großherzog gnädigſt geruht haben, den Maſchinenfa-
brikanten Keßler und Martienſen in Karlsruhe auf ihr unterthänigſtes Anſuchen ein
ausichließliches Privilegium für die Verfertigung des vom Fabritanten Mayer in
Lühlhauſen erfuͤndenen und durch Erſtere in das Großherzogthum Baden einge-
führten Erpanſionsapparates bei Lokomotiven auf die Dauer von acht Jahren huld-
reichſt zu ertheilen, unter Feſtſetzung einer Strafe von Einhundert Reichsthalern
nebft Konfistation der nachgefertigten Apparate auf den Fall der Verletzung dieſes
Privilegiums.

IV. Stiftungen.

V. Seine fönigliche Hoh. der Großherzog haben Sich gnädigſt bewogen ge-
funden, den geh. Rath und Profeſſor Doktor Karl Salomon Zachariä in Heidel-
berg für ſich und ſeine eheliche mänuͤliche Deszendenz nach dem Rechte der Erſtge-
burt in den Adelſtand des Großherzogthums zu erheben und deinfelben den Namen
won Lingenthal zu dem ſeinigen zu verleihen.

VI. Medaillenverleikung; Sodann dem penſionirten Schullehrer Roth von
Kollinarsreuthe als Anerkennung feiner vieljährigen treuen Dienführung die kleine
goldene Zivilverdienſtmedaille zu verleihen.

— Durd) die Be örderung des Haupilehrers Franz Anton Bur-
kart auf die erſte Haupilebrerſtelle zu Renchen, Amis Oberkirch iſt

der kathol. Schul⸗, Organiſten- und Cvorregentendienſt zu Immen-
ſtaad, Amts Heiligenberg, mit dem geſetzlich regulirten Dienfleinkom-
men von 175 fl. jährlich aber mit einem wicklichen Jahresertrag von
226 fl. nebſt freier Wohnung und S4 fl. jährlichem Schulgeld, dei ei-
ner Zahl von etwa Sk Schulkindern erledigt worden. Die Competen-
ten um dieſen Schuldienſt, welche ſich über ihre muſicaliſche Befähi-


gung, einem Chorregentendienſte vorzuſtehen, ausweiſen müffen, haben
ſich durch ihre Bezirksſchulviſitaturen bei der Bezirksſchulviſilatur Hei-
ligenberg zu Frickingen innerhalb 6 Wochen zu melden.

Ettlingen, 3. Januar. Heute Abend ereignete ſich in der hieſi-
gen Spinnerei und Weberei der traurige Unfall, daß eine arme Ara
beiterin den linken Arm in eire Maſchine brachte, wodurch derſelbe ſo
verletzt wurde, daß er beim Ellbogen abgenommen werden mußte.

Säckingen, 2. Jan. Geſtern Abend 3, auf 7 Uhr tödtete Fridolin
Trefzer von Wehr den Xaver Eſchbach von da im Wirthshauſe zur Sonne
zu Enkendorf durch zwei Meſſerſtiche, welche er ihm in den Hals verſetzie.
Dieſer Mord fand in der Wirthsſtube in Gegenwaͤrt von mindeftens
60 Perſonen ſtatt, von denen Niemand einen Wortſtreit bemerkte, bis
der Verwundete über ſeinen Stuhl binunterfiel und nach einigen Mie
nuten ſeinen Geiſt aufgab. Der Thäter wurde ſogleich durch die Gen-
darmerie verbaftet und in das Amtsgefaͤngniß nach Säckingen eingelie-
fert; er hat ſeine That bereits eingeſtanden. Beide, der Mörder nnd
der Getödtete, ſind ledige Buͤrſche von 23 bis 2h Jabren.

Frankfurt, 5. Januar. Bei der heute beendigten Ziehung 2ter
Klaſſe 103ter bieſiger Lotterie ſind auf nachſtehende Nummern foigende
* gefallen: No. 12406 12,000 ſl. — No. 15685 und 21235 jede
400 {l

Mainz, 2. Jan. Was den Prozeß gegen den Schornfteinfeger
Schwarz betrifft, ſo vernimmt man, daß der verurtheile Bater Ap-
pellation gegen den Spruch des Zuchtpoltzeigerichts eingelegt hat, ſo
daß nun die Angelegenheit noch einmal zur Vechandlung kommt, und
zwar beim Obergerichte. Ohne die Behandlung des Vaters gegen das
Kind im entfernteſten entſchuldigen zu wollen, ſo iſt doch ein Punki an
der Procedur, die das Unnatürliche ſeiner Züchtigung in etwas mil-
dert; das Kind hatte Neigung zum Naſchen, Lügen und Stehlen, oder
vielmehr, es hat den Vater mehrmals beſtohlen. Auf der andern
Seite wird das, was man der Stiefmutter gegen das Kind zur Laſt
legt, ebenfalls durch eine Handlung gemildert, nämlich, das Kind
war einmal von einer anſteckenden ekelhaften Krankheit befallen, und
die Stiefmutter hat es ſorgfam gepflegt und behandelt. Die Unpars
teilichkeit erfordert, daß man jetzt, wo alle Welt den Schwarz ver-
dammt, dieſe Punkte hervorhebt.

Schweiz. Während der junge Dichter Herwegh die Wriſung
erhielt, die Haupiſtadt Preußens und das geſammte preußiſche Gebiet
zu verlaſſen, hat ihn auͤch in der von ihm gewählten neuen Heimath
ein Mißgeſchick betroffen; ein Züricher Blatt (der Repußlikaner) meldet,
die Züricher Behörden hätten ihm nicht nur die erbetene Niederlaſſungs-
bewilligung verweigert, ſondern auch beſchloſſen, daß er nach ſeiner be-
vorſtehenden Rückkehr höchſtens noch vier Wochen daſelbſt ſich ſolle auf-
halten dürfen. ;

Paris, 2. Jan. Einige Mitglieder des diplomatiſchen Lorps ver-
wandten ſich in der letzten Zeit wieder bei Hın. Guizot für die Freigebung
des Prinzen Louis Napolcon; ſie ſollen dieſe ſogar förmlich verlangt
haben. Wie wir heute vernehmen, wurde dieſe Frage füaf Tage hin-
tereinander im Miniſterrathe debattirt.

Die Majorität des Conſeils erklärte ſich gegen eine Begnadigung
des Prinzen, und es wurde beſchloſſen, daß die Frage bei Gelegenheit
des nächfien Namensfeſtes des Königs wieder in Berathung genommen
werden folle. Auch die Königin und die Herzogin von Orleans hatten
die Bemühungen, eine Amneſtie für den Prinzen Louis zu erwirken,
lebhaft unterſtützt.
Von der ſpaniſchen Grenze, 29. Dej. In DBarcelona i
noch immer alles auf dem Kriegstuß. Eine Deputation von Hausbes
ſitzern hatte ſich zu dem General Seoane verfügt, um gegen die Re-
paͤrtirung der Kricgscontribution. Einwände zu machen. Die einzige
Antwort! welche diefe Deputation erbalten konnte, war; daß die voll-
fiaͤurige Einzaklung dis zum 31. Dez, geleiſtet ſein müſſe.


 
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