vo. 160. Dienſtag den 11. Juli.
Tagsbericht.
Aus dem Badiſchen, Juli. Wie man hoͤrt, iſt die ganze
Differenz wegen der Schifffahrtsverhaͤltniſſe der bairiſchen, badiſchen und
wuͤrtembergiſchen Dampfboote auf dem Bodenſee wieder geſchlichtet.
Aus dem Großherzogthum Heſſen, 3. Jull. Wie man
hoͤrt, iſt die Errichtung eines Schuͤtzencorps für das achte Armee-
corvs des Bundesheeres im Werk. Das Corps, heißt es, ſoll aus
acht Kompagnien je nach der Zahl der Brigaden, die das Armeecorps
bilden, beſtehen, uͤber deren gleichfoͤrmige Bewaffnung und Dienſtregle?
ment man ſich zu Karlsruhe vereinbaren werde. **
Offenbach, 8. Juli. Heute wurde in der Umgegend der Main-
kur das erſte reife Korn gefchnitten.
Vom Main, 5. Juli. Die belgiſche Regierung hat ſo eben die
im vorigen Jahre dem Zollverein auf Einfuhr deutſcher Weine und
Seidenwaaren in Belgien freiwillig gewaͤhrten Beguͤnſtigungen bis zum
1. Nov. dieſes Jahrs verlaͤngert. Bis dahin hofft man endlich wegen
eines Handelsvertrags ins Reine zu kommen. Die Unterhandlungen
werden gegenwaͤrtig in Berlin, wie man venimmt wieder lebhaft bes
trieben. Es ſcheint der belgiſchen Regierung ſehr viel daran gelegen
zu ſein, ihre Handels- und Verkehrsbeziehuͤngen mit Deutſchlaͤnd zu
erweitern; vor Allem einen Theil des deutſchen Ausfuhrhandels in ihre
trefflichen Haͤfen zu ziehen. Die Maßregeln, welche ſie in diefem Sinne
zur Erleichterung des Verkehrs getroffen, ſind nicht allein ſehr zweck
das Nachbarland/ die um ſo mehr Anerkennung verdient/ als von Seite
Hollands die Beeintraͤchtigungen der deutſchen Schifffabrt immer noch
fortdauern. In Berlin hat dieſe Bereitwilligkeit Belgiens gegen Deuͤtſch-
land den guͤnſtigſten Eindruck hervorgebracht, und man darf deßhalb hof⸗—
fen, die Unterhandlungen wegen eines Vertrags bald zu einem erwuͤnſch-
ten Ziele gefuͤhrt zu ſehen.
Bern. Bei der Unterſuchung von Gluͤcks Papieren ſollen nach
dem „Volksfreund“ zwei paͤpſtliche Orginalbullen gefunden worden
ſein, die dem in Bern befindlichen biſchoͤflichen Archiv angehoͤren. Man
fraͤgt ſich nun, wie Gluͤck zu dieſen Aktenſtuͤcken gekommen ſein moͤge,
und glaubt, eine gruͤndliche Nachforſchung duͤrfte vielleicht auf intereſ-
ſante Entdeckungen und auf eine groͤßere Coalition fuͤhren.
Paris, 6. Juli. Telegraphifche Depeſchen. 1: Bayonne, Juli.
Bilbad hat ſich geſtern pronuncirt; es hat keine Colliſton ſtattgefunden;
eine Junta hat ſich ſofort gebildet. Sechs ſpaniſche Trincadouren und
ein Kriegscutter auf der Rhede von Sanct Sebaſtian haben ſich am
3. Juli pronuncirt; die eine dieſer Trincadouren brachte von Bilbao
20,000 Duros, beſtimmt zur Soldzahlung an die Truppen; dieſe kleine
Flotille hat ſich nach Santander zu gewendet. 2. Barcelona, 2. Juli.
General Laſauca iſt zum Chef des Generalſtabs der Armee von Catalonien
ernannt worden. General Concha hat ſich am 29. Juni zu Valencia auf der
Ifabella II. eingeſchifft, um zu Alicante und Carthagena den Oberbefehl
uͤber die Truppen zu uͤbernehmen Der Regent iſt noch immer zu Albacete.
— Das Geruͤcht, als ſei Espartero wikens, unter gewiſſen Bedin-
gungen abzudanken, gewinnt mehr und mehr an Conſiſtenz; es waͤre
der beſte Ausweg zur Vermeidung des Buͤrgerkriegs.
— Vom 7. Juli. Die Regierung hat keine telegraphiſche Depeſchen
über den Gang der Ereigniſſe in Spanien publieiren laſſen; es ſollen
deren aber dennoch geſtern eingelaufen ſein; in Ermangeluͤng von Nachs
richten unterhaͤlt man ſich mit Geruͤchten, die zu wenig Conſiſtenz ha-
ben als daß ſie verdienten mitgetheilt zu werden. So viel ſcheint ge-
wiß daß zu Madrid mancherlei Sagen im Umlauf ſind, die alle da-
rauf hinaus laufen, daß die Ayacuchos ihre Sache fuͤr verloren geben.
Gieneral Sedane iſt mit ſeinen Truppen und der Diviſion Zurbano nach
Lerida zuruͤckgekommen; er geſteht in ſeinem nach Madrid erſtatteten
Bericht, daß ſeine Truppen ſich geweigert haben, gegen die cataloniſche
Armee zu fechten. Schwerlich wird er ſich lange zu Lerida halten koͤn—
nen; er iſt ſichtlich matt geworden im Dienſt des Regenten. — In
der Hauptſtadt wird auf Mendizabal's Veraͤnſtalten ein Freicorps ge-
bildet (eine Art Janitſcharencohorte, wie es in den Debats heißth
was zu mancherlei Vermuthungen Anlaß giebt.
London, 3. Juli. Zu Valparaiſo in Ehili iſt am 15. Maͤrz eine
furchtbare Feuersbrunſt ausgebrochen, die erſt, nachdem ſie Haͤnſer und
Guͤter fuͤr nahe an zwei Millionen Dollars verzehrt hatte, gedaͤmpft
werden konnte. - 2
— Vom 4. Juli. Der „Standard“ ſagt: Durch die neueſten Nach-
richten aus Mexico cuͤber Weſtindien) erfahren wir, daß Santana et
Corps von 4000 Mann zu Tocubaya, wo er ſich aufhaͤlt, gebildet hat
Die Dinge in unſerm Laude ſind noch nie ſo ſchlecht gegangen, wie der
Zeit; nirgends Vertrauen und uͤberall Geldmangel. Die Zwaͤngsan-
lehen ſind nicht blos noͤthig, um die den Vereinigten Staaten zu ent-
richtende Entſchaͤdigungsſumme (2,500,000 Dollars) aufzubringen, ſon-
dern auch um die Soldruͤckſtaͤnde des Militaͤrs zu bezahlen. Die Ein-
fuhrabgaben ſollen auf 20 Prozent erhoͤht werden. Die allgemeine
Meinung geht dahin, daß bald eine Revolution in Mexico ausbrechen
wird, 80 Delegirte oder Notabeln ſind, ſagt man, bereits auserſehen,
um eine neue Konſtitution (die wievielte? weiß der Himmel) zu ent-
werfen. Die Regierung hatte die Abſicht, eine Einkommensſteuer ein-
zufuͤhren; die Maaßregel fand aber lebhaften Widerſtand. — Der Krieg
gegen Hucatan dauerte noͤch fort; 2000 Mexikaner, welche Merida ein-
zunehmen abgeſchickt worden waren, haben kapituliren muͤſſen.
Cunſtantinopel, 21. Juni. Diejenigen, welche mit den ſerbi-
ſchen Zuſtaͤndrn vertraut ſind, prophezeien der Regierung des Kara Ge-
orgiewitſch keinen Beſtand, und ſind auf neue Unruhen und Conplica-
tionen gefaßt. — Im Divan wird gegenwärtig die Moͤglichkeit von
Reductionen im Militaͤretat berathen; man moͤchte vorzuͤglich die regu-
laͤren Truppen reduciren und alle Soldaten, die bereits fuͤnf Jahre ge-
dient haben, entlaſſen. Der gegenwaͤrtige Stand der regulaͤren Trup-
pen ſoll 80,000 Mann erreichen, eine Angabe, die mir uͤbertrieben ſcheint!
Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schul-
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb
6 Wochen zu melden:
Durch die Befoͤrderung des Schullehrers Johann Georg Muͤller auf
dem Schuldienſt zu Auggen iſt die in die zweite Claſſe gehoͤrige Schul-
ſtelle zu Feldberg, Schulbezirks Muͤllheim mit einem auf 177 fl 37 tr.
regulirten Gehalt nebſt freier Wohnung und dem Schulgeld a 48 Fr
Durch die Penſionirung des Schullehrers Johann Jakob Grether
von Doſſenbach iſt dieſe in die erſte Claſſe gehoͤrige Schulſtelle Schul-
bezirks Schopfheim mit dem Normalgehalt von 140 fl. jaͤhrlich, nebſt
freier Wohnung und 36 kr. von jedem Schulkind in Erledigung gekommen.
Durch die erfolgte Penfionirung des Hauptlehrers Idachim Auer iſt
Offenburg, mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen von 175 fl.
jaͤhrlich, nebſt freier Wohnung und dem Schulgelde, welches bei einer
Zahl von etwa 91 Schulkindern auf 1 fl. jaͤhrlich fuͤr jedes Kind feſt-
geſetzt iſt, erledigt worden.
Man ſteht ſich veranlaßt, den erledigten katholiſchen Filialſchuldienſt
zu Falkaun Amts Neuſtadt, mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkom-
men von 140 fl. jaͤhrlich, nebſt freier Wohnung und dem Schulgeld,
welches bei einer Zahl von etwa 32 Schulkindern, auf 1 fl jaͤhrlich
fuͤr jedes Kind feſtgeſetzt iſt, nochmals mit dem Bemerken auszufchreiz ,
ben, daß die Koͤmpetenten um denſelben, bei der Fuͤrſtlich Fuͤrſtenbergi-
ſchen Standesherrſchaft, als dem Patron innerhalb 6 Wochen nach
Vorſchrift zu melden haben.