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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0629

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No. 15%, _ ‘



Tagsbericht.
Ladenburg 2. Juli. Zur Vervollſtaͤndigung der

Unterſuchung erhobenen Thatbeſtaͤnde die Leiche der ſchon vor 5 Mona-
ten beerdigten Frau eines Buͤrgers zu Schriesheim, hieſigen Amts,
ausgegraben/ chemiſch analyſtrt und die Beweiſe einer ſtaͤttgehabten
ergiftung hergeſtellt worden ſind. Der Mann der Vergifteten wurde
fofort verhaftet, und da bekannt iſt, daß der eben Verhaftete und die
des Gattenmords zu Heidelberg Angeklagte In ſtraͤſlichem Verkehr ſtan-
den ſo Dürfte, da eine ſtattgefundene Vergiftung auf beiden Seiten
konſtatirt ife, die Vermuthung nahe liegen/ es ſei hier ein gemeinſchaft-
lich verabredetes Doppelverbrechen begangen worden.

Vom Main, i. Juli. Die Erdarbeiten an der Main⸗Neckar-
Eiſenbahn werden auf der Strede, welcke das grobh. heſfiſche Gebiet
durchzieht/ alsbald auf riehreren Vunkten in Angriff genommen.

Uutm, l. Juli. Die Zahl der zum Feſtungoͤbau hieher beorderten
Offiziere wird auch durch ſaͤchſiſche/ helſiſche und naſſauiſche Offtziere
veruiehrt werden. Taͤglich ſieht man der Aukunft der von Wien kom-
menden vier Offiziere entgegen. Ein ſaͤchſtſcher Ofſtzier iſt ſchon ſeit
einiger Zeit hier.

Aus Frauken, 30. Juni. Seit einigen Wochen ſteht man wie-
der Schaaren von Wallfahrern zu den Gnadenorten ziehen! mit
denen unfer Franken in gutem Maße geſegnet iſt. Dieſe Leute kom-
men oft 30 und mehr Stunden weit her und unterziehen ſich auf dem
Wege, ſei es aus Armuth oder religioͤſen Gruͤnden, allen moͤglichen


ſchoͤpiung auf den Straßen liegen bleiben. Das Wallfahrtsweſen hat
in Beziehung auf Moralitaͤt und Wirthſchaftlichkeit ſo große Schaͤtten-
ſeiten, daß ſelbſt Derjenige, der fonft jedem Gewiſſenszwaug abhold iſt
deſſen Abſtellung wuͤnſchen muß: Maßtegeln dagegen müßten aber na-
türlich nicht von den weltlichen/ ſondern nur von den geiſtlichen Be-
hoͤrden ausgehen. D ' ;

Vaſel 3. Juli. Die geſtrige Nacht war fuͤr die Bewoͤhner der
kleinern Stadt eine ſehr unruhevollez unter furchtharem Getoͤſe ftuͤrzte
‚zwijhen 10° und IL Uhr ein an die Hintergebaͤude des Gaſthauſes



zum rothen Loͤwer ſtoßendes banfaͤ

andere kamen mit Verwundungen davon, eine Frau und ein Kind da-
gegen konnten uur als Leichen hervorgezogen werden.

Berlin 2. Juli Eeit einigen Tagen ſieht man ſchen; wenn auch
nur in einzelnen Stuͤcken die neue vortrefflich gebraͤgte Scheidemuͤnze
im Werth von 2 Sor. im Umlauf. Dem Vernehmen nach ſind ge-


Rihl, an die Kaſſen zur Auszablung abgegeben worden. Merkwuͤrdig
‚ Hit der Umftand, daß ſich die beinahe fchon ganz verſchwuͤndenen alten
Zweigroſchenſtucle nach und nach wieder eingefunden haͤben! Mehr als
in einzelnen Thaͤlern ſteht man jetzt in zwet Thalerftuͤcken

eiusſtaaten die Zahlnngen bewirken. / 5


ven bilden bei uns die ſich ſo ſehr mehrenden Adelsgoſuche/ ſo daß das
ÜPriuzip der Staatsverwaltung, dieſelben uur ausnahmoͤweiſe und bei
keſonderen Verdienſten der Bittfteller zu gewähren, dabei gleichſam ge-
faͤhrdet erſcheint. Es ſollen gegeuwaͤrlig mehr alg 1000 foiche Bewer-
bungen vorliegen/ theils von Beamten und reichen Induſtrie und Han-
Ddelslenten, uoͤch zahlreicher aber von Offizieren, Die . „Dreißig Jahre
Mit. den Degen in der Hand“ gedieut haben und zur Bermehrung unz
feres jungen Adels/ haͤuſig auch ohne aͤußere Mittel,. den wefeutlich-
ſien Anwuͤchs bilden.








ye, 2, Juli. Die Garniſon Lampelunas und der Eitadelle hat ſich
vorgeſtern pronuneirt. Eine Junta iſt gebildet worden; den Vorſtz
führt ein Brigadier, Alle Poſten an der Gränze, mit Ausnahme von
Jrun und Fontarabia, haben auf den Befehl des Generalcapitaͤns das
Promunciamento von Navarra anerkannt. — VBan Halen hat ſich auf
Jaen zurüdgezogen; er traf am 21, dort ein. — Cordova hat ſich am
23. pronuncirt; der Gouverneur und die Garniſon verließen die Stadt,
um ſich zu Van Halen zu begeben, — Nichts Neues iu Madrid anı
28, Ydends,




von Can Roques haben ſich pronuneirt. *
— Mus Catalonien ſind heute keine weiteren Nachrichten eingegan-
gen, Wenn man die ohen angezeigten Pronundiamentos in Anfchlag

pinzen verbreitet und nur 17 halten noch zu ihm.
— Der Herzog von Aumale iſt heute Vormittag um 11 Mbhr in
den Tuilerien augekommen. Der Prinz von Joindille und feine


Breſt eingetroffen; der Herzog von Nemours wird morgen abreifen, um




gekommen. Die verlangten 200,000 dr für die Jelifeſte — diee mal
nur zu wohlthaͤtigen Zwecken zu vermenden, weil die Crinnerung an


neu iſt — wurden mit 182 Stimmen gegen 54 bewilligt; ndchftes
Jahr werden die Iulitage wieder auf die gewoͤhnliche Weife gefelert.

London! 1, Suli. Ein Antrag des Hrn. Hume, dem Herzog
von Cumberfand, fo lange er Koͤnig von Hannoͤver bleibe, die ihm
vem Parlament bewilligte Penſten von jährlidh 21,000 Bfd. St. zu
entziehen, wurde Geftern im Haufe der Gemeinen nach einer aufregen:


— Es iſt hier unter den Deutſchen ein edles Borhaben im Werfk,

Kranfenhaufes. Es finden zwar Fremde ſo gut als Einheimiſche bei
bloͤtzlichen Unfällen augenblicklich! ſonſt aber ayf Empfehlung und wenn
Raum vorhanden iſt in einem der vielen Huspitdler, wovon. London
wimmelt, Aufnahme Abet ſo zahlreich, groß und vortrefflich unter:
jtBt dieſe Auſtalten auch ſind/ ſo find fie doͤch bei der zunehmenden:
DBesölferung und Armuth nicht hinreichend. Auch muß e8 das Clend
eines Kranfen ſehr vergrößern und oft feine Heilung verzögern, wenn
er unter Menſchen Kegt, die ſeine Sprache nicdht verfiehen, noch weni-
ger von feinen nattonalen Gewoͤhnhelten und Beduͤrfuiſſen einen Be:


ein Bedürfniß, welches er in englifen. Hofpitdlern froß aller Bequem:
lichkeiten n1cht Aindef, Der preußiſche Gefandte und Generalconful neh-
men ſich Der Sache ganz vorzüglichh an, und.Ießfen Sonntag hat man
eine Kolleffe in der Savoyenfirche veranftaltet , weidhe, wie ich höre,
ergiebig ausgefallen iſt. — — «

Neunort, 29 Juni Nachrichten aus Monteviedeo zufolge haben
die Befehlshaber des engl. und franz. Geſchwaders erflärt, daß fle die
von den Ärgenfinern verfuchte Blokade Diefer Stadt nicht anerfennen,.
Neuorleanſer Bfätfer vom 26, Mai beftätigen die Waffenerfolge der Yıcas


ſchaft.



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