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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0173

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Tagsberict.

Carlsruhe, 16. Febr. Das gefiriae Staats-⸗ und Regierungs-
blau, Nr. 4, entkält folgende höchſilandesherrliche Verordnung: Leo-
pold, von Goltes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zäh-
ringen. Nachdem der am erſten Juli v. J. von den Bevollmächtigten
der Neckaruferſtaaten dahier unterzeichnete Vertrag über die Neckarxſchiff-
fahrteordnung die allſeitige Ratification erhalten dat, auch die hierüber
ausgefertigteu Urkunden vom 25, d. M, gegenwärtig ausgewechſelt wor-
den find, fo verfügen Wir andurch, daß gedachter Vertrag zur all-
gemeinen Nachachtung öffentlich verkuͤndet und dem Artikel 69 deſſel-
ben gemäß von dem 25. künfiigen Monats Februar an in Vollzug
gefeßt werde. Carlerube, den 31. Januar 1843, Leopold. Frhr.
v. Blittersdorf. Auf höchſten Befehl Sr. königlichen Hoheit des Groß-
berzogs: Büchler. Folgt hierauf der Vertrag, nebſt Schiffahrtsordnung
und Formularien. ; ; .

vom 15. Februar. Allgemein erregt es hier freudige Sens
ſalion, daß der bekannte Deputirte, Domänenverwalter Hofmann,
welcher aus Rückſichten für ſeine Geſundheit ſchon ſeit längerer Zeit
nicht wieder nach Pfullendorf, wohin er verſetzt worden war, zuruͤck-
gekehrt iſt, nun zum badiſchen Abgeordneten in die ſtaͤndige Zollvereins-
Lommiſſion zu Berlin ernannt iſt. Obgleich zu bedauern ift, daß un-
ferer zweiten Lammer hierdurch ein großer Verluſt iysbeſondere fuͤr die
Budgetkommiſſion erwächſt, ſo iſt auf der andern Seite auch erfreulich,
daß unſere Staatsregierung einem ſo entichiedenen Talente die wohi-
verdienie Anerkennung nichl verſagt und daß Baden ſich bei der ge-
— Zollvereins Commiſſion durch einen ſo tuͤchtigen Mann vertte-
en ſiebt.

Mainz, 16. Febr. Die bis zum 1. März dahier zu eröffnende
Dampfſchleſpſchifffahrt auf dem Ooͤerrhein ſoll, wie ich höre, noch im


werden.

Zweibrücken, 12. Febr Unſere diesmalige Ouartal-⸗Aſſiſe wird
nicht von der kurzen Dauer ſein, wie es in der letzten Zeit ziemlich
gewoͤhnlich geworden iſt. Die intereſſanteſte Verhandlung bildet der
vielbeſprochene Actiendiebſtahl aus dem Kreisarchiv; dieſelbe wird
allein mehrere Tage dauern; es ſind wohl über 60 Zeugen in dieſer
Sache geladen.

Vom Main, 14. Febr. Zwiſchen der Geſellſchaft der Main-
Nampfſchifffahrt und einer der rheiniſchen Kompagnien foll bereits ein
Vertrag für gegenſeitige Einſchreibung und Correſpondenz abgeſchloſſen
ſein und demnächſt veröffentlicht werden.

Zuürich, 14. Febr. Der Regierungsrath hat eine Binſchrift der
Eigenthümer des literariſchen Comptoirs in Zürich und Winterthur,
worin um Duldung Herwege's nachgeſucht wurde, mit Bezug auf den
ſchon mitgetheilten Beſchluß, ablehnend beantwortet. Die Bittſteller
wenden ſich nun an den großen Rath.

Luzern, 13. Febr. Wie vor mehreren Jahren die Polizei in St.
; @all—m einem Handwerkerverein, der in die Politik hineinſingen wollte,
an ſchnelles Ende bereitete, ſo ſchritt neulich der Regierungsrath von
Luzern gegen einen Verein fremder Schlofſergeſellen ein, der in einem
Wirthshauſe der Stadt Luzern zechte und polterte.

Gannover, 12. Febr. Das Tagogeſpräch iſt hier die bevorſte-
hende Vermählungsfeier. Man hört im ſtrengſten Sinn des Worts
faft nur von Hochzeit reden. Gerüchte über eine baldige Zuſammen-
kunft der Stände, die ſich angeblich mit Zollangelegenheiten beſchäfti-
gen ſollen, und die ſonſt viel beſprochen ſein wuͤrden, finden nur bei
Wenigen Beachtung, und die*zu erwartenden Feſttage ſcheinen das
ganze Intereſſe des Gros der Reſidenzbewohner zu aͤbſorbiren. Die
Plätze an den Fenſtern der Häuſer, welche die Ausſicht auf den Ein-
zug der Prinzeſſin bieten, werden mit Gold aufgewogen, und wer ein
Stübchen in feiner Wohnung enibehren kann, der gibt es für die große

Woche hin, die auf ſolche Art den Bewohnern der Stadt vielleicht wie-
der einbringen wird, was ſie an Aufwand koſtet. Denn daß eg an
Aufwand nicht feblen wird, läßt ſich denken, und daß bei der Feier
eines ſo außerordentlichen, denkwürdigen und glücklichen Ereiguiffes
nichts geſpart wird, muß jeder in der Ordnung finden.

Berlin, 13. Febr. Schon wieder iſt vorgeſtern Nachmittag eine
grauſenerregende That hier verübt worden. Ein Rentier naͤmlich hat
mit einem Beil ſeinen ihm nahe verwandten 13 jährigen Laufburfchen
erſchlagen und bald darauf auch ſein Verbrechen eingeſtanden. — Zur
Sicherheit unſerer jetzt von Verbrechern wimmelnden Hauptſtadt iſt nnn
auch von Seiten des Militärs die wohlthätige Anordnung getroffen,
daß aus jeder Kaſerne dreimal des Nachts eine Patrouille durch die


ßen zur Berubigung gereicht. — Unſern Aerzten und Wundärzien iſt
auch von der Polizeibehörde anbefohlen worden, jede von ihnen bıhane
delte äußere Verletzung anzuzeigen, indem man dadurch den Verbre-
chern auf die Spur zukommen hofft.

Paris, 15. Febr. In ber heutigen Sitzung der Deputirtenkam-
mer wurden drei finanzielle Geſetzprojeete eingebracht; der Mi-
niſter des Innern verlangt einen Credit von 1' Million Franken für
die Monumentalarbeiten am Grabe des Kaiſers Napoleon, und eine
Million für geheime Ausgaben; Marſchall Soult ſchlägt der Kammer
vor, einen Supplementarcredit von 29 Mill. Fr., zumeift für
Algerien, zu bewilligen. — Die Kammer ha: beſchloſſen, eine Special-
commifflon niederzufetzen, dieſe ſtarken Poſten Ertra - Ausgaben in Un-


— Der Orden der Ehrenlegion zaͤhlt nun 49,38% Mitglieder.. -

— Im Monat Dezember 1842 ſind von der pariſer Mauthverwal-
ung, mit Vorbehalt der Rückvergütungsprämie, 3 Mill Ztr. Manu-
fakturwaaren, und zwar nach Nordamerika im Werthe von 879,000
Fr., nach Südamerika für 697,000 Fr., nach England für 5337,000
Fr. und nach den franzöfiſchen Kolonien für 198,000 Fr. nach Haiti
für 36,000 Fr., nach Indien aber blos für 170 Fr. eingetragen wor-


London, 13. Febr. Der Kanzler der Schatzkammer hat im Un-
terhaus Bericht erſtattet über das Ergebniß der Prüfung der Anſprüche
von Inhabern verfälſchter Schatzſcheine. Die deßfallſigen Fer-
derungen ſind in vier Claſſen getheilt worden und bei drei diefer Claſ-
ſen wird den Beiheiligten Eniſchaͤdigung in Ausſicht geſtellt. Das Haus


— Nach Briefen aug Lifſabon vom 6. Febr. war zu Anfanz
des Monats eine neue Inſurreetion zu Sporto ausgebrochen.
Grade ein Jahr nach der großen Aufregung zur Herſtellung der Charte
iſt es abermals zu einem Fronunctamento gekommen. Anlaß gab
eine ſtreuge Verordnung zur Erhebung der Steuern (decimas); das
Volk erhoͤb ſich gegen die Steuererheber und zog unter wildem Geſchrei
durch die Straͤßen; die Behörde fand für gut, nadzugeben und mit
dem Einziehen der Taxen einzuhalten. Am 5, Febr. waren Silva Cas
bral und Santa Maria von Liſſabon nach Oporto abgegangen, den
Aufſtand zu unterdruͤcken und die Rädelsführer vor ein Kriegegericht
zu ſtellen. Bis dahin war kein war kein Blut gefloffen; man hielt
auch die Sache nicht eben für ſehr ernſthaft. ; . ;

Haag, 14. Fedr. Se, Maf. der Graf von Naſſau iſt ſo weit
wieder hekgeſtellt, daß keine Bülleuns mehr ausgegeben werden.

Stockholm, 7, Febr. Fünfundzwanzig Jabte ſind verfloffen
feit unſer Koͤnig den uralten Thron der beiden nordiſchen vereinigten
Königreiche beſtieg. Die Einwohner Stockholms, die ganze ſchwediſche
Nation haben die Bedeutung dieſes Jubelfeſtes nicht vereeſſin Hiet
und überall hat man gewetteifert, um bei dieſer Gelegenh it dem eolen
Monarchen Achtung und Dankbarkeit zu zeigen, um eine aufrichtige
Huldigung ſeiner Verdienſte darzubringen. : —


 
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