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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0637

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Tagsbericht.
Vom Rhein, 5. Juli Nachdem die guͤnſtigſten Ausſtchten zu


folgungen von Mehl (etwa 100,000 Scheffel) aus den koͤnigl. Maͤga-
zinen und mit den zu Coͤln noch ſortwaͤhrend anlangenden Getreide-
transpürten, bereits den Aufang zu einer Preisermaͤßigung gemacht
haben, duͤrfen wir uns wohl der Hoffnung uͤberlaſſen, daß jene truͤbe
Zeit, die ſo manchen Familienvater mit der bitterſten, oft ſelbſt kaum
durch Geldmittel zu beſeitigenden Sorge erfuͤllt hat, nunmehr ihr Ende
erreicht haben wird.

Würzburg, 6. Juli. Zur Feier des elfhundertjaͤhrigen Jubilaͤums
der Errichtung des Wuͤrzburger Bisthumes iſt geſtern der apoſtoͤliſche


Karthago, paͤpſtlicher Gefandter zu Muͤnchen, hier angefommen und
im biſchoͤflichen Palais abgeſtiegen!

Berlin, 2 Juli. Zufolge der Verordnung uͤber die Organiſation
der Cenſurbehoͤrden vom 23. Febr. d. J. hat am geſtrigen Tage die
feierliche Einſetzung des Obercenſurgerichts durch des Hrn. Juſtizminiſters
Muͤhler Excellenz ſtattgefunden.

— Or. Laurian Moris, deſſen gefaͤngliche Einziehung viele Zei-
tungsartikel veranlaßt hat, iſt in Freiheit Feſetzt worden.

Varis, 5. Juli. Die Deputirtenkammer hat heute den Geſetz-
vorſchlag, die Eiſenbahn von Avignon nach Marſeille betreffend, mit
Ib5 Stimmen gegen 143 angenommen. Nach einem durchgegangenen
Amendement muß die Compagnie, welcher die Bahn concedirt iſt, falls


Staat theilen; doch iſt zugeſtanden, daß ſie in einem ſolchen Fall 6pEt.
von dem Anlagecapital und I pCt. Amoͤrtiſſement vorausbekommt.

— Es wird verſichert, der Kriegsminiſter Soult habe geſtern dir
—* ertheilt, daß ſich zwei Regimenter der Pyrenaͤengrenze naͤhern
ollen.

— Der Herzog von Nemours geht am 8. Juli nach dem Lager in
der Bretagne ab.

— Am 2 Juli iſt hier der beruͤhmte Dr. Hahnemann, Begruͤn⸗
der der homoͤopathiſchen Heilmitteltehre, geſtorben; er war geboren zu
Meißen in Sachſen am 10 April 1755, ſiand alſo in feinem Soſten
Lebensjahre; ſeit 1835 war er in zweiter Ehe mit Melanie D’Hervilly
vermaͤhlt.

— @ geht das Geruͤcht, das Fort Montjony habe ſich am 2.
Juli ergeben; die Junta haͤt beſchloſſen, es folle demolirt werden.

— An der Boͤrſe war heute das Geruͤcht verbreitet, Eſpartero habe
ſich mit einer Auzahl ſeiner Offiziere zu Alicante eingeſchifft! Es be:
darf jedoch dieſe Nachricht noch der Beſtaͤtigung. So viel iſt gewiß,
daß die Regierung geſtern Abend um 4 Uhr telegraphiſche Depeſchen
erhalten hat, die ſehr wichtig ſein ſollen, aber den Moͤrgenjournalen
nicht mitgetheilt wurden. Auͤch heute trafen wieder von Bahoͤnne und
Perpignan telegraphiſche Depefchen ein.

London, 3. Juli. Dem verſtorbenen Herzog von Suſſex ſoll ein
Denkmal errichtet werden; es hat ſich dazuein Lomite gebidet, das
ſogleich unter ſich 700 Pfund St. zeichnete.

— Dem Koͤnig von Hannover iſt Freitag in Kew ein Unfall be-
gegnet. “ Als er ſein Pferd beſteigen wollte, ſtolperte er uͤber eine ſtei-
nerne Stufe und ſtuͤrzte zu Boden! Der Falt hatte ihn ſo erſchuͤttert,
daß er am Sonnabend nicht ausgehen konnte. Die Grippe regiert
hier in allen Kreiſen. Die Koͤnigin der Belgier und Prinz Albert ſind
davon ergriffen worden.

Schweiz. Das baſellandiſche Wochenblatt enthaͤlt folgende Er-
klaͤrung von General Buſer in Bezug auf die ihm aus Eßlingen zu-
geſendete Unterſtuͤtzung: „Boͤſe Buben haben mich in deutſchen Zeitun-
gen ausgeſchmiert und verſchrieen, als wenn ich verarmt ſei und im
Spital zu Lieſtal ſitze. Da ſind in einer Stadt in Deutfchlaud, in






Eßlingen, eine paar gute Freunde von mir, die ich aber weiter nicht
kenne, zuſammengetreten und haben mir, ihrer Drei, geſchrieben, ſie
haͤtten dieſe Nachricht im Swaͤbiſchen Mercur gelefen und das habe fie
recht angedauert. Deßwegen ſchicken ſie mir einen Bankſchein voͤn zehn
Sulden, damit ich ſehe, daß ich noch uͤberall Freunde habe! Das hat
mich recht herzlich gefreut, und ich habe ihnen dafuͤr gedankt. Aber
Gottlob iſt es nicht ſo mit nir, wie man mich verſchrleen hat. ; I®
will alſo den Schein Einem ſchicken, der es jebt noͤthiger hat als ich,
und es beſſer verdient. Ich will es dem guten, blinden Profeſſor Baͤu
mann in Luzern ſchicken. Dieſen haben die ſchwarzen Voͤgel und die
Kutten unterdruͤckt, daß es eine Schande iſt, uͤnd die Paͤtribten in der
Schweiz muͤſſen dafuͤr thun, daß dieſe nicht die Oberhand bekommen.
Es waͤre ein großes Ungluͤck fuͤr das Schweizerland. , Lieftal, den 16,
Brachmonat 1843 3. ı Bufer, General.

Madrid, 28. Juni. Es iſt daͤs Geruͤcht verbreitet, der Regent
beabſichtige abzudanken. Dies ſtimmt jedoch mit den Angaben gewiffer
Jburnale nicht uͤberein, nach welchen eoͤ die Abſicht des Regenten waͤre,
die Koͤnigin Iſabella von Maͤdtid zu entfernen und in ſein Lagen kom-

ſſ Der „Heraldo“ behauptet fogar, es ſeien zu dieſem

Behuf 5000 Duros unter die mit der Balaftwache betrauten Hellebars
diere vertheilt worden. Man bringt auch mit dieſem angeblichen Pro-
ſecte die Ernennung Rodils zum Ehef der Hellebaͤrdiere in Zufammen-
hang. Alletlei Geruͤchte durchkreuzen ſich. Wenn man den Aygaben
des den Ayacuchos ergebenen Eſpectadoͤr? Glauben ſchenken woflte,
waͤre es Frankreich, woͤlches alle Koſten der Infurrection beftreite unDd-
die chriſtiniſchen Generale nach Spanien zuͤruͤckfchicke, um die Bewegung


Bewegungen in der Provinz Eſtramadura und in mehreren anderen Vro-
vinzen, die ſich ſeither ruhig gehalten. .

Vareelona, 29. Juni. Das Dekret für die Abſetzung Ci{perterv’s
lautet folgendermaßen: „Die proviſoriſche Negierung der. Nas
tion. ImNamen der Natidn: Da die Negentfchaft des Herzugs de la
Vittoxia unvertraͤglich iſt mit der oͤffentlichen Wohlfahrt! fo hat die
proviſoriſche Regierung folgenden Beſchluß gefaßt: Ari. i. Baldomero
Espartero, Herzog de Ia Vittoria und von Morella und Graf von
Luchana, iſt der Regentſchaft des Koͤnigreiches, welche er waͤhrend Der
Ninderjaͤhrigkeit der Koͤnigin verwaltete, entſetzt. Art. 2 Die ganze
Nativn, die Beamten aller Klaffen und Kategorien ſind des Gehorfame -
entbunden, deu ſie nach den Geſetzen dem Regenten ſchuldig waren.
Bartelona, 28. Juni 1843. Unterzeichnet: F. Serrona.“ ;

Alerandrien, 6, Juni. Meheıned Ali beſchaͤftigt ſich jebt mit
der Aulegung einer neuen Waſſerſtraße zu Gunſten der duͤrch die nuͤ—
biſche Wuͤſte ziehenden Karawanen, . Man geht nemlich von der Anficht
aus, daß das Niveau von Abu Hammed 59 Meter jenes von Koͤroͤsto
uͤberrage, und bei der Leitung des Nils durch die Wuͤſte voͤn Mbu


ten und nicht nur zum Trunke fuͤr Menſchen und Thiere, ſondern auch
zur Bewaͤſſerung jener weiten Landesſtrecke genuͤgen werden Auf diefe


Aegybten gewinnen. Die Wuͤſte wird zwar jetzt In 8 Tagen zuruͤckge
legt, allein ſie iſt die furchtbarſte und ſchauerlichſte unter allen Einoͤden,
ünd hei jedem Schritt ſtoͤßt man auf Skelete von verdurſteten Menſchen
und Thieren! Es iſt zu wuͤnſchen, daß dieſe Idee zur Ausfuͤhrung
komme, indem man dadurch zur Kenntniß von Laͤndern gelangen wuͤrde,
die eben wegen des beſchwerlichen Weges dahin bisher noch von aͤußerft
wenigen Curopdern beſucht worden und beinahe voͤllig unbekannt find;

Vereinigte Staaten. Nach newyorker Blaͤttern vom 15 Juni
iſt die Stadt Talahaſſa in Florida durch eine furchtbare Feuexebrunß
zerſtoͤrt worden. Der Schaden wird auf eine halbe Million Dollars
geſchaͤtzt.


 
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