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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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September (No. 204 - 229)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0829

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No. 207.


1843.







Mannheim, 4. Seytember. Nach geſtern hier eingetroffenen Pri-
vatbriefen. aus Baden ſoll in der Ehrenfache des Hrn. v. Goͤler und
Dru. v Baber (ſiehe Moͤrgenblatt No. 206) verfloffenen Samſtag ein
Viſtolenduell zwiſchen erfterem und einem ruſſiſchen Sfftizier dort ftrattz


auf dem Platze geblieben, und Heır v. Goͤler habe einen lebensgefaͤhr-
lichen Schuß in die Bruſt erhalten.

Vom Neckar, 2. September. Sicherem Vernehmen nach Aellt
ſich der Ausfuͤhrung der projectirten Claſſification der evV.
broteſt Pfarreien unſeres Großherzogthums ſehr bedeutende Hin-
derniſſe in den Weg. Die Mehrzaͤl der Geißlicheu (meun. man Ddie
Stinmen der Einzelnen zaͤhltey iſt ohnehin dagegen, ſo wie denn
auch mehrere Dioͤcefen des Oberlandes in beſonderen Eingaben an die
Generalſynode ſich entſchieden, unter ausfuͤhrlicher Darlegung der Gruͤnde,
gegen dieſes Verfahren ausgeſprochen haben.

Carlsruhe, l. Sept. Heuͤte war große Inſpektion uͤber die
morgen in ihr Lager ausziehende Artillerie, welche indeß wieder in
idre Standquartiere einruͤcken ſoll, was erſt am 26. geſchieht, ehe der
Ausmarſch zu den groͤßeren Herbſtuͤbungen zwiſchen Raſtadt und Offen-


Frankfurt, 3. Sept. Das heutige Journal de Francfort ent:
haͤlt folgendes Schreiben von der Donau, 26. Auguſt. „Se. Durchl.
der Fuͤrſt von Metternich hat feinen Aufenthalt zuͤ: Koͤnigswart abge-
Fürzt, er will dieſes Schloß den 27. verlaſſen, um ſich uͤber Plaß di-
rect nach Wien begeben, wohin ihn bolitiſche Angelegeuheiten von gro-
Ber. Wichtigkeit rufen. Man verſtchert, daß die Lage der ſpaniſchen
Angelegenheiten und auch der Zuſtand der Dinge in der Romangua
dazıu beigetragen haben, die Abweſenheit Sr. Duͤrchl. von der oͤſtertei-


Cabinett zur Vermitteluͤng der Verhaͤltuiſſe auf der pyrenaͤiſchen Halb-
inſel werde gerufen werden, da die Cabinette den aufrichtigen Wuͤnſch
hegen, daſelbſt einem neuen Buͤrgerkrieg zuvorzukommen Und ſolches
- Mefultat auf dem Wege von Heirathsunterhandluͤngen zu erreichen hofs
ſen Zu dem Ende wuͤrde es indeß nicht genuͤgen, die Wuͤnſche der
weſtlichen Cabinette zu vereinen; es wuͤrde Infonders darauf anfommen,


*

wollen ſcheinen, zu einer verſoͤhnlichen Entſcheidung zu veranlaſſen. Zu
Zieſem Ziele foll man nun die Wege bahnen woͤllen.“
Zweibrücken, I. Sept. Gefiern Abend, bald nach 9 Uhr, ver-


bruch eines ſtarken Brandes.
Stuppacher Hofes, nahe bei Neuhornbach, war Feuer ausgekommen,
welches ſich in Alitzesſchnelle uͤber die Scheunen und Heuboͤden ausbrei-
tete, Ueber 6000 Garben Frucht, das Heu und ſomit die ganze reiche
Ernte mar in wenig Augenblicken ein Raub des entfeſſelten Elementes.
Das Vieh wurde geretietz auch das Wohngebaͤude konnte geſchuͤtzt
werden. Allem Anſcheine nach wurde das Feuer durch die ruchlofe
Band eines Knechtes gelegt. Der Boͤſewicht iſt zwar uͤber die nahe
franzoͤſiſche Grenze — aber der wachſamen franzoͤſtfchen Polizei wird er
nicht entſchluͤpfen und dann bald den Lohn erndten, den das Geſetz
fuͤr Mordbrenner beſtimmt hat. ;

Von der Schweizergränze, 30. Aug. In der geſtern Abend
Ö br geſchloſſenen ſtuͤrmiſchen Sitzung des gr. Rathes zu Aarau er-
kaͤrte ſich derſelbe nunmehr bereit, neben den drei Frauenkloͤftern Gnadenthal,
Fahrund Baden auch noch jenes zu Hermetſchwyl wieder einzuſetzen.

Fulda, 1. Sept. Geſtern Nachmittag erlebten wir dahier ein
warnendes Beiſpiel der Folgen unbeſonnener Leidenſchaft. Ein 70 jaͤh—
viger, ſchlichter und aͤußerſt braver hieſiger Buͤrger toͤdtete nach voraͤus-
gegangenem Zanke ſeinen eigenen Sohn durch einen ungluͤckfeligen Wurf
mittelſt eines Holzes auf den Kopf. Wie auch der ungluͤckliche Vater
renweifelnd die Haͤnde ringt und ſich reuevoll Kber die Leiche hinwirft:




der einzige unbewachte Augenblick hat ſchrecklich uͤber das Geſchick einer
ganzen Familie entſchieden

Paris, 1. Sept. Die broviſoriſche Regierung in Madrid hat,
wie man uns verſichert, einen wichtigen Schritt bei Eſpartero gethan;
ſie hat ihm angetragen, ihn in allen ſeinen Titeln wieder zu beftaͤti-
gen und ihm eine jaͤhrliche Benfion von 400,000° Realen zu ſtcheru,
wofern er freiwillig auf den Titel Regent verzichten wolle. *

— Noch melden die miniſteriellen Blaͤtter nichts Beſtimmtes uͤber
den zu Eu erwarteten Beſuch. Es ſcheint jedoch außer Zweifel, daß
die Koͤnigin von England morgen Vormittags bei Treport landen wird.
Hr. Gutzot iſt nach dem Schloſſe Eu abgereiſt, um beim Empfang
der Koͤnigin zugegen zu ſein. Sobald das Signal von der Aunaͤheruͤnß
der eugliſchen Escadrille, von den franzoͤſiſchen Dampfſchiffen Pluton
und Nappleon escortirt, zu Eu geſehen wird, erhebt ſtch die koͤnig-
liche Familie nach dem Meeresufer, um der Landung beizuwohnen.
Die Anſtalten zum Empfang der Koͤnigin werden hier in groͤßten Maß-
ſtab getroffen; die Arbeiter werden ungewoͤhnlich gut bezahlt, damit
Alles in Zeiten fertig werde. Man hat fuͤr unmoͤglich erkannt, die
Koͤnigin Victoria in den Tuilerien zu logiren; ſie wird vermuthlich im
Alle Anſtalten zu Paris und Verſailles
muͤſſen bis zum Mittwoch (6. Sept.) beendigt ſein, was vorausſetzen


Aachen, 1. Sept. Heute Abend fluͤrzte hier, an der Trichtergaſſe?
zuſammen, wodurch
drei Arbeiter und der Bauherr verletzt wurden. 44 —
London, 30. Aug. Die heutigen engliſchen Blaͤtter enthalten eine
telegraphiſche Depeſche aus Devonpoͤrt vom 29. Auguſt, 1 Ubr, welche
meldet, daß am andern Morgen die Escadre der Koͤnigin in dieſem
Hafen eintreffen werde. Sonſt wird uͤber die beabſichtigle Reiſe nichts
Beſtimmtes mitgetheilt.
Madrid, 26. Auguſt. Es verbreiten ſich bereits Geruͤchte von
Die neue Verwaltung
wuͤrde in folgender Weiſe zuſammengeſetzt ſein: Cortina, Praͤſident der
letzten Cortes, Conſeilpraͤſidentſchaft; Olozaga, auswaͤrtige Angelegen-
heiten; Caſa Irugo, Finanzen; General Aſpiro, Krieg; Admiral Prum
de Rimeras, Marine; Ortiz Zuniga, Juſtiz. — Die radicale Partei,
verbuͤndet mit den Anhaͤngern des Infanten Don Franciso de Paula,
arbeitet daran, ſich die Mojoritaͤt bei den bevorſtehenden Wahlen zu
ſichern; ihr Plan iſt, die Ernennung einer Regentſchaft zu bewirken,
welche aus dem Infanten Don Franciso, als Praͤſidenten, dem Hrn-
Arguelles und dem General Evariſte San Miguel gebildet wuͤrde; diefe
Regentſchaft ſolle die Regierung bis zur Vermaͤhlung der Koͤnigin Iſa-
bella mit dem Herzoge von Cadix, dem aͤlteſten Sohne des Infanten
Don Franciso, fuͤhren. Von Seiten der Exaltados wird unverholen
die Abſicht ausgeſprochen, daß man eine republikaniſche Confoͤderaͤtion
der Provinzen zu Stande zu bringen ſuchen werde.

Aniſter dam, 29. Auguſt: Man verſichert, ein ſchwerer Prozeß,
der vielleicht bald mit der Regierung angefangen werden wird, werde
die Schwierigkeiten der Lage des Landes noch vermehren. Es ſoll ſich
von mehren Millionen handeln, welche der Herzog von Aumale alg Univer-
ſallegator des Prinzen von Condẽ wegen des Herzogthums Bourbon fordern
ſoll. Nachdem dieſes Herzogthum mit dem Loͤnigreich der Niederlande ver-
einigt worden war, wies ein Beſchluß Wilhelms I dem außer Beſitz
geſetzten Eigenthuͤmer eine immer waͤhrende Rente von 200,990 Fr. an.

Aber dieſe Rente iſt wie es ſcheint dem waxhen Eigenthlmer, dem
Herzog von Aumale, der als ſolcher durch mehre Befchlüffe des Cafz
ſationshofes von Frankreich anerkannt iſt, weder zuerkannt noch gezahlt
worden. Dieſer fordert daher auf gerichtlichem Wege 1) die Ynnul-
lirung des beſagten kal. Beſchluſſes, der wirklich den Betrag der Ent-
ſchaͤdigungskoſten feſtgeſtellt haben foll; 2) eine neue contradietzriſche
und gerichtliche Abſchaͤtzung; 3) die Ruͤckſtaͤude Dder nicht gezahkten Rente.


 
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