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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0797

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Tagsbericht.

A Sabhr, 23. Aug. Bekanntlich hat der Verfaſſer der Druckſchrift: „Der Ding-
linger Thortdurm oder die Verwaltung Völcker Fingado, ein Beitrag zur Stadt
Lahrex Ebronit᷑ 1842 den Erlös derſeiben im Betraͤge von fl. 150. 10 fr. der hie-
ſigen Armenkaſſe überlaſſen. Der Geſchenkgeber erhiell nun vor einigen Tagen von
dem hieſigen Gemeinderath die Nachricht, daß die hohe Regierung des Mittelrhein-
Freifes, laut Erlas vom 4, d. M, No. 22,264 die Staaisgenehmigung zu dieſem
Leſchente verfagt und angeordnet habe, daß dem Geber der genannte Betrag
alſobald zurückzuzahlen ſeie.

+ Steinbach, im Amtsbezirke Bühl, 23, Auguſt. Wie in den meiſten Orten
unſres Vaterlandes feierte man auch hier geſtern das Verfaſſungsfeſt. Am Abende
zudor vexkündeten Glockengeläute und Böllerſalven die Wichtigkeit des großen Feſt-
ages. Das ganze Städtchen war beleuchtet, während die türkiſche Muſit daſſelde
durchzog. Alles war befchäftigt, dieſen denkwürdigen Tag zu vetherrlichen. Die
Frauen ſchmückten ibre Wohnungen mit Kränzen und Blunien; die Männer dagegen
1 —— mit Fahnen, Inſchriften und dem Bildnifſe des höchſtſeligen Groß-
erzo arl.

4 fing.ber Tag an zu grauen, ſo begrüßten jugendliche Sänger, darauf


‚dere Einwohner. Um 9 Uhr Vormittags zoͤgen die Schüler der Filialgemeinden,
die Mitglieder des Gemeinderaths und Bürgerausſchuffes nebſt vielen andern Bür-
gern berein. Die Schüler, wohl über 400, verfammelten ſich im Schulhauſe und
wurden von dort geführt von ihren Lehrern, durch die Muſik abgeholt. Der Zug
bewegte ſich am feſtlich geſchmückten Rathhauſe vorbei, wo ſich ſodann die Jünglinge
den Schülern anſchloſſen. Hinter dem Muſikchor folgten die Honorativren der Ge-
meinden, nach dieſen die Zünfte, und hierauf die übrigen Theilnehmer. Jede Ab-
theilung hatte ihre Fahnen. Zwei Knaben trugen in der Mitte des Zuges die Ver-
faſſungourkunde auf einem ſchoͤnen Kiſſen.

Es war ein erhehender Anblick/ ſo viele Bürger binter ihren Söhnen, durch-
drungen von den Gefühlen des Dankes gegen den höchſtſeligen Geber der Berfafs
fung, und den hohen Werth derſelhen erfaffend, wandeln zu fehen indeß die Töne
der Glocken, der immerwährende Donner der Geſchütze und die Muſik jubelnd die
Lüfte erfüllten.
wurde den ein freudiges‘ Sert, Gott, wir loben Dich!“ beſchloß.

Von da aus ging es in derſelben Ordnung in das Rathhaus, wo der Bürger-
meiſter des Stadtchens die Verfaſſungsurkunde Forlas und nach einer kurzen, aber
täftigen Anrede an die Verſammlung, dem Andenken des höchſtſeligen Großherzogs
Carl ein Lebehoch ausbrachte. >

Die Schüler erhielten Brode; die Zünfte begaben ſich in ihre Herbergen und
bie Honoratioren in den Gaſthof zum Stern. Anı Abende zog eine unüberſehbare
Menſchenmenge vor das Haus. Das Städtchen war abermals beleuchtet. Da
brachte ein Mitglied des Feſteomite's dem Hrn. Abg. Sander, der für den Wahl-
bezirk Bühl, Baden und Gernsbach im vorigen Jahre gewählt wurde, ſo wie auch

allen Jenen, welche demſelben geſtimmt hatien, nach vorausgegangener trefflicher
Rede ein Lebehoch, das unter dem Beifallrufe der ergriffenen Voͤlksmenge ſtürmiſch
wiederhallte.
In der ſchönſten Rube und Ordnung ſchloßen Steinbachs Bewohner und mit
_ ihnen die der Filialgemeinden ein Feſt, von dem der Vater dem Sohne ſo lange
“ erzählen wird, als die Geſchichte uns den Namen des unſterblichen Gebers der Ver-
faſſung aufbewahrt. *
Darmſtadt, 19. Auguſt. Vor unſerm Rheinthor werden Bau-
materialien beigefahren, Steine, Lehm u. ſ. w., hauptſaͤchlich zur Er-
bauung eines Eiſenbahnhofes. ; : 35
Fraukfurt, 24. Auguſt. Muͤndlicher Mittheilung von Reiſenden
zufolge iſt heute Nacht zwiſchen zwoͤlf und ein Uyr das Maindampfooot
Eopold! auf der Bergfahrt von Mainz kommend, zwiſchen Koſtheim
und Hochheim in der Dunkelheit auf ein Floß gerannt und, da das
Bordertheil des Bovts durch den furchtbaren Stoß eingedruͤckt wurde,
Egleich u atergeſunken. Die Schiffsmannſchaft ſowohl als zwanzig
Paſſagiere, die ſich auf dem Boote befunden haben ſollen, retteten ſich
_- von dem Boote auf das Floß und von da auf's Land. Das Boot
ragt nur etwan? Fuß noch über- dem Waſſer hervor. Durch die Eiſen-
baın ſind die Paſſagiere heute Morgen hierher befoͤrdert worden. —
Heute Nacht zwiſchen 2 und 3 Uhr zog ein heftiges Gewuͤter uͤber
unjere Gegend. Der Blitz ſchlug in dem benachhaͤrten Roͤdelheim in
die Hofraithe des Stallmeiſters Woͤhler ein; Stallung, Remiſen und
Scheunen wurden ein Raub der Flammen. Sechzig Fuhren Futter und
Getraide ſollen in den Flammen aufgegangen ſein. *

Berlin, 22. Auguſt. Die Farbe und Form einer zolloereine-
flasge ſoll, laut Verfuͤgung des Finanzminiſters vom 28. April D, S,
und in Gemaͤßheit der Vereinbarung unter den Vereinsregierungen,





gruͤn ſein und die Breite am obern Ende 641 Zoll preußiſch (1
Merino- oder Flaggenzeugbreite), am untern Ende, welches einen Ein-
ſchnitt von 15 Zoll Tiefe erhaͤlt, 21 Zoll, und die Laͤnge bis zum
Einſchnitt 120 Zoll, folglich mit dem Einſchnitte 135 Zoll betragen.

Wien, 19. Aug. Der Herzog von Bordeaux iſt im Begriff, die
durch ſeinen vor zwei Jahren erlittenen Unfall unterbrochenen Bereifun:
gen fremder Laͤnder jetzt, nachdem er wieder hergeſtellt iſt, fortzuſetzen,
und will zuerſt Norddeutſchland und England unter. dem Incognito ei-
nes Grafen von Chambord beſuchen. ; °

Paris, 22. Auguſt. Telegraphiſche Depeſchen! 1. Ber:
Durch einen Tagsbefebl vom 16. Anguſt, da-
tirt aus der Citadelle (von Barcelona), erklaͤrt General Arbuthnot,
er koͤnne die Junta, welche ſich von neuem ais Oberſte Regierungs-
junta conſtjtuirt habe, nicht als ſolche anerkennen. Deputationen der
Notabeln haben ſich in die Eitadelle verfuͤgt, um als Dolmetſcher der
Mehrheit der Bevoͤlkerung dem General Arbuthnot ihre Unterſtuͤtzung
anzubieten. Brigadier Echalecu, der noch nicht als Gouverneur ven
Montjouy erſetzt iſt, hat der Junta abgeſchlagen, gemeine Sache mit
ihr zu machen. Brigadier Prim iſt am 17. Auguſt zu Bareelona an-
gekommen und hat ſich ſogleich in die Citadelle begeben. Die Junta
hat das Bataillon Freiwillige wieder bewaffnet mit Ftin-
Soldaten, die zu dieſem Batait-
lon gehoͤren, mit Tambours voran, die Generalmarſch ſchlugen, haben
Feuer gegeben auf eine Gruppe junger Leute; einer derſelben wurde
getoͤdtet, ein anderer bleſſirt. Das Artilleriebataition der Mi-
liz hat ſich gegen die Emente erklaͤrt. Am Abend des 17. Au-
guſt hat ſich die Junta mit einem Theil des Perſonals der Municipa-
litaͤt, umgeben von einem Bataillon Freiwilliger, in das Fort Atara-
zanas zuruͤckgezogen. Am 18. Auguſt war General Arbuthnot mit
2000 Mann in der Citadelle; die Junta war mit dem Bataillon Frei-
williger in dem Fort Atarazanas; die Milizbataillone hielten ſich in
ihren reſp. Quartieren. Brigadier Prim hatte Conferenzen mit den
Alcaden, die in permanenter Sitzung auf der Municipalitaͤt verſammelt
waren. Prim hat eine Proclamation erlaſſen, die Buͤrger zur Ein-
tracht aufzufordern. ; }

— 2. Bayonne, 2l. Auguſt. Espartero hatte außer feinem
Manifeſt am 30. Juli an Bort des Betis eine von ihm felbit und
ſeinen Begleitern unterzeichnete Proteſtation abfaſſen laſſen und


Durch Decret vom 16. Au-
guſt hat nun die Regierung den Don Baldomero Espar-


fuͤr verluſtig erklaͤrt.

— Die ſpaniſche Staatsſchuld betraͤgt dermalen 3540 Mill.
Franes und das jaͤhrliche Defieit 165 Mill. Fr. *

London, 19 Auguſt. Der „Standard“ theilt ein, von der In-
quiſition zu Ancona veroͤffentliches Edict des Papſtes gegen die Juden
mit, das ſeinem ganzen Inhalte nach einer Verbannung der Juden aus
den paͤpſtlichen Staatengleich ſieht, und bemerkt dazu, daß dieſer Schritt
der paͤpſtlichen Regierung unter den juͤdiſchen Kaufleuten in der Eity
Da die meiſten Kaufleute in den baͤpſt-
lichen Staaten moſaiſchen Glaubeus ſind, ſo befuͤrchten die Iſraeliten
in England, daß in Folge jenes paͤpſtlichen Edicts der Verkeur mit
Italien bedeutend in's Stocken gerathen werde. ;

Barcelona, 16. Auguſt. Die Stadt iſt in außerordentlicher Auf-
regung. Die „Union“ und der „Conſtitucivnal? reizen das Voͤlk auf,
die Waffen gegen die proviſoriſche Regierung zu ergreifen, als welche
die Freiheit bedrohe. Es iſt die Nachricht eingetroffen, daß fich Sa-
ragoſſa auf die Kunde von der Proctamirung der Voll-
jaͤhrigkeit der Koͤnigin erhoben hat! Die „Union“ ſieht fın


 
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