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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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April (No. 77 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0333

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Tagsbericht.

&ı Mannheim, 7. April. Nach dem letzten Darmſtaͤdter
Negierungsblatft waͤre nun die Ausmuͤndung der Main : Nedareiz
jenbahn bei Friedrichsfeld von der betreffenden Regierung wirklich
ratifizirt. Hier aber will man dieſer Beſtimmung, troͤtz allen Regie-
vungsblättern in der Welt, noch durchaus keinen Glaͤuben ſchenken.
Man will es durchaus nicht begreifen, daß die badiſche Regierung,
welche ihre Bahn allen Staͤdten des Landes ſelbſt vom zweiten und
dritten Range zu naͤhren fuͤchte, die Haupthandelsſtadt neben
hinaus legen und nur durch eine Seitendahn mit der Hauptbahn ver-
binden koͤnne, ohne dadurch, ungerechnet den auf der Hand liegenden
Handelsnachtheil fuͤr das Land, auch uur einen kleinen pekuͤniaͤren Vor-
theil zu erzielen. Im Gegentheil, dieſe Maßregel iſt viel koſtſpieliger-
als wenn die Bahn, ihrem erſten Entwurfe nach, hier muͤndete.

Dieſe Behauptung iſt leicht zu erweifen, denn erſtens wird nach
dem neuen Projekte nun ein neüer Bahühof, uͤnd zweitens ein ganz
beuer Schienenweg von Mannheim bis Heidelberg ' nvothwendig,
denn da die Bahn nach Darmſtadt ein engeres Geleis erhaͤlt, und
man in Friedrichsfeld nicht eine Hauptſtation anlegen will zur Umla-
dung fo muß fuͤr die Waggons von Norden neben der jetzk beſtehen-
den Bahn noch eine zweite angelegt werden. Welch ungeheure Koͤſten,
waͤhrend, wenn die Nordbahn hier muͤndete, die beftehende badiſche

Bahn von Mannheim bis Baſel kein Hinderniß boͤte da hier der

Stationsplatz zur Umladung waͤre. Oder ſoll die Doppelbahn von

Friedrichsfeld nur nach Heidelberg gehen, und ſollen die nach Mann-
heim reiſenden Paſſagiere in Friedrichsfeld immer die Wagen von Hei-
delberg erwarten muͤſſen? Nach dem Wortlaute des Darmſtaͤdter Re-
gierungsblattes muß man dies faſt vermuthen.

Naftatt, 5. Npril, Das dieſer Tage in dieſem uͤnd andern
Blättern ausgefchrieben geweſene Geldfäßchen - mit 21,000 Fr. iſt ge-
ftern durch zwei Buͤrger von. Durmersheim aufgefunden und der groͤßte
Theil deſſelben, naͤnilich 13,725 Fr. dereits nach Strasburg an den
echtmaͤßigen Eigenthuͤmer abgeliefert worden! Die erften Finder des
Geldes, welche es verheimlichen woliten und bet Grunenwinkel gefun-
den zu haben behaupten, ſitzen bereits in Haft und Unterfuchung, da
die fehlenden 7275 Fr. noch nicht heigebracht find. Ein ehemaliger
Knecht Ddes Eigenthümers ſoll dabei betheiligt ſein.

Sbherbach, 3. Aptil. Geſtern wurde ein neugebornes Kind maͤnn-
lichen SGefchlecht8, an den Ufern des NMecdars. nahe.bei. der Stadt todt
aufgefunden und die Mutter in einer wegen heimlicher Niederkunft ver-
daͤchtigen Wittwe, welche beim Anblick des Leichnams die Ermordung
ihres Fides durch Ertraͤnken -algbald ‚eingeftand., erfannt.

‚ T7 @68 . „derg, 6. April. Schon vor mehrern Monaten war
n Vevollmachtigter der Regierung in Heidelberg, um die finanziellen
Angelegenheiten der doͤrtigen hoͤhern Buͤrgerſchule zu ordnen.! Daß die
Sache nicht ſo bald erledigt werden wuͤrde war vorherzuſehen, denn
dem Gemeinderath fowohl, als der Mehrzahl den hieſigen Buͤrger, iſt
ift e6 nicht unhekannt, daß die aus feche Klaſſen beſtehende koſtſpie-
lige Lehranſtalt ihre eigentliche Beſtimmung verfehlt hat und daß der
Unterricht in den beiden obern Klaͤffen nicht fuͤr kuͤnftige Kaufleute und
„Handiverfer geeignet iſt. Welcher Nutzen entſpringt deun eigentlich für
Ddie Stadt daͤraus, daß alljaͤhrlich einige Schüler der poͤlytechniſchen
Schule zugeführt werden? Ohne Zuſchuß von der Regierung kaͤnn in-
deſſen die Anſtalt in ihrer bisherigẽn Ausdehnung nicht ferner beſtehen,
nun ſind auch jaͤhrlich 1000 fl aus Staatsmitteln bewilligt worden,



j&0ch oͤnter der Bedingung, daß der Gemeinderath für die einzugehenz
den Schulgelder einer gewiſſen Summe Buͤrgſchaft leiſte. . Da nuͤn die
Schüleranzahl bedeutend abgenommen hat, und aug Gründen, die {n
Heidelberg genugſam bekannt ſind, noch mehr ahnehmen Dürfte , (D {ft
es nicht waͤhrſcheinlich, daß der Gemeinderaͤth ſich der geſtellten Foͤr⸗
derung unterziehen und die Verantwortlichkeit fuͤr dieſelbe uͤbernehinen
werde. Man iſt anf den Ausgang dieſer Sache! welche fuͤr das Foͤrt-
beſtehen der Auſtalt als eine Lebensfrage angefehen werden kann, ſehr
neugierig; die Entſcheidung wird ſpaͤler in Diefe Blättern mitgetheilt
WerDdeil. — x

Frankfurt, 6. April. Bei der Heutigen..2, Ziehung 6.. Claffe,
der hieſigen 103. Stadtloͤtterie haben folgende Nummern Hauptpreiſe
gewonnen: Mr. 16215. 8811 jede LO00-.fl., Nr. 5635 300 fl

Aargau, 2. April.. Wir betrachten nun Dden Streit mit Baden
als beendigt! Nachdem der kleine Rath den erſten feindſeligen Schritt
gegen dieſen Nachbaͤrſtaat gehoͤben bat (die unterm 13 Marz 1840- anz
georonefe Viehſperre), ſo wird Baden nicht zoͤgern, die von ihm ge-
troffenen Gegenmaßzregeln“ zurüdzuztehen;. 5 die ehevortgen. Zollz
begünfiigungen fuͤr fAweizerifhen. Kaͤs, Obfimoft und Eſſig wieder ein-
frefen zu faffen, Folge davon wird dieſe ſein, daß Dder FMeine Rath
das Berbot des badiſchen Weines, des Bieres und Mehles _ feinerfeits
ebenfalls zuruͤckziehen muß. Das früher beſtandene Verhaltuiß mit Ba
Den mwird danın wieder hergeſtellt feinz die im Verkehre theitweife ge-
hemmten Bürger beider Laͤnder werdel nach wie DUr ihren friedlichen
Beſchaͤftigungen nachgehen, und an die erlebten Störungen der nachz
barlichen BVerhaltniffe wird man nur dann wieder eriynert werden,
wenn man aus den oͤffenklichen Rechnungen erſieht, daß die aargautfche
Staatskaſſe eine bedeutende Einbuße an Eingangszoll waͤhrend dieſer
Zeit erlitten hat. —

Laris, 4. April. Telegraphiſche Depeſchen I Alexandrien
26. Mürz. Eine Diviſton voͤn 2700 Mann, duͤrch drei Dampfboote
unterſtuͤtzt, ging unter dem Comando Sir Napier’s den Indus hinauf;
ſie wurde am 17, Februar bei Hyderabad voͤn 22,000 Indiern, die
vyn den Emirn des Landes Seinde befehligt waren, angegriffen.. Nach
einem hartnaͤckigen Kampfe wurde der Feind gefchlagen ; er Keß 15 Ka:z
nonen und 4000 Todte und Verwuͤndete zurüc. . Hyderabad ift oceuz
pirt; die Emire wurden gefangen genomnfen. . Die eugliſche Diviſton
hatte 200 Todte und Verwundete, — Am 21. Januaͤr brach ünter
der Larniſon von Manilla elne Revolte aus; die Artillerte brachte die
Rebellen wieder zum Gehoͤrſam und fprenat ein Bulvermagazin,
deſſen fie ſich bemaͤchtigt hatten, in die Luft. Sechs ſpaniſche Offi-
ziere wurden getoͤdtet und berwundet. Anı 25 war alles zur Ordnuͤng
zuruͤckgekehrt. ; ‘ _

L Malta, 30. Maͤrz. Der „Oriental,“ ‚melcdher ſo eben eingetrof-
fen, bringt Nachrichten aus Indien bis zum 1. März und aus China
bis zum :12. Jannar! Am Februar frug Genelal Napier einen
glänzenden Sieg im Land Seinde bei Hyderabad. daͤvon; nach einent
dreiſtuͤndigen erbitterten Kampfe wurden 22,000 Belboͤchies von 2,700
Engländern vollftändig geſchlagen; dieſe hatten 256 Todte und Ver-

wundete, darunter 18 Offtziere.. —. Die Infurrectton. im Bundelkund
machte neue Fortſchritte — Lord Ellenborbugh war ſeit dem 15, 3u
Delht zurüg. In China erhielt ſich die Nuhe und man fehritt, In

dem Abſchluſſe des Vertrags vorwarts, Der Major Malcolım, mwelcher
am 14 Febtuar zu Bombay angekommen watr, ‚ging am 18. nach
Hong⸗Kong wieder ab! ; . d
Der Generalgouverneur Bugeaud hat zur Fräftigeren Detreibung
des Krieges in Algerien eine weitere Verfiärkung von 20,000 Mann
verfangt. — ; . —
Nadrid, 28. Marz. Die vfficielle Madrider Zeitung ſcheint
dem Ausgange der Wahien zufrieden zu ſein; zum wenigſten faͤngt fie

die Oppoſition ſpoͤttiſch zu behandeln an.


 
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