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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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September (No. 204 - 229)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0837

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No. 209.


1843,









— — —



** Bom Neckar, 3. Sept. Sicherm Vernehmen nach treffen
Ihre Hoͤheiten die duͤrchlauchtigften Herren Markgrafen Wilhelm
und Maxtmilian von Baden diefer Tage auf dem Schloſſe Zwin-
genberg ein. Hochdieſelben werden laͤngere Zeit daſelbſt verweilen und
bie berannahenden herblichſten Tage zu Jagden benuͤtzen. Die ganze
Bevoͤlkerung der Umgegend freut ſich ſchon zum voraus ihre hohe Stanz
desherren in ihrer Mitte wieder zu ſehen, und durch Wort und That
iHre innigſte Verehrung, Achtung und Liebe gegen ſie an den Tag le-
gen zu koͤnnen, und dieß mit Recht Denn blicken wir nur auf die
luͤngſt verfloſſene, harte Zeit zuruͤck, vergegenwaͤrtigen wir uns nur das
wieder, was uns vor fechs und acht Wochen ſo ſchauerlich noch um-
gab, und wir fuͤhlen von Neuem die wohlthaͤtigen Haͤnde unſrer duͤrch-
auchtigſten Herren Markgrafen. Manche Familie, ja ganze Ortſchaf-
ten der Standesherrſchaft Zwingenberg hat die Linderung ihrer groͤßten
Noth, die Befreiung von ſo manchem Schmerz und Elend, welche ſo
baͤufig in dieſem Jahre waren, nur ihnen zu verdanken! Hier wurden
die Armen taͤglich geſpeist, dort wurden Fruͤchte unter ſte dertheilt um
ihre Felder zu beſtellen und ſich des druͤckendſten Mangels entheben zu
koͤunen; hier wurde Geld vertheilt unter die Bedraͤngten, und doͤrt
wurde ihnen Arbeit gegeben, um ſich ihren noͤthigen Unterhalt unter
anſtaͤndiger Beſchaͤftigung und Belohnung verſchaffen zu koͤnnen, und
Niemand war, der verlaffen da ftand vder leer von dannen gewiefen


Wuß deßhalb nicht jedes Herz voll Dankbarkeit fließen?

Carlsruhe, 4. Sept. - So eben vernimmt man, daß Hr. Ober-
leltenant Julius von Goͤler emer der tuͤchtigſten Offiziere der
badiſchen Artillerie, ein ritterlicher, in allen Kuͤnſten und Leibesuͤbun-
gen gewandter liebenswuͤrdiger Edelmann und ſelbſt ein nicht ungeſchick-
ter Maler, in Folge der erhaltenen Wuuͤde geſtorben iſt (Siehe
geſtriges Morgenblatt). Die erſten Aerzte der Reſidenz waren um ihn
beſchaͤftigt geweſen und ſelbſt der beruͤhmte Chelius von Heidelberg
herbeigerufen worden; aber aile Kunſt der Aerzte war vergebens! Die
Wunde, die anfangs nicht toͤdtlich ſchien, verſchlimmerte ſich zuſehends;
die Kugel konnte nicht aufgefunden werden und- das viele im Koͤrper
angeſammelte geronnene Blut beengte den Kranken ſo ſehr, daß um
11 Ubr die Aufloͤſung des ſo jugeuͤdlich kraͤftigen Mannes erfolgte, der
allgemein aufs innigſte bedauert wird. Die FTrauer unter dem Offt-
zierſtande iſt namenklich groß und tiefgefuͤhlt.

Sprendlingen, Kreis Offenbach, 2. Sept. In einem hieſigen
Garten fand man dieſer Tage eine weiße Ruͤbe, die ihres Gleichen
wenig haben duͤrfte. Diefelbe haͤtte eine Laͤnge von etwas mehr als
einer Ette (großh heſſ. Maaß), maß in ihrem Umfange 34 — 1
Eile und wog vollftändig 14 Pfunde. ; ‚

Interlaken. (Schweiz) Seit einer Woche hat ſich eine außeror-
dentliche Menge Fremder hier eingefunden und alle Penſionathaͤuſer ſind
beſonders von Englaͤndern vollgepropft. Letzten Montag iſt auͤch die
beruͤhmte Schauſpielerin, Demoifelle Rachel, hier eingekroffen und hat
bereits Meiringen, Grindelwald und die uͤbrigen merkwuͤrdigen Gegen-
den des Oberlandes beſucht. Unter ihrer Begleitung ſoll ſich auch ein
natuͤrlicher Sohn Napoleons, Graf Wale wsky befinden. Vielteicht wird
ſte auch ihr Geburtsort, das Dorf Mumpf im Aargau, durchreiſen.

Berlin, 1. Sept. Briefe aus Hannover verſichern — mit ſwelcher
Zuverlaͤſſigkeit, wird ſich in kurzem aufklaͤren daß die Agnaten des
Koͤnigshauſes ſich erklaͤrt, wie fie der uneingeſchraͤnkten Thronfolge
des Kronprinzen nichts entgegenſetzen wuͤrden eine Erklaͤrung, die
um ſo wichtiger waͤre, je oͤfter diẽ Behauptung aufgeſtellt worden, daß
das bekannte phyſiſche Leiden des Krouͤprimen zwar niemals ſeine
Thronfolge verhindern, wohl aber eine Regentſchaft durch den naͤchſten
Agnaten veranlaſſen duͤrfte.

Paris, 3. Sept. Der Weſſanger berichtet aus Cherbourg,
3, Sept.: „Ihre Maj. die Koͤnigtn von England iſt heute fruͤh um


balb.7 Uhr im Angeſicht von Cherbourg, ungefaͤhr zwei Kilometer vom
Uferdamm, vorbeigekommen. Die Batterien des Plages und alle Forts
haben ſie mit einer Salve von 101 Kanonenſchuͤſſen begruͤßt! Alle
Schiffe hatten feſtlich geſchmuͤckte Flaggen aufgezogen. Der Prinz von
Joinville war dieſen Morgen um 4 Ubhr abgereiſt, um der Koͤnigin ent-
gegen zu gehenz er hat den Weg zuſammen mit Ihrer Majeſtaͤt fortgeſetzt.“

— In demſelben Blatte lieſt man aus Cu: Der engliſche Botſchaf-
ter iſt heute im Schloſſe angekommen; auch der Graf Chaboͤt, Boͤt—


— Es ſcheint keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß die Koͤni-
gin Victoria nach Paris und Verfailles kfommen wird.


einen offiziellen Character an. Im Valis- Royal wird Tag und Nacht
gearbeitet. Ein geſtern Abend aus Eu eingeiroͤffener Courier hat die
beſtimmteſten Befehle des Koͤnigs überbracht, daß aͤlles auf’s Schnellſte
und Koſtbarſte zum Empfang der Koͤnigin voͤn England vorbereitet wer-
den ſoll. Das Programm dez Feſte, welche ftatt finden, kann erſt
offiziell publicirt werden, wenn Bictoria die Einladung des Koͤnigs offi-
ziell angenommen hat.

— Die Angabe, der Herzog von Wellington begleite die Koͤnigin
Vietoria auf ihrer Reiſe nach Frankreich, iſt falfh. Der Herzog von
Wellington ließ ſich nicht dazu bewegen, die Reife mitzumachen. Er
hat ſich nach ſeinem Schloſſe von Walmer begeben, wo er bis Ende
des Herbſtes zu verweilen vorhat. SR
— In der Londoner Canzlet ſoll die Rede davon ſein, gegen
O Cogpell eine Anklage wegen Hochverraths zu erheben. Doch bedarf
dieſe Nachricht noch fehr der Beftätigung.“ O’Connell Fönnte durch ei-
nen ſolchen Schritt genoͤthigt werden weiter zu gehen, alg es bio jetzt,
wenigſtens dem Anfcheine nach , ſeine Abficht gewefen. *

— Jm Niniſterium der auswaͤrtigen Angelegenheiten follen in vet-
wichener Nacht ſehr ernſte Nachrichten aus SItalien eingetroffenen ſein!
Die Aufruͤhrer in Bologna follen die dreifarbige Fahne aufgepflanzt und
ein von dem Herzog don Modena gegen ſie ausgeſchicktes Corps voͤn
dreitauſend Mann zuruͤckgeſchlagen haben; die Inſurrection macht in
den Diſtricten von Aucona, Bologna ı. f. w. Fortfchritte. _ /

London, 1. Sept. Der Standard enthielt dieſer Tage folgenden
grimmigen Artikel: „D’Connell ‚fchreitet - mit ſeiner thevretiſchen
Verfaſſung fuͤr Irland weiter fort. Reuetdings hat er Maßregeln ge-
troffen, auf ſeine Autoritaͤt hin Friedensrichterbeſtallungen auszufertigen.
Das Alles iſt ganz gut, ſo lange die Sache thebretifch bleibt. Sederz
mann hat von Leuten gehoͤrt, die gereitpeitſcht gedacht worden and
die ſich dadurch für dieſe Beleidigung rächten , daͤß ſie den Gegner mit
dem Degen durchſtochen oder mit einer Kugel durch den Kopf geſchoſ-
ſen zu haben dachten. Da O Connells Hochverrath bis jetzt bloß
Heoretiſch iſt, koͤnnen wir ihn auch nur in der Theorie haͤngen, ein
Vergnuͤgen, was ſich indeſſen, dieß koͤnnen wir ihm verſichern, ſehr viele Leute
machen. Sollte der Mordbrenner aber wagen, thatſaͤchlich zu werden, ſollte
er je ſeine Theorien praktiſch anzuwenden wagen!: dann wird da ſein Verrath
nicht laͤnger theorethiſch iſt, fein Haͤngen auch nicht mehr theoretiſch
ſein. Laßt ihn nur wirkliche Autoritaͤt fuͤr feine, Richter und ſein Par-
lament beauſpruchen: dann laͤßt ſich nicht bezweifeln, daß auch ein
wirklicher Strick und ein wirklicher Galgen fuͤr ihn bereit ſein werden.“

— Die Regierung hat Herrn Afton , ihrem Repraͤſentanten in Ma-

Herr
Afton wird, nachdem er feinen Sekretaͤr, Hrn. Jermingham, als Ge-
ſchaͤftstraͤger inſtallirt, Madrid unmittelbar verlaſſen.
Madrid, 27. Auguſt. Man lieſt in der „Madrider Zeitung“:
Der Herzog von Gluͤcksberg hat geftern. am. 26, Auguſt dem Miniſter
der augwaͤrtigen Angelegenheiten die Beglaubigungsbriefe uͤbereicht!
relche ihn als Geſchaͤftstraͤger Sr. Maj. des Koͤnigs der Franzoſen in
Madrid acereditiren.


 
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