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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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November (No. 256 - 282)
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— 4543







} ' Landtagsverhandlungen.
Garlsruhe, 24. Nov.

Ständeverfammlung. Vorfiß dee Alterspräfidenten v, Ißzſtein Auf der Bank der


Der Alterspräfident v, Ibfteii nahın das Wort und außerte ſich folgendermaßen::
wAlS Alterspräfident der Kammer erkläre ich die erfe Sitzung derſelden als eröff-
uet, Sie aber verebrte Collegen, verfammelt in diefem Saale durch den gleichen
Auftrag, durch die gleichen Pflichten für das allgemeine Wohl, heiße ich alle, alle
willlommen zu den gemeinſchaͤfttichen Arbeiten, Das erſte Geſchäft, das uns vor-
liegt, beſteht in der vrüfung der Wahlen. Ich bitte Sie, dieſelbe mit Eifer aber
* mit Umficht und Ernff und obne Rückficht auf die betreffenden Perſonen vor-
zunehmen. Daß die Kammer dabei fene würdevolle Haltung die die badiſche Kams
mer noch nie vergeſſen hat, abermals bewähren wird, deffen darf ich gewiß ſein.
Laſſen Sie ſich, verehrte Herren, nicht abfchrecken von der ſorgfältigen Früfung der
' Wadhlen durch eine fruͤher oft vernommene, oft geleſene und auch in neuerer Zeit
{n Öffentlihen Blättern aufgetauchte Sprache, daß die vorige Kammer zu viele Zeit
auf die Prüfung der Wablen verwendet und dadurch das Volk bis zur Ungeduld erx»
müdet habe, ES iſt diefe Sprache entweder aus einer irrigen Anficht entſtanden
Dder aus böfer Abſicht verbreitet worden V ı f !

‚ Das badifhe Volk, Ehre ifm! teunt in ſeiner großen Mehrheit vollkommen
die hohe Wichtigkeit der Verfaffung, die hobe Wichtizkeit ſeines Loßkbaren Wahl-
‚recht$ und e$ weiß ſo gut, wie die von ihm gewählte Kammer, . das nur durch
geſetzliche, durch freie, nicht von oben diktirte Waͤhlen eine wahre Volfsvertretung
ergielt wird und nur durch eine folche eine der ächten Repräſentativverfaſſung ent»
vrechende Volksvertretung gebildet werden kann. Auch haben, dente ich, die bas
diſchen Bürgex bei dem Verfaſſungefeſt am 22. Auguft durch lebhafte Theilnahme
und ibre höchſt ehrenvolle Theilnahme Iaut aus eſprochen, daß ihnen die Verfaffung
und die durch dieſelbe geſchützten Rechte theuer ind, alſo die Zeit nicht für verloz
ren halten werden, welche eine Kammer anwenden wird, um eine wahre Volks-


ihrem vollen Umpfang verfaffungsgemäß und furchtlos zu erfüllen.

Der Herr Präfident des Mir
haben, uns dte Atten Über die nek vorgenommenen Wabhlen vorzulegen Staats-
raib Jrör. v Rüdt uͤbergiebt hierauf die Wahlprotokolle derjenigen Bezirke, wo
neue Wahlen vorgenommen wurden, mit Ausnahme der für-den -35. Lemterwaht-
bezirt, welche noch nicht eingefommen ſeyen. Derſelbe bemerkt, der Abgeordnete

Kuenzer ſey noch nicht einberufen, weil er den Urlaud von Seiten des erzbifchöflichen
Ordinariats noch n’cht naͤchgewieſen habez die Abg. Meyecr, Litfhat, Nombride,
Vaag und Weitzel ſeyen, nach der von ihnen gemachten Anzeige! theils durch
Familien⸗, theils durch dienffliche Verhaͤliniffe noch auf einige Tage zuruͤckgebalten,
in der Kammer zu erſcheinen. Stagtexath Frhr. v. Rüdt verlieſt ſokort ein aller-
Echſtes Reſtript, wornach Se, fönigl, Soh. der Großherzog den Miniſterialdirektor
Eihrodt und den Minifterialrath v. Marfchall zu ſtändigen Commiffaͤren für das

“ Minifterium des Innern bei beiden Kammern zu ernennen geruht haben, Der
Präſident übergiet eine Eingabe mehrerer Wahlmäanner. -des 25. Aemterwahlbezirks
in Betreff der Wahl des Hofgerichtsraths Rothermel. Sie wird als Beilage zu
i-ben.%ablaftc‘n gegeben, um mit ibnen geprüft zu werden Ferner macht der Pra-
fident den Einlauf einer orſtellung der Buchdrucker Maͤlſch und Vogel bekannt,
die nevernahme des Vexlags der Proͤtokolte betreffend. Dieſeibe wird in die Abthei-
lungen, beziehungsweife an die wegen Drucks der Protokolle zu bildende eigene
5 verwieſen. *—

$ wird nun zunächft zur Bildung. der proviſoriſchen Abtheilungen geſchritten
wobei das Loos folgendes Refultat ergibt: H —
t. Abtheilung: Dürr, Rothermel/ Lichtenauer, Nombride, Trefurt, Blankenhorn,

Kraft, Baum, Linz, Böhme, Gofl, Jörger, Regenauer. BA ı

- 2, Abtheilung: Bett Knittel, Rettig, von IBfiein, Fauth, Gottſchall, Jung-
* 5 2224 8 Stockhorn, Weller. Orether, veldi

eilung: Hecker, Kuenzer aa errmann, Knapp, Grether, Helbin
eenz Müller, Ricter, Welte, Züllig. —

L Ahtheilung; Reichenbach Sander, Litfchnt, Weitzel, Maier, Vogelmann, Platz,

Siſſing⸗ Serbel, Hundt, Rindefchwender, Schaaf.

‚.5 Abtheilung: Megß, Welter, Baffermann, Mathy, Bader, Bleidorn, Leib-
lein Lofflier Meßger, Pofſelt, Schmidt, Zittel. — E3 Wwerden hierauf die Wahl-
alten unter die Abtheilungen verthellt und Behufs der Prüfung derſelben die Sitz-
ung auf eine Stunde geſchloſſen.

Nach Uumlauf dieſer Zeit wurde die Sitzung fortgeſetzt.
Tegierunggbant befinden ſich der, Präſident des Minifteriums des Innern,
Örhr. v. Rüdt und Miniſterialdirector Eichrodt. Da indeſſen ein neues
Mitglied, der Abgeordnete Baſſermann, eingetreten war, wird vorerſt
deſſen Beeidigung durch den Präſidenten vorgenommen. Sofort referirt
der Abgeordnete Negenauer, Namens der erſten proviſoriſchen Abtheilung,
1) düber die Waͤhl der Neſidenzſtadt Karlsruhe, wo Buchhaͤndler Knittel
gewaͤhlt wurde; fernex 2). 4iber. die Wahl des dritten Stadtwahlbezirks
Freiburg, wo an die Stelie des freiwillig ausgetretenen Abg. Bannwaͤrth,





der Gemeinderath und Obergerichtsadvokat Hägelin gewaͤhlt wurde; 9
über die weitere Wahl dieſes Bezirks, welche auf den Hofgerichtsdirector

Litfchgt zu Freiburg fiel; und 4) iber die Wahl deoͤ Regierungsrath
Weitzel im 22. Aemterwaͤhlbezirk (Sinsheim). Die Kammek nimmt die


Abtheilung uͤber die Wahl des Abg. Metz durch den 8. Aemterwahlbezirk
Schopfheim und Kandern, des Abg. Baſſermann durch die Stadt Manı-


Inm Namen der dritten Abtheilung berichtet Helbing uͤber die Wahl
des Vizekanzlers Bekk durch den erften Aemterwahlbezirk Meersburg,
und Richter uͤber die Wahl des Abgeordneten Welcker durch den NMem-
terwahlhezirk Bonndorf und des Abg. Nombride durch den Aemterwaͤhi-
bezirk Kenzingen. Alle dieſe Wahlen werden ohne Diskuͤffion alg unz


Abg. Rindeſchwender uͤber die Erſatzwahl des 19. Aemterwaͤhlbezirks
Lahr, und ſtellt den Antrag, die Pruͤfung dieſer Wahl einſtweilen noch
ausgeſetzt zu laſſen und die Regierung zu bitten, der Kaͤmmer nach


rinſichtlich der Beſtechungen, welche in dieſem Bezirk bei der fruͤhern
Wahlmaͤnnerwahl in Seelbach vorgekommen ſein follen, vorzulegen, da
die Ahtheilung der Anſicht ſei, daß ſie vor Einſicht dieſer Acten einen
Autrag, ob die fragliche Erſatzwahl als beſtandet vder nicht zu erklaͤren
‘fet, nicht ſtellen koͤnne. Von Seiten des Praͤſidenten des Miniſteriums
des Junern wird bemerkt, daß das Hofgericht in obiger Unterſuchungs-
ſache ein Erkenntniß dahin erlaſſen habe, es liege keinen Grund zur
Einleitung einer gerichtlichen Unterſuchung vor; daß uͤbrigens diefer Ge-
genſtand mit der nunmehr vorliegenden neuen Wahl in keinem Zuſam-
)menbang ſtehe und es daher einer Vorlage der Unterſuchungsakten zur
Pruͤfung dieſer Wahl nicht beduͤrfe. Nach laͤngerer Diskuſſion darüber,
ob dieſe Akten zur Wahlpruͤfung noͤthig feien, und ob bis zu deren
Vorlage dieſe Pruͤfung nur auszuͤſetzen vder die Waͤht fuͤr unbeſtandet
zu erklaͤren ſei, brachte der Praͤſident die heiden Fragen zu Abſtimmung:
‚1) vb die Kammer die beruͤhrten Unterſuchungsakten von der Regierung
verlangen wolle, wie es von der Abtheilung deantragt worden, und. 2)
ob die Kammer, fofern die erfte Frage bejaht werde, die Wahl iu ſo
lange fuͤr beſtandet erklaͤren wolle, his diẽ Regierung dieſe Akten vorz
gelegt habe. Beide Fragen wurden von der Mehrbeit der Kammer be-
iahend entſchieden. Hiermit wurde die Sitzung geſchloſſen.

2. Öffentlichen. Sitzung
Vormittags 9 Uhr:; 17 -
2) Fortſetzung der Prüfung der

Carlruhe, 24 Nov. Tagesordnung der
der 2. Kammer auf Samstag, den 25. No. ,
Anzeige von Eingaben und Motionen.
Wahlen.



Tagsbericht.
Aus dem Oberamte Durlach. Die Nr. 271 diefes Blat-

tes brachte einen Artikel aus Lahr worin die Entlaſſung ei-
nes Polizeidieners durch das dortige Buͤrgermeiſteramt
erwaͤhnt, und der aber auf Befehl des einſchlaͤgigen Oberamts

wieder eingeſetzt wurde. Im Orte Joͤhlingen hieſigen Oberamtsbe-
zirks, trug ſich vor einiger Zeit ein aͤhnlicher Fall zu. Der Gemeinde-
rath fand naͤmlich fuͤr gut,. feinen Polizeidiener wegen
Vergehen ſeines Dienſies ; zu entſetzen, worauf ſich der-
ſelbe ebenfalls klagbar an das DOberamt wendete, welche
Klage, wie es ſcheint, ein geneigtes Dhr fand; demn nach-
dem der Gemeinderath dem Anſtunen des Obetamts den Polizeidiener
ſogleich wieder in ſeine Stelle einzuſetzen wiederſtand, erſchien eines
Amtsſitz eutlegenen Ge-
meinde in Begleitung zweier Gensdarmen und ließ den einſtweilen pro-


 
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