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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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Tagsbericht.

Carlsruhe, 20. Febr. Auch bei uns hat die Stunde der ge-
heimen Juſtiz geſchlazen; höhern Orts iſt nemlich eine Com miſſion
niedergeſetzt worden, welche begutachten ſoll, ob die Einfüh-
rung der Oeffentlichkeit und Mündlichkeit, und die Tren-
nung der Gerechtigkeitspflege von der Verwaltung nicht etwa
thunlich ſeien. Was man von der Zuſammenſetzung dieſet Commiſſion
die aus entſchieden tüchtigen Männern beſteht, vernimmt, läßt gar nicht
zweifeln, daß ihr Gutachten im Sinne des öffentlichen Bedürfniffes,
im Intereſſe der Staatsbürger und der lebendigen Wiſſenſchaft augs
fallen werde. Daß beide Kammern die Oeffentlichkeit und Mündlich-
keit der Gerechtigkeitspflege annehmen, kann gar nicht in Zweifel ge-
z0yen werden, und der nächſte Landtag wird daͤher dem Lande eine In-
ſtitution bringen, die jeder berbeiwünſcht, der nicht in poliiiſchen oder
ſuriſtiſchen Vorurtheilen ſuckt, und dem daran liegt, daß der Bürger
auch das größtmögliche Vertrauen in die Juſtiz ſetzt.

Vom 22, Febr Die Bevohmächtigten Heffens und Frankfurts, die
Herren Miniſteriafrath Eckhardt und Senator Dr. Soudhay, ſind,
nachdem ſie ſich wie es ſcheint bei ibren betreffenden Regierungen der Ends
Beſchlüſſe in Beireff der Neckar-Main Eiſenbahu verſichert haͤben, wieder
hierber zurückgekehrt und man ſiehi nun der baldigen Entſcheid ung entze-
gen. Ein Gerücht ſpricht davon, daß dieſe Eiſenbahn zwar an der Belg-
firaße bis Weinheim, aber von da weder nach Mannhrim noch direkt n
Heidelberg/ ſondern in verm’ttelnder W ife übet Ladenburg nach Fries


zu Heidelberz münden müſſe“ eine andere Deutung zu geben. Uebrigens
ſcheint das Gerücht ſehr der Beſtätigung zu bedürfen. *

Fraukfurt, 21. Febr. Seit heute zirkuliren hier Einladungs-
briefe zu Betheiligungen bei dem berbacher Eiſenbahnunternehmen. Die
Betheiligungen find rücknebmbar, wenn die königl. baieriſche Regierung
ſich nicht veranlaßt ſehen ſollte, verſchiedenen Wünſchen, welche an dies
ſelbe ven Seiten der Aktiengeſellſchaft gerichtet werden, Gehör zu ſchen-
fen. &s hat ſich bei unſerem Handelspublikum eine ſehr günſtige Stim-
mung für dieſes Unternebmen gebildet, und es ſcheint, daß es an be-
langreichen Zeichnungen von hier nicht fehlen werde.

Stuttgart, 18. Febr. Zwei in der Schweiz erſchienene Flug-
Ychrifien : Der deutſche Michel“ und „Cenſurflüchtlinge,“ ſind von der
fönigliden Stadtdireetion in den hieſigen Buchhandlungen mit Beſchlag
belegt worden.

Berlin, 15. Februar. Der Finanzminiſter von Bodelſchwingh
ſoll deſer Tage erſt bewieſen haben, daß er dem allgemeinen Wohie
den Vorzug vor dem finanziellen des Miniſteriums wohl einzuräumen
vermag. Das Generalpoſtamt ſoll nämlich ſelbſt darauf angetragen


In den Berathungen darüber ſoll das Finanzminiſterium ſeine Einwil-
Tigung gegeben haben, ſo daß alſo das bedeutendſte Hinderniß einer
längft notkwendigen Reformation des Poſt veſens beſeitigt iſt.

21. Februͤar. Ptivatnachrichten aus Zürich zufolge iſt der
Dichter Georg Herweg in ſeinem gegenwaͤrtigen Aufenthaltéorte ſehr
gefährlich erkrankt

Cödln, 18, Februar, Der Adreffe, betr. die Aufhebung des Ver-
bols der Rheiniſchen Zeitung, ſoll eine Gegenadreſſe nachgefchickt wer-
den, die von der ultrawontanen Parti unferer Siadt befördert wird.
Emmerich, 20, Febr. Heute wurde das urverbürgte Gerücht
bier verbreitet, daß der König Wilhelm, Graf von Naſſau,
der ſeit tängerer Zeit franf darniederliegt, geſtorben fei.
Da dieſe Nachricht, wie ich näher unterſucht habe, von Reiſenden,
welche aus Holland hier durchkamen, herrührt, ſo kann ich für ſolche
naturlich nicht einſtehen. Soviel iſt aber gewiß, daß der vormaligze
König in den letzten Tagen ſehr unwoßl war, und daß deshaͤlb den





Einladungen des Königs von Hannover zur Beiwohnung bei der Ver-
mählung des Kronprinzen daſelbſt wenig Folge geleiſtet woͤrden iſt.
Die heutigen Zeitungen aus dem Haag dagegen melden, daß der Ge


mert babe.
Weimar, 21. Februar. In der thüringiſch tächfifchen Ei-
ſenbahn Angelegenheit iſt endlich ein Schrit vorwaͤris a-than,


ſtiger Witterung die Vorarbeuen der projectirten Bahnlinie, von Haͤlle
über Naumburg, Weimar, Erfurt, Gotha und Eiſenach zur kuͤrhefſt-
ſchen Gränze führend, beginnen.

Aus Thüringen, 19. Februar. Der König von Preußen hat
auf eine edle Art auf jene unedlen Infinuationen geantwortei, durch
welche das Journal des Debats in einem bekannten Artikel deſſen An?
hänglichkeit an die Reformation und an Luther verdächtigen wollte,
indem eg die königliche Rede beim Feſte der Grundſteinlegung des
Kölrer Domes im vorigen Jahre als eine Verdammung Lulher's und
der Kirchenverbeſſerung darſtellie. Dieſer Monarch hat dem Martine-
ſtift in Erfurt einem Ehrendenkmale Luther’8 und der Reforma-
tion, zu ſeiner Vollendung 26,000 Thlr. geſchenkt.

Es dürfte vielleicht nicht allgemein bekannt ſein, daß die fragliche
Stiftung ſich in demſelben Kloſtergebäude befindet, in welchem Lucher
in einſamer Zelle durch Gebet und Studium der heil. Schrift die Idee
der Kirchenverb ſſerung in ſich erweckte; daß ſeit mehreren Jahren zu
Luthers Audenken durch den Profeſſor Reinthaler dori ein Inftitut zur
Etziehung unglücklicher Waiſen errichtet iſt; endlich, daß in demſelben
einige unmittelbare Nachkommen Luthers erzogen wurden.

GWenf. Von hier erfährt man, daß der letzte Aufruhr eine höchſt
bedenkliche Spannung zurückgelaſſen, welche ſchon mehrfache Schlägereien
zwiſchen achibaren Bürgern auf offener Straße zur Folge gehabt habe,
Die ertheilte Amneſtie wird von Vielen als ein trauriger Mißgriff an-
geſehen. Der Unwille unter einem großen Theile der geſetzliebenden
Bevölkerung iſt groß, mit Entrüſtung ſieht man die Anſtifter und An-
führer einer ruchloſen Empörung wieder im gr. Rath ſitzen, unter ih-
nen eiren eidgenöſſiſchen Oberſt, der ſich auf die unverantwortlichſte
Welches die Folgen dieſer Stimmung ſein
werden, iſt ſchwer vorauszuſagen.

Paris, 21. Febr. Hr. Thiers bietet alle Mittel auf, ſich wie-
Die Coterie Mole⸗Salvandy iſt auch nicht
inüffig. Kurz, das Cabinet vom 29. October iſt nicht auf Roſen ge-
bettet! dabei aber noch guten Muthes.

— Der Herzog von Nemours arbeitet ſeit mehreren Monaten jeden
Morgen mit dem König. Es wird der zukünftige Regent ſchon jetzt bei
allen wichtigen Vorkommniſſen zugezogen.

— Der Miniſterrath beſchäftißte ſich in einer ſeiner letzten Sitzun-
gen mit dem Geſetzentwurfe in Betreff der Dotation des Regenten und
des Grafen von Paris, wie auch mit dem Geſetzentwurfe über die
Staatsminiſter. Es wurde beſchloſſen, daß keiner dieſer Geſetzentwürfe
vorgelegt werden ſolle, bevor ſich die Kammex über die Frage von den
geheimen Fonds ausgeſprochen.

London, 18. Febr. Die Motion Lord Howick's — ob etwas
für die unglückliche Lage der arbeitenden Claſſen von Seiten der Re-
gierung geihan werden ſolle — ift letzte Nacht Coder vielmehr heute
in der Frühe um 3 Uhr) nach einer lebhaften Schlußdebaite bei den
Gemeinen mit 306 Stimmen gegen 191 verworfen werden.
Madrid, 13. Febr, Man hatte das Gerücht verbreitt, Dder
franzöſiſche Conſul zu Barcelona habe volle Entſchädiguxgen für die
feinen Landsteuten durch das Bombardement zugefügten Schäden ver-
langt. Wir haben Erkundigung hieruͤber eingezogen UNDd-vernommen,
daß Hırr. von Leffeps keine ſolche Inſtruktionen von ſeiner Rehterung
erhalten hat. A ; }


 
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