Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
Mai (No. 102 - 126)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0441

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext








' ; Tagsbericht. *
Carlsruhe, 9. Mai. Heute wurde in der 7. Plenarſttzung der
Generalſynode von Seiten des Hrn. Praͤſidenten die Eroͤffnung gemacht,
daß die beantragte Veroͤffentlichuͤng des weſentlichen Inhalts der Ver?
handlungen durch ein beſonderes Blatt genehmigt ſei. Die Redactions-
kommiſion beſteht unter Mitwirkung des Sekretaͤriats aus den Mitglie⸗—
dern der Synode, Sonntag, Rothe, Rieger. Demnach wuͤrden ſchoͤn
in den naͤchſten Tagen die erſten Mittheiluͤngen aus der Generalfynode
erſcheinen koͤnnen.
Wiesbaden, 8. Mai. Die guͤnſtige Witterung und die Eroͤff-
nung des Kurſaals haben unſern Kurort ſchon ziemlich belebt. Faſt
in jedem Saft: und Badehaus iſt der Anfang zur Kur gemacht.
ulm, 5. Mai. Seit einigen Wochen fieht man bier ganze Triebe
von jungen Kuͤhen, die im baieriſchen Oberlande aufgekauft ſind, hier
durchtrieben nach dem Unterlande. — Die Fleiſchbreiſe ſind immer noch
gleich hoch; doch hofft man hier auf eine baldige Verringerung derſel-
ben. Die Witterung iſt aͤußerſt guͤnſtig fuͤr das Wachsthum ' und der
Viehſtand unſerer Umgebung hat durch die bedeutenden Zufuhren an
Futter aus dem Oberlande nicht ſo ſehr gelitten, als in andern Ge-
genden. . — '
ANünchen, 5. Mai.
Abgeordneten ließ dieſelbe, nach dem Vorgange der erſien Kammer,
den Antrag und Wunfch, „daß es Sr. Maj. gefallen wolle, altergnaͤ—
digſt die Trennung der Juſtiz und Verwaltuͤng wiederholt in Erwaͤ⸗
gung zu ziehen,“ nach einer kurzen Eroͤrterung fallen.
_ MNHdannvver, 6. Mai. Es iſt vor kurzem eine kleine Schrift uͤber
den Anſchluß Hannovers an den Zollverein erſchienen, welche nainent-
deßhalb von Bedeutung iſt, weil ſie den geheimen Archivſecretaͤr, Dr.


Regierung in Broſchuͤren und Zeitungen vertritt, zum Verfaſſer hat und
nachzuweiſen ſucht, daß ein ſolcher Inſchluß den ſicheren Ruͤin des Lan-
des herbeifuͤhren werde. . Hannbver, behauptet dieſe Schrift, wuͤrde,
wenn es dem Zollverein angehoͤrte, 3,710,000 Thaler Zoll zu zahlen
haben, nach Einwohnerzahl dagegen nur 1,500,000 Thaͤler erhalten,
alſo 2,210,000 Thaler jaͤhrlich einbuͤßen.

Leipzig⸗ 6. Mai. Die hier ſchwebenden Studentenan-
terfüchungen ſind fortwaͤhrend im Gange und die Zahl der verhaf-
teten Studenten iſt bis auf einige zwanzig geſtiegen. Die Sache ſcheint
ernſter zu ſein, als man anfangs glaubte, vder ernſthafter genominen,
zu werden, als ſie verdient, denn es iſt eine foͤrmliche Unterſuchungs-
Fommiffion, mit Zuziehung des Kreisdirectors, zuſammengetreten! Die
Ausweiſung des Redakteurs des „Piloten,“ Fr. Saß, foͤll, weil der-
‚felbe ‚in dieſer Angelegenheit comproͤmittirt gelheſen, 'erfolgt ſein.

aris, 7: Mai. Der Koͤnig macht feit einiger Zeit Incognito wie-
der Spaziergaͤnge in der Hauptſtadt. Geſtern fah man ihn mit dem
Herzoge von Neingurs auf der Rue Richelien; es folgte ihnen in kurzer
Entfernung ein Wagen ohne Wappen.

— Der Geſundheitszuſtand der Herzogin von Orleans iſt fortwaͤh—
rend ſehr ſchwankend Die Aerzte haͤben ihr eine ſehr ſtrenge Biaͤt au-
embfohlen. Es heißt, ſie werde dieſen Sommer eine mehrmoͤnatliche
Badereiſe machen. Sie ſoll uͤber die morgen ſtattfindende Abreiſe der
Großherzogin von Mecklenburg ſehr betruͤbt ſein.

— Hr. von Leſſeps iſt, wie man heute vernimmt, zum Generalconſul
Frankreichs in Alexandrien ernanut worden. Er wuͤrde ſchon ganz in
Kuͤrze ſeinen bisherigen Poſten in Barcelong verlaſſen.

— Don Carlos unterhaͤlt wie es heißt, eine ſehr lebhafte Corre-
wondenz mit mehreren Mitgliedern beider Haͤuſer des engliſchen Par-
laments.

— Man vernimmt, daß die Koͤnigin Marie Chriſtie von Spanien
demnaͤchſt eine Reiſe nach dem ſuͤdlichen Frankreich machen wird.












ordnung zufolge, muͤſſen unſere zur Landwehr gehoͤrigen Maͤnner die
bevorſtehende große Herbſtuͤbung alle mitmachen, und Fönnen nur aus
den triftigſten Gruͤnden davon dispenſirt werden.
London, Mai. Kaum iſt der Themſetunnel vollendet, fo fangen
die engliſchen Journale ſchon an, von einem weit riefenhafteren Lros
jecte zu reden, naͤmlich von dem Baue eines Tunnels unter dem Meere
von Dover nach Calis. Ein Ingenieur behauptet, die Meerenge ſei auf
keinem Punkte ſo tief, daß dieſes Project unmoͤglich waͤre, deſſen Aus?
fuͤhrung zudem durch die felſige Beſchaffenheit des Grundes dieſes Mee-
res erleichtert werden wuͤrde; die Koſten wuͤrden hoͤchſtens fuͤnf⸗ oder
ſechsmal ſoviel betragen, wie die des Themſe⸗Tunnels. 4
— In ZIrland nimmt das Elend mit jedem Tage zu. Die Arbeiz
ter haben keine Beſchaͤftigung mehr. Der Lord Lieutenant voͤn Irland
ſoll heute Duhlin verlaſſen, um nach London zu kommen, haͤt aber in
Holge einer wichtigen Depeſche der Regierung ſeine Abreiſe verfchoͤben
Man haͤlt bei dem unruͤhigen Zuftande, worin ſich Irland jetzt befin-

det, die Anweſenheit des Gouverneurs daſelbſt fuͤr noͤthig.

— Im Unterhaus hat Sir Robert Peel erklaͤrt, die ſpaniſche Re-
gierung habe der engliſchen keine Mittheilung gemacht in Bezug auf
die Vermaͤhlung der Koͤnigin Iſabella II. e& muͤſſe der Koͤnigin ſelbſt
und den Cortes allein uͤberlaſſen hleiben, dieſe Angelegeuheit zů ordnen.

— Baaͤtter aus der iriſchen Grafſchaft Kilfenny melden die Feſt-
nahme einer Moͤrderbande, welche in den letzten fechs. Monaten in
dieſer und den benachbarten Grafſchaften die furchtbarſten Mordthaten
begangen hatte Unter Andern haben ſte den Guͤtsbeſttzer Georg Haly
ermordet und ſeinen Leichnam verbrannt; ſie ermordeten ferner gegen
Belohnung einen Hrn. Mortimer, erſchoſſen General Kearney’s Ver-
walter, toͤdteten am hellen Mittag einen armen Vaͤchter Namens Ho-


Wien, 2. Mai. Die ſo grauſam ermoͤrdete Weiboͤperſon! (fiebe
Morgenblatt vom 2. Mai No. 102) deren Leichnam an mehreren Or-
ten zerſtuͤckt aufgefunden wurde, iſt nun, wie eben verſichert wird, er
mittelt, indem der im Hoſpital zur Schau ausgeſtellte Kopf von ihrer
Schweſter erkannt wurde. Sie iſt aus Ungarn gebuͤrtig und war feit


Lermuthet wurde. Da ſie einiges Geld beſeſſen, ſo glaubt maͤn, daß
Raubſucht der Beweggrund zu dieſer graͤßlichen That geweſen fei.
Mehrere Verhaftungen ſind erfolgt, und bei den vorhandenen wenn
auch noch unſichern Spuren wird es, den Thaͤter aufzufinden, wohl


Madrid, 30. April. Der „Correſponſal“ ſagt, er wage nicht, den
Geruͤchten Glauben zu ſchenken, die von einer Aufloͤſung der Cortes
verbreitet wuͤrden; denn es wuͤrde eine ſolche Maßnahme nur unnoͤthi-
ger Weiſe eine neuen Kampf im Lande veranlaſſen. V

St. Petersburg, 28. April. Es beſtaͤtigt ſich, daß die Soͤl—


thelisſpruch koͤrperlich gezuͤchtigt werden duͤrfen.
kuͤrliche Pruͤgeln von Seite der Offtziere auf.
Nom, 28. April. Se. Heil. der Papſt hat beſchloſſen, Rom in
Begleitung einiger ſachverſtaͤndigen Cardinaͤle zu verlaſfen und auf
laͤngere Zeit die ſuͤdweſtlichen Delegationen des Kirchenſtaats zu beſu-
chen. — Die Regierung hat die Erbauung eines ausgedehnten See-
arſenals in der Stadt Ancona anbefohlen. 2 ;
Dobrona, 24. April. Ungarn. Dieſer volkreiche Marktflecken iſt
heute von einer verheerenden Feuersbrunſt heimgeſucht worden. Beinahe
an 300 Haͤuſer, die katholiſche Kirche, Pfarret, Slodenthürme, das
Stadthaus, die Schulen, zwei Einkehrwirthshaͤuſer liegen in Schutt
und Aſche verwandelt, und 2000 Einwohner irren, da ihre fruͤheren
Haͤuſer durchaus von Holz gebaut waren, obdachlos herum. Von den
Wohnungen ſind faſt keine Spuren mehr zu entdecken; nur hier und
da ragen noch Backoͤfen aus Aſchentruͤmmern hervor.

Somit hoͤrt das will-


 
Annotationen