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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Juli (No. 152 - 177)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0661

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. Zagsbericht.

Baden, 13 Juli. Wir koͤnnen unfern Leſern die erfreuliche Nach-
richt mittheilen, daß die Freskomalereien In der nenen Trinkhalte nöch
im Laufe dieſes Sommers begonnen werden. Die Ausfuͤhrung iſt nun
deſtnitiv dem Hru. Gallerieinſpektor Goͤtzenberger in Manuheim uͤber-
‚ tragen, Dies iſt um ſo erfreulicher, da hierduͤrch nicht uur ein vater-
laͤndiſcher Kuͤnſtler vor den auslaͤndiſchen beruͤckſtchtigt worden, ſoͤndern
auch die Sache ſomit den beſten Haͤnden anvertraut iſt. Wir ſind voll-
Fommen berechtigt, etwas Auegezeichuetes zu erwarten. Als Gegen-
faͤnde der Darſteuung zu den Gemaͤlden der Trinkhaͤlke wird der Kuͤnſt-
ler Sagen aus Baden und der Umgegend waͤhlen.

München; 11. Zuli. Vieles Auffehen maͤcht hier ſeit einigen
Tagen eine Schrift: Der Proteftantismus in Baiern und die Kuie-
begung, Sendſchreiben au Peofeſfor Haͤrleß, dermaligen Landtagsab-
geuröneten‘, von Dr. 3, Doͤllinger? Gegensburg, Manz.) 2

Srfurt, 13. Juli. Am 10.d. Mrereiguete ſich In dem preußi-
ſchen Dorfe Strausfuͤrt, fünf Stunden von hier, ein ruͤhrender Unfall.
Ein Burſche von 26 und ein Maͤdchen von 18 Jahten, Verloͤbte, be-
gaben ſich beim Herannahen eines ſtarken Gewitters von der Wieſe ei-
lends nach Hauſe; in ihrer Mitte ging der Vater der Braut. Ploͤtzlich
fuhr ein Blitzſtrahl auf das junge Brautpaar und den Vater herab,
loͤdtete die Kinder und warf den Vater betaͤubt, aber im Uebrigen um»
verſehrt zu Boden.

Aus Thüringen, 6. Zuli. Wie ſegensreich und zu welchen
Hoffnungen berechtigend, hat fuͤr die Landwirthſchaft unſerer fruchtrei-
chen Proͤvinz der jetzige Monat begonuen! Bald werden wir denn Hun
auch die durch verderblichen Wucher auf eine abſcheuliche Weiſe in die
Hoͤhe gebrachten Getreidepreiſe wieder zuruͤckgehen ſehen In. Neuſtadt

a. D, hatten die daſigen Bewohner ſich uͤber das Betragen eines groß-
herzogl. weimariſchen Beamten in dieſer Hinſicht beſchwert und es war
zu Exceſſen gekommen; in Muͤhlhauſen war in voriger Woche ein glei-
cher Exceß vorgekoͤmmen, ſo daß das dort garniſonirende 8. Kuͤraſſter-
Regiment hatte einſchreiten muͤſſen. Kaͤme dergleichen auͤderwaͤrts auch
noͤch vor ſo wuͤrde dies zu einſthaften Bedenken Anlaß geben, drum
boffen wir, daß, wie es den Anſchein hat, eine gute Ernte Alles wie-

der beſeitigen wird. Die reiche Heuernte geht ſchoͤn raſch vor ſich.
Waris, 12 Juli. Telegraphiſche Debeſchen. 1. Verpignaͤn, ' IO
Juli. Zurbano iſt mit dem größten Theit feinet Dibiſton don Lerida
abgegangen; er laͤßt nur ein Batailloͤn im Schloß und ein anderes in
der Stadt zuruͤck; er hat die Straße nach Fraga eingeſchlagen. 2. Ba-
yonne, 407 Juli. Madrid war ruhig am 81 Der Regent war noch
am 6. mit ſeinen Truppen zu Albacete! Manzanares, Guadalajara
und Alcala de Henares haben ſich pronuncirt. Ein Battaillon und eine
Eocadron der Madrider Miliz, angefuͤhrt von dem Generalcapitaͤn, ſind
am 7 Zuli mit 49 Reitern vom Regiment Luſttania naͤch Alcala de
Henares ausgezogen.! General Conucha iſt am 3. Juli zu Malaga an-
gekommen. Er iſt zum Oberbefehlshaber der Truppen ernannt worden,
mit welchen e&r am 4. nach Sebilla aufbrechen follte. General Van
Halen , am 2. Jult nach Cordova gefommen, hatte dieſe Stadt am 4.
wieder verlaſſen. Caceres und Olivenza haben ſich pronuͤnctrt.

Marſeille, 9. Jult. Privatnachrichten aus Aigier zufolge waͤre
der Emir Abd⸗el-Kader beinahe In die Haͤnde der fraͤnzoͤfiſchen Truppen
gefallen Obriſt Gery uͤberfiel etwa 20 bis 25 Lieues von Mascara
naͤchtlicher Weile das Lager des Emirs. 145 Mann von der regulaͤren
Jufänterie wuͤrden gefangen genommen, 200 getoͤdtet; 180 Pferde und
90 Flinten wurden erbeutet. Der beruͤhmte Rappe Abdzel-Kader's,
der Vogel der Wuͤſte wurde durch einen Schuß getoͤdtet; der Emir
loſt verdankte ſeine Rettung nur der Aufopferung einiger Araber, die
ihn mit ihrem Koͤrper deckten; einer derſelben, welcher den Steigbuͤgel
bielt, um dem Emir beim Aufſteigen auf ein anderes Pferd behuͤlflich
zw ſein als ſein Rappe zuſammengeſtuͤrzt war, wurde von einem Eara-





binier zu Boden geſtreckt. Unter die Beute, die in die Hande der
Franzoſen ſiel, befindet ſich auch eine Handfchrift des Emirs, welche
eine Geſchichte ſeines Krieges mit den Franzofen. enthaͤlt. AbdzelzRader
wandte ſich auf ſeiner Flucht nach dem Weſten, wo er indeß mit denı
Genexal Bedeau zuſammentreffen koͤnnte. Die Truͤppen Abd-el:Rader's,
v wie die Stämme, die ihm noch gehorchen, ſtud, darin ſtünnien die
Ausſagen aller Gefangenen uͤberein in der bedauͤerlichſten Lage. 68


London, 8. Juli. Seit einigen Tagen hieß es In der Hauptfadt
immer altgemeiner und beftünmter, daß uͤber die Hinfichtlich Sılands zu
befolgende Poͤlitik im Cabinet eine ernſte Spaltung entſtanden jet, und
daß Peel an der Spitze der einen, Graham an der Spitze der andern
Partei ſtehe! Der „Standard“ erklaͤrt ſich amtlich ermaͤchtigt! diefes
im „Chronicle“ ermähnte Geruͤcht fuͤr voͤllig grundlos zu erkldren, und
feßt hinzu, daͤß nie über irgend eine Regierungsftage, am weniglen
über uͤber itgend eine auf Itlands Verwaltung bezügliche Frage ein
Anſtchtenconflikt im Cabinet entſtanden ſei.

— Der Generalpoftdirectvr, Lord Lowther, ſteht ſeit einiger Zeit
wit den Voſtbehoͤrden von Belgien, Holland! Yreußen, Oeſterreich,
Sachfen; Daͤnemark, Norwegen und Ruͤßlaud in Unterbanklung , Dda-
mit Briefe und Zeituugen doͤrthin zu denfelben- Bedinqgungen, wie feit


den koͤnnen! Die /Times? meldet, daß diefe wichtigen Unterhandlun-
gen ihrem hefriedigenden Abſchluſſe nahe ſeien. Naͤch den gemachten Vot-
ſchlagen folfen die Briefe bis zum Beſtimmungsoͤrte fraͤukirt werden Föhnen.

— Na Dden geueſten Berichten aus Carmarthen Ddauert Die ndcht-
liche Zerſtoͤrung der Zollhaͤnſer und Scohlagbänume {n Dder Umgegenb
üoch fort, ohne daß maͤn, trötz des faſt aller Orten liegenden Miülitare,
der Thaͤter habhaft werden Fann. Zu Pembroke find die 500 anf dem
Schiffswerft beſchaͤftigten Arbeiter mit. Flinten verfehen ıvorden, weiß
man einen Angriff der Rebekkahande beforgt. Den unlaͤugft zu Warmar-
then verhafteten Rebekkaiten will die Regierung den Prozeß madhen kaffert.

Madrid, 2, Juli. „El Espectador“ (minifterielles Joutnal) vom
2. D, enthält Folgendes!: „Mehrere einflußreiche Abgevrdnete,. die zur
Koalition gehoͤren, haͤben ſich verfammelt, um Rath zu Halten, vb ı8


Iffentliche Meinungsaͤuſſeruug abzugeben; Man will dem fremden Ein-


jetzt an nur die miniſteriellen Blätter unter Kreuzband. auf‘ der Poſt
angenommen, ſo daß alſo mit Ausnahme der „SGaceta”, des „CBper:
tador“, des „Patriota“ und der „Centinela“ keine Zeitung in Uınlauf
geſetzt werden darf; ſomit kana die Preßfreiheit als augendblicklich auf-
zehoben angeſehen werden. Dieſe Maßtegel gegen Die. opboͤſitionelte


diſchen Junten angefehen, welche befahnntlich auch keinen Widerfpruͤch
in der Preſſe dulden.

Aneona, Juli Nach den letzten Nachrichten aus Athen hatte
das griechiſche Miniſierium in Foͤlge einer langen Berathung an die
Geſandten der drei Schutzmaͤchte eine Nore erlafren , worin es.als den
erſten Termin zum Wiederbegiun der von Griechenlaud zu letftenden
Zablungen den Monat Maͤrz naͤchſten Jahres voͤrfchlaͤgt. Die Geſand-
ken lehuten in einer Collectivnote den Voͤrſchlag ab, und bheharrten bet

*

dem von der Loͤndoner Conferenz beſtimmten Termih (Sepfeinber D,


ferenz mit den drei Geſandten fuͤr noͤthig erachtet, und dieſe wuͤlden
auf den 27. Junt dazu yebefen. Ueber die . Nefultate dieſer Couferenz
wird voht die naͤchſte Poſt naͤheres bringen. Mit der Poſt vom 27.
v D: follen an Trikupis nach London und an Loͤllettis nach Paͤrie
Befehle ergangen fein, die auf die Berufung. dieſet Heiden Minifter
nach Griechenland ſchließen laſſen. ;


 
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