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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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März (No. 51 - 76)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0225

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. No. 56,




1843,







Carlsruhe, 3. März. Das von dem badiſchen Induſtrievereine
angeregte Bankproject iſt dermalen bei den verſchiedenen Miniſterien
Gegenſtand der Berathung, und es ſcheint Ausſicht vorhaͤnden zu ſein,
daß auf dem, künftigen Winter zuſammentretenden, Landtage eine deß-
fallſige Vorlage von Seiten der Regierung gemacht wird.
Frankfurt, 6. März. Die Nachricht von dem günſtigen Reſul-
tete der Unterhandlungen, welche in der letzten Zeit über den Bau ei-
ner Eiſenbahn von Frankfurt über Darmſtadt zum Anſchluſſe an den


geringe Befriebigung erregt. Dem Vernebmen nach
weit vorbereitet, daß es nur noch der Auswechflung der Ralifiea-


deſſen bobe Wichtigkeit erſt dann hervortreten wird, wenn die Dampf-
kommunikation zwiſchen Frankfurt und Baſel zu Land und anderer-
ſeits zwiſchen Frankfurt und Leipzig vollſtändig bergeſtellt iſt. Wie es


iichen Bau der erwaͤhnten Bahn auf 3 Mill. Gulden der des Groß-
herzaathums Heſſen auf 10° Mill. Gulden feſtgeſetzt.

“ Serlin, 2. März. Aus manchen Theilen der Monarchie, und
namentlich aus dem ſchleſiſchen Gebirge, laufen vielfache Klagen über
Noth und Nahrungsloſigkeit der Bewoͤhner ein und es ſcheint ihr Zu-
ſtand nicht minder betrüdt zu ſein, als der der Bewohner der böhmi-
ſchen Gebirge, wodurch die k. F, oͤſterreichiſche Regierung zu beſonderen
Maßregeln und Hülfsleiſtungen veranlaßt wurde.
freuden in manchen Städten.

Cöln, 5. März. Aus einer neuen Zuſammeyſtellung der Geld-
beiträge für den Dombau im heutigen Domblatte erſieht man, daß im
Ganzen bis jetzt 42,756 Thlr. 15 Sgr. eingegangen ſind. *
Dresden, 3. März. In der Sitzung der zweiten Kammer am
28, Febr. ward die Berathung über eine Petition der jüdiſchen Ge-
meinde zu Dresden fortgeſetzt und geſchloſſen. Es wurde hierbei der
von der Deputation zum 6, Punkte der Petition geſtelten Anteag: „es
möge die Kammer im Verein mit der erſten die hohe Staatsregierung
erjuchen, daß noch auf dieſem Landtage auf geſetzlichem Wege den Ju-
den geſtattet werde, in den Städten Dresden oder Leipzig mehr als
ein einziges Grundſtück zu erwerben,“ mit 37 gegen 26 Stimmen ab-
_gelehnt; dagegen aber ein Autrag des Abg. Müller (aus Chemnig),
wornach ibnen geſtattet werden ſollte, im Weichbilde von Dresden oder
Leipzig außer einem Hausgrundſtücke noch ein Gartengrundſtück zu be-
ſitzen durch 35 gegen 38 Stimmen angenommen.

Genf, 1. Maͤrz. Es beſtätigt ſich daß in Folge der Unruhen in
Genf die franzoͤſiſchen Truppen an der Gränze verffärkt worden ſind;
in Bourg ſind zwei Kompagnien Infanterie, in Nautua (Ain) eine
Schwadron Kavallerie von Lyon her eingerückt.

Aus der Schweiz, 28. Febr. Zu den nächſten Erlaſſen des
Vorortes ſoll eine neue Inftruetion über den Aufenthalt der fremden
Handwerker in dem helvetiſchen Freiſtaate gebören. Wie es heißt, ſol-
len in demſelben mehrfache Garantieen verfangt werden und denſelben
verboten ſein, ſich den mebr und mehr überhandnehmenden ſogenannten
ſocialen Vrreinen anzuſchließen.

Vom Main, 3. März. Viel Redens macht ſeit einiger Zeit
die „Augeburger Allgemeine Zeitung.“ Dieſes Blatt, das bekanntlich
mit größeren Mitteln ausgerüſtet ift, als irgend eine andere deutſche
Zeitung, magert ſeit mehreren Wechen auf eine auffallende Weiſe ab.
Seine Beilage, welche fonſt immer einen ganzen Bogen ſtark war,
erſcheint jetzt häuſig in einem halben Bogen, der mit Abdrücken aus
audern Blaͤtiernn oͤder farbloſen Reiſe⸗ und Literatur-Artikeln gefüllt
iſt Seine deutſche Correſpondenz iſt ſpärlich und bäufig ganz ohne po-
Titifjches Intereſſe; die ſonſt faſt taͤglich gegebenen Mitheilungen aus Bers
lin fehlen, mit Ausnahme einiger nichipolitiſcher Artikel, faſt ganz. Die






ausführlicheren Verhandlungen der baieriſchen Abgeordnetenkammer ent-
nimmt es aus anderen baieriſchen Blättern. Es iſt kaum mehr zu ver-
heblen, daß dieſes Blat in eine Kriſis getreten iſt. Hr. Cotta ſoll
trotz aller von ihm gebotenen Garantien nur wenig Hoffnung auf Aen-
derung des gegenwärtigen Syſtems erhalten haben.

Hannober, 1. März. Ein Ereigniß — das noch vor einem
Jahre ungleich wichtiger und folgenſchwerer geweſen ſein würde, aber
auch jetzt noch immer merkwürdig genug iſt, das Intereſſe des Publi-
kums in einem hohen Grade in Anſpruch zu nehmen — iſt der Aus-
tritt des geheimen Kabinctsraths v. Lütken aus dem Eabinete des Kö-
nigs. — Wenn es gleich ziemlich unzweifelhaft iſt, daß die meiſten aus
dem Kabinct des Königs bervorgehenden Befehle und Beſtimmungen
von König Ernſt Auguſt oft bis in das kleinſte Detail hinein ſelbſt an-
geordnet ſind, — ſo war es doch vorzugsweiſe der Hr. v. Lütken,
der im Publiko alg Repräſentant und Beförderer unerwünſchter und
herber Maßregeln galt. Mag nun die öffentliche Stimme dem Hen.
v. Lüiken Unrecht thun oder nicht, — das ſcheint klar, daß ſeine Ent-
fernung aug der unmittelbaren Nähe des Königs im Publiko eher Freude
als Schmerz erregt.

— Das neue preußiſche Cenſurediet hat hier großes Intereſſe er-
regt. Während man von der einen Seite über dasſelbe aus mehreren
Gründen ſehr beſtürzt zu ſein ſcheint (namentlich auch, weil ſeit meh-
reren Monaten ſich vorzugsweiſe in den preußiſchen Blättern eine et-
was freimüthigere Beſprechung unſerer hannoverſchen Zuſtände fand)
Unſer



ſetzgebung ein ſehr ſelbſtſtändiges Urtheil gebildet hat (wozu ihn die
reichen Erfahrungen ſeiner langen politiſchen Laufbahn in England wohl
mehr alg jeden Andern in Stand ſetzen) ſoll ſich über jenes Edict in
höchſter Anerkenung ausgeſprochen und wie erzählt wird, die Ausarbei-
tung einer ähnlichen Cenſurinſtruction für das hieſige Königreich andes
fohien baben. a | ;

Wien, 21. Febr. Das Buch: „Oeſterreich und deſſen Zukunft,“
macht fortwährend außerordentliche Senſation. Gegenwärtig ſoll jedes
Exemplar, welches von den Reviſionsbeamten aufgegriffen wird, cons
fiseirt und vernichtet werden. — Vor wenigen Tagen wurden Steck-
brieſe gegen Heinrich Geymüller, den bekannten Bankerottirer, veröf-
fentlicht. Beiläufig 16 Monate nach deſſen Entfernung wird von dem
Criminalgerichie gegen ihn auf die Veruntreuung anvertrauter Gelder
erkannt. Wieder eine hübſche Frucht des beliebten, langwierigen In-
quiſitionsverfahrens. Geymüller ſoll ſich, hier eingegangenen zuverläſ-
ſigen Berichten zufolge, bereits in einem weſtlichen Staate Amerikas
angefiedelt und bebeutende Seidenmanufakturen etablirt baben. Die
für nöthii erachtete Formalität ſeiner Verurtheilung kam daher unbe-
dingt zu ſpät.

Paris, 3. März. Selbſt die Oppoſitionsjournale geben zu, daß
Hr. Gutzot ſein Rednertalent niemals glänzender bewährt habe, als
geſtern. ;

} * Es beißt wieder, Prinz Louis Napoleon werde am nächſten 1.
Mai amneſtirt werden. ;

“ — 43, Möärz. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer
wurde die Million für geheime Fonds mit 244 Stimmen gegen 155
Majorität für die Niniſter: 89:

— Bei Hrn. Guizot drängten ſich geſtern Abend die Beſuchenden;
über 2000 Perſonen brachten ihm ihre Glückwünſche. —

London, 2. März, Die Bank von England bat den Zins für
Vorſchuͤffe auf Wechfel und Staatseffecten (Schatzjſcheine und oſtindiſche
Bons) auf drei Procent herabgeſetzt.

; 2, März, Ein * früh auggegebenes ärztlides Büles
ſin meldet die nunehr vollfkändige. WieverherieNung Sr, Naitſtät des
Rönigs Wilhelm Friehrich Grafen von Naffau.


 
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