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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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No. 189











Tagsbericht. !

Wiesbaden, S. Auguſt. Se. Majeſtaͤt der Koͤnig der Belgier


Auguſtenburg ſind hier zum Gebrauche der Baͤder eingetroffen. Seine
Durchlaucht der Herzog von Mecklenburg-Schwerin iſt nach vollbrachter
Kur wieder abgereiſt. Unſer Badeort iſt jetzt, ungeachtet der geherrſch-
ten unguͤnſtigen Witterung, ſehr beſucht und belebt. Die Kurliſte von
heute gibt 8334 Kurgaͤſte und 7958 Durchreiſende.

Aus Unterfranken, 4. Auguft. Aus Wuͤrzburg erfaͤhrt man,
daß der daſelbſt erſchienene „Herold des Glaubens,“ ein kirchlich-katho-
liſches Blatt mit gemaͤßigten vermittelnden Tendenzen, aufgehoͤrt hat,
zu erſcheinen. Sein Eigenthuͤmer war der bekannte Legationsrath Pfeil-
{hifter, deſſen Journaliſtiſches nun ganz aufhoͤren dürfte. — Die in
Wuͤrzburg herausgekommene „Franconia!“ ein politiſches Blatt, hat
nach 10 monatlichem Beſtehen auch aufgehoͤrt zu erſcheinen.

Coblenz, 9. Auguſt. Geſtern Nachmittag erreignete ſich hier das
Ungluͤck, daß ein fuͤnfjaͤhriges Kind auf der Straße der Stadt von
einem beladenen Kohlenkarren uͤberfahren wurde und in Folge der er-
haltenen ſchweren Verletzungen unter ſchrecklichen Schmerzen in vergan-
gener Nacht geſtorben iſt. 7

Von der Schweizergränze, 8. Auguſt. Die badiſch⸗aargauiſche
Graͤnzſperre hat ſeit dem 1. d. M. wirklich aufgehoͤrt, was der Nach-
giebigkeit der badiſchen Regierung zu verdaͤnken iſt. Als diefe naͤmlich
jener in Aargau zu erkennen gab, daß die badiſchen Einfuhrerſchwerun!
gen an dem Tage werden zuruͤckgenommen werden, an welchem Aargan
die ſeinigen fallen laſſe, entgegnete der kleine Rath im Einberſtaͤnduiß
mit dem großen, daß dies von Seite Aargaus geſchehen ſolle, fobald
damit Baden vorangegangen ſei.
den Auguſt als den Tag der Aufhebung der gegen Aargau getrof:
fenen Maͤßregeln feſtgeſetzt. Der Geſcheidere gibt nach/ fagt das
Spruͤchwort. *

— Ein nicht genug zu ruͤgender Uebelſtand in unſerer Gegend iſt das
Quackſalbern an krankem Vieh durch voͤllig kenntnißloſe Leute. Zeder
Hufſchmied, Melker oder auch herumbagirende Geſellen halten ſich hiezu
berufen; und wie ſie ihr Unweſen treiben, davon moͤge nachfolgendes
als Beleg dienen: Ein Pferd wurde Morgens mit Roggen etwas uͤberfuͤt⸗
tert und vekam Grimmen mit Verſtopfung.
fel 2c, anzuwenden, goß man ihm 3 Schoͤppen Kirſchenwaſſer mit Pfd.
Pfeffer ein; Abends war es todt. Einer Kuh die mit Kiee überfüttert,
band man ein Amulett auf und goß ihr einen Kuͤbel voll warmer Wein:
; befe ein; fie mußte alsbald, geſchlachtet werden. Der Einguß war fo
heiß geſchehen, daß Rachen und Schlund verbruͤht war. Befonders find
es Schweizer, meiſt keine Thieraͤrzte, ſondern ganz unkundige Menſchen,
die ſolche Kuren unternehmen und deren Unverſtand ſich unſer Landvolk
uͤberlaͤßt, waͤhrend unſere lizenzirten Thieraͤrzte meiſt erſt gerufen wer-
den, wenn Alles verloren iſt. Soͤlche Pfuſcherei wirkt oft fo nachthei-
lig als eine Seuche. !

Paris, 9. Auguſt. Die legitimiſtiſche „France“ erklaͤrt das Ge-
ruͤcht fuͤr falſch, daß Don Carlvs feine Einwilligung zu einer Vermaͤh—
lung ſeines aͤlteſten Sohnes mit der Koͤnigin Iſaͤbella von Spanien
gegeben habe. Es ſoll vielmehr eine Vermaͤhlung dieſes Prinzen mit
der Prinzeſſtn von Berry, Schweſter des Herzogs von Bordeauͤr, im
WVerke ſein. Die „Frauce? bemerkt, ſte koͤnne verſichern, „daß Don

Carlos noch nicht abdicirt habe.“
— An der Boͤrſe war das unverbuͤrgte und gewiß auch grundloſe
Geruͤcht verbreitet, vom Fort Moutjoue aus fei ein engliſches Schiff,
Ddas angeblich den Ex-Regenten nach Barcelona bringen follte, in den
Grund geſchoͤſſen worden; nach einer andern Verſton haͤtte die Miliz
zu Barcelona auf das engliſche Schiff losgebrannt. 44
— Seßtern ſind 16 Gefangene, meiſtens von der beruͤchtigten gro-

*

ßen Dieboͤbaͤnde Courvoiſter's, und er ſelbſt an der Spitze, aus dem





Gefaͤngniſſe La Force hier entflohen. Sie hatten ihren Weg durch eine
in der Ausbeſſerung begriffene Senkgrube und ein oͤffentliches Badhaus
genommen. Eif wurden wieder eingebracht, die vier gefaͤhrlichſten aber
und Courvoiſier ſind verſchwunden. Dieſer hatte bei. den letzten Aſſiſen
als er wegen eines Fluchtverſuches zu zwei Jahren Zuchthaus verurtheilt
wurde, ſeinen Richtern lachend angekuͤndigt, daß er durchbrechen werde,

London, 7. Auguſt. Die großen Werkſlaͤtten des Hrn. Moſeley,
nahe bei Covent⸗Garden, ſind ein Raub der Flammen geworden! Sie
nahmen einen Raum von 4000 Fuß ein.

— Im Oberhaus fragte heute Loͤrd Londonderry den Lord Aberdeen,




Bombardement von Sevitla beſchloſſen habe, Schutz gefunden an Bord
eines engliſchen Schiffes unweit Cadir. „Ob ein. Mann ſolchen Cha-
rakters und ſolcher Handlungsweiſe Schutz von England erlangen folle 7“
— Lord Aberdeen verſetzte: „Die Regieruͤng habe keine andere als die
allgemein bekannte Nachricht erhalten; nach der Lage, in welcher ſich
der Regent zuletzt hefunden, zu urtheilen, ſei allerdings zu erwarten,
er werde ſich bald in die Nothwendigkeit verſetzt geſehen haben, Zufluͤcht
zu ſuchen auf einem brittiſchen Schiff; er — Lord Aberdeen — ei


aller der Auszeichnung aufnehmen muͤſſe, die ſein Rang und die Um-


M adrid, 3, Auguſt. Auf außerordentlichem Weg.) Es beſtaͤtigt
ſich, daß die Escorte, welche die Einſchiffung Espartelo's In dem. Ha-
fen Santa Maria deckte, einen hartnaͤckigen Kampf gegen den General
Concha zu beſtehen hatte. Die Escorte des Regehten beſtand aus ?
bis 300 Mann, das Corps Concha's aus 5 bis 600 Mann.... Das
Hefecht war aͤußerſt hartuaͤckig. Der Sieg blieb zuletzt dem Geneval
Concha, welcher die Escorte des Regenten auseinander ſprengte und


mehrere andere esparteriſtiſche Chefs gefangen nahm. Espartero ſchiffte
ſich mit Van Halen, Grafen von Peracqinp, : Linage, Nogueras und
Gomez an Bord eines engliſchen Handelsſchiffes ein, weldhes {fte auf
das von dem Capitaͤn Sartorius befehligte englifche Anienſchiff „ Was
labar“ brachte. Sobald in Cadiy die Einfchiffung des Regenten bekannt


Concha, ihm die Unterwerfung der Stadt anzuzeigen. Esparterv ſoll


zuruͤckkehren, um den Kampf wieder aufzunehmen. — Geſtern Abend


heneren Maͤnner, die an der Bewegung Theil genommen, waren In
dieſer Sitzung zugegen. Es wurde berathen; weiches Verfaͤhren einzuz
zugeg 3


neue Streitkraͤfte zu ſammeln verſuchen ſollte. Nach der Sitzung wurde
ein Courrier nach Liſſabon abgeſchickt, welcher eine ſehr enerhiſche Note
der proviſoriſchen Regierung uͤberbringen ſoll, die darin mit Krieg
drohe, ſo bald an der portugieſiſchen Graͤnze nur der geringſte Berfuch
gemacht wuͤrde, die Ruhe und die neue Ordnung der Dinge in Spantien


Copenhagen, 4. Auguſt. Nach unſern Blaͤttern wird die ruſſi-
ſche Großfuͤrſtin Alexandra dem Prinzen Friedrich von Heſſen eine Apa-


Haag, 2. Auguſt. Die zweite Kammer der Generalſtaaten nahm
Es wurde ein Geſetzentwurf uͤber
eine neue Organiſation der Gerichte und uͤber die Verwaltung der Zuz
Nach einigen Arbeiten von ſecuͤndaͤrem Interéſſe ſchritt
die Verſammlung zur Bildung der Sectionen fuͤr die Monate Auguſt
und September. Morgen wird die Kammer ihre zweite Styung halten,
fuͤr welche man die Vorlage verſchiedener finanzieller Geſehentwuͤrfe
erwartet.


 
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