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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0161

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Heidelberg, Febr. Es war voraus zu ſehen, daß die übertrei-
benden Gerüchte welche auch in hieſiger Stadt über das Craſſiren der na-
türlichen Blattern in Umlauf geſetzt worden ſind und viele Leute in große
Angſt verſetzt haben, auch in auswärtigen Blättern Verbreitung finden
würden. Es kaͤnn aus zuverläſſiger Quelle verſichert werden, daß ſich die
vorgeblich große Zahl von Blattern⸗ Kranken in hieſiger Stadt auf 10 be-
läuft, von denen 7 im Spital und 3 in Privathäuſern behandelt werden.
Alle medieiniſch polizeilichen Maßregeln ſind, wie ſich's erwarten läßt, ge-
troffen, was von Verheimlichungen gefabelt wird, beruht auf Irrthum und
Lüge, und die Blattern ſind auch keineswegs ſo bösartig, wie die Ueber-
treibungen ſie darſtellen möchten. Ein Todesfall iſt allerdings vorgekom-
men, allein hier war der ſchlimme Ausgang durch unvorſichtiges Beneh-
men der kronken Perſon ſelbſt veranlaßt.

Carlsruhe, 9, Febr. Das großh. Staats⸗ und Regierungsblatt vom Heus
tigen, enthält noch ferner: } (Schluß.)

VII. Stellen, die zur Bewerbung bekannt gemacht werden.

1) Aın Pädagogium In Tauberbiſchofsheim ſind 2 mit katholiſchen Geiſtlichen zu
beſetzende Lehrſtellen vakant. ;

2) Un der neu errichteten höhern Bürgerſchule in Sinsheim find drei Lehrſtel-
len zu befeßen,

3) An der großh. Veterinärſchule zu Carlsruhe iſt eine Lehrſtelle erledigt.

4) Se, königl. Hoheit der Großhexzog haben Sich gnädigſt bewogen gefunden,
den Pfarrer Irion auf ſeine unterthänigſte Bitte der ihm übertragenen Pfarrei
Hügelheim zu entheben und denſelben in Kandern zu belaſſen: die Pfarrei Hügel-
heim wird demnach wiederholt ausgekündigt.

5) Die evangeliſche Pfarrei Sulz, Dekanats Mahlberg.

6) Die evangeliſche Pfarrei Nußbaum, Dekanats Bretten.

7) Die Stelle eines katholiſchen Hausgeiſtlichen zur Beſorgung des Gottes-
dienſtes und der ſeelſorgerlichen Verrichtungen in der Heil- und Pfleganſtalt Ille-
nau, Amts Achern.

8) Die Pfarrei Grüningen, Amts Vill ingen.

9) Die katholiſche Pfarrei Roth, Amts Philippsburg.

10) Die Pfarrei Bombach, Amts Kenzingen.

11) Die katholiſche Pfarrei Kürzell, Sberamts Lahr.

12) Die katholiſche Pfarrei Saig, Amts Neuſtadt.

43) Die Pfarrei Hochdorf, Landamts Freiburg.
9 Der Dienſt eines Hauptamtskontroleurs bei dem Hauptzollamt Kadelburg.

Aus dem Hannoverſchen, 6. Febr. Seit einiger Zeit wird
die Frage des Anſchluſſes unſeres Landes an den Zollverein wieder
lebhaft beſprochen. Die letzte Anweſenheit unſers Königs in Berlin ſoll
nicht ohne Einfluß auf den Fortgang dieſer Angelegenheit geweſen ſein.
Es heißt wenigſtens, die Abneigung Sr. Maj. gegen den Verein habe
ſich ſehr gemildert. Obgleich ſich hier noch ſehr viele Stimmen gegen
den Anſchluß erheben, ſo ſind doch die Vernünftigeren, welche etwas
weiter ſehen, zu der Ueberzeugung gelangt, daß derſelbe früher oder
ſpäter doch erfolgen müſſe.

Göttingen, 10. Februar. Seitdem die Polizei gegen einen Pro-
feſſor, der im Toeater eine Sängerin herausgerufen haben ſollte —
was hei uns verboten iſt — eine Unterſuchung eingeleitet hatte, haben
ſich ſämmtliche Profeſſoren zu einer Beſchwerdeſchrift beim Miniſterium
vereinigt und man hofft im Publkum, daß bei dieſer Gelegenheit ein-
mal etwas geſchehen werde, den Druck, welcher faſt täglich von die-
ſer Behörde ausgeübt wird, zu erleichtern. Bei der Cireulation der
Beſchwerdeſchrift ſoll ſich ſolgender Fall ereignet haben. Ein Hofrath
unterſchrieb: er könne den Schriit nicht billigen, da bei uns nur eine
Stimme über die Vortrefflichkeit der Polizei herrſche. Sein Nachfolger
bemerkte dagegen: er freue ſich ſehr, dieſe eine Stimme für die Po-
lizei kennen gelernt zu haben; alle übrigen ſeien dagegen.

Braunſchweig, 8. Febr. Die feit dem 2. d. M, wieder zuſam-
mengetretene Stänteverſammlung hat bertits duch Annahme der Re-
gierungspropoſition, wegen des Baues des dieſſeitigen Antheils an der
von hier nach Hannover zu führenden Eiſenbahn auf Staatskoſten, eine
wichtige Angelegenheit erledigt. ;

Verlin, 11. Febr. Nach einer hier eingegangenen Nachricht hat
Georg Herweg das Bürgerrecht in Lieſtal (Baſel-Land) erhalten. In
einigen Wochen wird ſeine Braut nun dorthin reiſen.



München, 10. Febr. Allgemeines Intereſſe gewährt ſeit einigen
Tagen die Sage, daß der König befohlen habe, mit dem Bau der
Eiſenbahnen voͤn Augsburg aus nach Sachſen ſowohl als nach
Lindau, raſch voranzuſchreiten. \

— Der Präſident des Anti⸗Thierquäler⸗Vereins zu Münden, Se.
Durchl. Prinz Eduard von Sachſen⸗Altenburg, begab ſich dieſer Tage
im Gefolge mehrerer Polizei- und Magiſtratobeamten und vieler Zus
ſchauer auf den Viehmarkt, wo zum erſten Male ein Transport
ungebundener Kälber ankam. Jedermann überzeugte ſich davon,
daß jene ungebundenen Kälber auffallend ſriſch, geſund und woͤhlbe-
halten anlangten, wogegen die gebundenen, zitternd und elend am Bo-
den liegenden Kälber mit ihren von Stricken und Riemen zuſammen-
geſchnürten Füßen einen abſchreckenden Contraſt bildeten.

Hamiburg, 9, Febr. Es wird davon geſprochen daß der Senat
in einer der naͤchſten Verſammlungen Erbgeſeſſener Bürgerſchaft einen
Antrag auf Zulaſſung der Juden zur Advokatur ſtellen werde, von wel-
cher dieſe bis jetzt aͤusgeſchloſſen waren. Nachdem vor nicht langer
Zeit den Juden die früber nur bedingte Möglichkeit, Grund⸗Eigen-
thum in der Stadt zu erwerben, durch Rath und Bürger⸗Beſchluß
in vollſtem Umfange zugeſtanden wurde, wäre dieſes nun die zweite
Konzeſſion, die den Bekennern des moſaiſchen Glaubens von Seiten
des Staates gemacht würde.

Naris, 11. Febr. Ein enaliſches Blatt behauptet zu wiſſen, daß
in einem am vorigen Montag in den Tailerien ſtattgehabten Conſeil
beſchloſſen worden ſei, mehrere Kriegsſchiffe nach Barcelena zu fenden,
um den Conful Frankreichs und die franzoͤſiſchen Reſidenten daſelbſt zu
ſchuͤtzen. Daͤſſelde Blatt fügt hinzu, man habe zugleich die Eniſchlie-
ßung gefaßt, die in der Nahe der Gränzen von Catalonien garniſo-
nirenden franzöſiſchen Truppen zu verſtärken. Wir haben allen Grund,
anzunehmen, daß der erſte Theil dieſee Mittheilung wahr iſt. Die
neuͤeſten Berichte von der Pyrenäengränze verſichern dagegen, daß bis
jetzt nicht die geringſte Bewegung zu Truppenconcentrirungen nach Ca-
zalonien zu ſtaͤtigefuͤnden habe, obſchon jenſeits der Gränzen eine Zu-
ſammenziehung der von dem General Zurbano commandirten Corps
bewerkſtelligt worden ſei. 2

London, 9. Febr. Die Londoner Charliſten waren vor kurzem
in Old⸗Bailey velſammelt. Miß Mary Anne Walker, die beredte
Dame, bot den ganzen Abend über einen Pack lithographixter Kontres
feys ihres eigenen Geſichts für 18 Ir, das Stück feil, brachte aber
blos zwei Slück an den Mann; die übrigen find, gleich ihr ſelbſt noch
zu haben. Eine andere der Churtiften - Damen, Miß Sufanna Inge,
welche, eiferſüchtig auf den überlegenen Ruhm ihrer Nebenbuhlerin, wäh-
rend der Reden derſelben grollend da ſaß, hat das Sekretariat der
weiblichen Chartiſten⸗Aſſociaiion niedergelegt. Bis jebt war es uUnmdg»
lich eine Naͤchfoigerin für ſie zu finden. , Miß Anne Walker drückte
ihr Bedauern darüber aus, daß es ihnen nicht gelinge, neue Anhän-
gerinnen zu gewinnen und daß viele der alten abtrünnig werden.

Madrið, 4, Febr. Die /Gaceta! veröffentlicht heute eine von
dem Generalcapitän Seoane an den Kriegs miniſter gerichtete telegra-
phiſchẽ Depeſche. Seoane meldet daxin von den beforgligen Sympto-
inen, welche die barceloneſiſche Bevoͤlkerung darbiete, die durch eine
revolutiondäre Preffe und durch die Juſurrectionsagenten unabläſſig auf-
gereizt werde; am Abende des 29, Jan. ſeien Poͤtrouillen auf offener
Straße unter dem Rufe „Bringt ſie um“ infultiri worden. Am Schluffe
ſeiner Depeſche erklärt Seoane, er werde von den außerordentlichen
Befugniſſen Gebrauch machen, welche, der Belageruagezuſland ien ein-
räume, um die Prophezeihungen ver aufwiegleriſchen Club? SJours
nale zu unterdrücken! Die „Oaceta“ enthält ferner folgenden Artifel:
Der Regent ermächtigt Don Antonio Seoane, von Dden DBefugniffen,
welde ihm alg Geueralcapitän der Armee von Catalonien -3ui}eb€“l;'
Gebrauch zu machen, um die Verſuche der Aufrührer zu unierdrücken.“


 
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