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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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September (No. 204 - 229)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0857

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_ 1843,









N Tagoͤbericht. 2

Mannheim. Im Monat Aug. d. 3 wurden auf der großh. Eiſen-
dahn befördert: 114,218 Perſonen. Die Einnahme betrug 46,218 fl. 49r
Carlsruhe, 8 Sept.

_ tigen, No. 40, enihält:

I, Eine Befanntmadhung des großb. Miniſteriums des Innern: die Baumpflan-
lungen tängs der Eiſenbahn beir, >

I, Eine Bekanntmachung des großh. Miniſteriums der Finanzen: die fünfte
Sewinnziehung für das Anlehen vom gahr 4840 von 5 Millionen Sulven betr,

I, Mehrere Stiftungen zu wohlthätigen Zweden, ; }

IV. Nachedende Erlaubnif zum Tragen fremder Orden.

Seine fönigl. Hoheit der Großherzog haben dem geheimen Legationsrath und
‚Oberpoftdirector v. Mollendec die gnädigfe Erlaubniß ertheilt, das idm von Sr.
Majekät dem König von Bayern verliehene Commandeurkreuz des VBerdienftordens
vom Deiligen Midael anzunehmen und zu tragen ;

; Die Zleiche döchſte Erlaubniß erhielt der Oberpoſtrath Steinam für das ihm
ven des Königs von Bayern Mafeftät verliehene Ritterkreuz deffelben DOrvens,

V, Rachftehende Ordensverleihungen.

Se. Fönigl. Hoheit der Großherzog baben gnädigſt geruht,

dem geh, Regierungsrath . Merhart in Conftanz,

dem Medizinalrath und Profeſſor Dr. Schwörer in Freiburg und

dem Kaufmann Chriſtian Sautier in Freiburg das Ritterfreuz des Ordens vom
Zähringer Löwen zu verleihen.

LIl. Nachſtehende Militärdienſtnachrichten. *

Turg höchfte Entſchließung vom 12, Juli d. J. wurden die Secretariatsprae
tilanten Weng und Fröhlich zu Secretaͤren und der Revifor Kaufmanıi zum Ober-
reviſer bei dem Kriegsminiſterium befördert.

VII. Nachſtehendẽ Dienſtnachrichten HT

Se. Fönigl. Hoheit der Großherzog baben ſich gnädigſt bewogen gefunden:
dem Profeſſor am Lyeeum zu Carlsruhe Chrifiian Friedrich Gockel den Eha-

rakter als Hofrath zu ertheilen; *
den feitherigen Legationsſeeretär von Pfeuffer zum Rathe bei der Direction der
Poſten und Eifenbahnen zu ernennen; ; } :
die erledigte Aſſeffoxsſtelle bei dem Bezirksamt Schopfheim dem Rechtsparikan-
ten Ludwig Dill von Carlsruhe,
die ertedigte Afleſſoroſtelle bei dem Bezirksamt Stockach dem Rechtsparikanten
Taver Weiß von Waldkirch,
die erſte Lehrſtelle an der höhern Bürgerſchule zu Ettlingen dem Kaplan Adam
Schmitt daſelbſt, *
dem Secretär Gock bei dem Oberſtudienrath die erledigte Secretärsſtelle bet
der Sanitätscommiſſion,
ie durch Vexſetzung des Seeretärs Gock zur Sanitätscommiſſion erledigte
— — bei dem Oberſtudienrath dem Rechtsparikanten Erufi Schindler
— 3u Staufen, { : .
‚_ Ddie erledigte Stelle bei der katholiſchen Stiftungsreviſion der Regierung des
Seekreiſes dem Revidenten des Tobias Birnbadher von Dörlesberg/ unter Er-
nennung beffelben zum Reviſionsgehülfen, zu übertragen.

Bom Schivarzwalde. Sonntags, den 24. v. M., kam der
24jährige F. Sch. von Marzell (am Blauen) aus der Kirche im Pfart?
Ddorfe Vogelbach, wo er zuvor naͤch beendigtem Gottesdieufte dem Weine
efwas zugeſprochen, nach Hauſe. Nach kurzer Zeit wurde er in ein
Lenachbattes Haus gerufen, um ſeinem juͤngern Bruder abzuwehren,
der mit den an einem neuen Gebaͤude arbeitenden Maurern zuͤerſt kuͤch!
!g getrunken und dann Streit bekommen hatte. Die Bruͤder gerathen
in Vortwechſel, werden handgemein mit einander, und waͤhrend der
aͤltere dem juͤngern mit einem Stocke einen Streich auf den Kopf gibt,
unter/äuft ihn dieſer und verfetzt ihm mit einem Meſfer einen Stich in
den Unterleib. Der Verwundete wird zu Bett gebracht, aber die Wuth

des berauſchten juͤngern Bruders iſt ſo groß, daß er den ditern mit


yehauen haben, wenn man nicht durch Zureden ihm das Faſchinenmeſſer
abgelockt haͤtten Am folgenden Morgen wurde der ungluͤckliche Thaͤter
gefänglid nach Muͤllheim gebracht,
September Nachts 10 Ubhr. _

Dresden, 6. Sept. Aus Warſchan ſchreibt man, daß der reiche
Graf von Branicki, welcher vor einigen Woͤchen hier ſeine Tochter an


ſchau am Schlagfluß verſtorben iſt. Er verlaͤßt ein Vermoͤgen von nahe
an 120 ‘);Rtuionen ‚poln. Gulden (20 Millionen Thaler), wie man ſagt.
Verlin, 5: Sept. In Baiern ſcheinen ziemlich verbreitete Intri-






guen für eine Trennung von dem deutſchen Zollderein mit der Abſtcht,


ohne daß es fn der Abſicht liegt, durch die antiinduftrielle Richtung,
welche man jetzt dort befolgt, ftatt daß man im wohlverftandenen ei-
genen Intereſſe ſich an die Spitze des induſtriellen, nicht mehr zuruͤck-
zuhaltenden Richtung haͤtte ſtellen ſollen, die Gelegenheit verliert, eiz
nen moraliſchen Einfluß, eine politiſche Bedeutfamfkeit zu etlangen, zu
der ſich vielleicht nie wieder eine ſo gute Gelegenheit Ddarbieten wird.

Strasburg, 7 Sept. Die Affifenverhandlungen für das dritte
Trimeſter wurden vor wenigen Tagen geſchlofſen. Eine ſehr intereſſante
Procedur war eine gegen zwanzig Bauern, die alle auf der Bank der
Angeſchuldigten ſich befanden, gerichtete Klage. Diefelben hatten naͤin-
lich einem ihrer Ortsaugehoͤrigen, der ausgebfaͤndet werden ſollte, ge-
holfen, das Haus, indem er wohnte, das laber nicht ihin gehoͤrte, ab-
zubrechen und Alles, was ſich darin befaud, zu verfanfen. Die reio:


Tage der Gerichtsſitzung konnte der Iuftizpalaft die Nenſchenmenge
Da es ſich im
Laufe der Debatten herausſtellte, daß die Augeklagten niht aus Bos-
heit, vielmehr aus Mitleid ihrem Nachbar geholfen hatten und der Be-
ſitzer des Haufes hinlaͤnglich entſchaͤdigt wurde, ſo fprach die Jury ein
Micht ſchuͤldig? aus, und die Bauern zogen im Iubel, begleitet von
ihren Franen, ihren Kindern und ihrem Pfarrer, nach Hauſe, nachdem


Paris, 9. Sept. Telegraphifche Depefche, Berpignan;


Das Artilleriefeuer hatte von beiden Seiten aufgehoͤrt.
ten ſind entmuthigt; mehrere waren deſertirt.

— Man ſchreibt aus Eu vom 7 Sept. Heute, nach der Abreife
der Koͤnigin Victoria, haben das Schloß verlaſſen: Marſchall Sebaftiani,
Lord Cowley, Graf und Graͤſtn Saint⸗Aulaire, der Herjog von Mont-
penſter, Herr Guizot, Graf Chabot; — die Herzoͤgin Auguſte von

Die Inſurgen-


Joinville iſt zum Sonntag (10. Sept.) erwartet. — Die Koͤnigin von
England hat 1000 Pfd. (25000 Fr.) zuruͤckgelaſſen zur Vertheilung unter
die Tienerſchaft; uͤberdem hat jedes Indisiduum, das bei ihrer Verfon
den Dienſt hatte, 2000 Fr. bekommen; Prinz Albert hat 100 Pfd. St.
zuruͤckgelaſſen zur Vertheilung unter die Armen der Stadt Cn. —

— Seit zwei Tagen hat man keine Briefe und Zeitungen aus
Baͤrcelona; die letzten welche eingelaufen, ſind vom 3. September; ſie
erzählen, daß alle Laͤden geſchloſſen, die Straßen leer, auf einzelnen
Punkten Barrieaden aufgerichtet waren.

— Als ein neuer Bewerber um die Hand der Koͤnigin Iſabella LE
wird jetzt der Prinz Ferdinand von Lucca (geboren 14. Jan. 1823)
genannt; die Hoͤfe von London und Paris ſollen uͤber ihn (als einen
Bourbon und Sohn eines Infanten von Spanien) einig fein und auch
die proviſoxiſch? Regierung zu Madrid ſoll nichts einwenden gegen das
gefundene Auskunftomittel, *
—Der Koͤnig hat dem Prinzen Albert den Ehrenlegionorden er-
ſter Claſſe verliehen. ; ) ‚

Von der türkiſchen Grenze, 31. Auguft. Die ſchon feit ein
paar Tagen verbreiteten Angaben voͤn neuen Verhaftungen in Serbien
werden uun durch amtliche Mittheilungen beſtaͤtigt. Die Urfache ift
ein im Keim erſtickter Verſuch zu neuen Untuhen, wozu abermals die
Familie Obrenowirſch, gegen die deßhalb von der Gegenbartei die ſchwer-
ſten Beſchuldigungen laut werden, Anregung gegeben haben ſoll. Mian
will ſogar wiſſen, Baron Lieven habe in dieſen neuen. Vorfaͤlen Aulaß


reichiſche Staatskanzlei zu richten!! Befonders foͤllen bei dieſem neuen
Verſuche viele Militaͤrs comproͤmitirt ſein.


 
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