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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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Wien, 22. Jan. Bulletin über das Befinden Seiner Hoheit des
Prinzen Friedrich von Baden:

Der geſtrige Tag verlief rnhig, das Fieber war gering, und Seine
Hobeit waren größtentheils bei vollem Bewußtſeyn. Um 11 Uhr Nachts
trat ein ziemlich reichlicher Schweiß ein, der eine Stunde dauerte. Die
Nacht war größtentheils ſchlaflos, und erſt um 5 Uhr Morgens ſtellte
ſich ein zwei Stunden dauernder Schlaf ein. Gegenwärtig ſind Seine
Hoheit bei mäßigem Fieber vollkommen frei im Koͤpfe.

gez. Freiherr v. Türkheim.

Tagsberichi.
Mannheim, 28. Jan. Geſtern Mittag verſammelten ſich auf
dem bieſigen Rathhauſe die ſtädtiſchen Bebörden und die Vorſteher der
bieſigen Zünfte wegen der Richiung dır Main-Neckareiſenbabn. Man






einer Vorſtellung welche morgen den Sonntag von 9 12 und
Nadmittags von 2—3 Übdr zur Unterzeichnung der hiefiz
aen Einwohner, die an dieſer für Baden, insbeſondere aber für
Mannheim hochwichtigen Sache, Antheil nehmen wollen, auf dem hie-
ſigen Rathbauſe bereit liegt.

Es iſt u erwarten, daß bei genauer Prüfung der Verhältniſſe unz
ſere weiſe Regierung die Anſicht iheilen wird, daß mit der Beeintraͤch-
tigung des Mannheimer Handels, der Handel Badens zum Vortbeile
angrenzender Länder eıne Hauptniederlage und auch die badiſche Staats-
caſſe einen unberechenbaren Verluſt erleiden müßte, um die Caſſen un-
ſeres nachbarlichen H.ffenrlandes zu fuͤllen! Und wozu Alles Diefes?
Damit die Beſenbinder, die Kirſchenweiber u ſ. w. mittelſt Dampf-
wagens ven der Bergftraße oberhalb Weinheims nach Heidelberg ges
langen können; denn die Bauern, welche Heu und Getreide in die
Stadt zu fahren haben; werden nachher wie j Bt vorziehen, dasſelbe
durch ihre eigenen Fuhren ganz in die Stadt Heidelberg zu führen,
ſtait es an die Eiſenbahn zu bringen und dann in Heidelberg wieder
auf 2 Stunde von der Statt entfernten Marktplaͤtz.
jedoch Weit von dem Sitze ihres Handels vorbei; man müßte
denn einen Tunnel durch den Heiligenberg graben. Viele Heidelberger ſehen
auch ein, daß ihre Stadt durch den Ruin des Handels von Mann-
heim, zu welch letzterem ſie jetzt eine Vorſtadt bildet, nur Schaden
haben kann, während ſie dadurch, daß ſie die von Frankfurt kommen-
den an ihm vorüberflieqenden Locomotive pfeifen hörf, höchſtens eine
unangenebme Empfindung davon nimmt.

* Mannheim, 28. Jan. Die in der heutigen Nummer des
Motryenblattes enthaitene, aus der Würzburger Zeilung entnommene


reist ſeis/ beſtätigt ſich nach heute aug Carlsruhe erhaͤlienen Briefen nicht.
— £Laut Berichten aus Eöln murde von den drei, dem Cenſurwe-
ſen vorgeſetzten Miniſterien in Berlin beſchloſſen, daß mit dem 1.
April die Nheinifhe Zeitung, bekannt durch ihre freiſinnige
Tendenz un widerruflich zu erſcheinen aufhören muß.
“ Rittmeifter Wolf vom hiefiyen Dragonertegiment, der ſich ge-


licher Verletzungen todt in ſeinem Beite gefunden.

Stuttgart, 24 Jan. In der gefirigen Sißung der Abzeordnes
tenfammer‘ wurde die Frage zur Abftiimmung vorgelegt: Soll, vorbe-
häͤlilich der endlichen Beſchlußnahme Über die Natur.des vorliegenden
Geſetzes in daffelde nach dem Commiſſionsantrag die Beftimmung auf-
genommen werden, daß die (auf Staatskoften) zu erbauende Eiſenbahn
den Minelpunkt des Landes, Stuttgart und Cannftadt auf der einen
Seite mit Uim, Biberach! Ravensburg und Friedrichshafen; auf der


Stimmen bejaht. — Der Antreg des Freiheren von Wöllwarth, in




der vorſtehenden, nunmehr beſchloſſenen Beſtimmung, das Thal des
Bahnzuges von Stuttgart nach Ulm nicht zu bezeichnen, ward mit 64
gegen 18 Stimmen abgelehnt, dagegen aber dürch Zuruf beſchloſſen,
in die obige Beſtimmung nach dem Antrage der Commiffion vor den
Worten „mit Ulm einzuſchalten durch das Filsthal“ Der Antrag
des Abgeerdneten Rau von Waldſee, unter die Staͤdte, welche in der
Babnrichtung von Ulm nach Friedrichehafen bezeichnet werden, auch
Waldſee aufzunehmen wird von dem Antragſteller nach der vom Mi-
niſtertiſche gegebenen Verſicherung, daß die Bahn {n nicht großer Eni-
fernans vor Waldſee vorbeikommen werde nicht weiter verfolgt.

Bom Main, 22. Jan. Die Hoffnungen auf ein allgemei»
nes Preßgefeg find wieder ſehr in die Ferne gerüdt, da von meh-
ren Seiten Bedenken dagegen erhoben werden. Unter dieſen führt
man auch die hin und wieder vorgekommenen Auswüchſe eines Theils
der Preſſe an. Dagegen wird von anderer Seite geliend gemacht,
daß gerade ein geſetzlicher Zuſtand dieſen vorbeugen ſolle. Die Cen-
ſur erweiſe ſich nach allen Seiten hin alg ungenügerd und mangelhaft,
weder den Regierungen noch Regierken Befriedigung gewährend; die
Anforderungen der Zeit verlangten dtingend, daß in dieſer Beziehung
etwas geſchehe. Man müſſe der Nation ein Zeichen des Vexrirauens
geben für die ſchöne Haltung, welche ſie in der letzten Zeit bewieſen
babe, wenn man nicht molle, daß jener treffliche Geiſt wieder verſirge
oder gar zu ſchlimmen Zwecken ausgebeutet werde. Die Sache haͤt
große Schwierigkeit) ſollte aber deßohngeachtet ein felches Geſetz zu
Stande Fommen, ſo wird es jedenfalls ein fehr ſtrengee

Aarau. Die geſtern mitgetheilte Nachricht von einet Volksver-
ſammlung in Baden gehört unter die Rubrik der falſchen Gerüchte.

Wallis. Im Ilitthal erinert man ſich faum, fe ſo vlel Schnee
geſehen zu haben wie dieſes Jaht. Stellenweiſe in winnſtillen Niede-
rungen liegt er 15 bis 25 Fuß hoch; zum Unglücke folgte Regen auf
den Schnee, ſo daß dieſer zum großen Schrecken der Anwohner an
gähen Orten rutſchte und viel Schaden verurſachte. Nahe am Dorfe


lawine das Dach weygeriſſen, ein anders Haus iſt durch cinen Schnee-
ſturz ganz begraben; man weiß noch nicht ob es zertrümmert iſt.
Mehrere Tage lang war es unmöglich zu mehreren Häuſern auf dem
Berge zu gelangen; die Bewohner waren vom Schnee eingemauert,
ohne Hoffnung auf Hülfe von Außen. '

Eine Frau mit ihren kleinen Kindern und einem Knechte hatten 8
Tage lang kein anderes Wiſſer als geſchmolzenen Schnee, um 10
Stuͤck Vieh zu tränken. Zu Champery wurde eine andere Familie erſt
nach langer mühſamer Arbeit von 40 Mann aus ihrem Schneekerket
befreit! Weil kein Futter für das Vieh mehr am Platze war, ſo
wurde ſo gut als möglich ein Weg gebahnt, und, damit das Vieh
nicht unterfinke, mit Taͤnnäſten belegt. Auch im Morgenthal hat eine
Lawine eine Sennhütte fortgeriſſen und einen Theil des Waldes gaͤnz
verwüſtet· * —— e

— 2u. Jan In Rückſicht auf das bald zu erwartende
neue Gewerbepolizei-Geſetz ſoll eine Auflöſung gewerblicher
Eorporationen, wenn auch dazu an ſich hinreichende Gründe vor-
handen ſein möchten, nicht weiter ſtattfinden-

— An mehreren Orten hört man heute die erfreuende Nachrickt
von der einſtimmigen Freiſprechung des Dr. Jacoby, Berfafler,
der vier Fragen. Die Motivirung des erſten Erfenntniſſes vom Crta
minalſenate war auch ſo ſchwach/ ünd die Schwäche zugltich Durd DIE
ausgezeichnete Brtheidigung des Verurtheilien ſo hell ins Licht geſeht
baß vom Kammergericht nur eine Freiſprechung erwartet werden konnte-

Nom, 17, Jan. Das Schickfal der Galerie Feſch ıf nunz
mebr ent{Dieden, Iın Monat Ayril ol zum SinzelverFauf gefhritien
werben; ſedoch mird. man, ſich begulgen,, in Diefem Jahr Nur, eNen
Theil dieſer reichen Sammlung zu verſteigern⸗ ;


 
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