Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
März (No. 51 - 76)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0289

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext












Carlsrnhe, den 21. März. Das großh. Staats- und Kegierungsblatt
vom Heutigen, No. 7, enthält noch: (Schluß.)

V. Stiftungen. 2

VI. Medaillenverleihungen: Se, kön, Hoh der Großherzog haben Sich gnä-
digſt bewogen gefunden, dem Oherlebrer Jakob Koch in Kuppenheim, in Anerfkens
nung ſeiner ſeit fünfzig Jahren im Lehrfache bewieſenen Beruͤfstreue und gewiſſen-
baften Pflichterfüllung , die kleine goldene Zivilverdienſtmedaille, ſo wie dem acht-
ziglährigen Bürger Valentin Helınling zu Neckarau, in Anerkenung ſeiner tang-
iährigen treuen und vorzüglichen Dienſtleiſtungen als Gemeinderath, Waiſenrichter
und Mitglied des katboliſchen Kirchenvorſtandes, ebenfalls die fleine goldene Zi-
vilverdienſtmedaille, und dem Schullezrer Johann Eberlin von Opfingen, als An-
erkennung ſeiner vielfährigen treuen Dienfte, ebenfalls die kleine goldene Zivilver-
dienſtmedaille zu verleiben.

„ „ VIn 3Zivildienftnachrichten: Se. kön Hobeit der Großherzog haben Sich gnä-
digſt bewogen gerunden: dem Pbyſikus Doctor Schürrmaier zu Emmendingenen
Titel eines Medizinalraths huldreichft zu verleihen; dem Stadtamtschirurgen Doc-
tor Wolff zu Carlsrube unter Enthebung von feinem vdermaligen Dienfte, die Stelle
eines Aſſiſtenzarztes bei dem hieſigen Stadtamtsphyſikate mit dem Titel alg Phyſi-
fus, ſodann die dadurch erledigte Stelle eines Stadtamtschirurgen dem praktiſchen
. Arzte, Wund- und Hebarzte Döckor M, Seubert dahier, huldreichſt zu übertragen.

V Stellen, die zur- Bewerbung bekannt gemacht werden: 1) Die Fatholiz

ſche Stadtpfarrei Heidelberg, 2) Die katholifche Pfarrei Bühlerthal, Amts Bühl.
Cöln, 21. Maͤrz. So eben iſt ein neues Verſicherungs-Unterneh-
men ins Leben getreten, von dem man ſich nicht blos fuͤr den Rhetuͤ—
hadel, ſondern fuͤr den gefammten deutſchen Handel wohlthaͤtige Fol-
gen verfprechen darf. Die vier Schiffahrte - Affecuranzgefellfchaften in
Coͤln, Mainz Mannheim und Heilbroun, ſo wie die niederlaͤndiſche all-
gemeine Verſicherungsgeſellſchaft in Tiel haben ſich naͤmilich zur gemeinz
ſchaftlichen Nebernahme der combinirten Fiuß— und Seeverſicherun-
gen von und nach den Haͤfen Englands und Fraukreichs vereinigt, wo-
raus dem deutſchen Handelsſtande, außer Zeikgewinn und groͤßerer Si-
cherheit auch bedeutende Erſparungen erwaͤchſen werden. 2
Leipzig, 23. Marz. In der Leipz. Allg. Ztg. wird heute von
F. A. Brockhaus angezeigt, daß vom 1 April an in ſeinem Verlage
eine Zeitung unter dem Titel Deutſche Allgemeine Zeitung,


ſer Anzeige nicht ausdruͤcklich bemerkt iſt, ſo ſcheint es doch, als werde
diefe neue Zeitung an die Stelle der bisherigen Leipziger Allgemeinen
Zeitung treten.

Weimar, 22. Maͤrz. Abermals uͤbernehme ich die traurige Pflicht
Ihnen ein Ungluͤck zu berichten. Das zwei Meilen von hier entfernte
Staͤdchen Buttfiedt, beruͤhmt durch ſeine vielbeſuchte Reßmaͤrkte,


ſechs und dreißig Haͤuſer in Aſche gelegt wurden. Wie man ver-
muthet, iſt das Feuer in der Pfarrfcheune ausgebrochen; uͤber die Ur-
ſache des Entſtehens verlauten mancherlei Geruͤchte. Erſt heute gegen
Morgen gelang es, das wuͤthende Element zu bewaͤltigen, durch wel-
ches veinahe 100 Familien obdachlos geworden ſein ſollen.

Wien, 17. März. Der Vrinz Auguſt von Coburg begiebt ſich
noch im Laufe dieſes Moͤnats in Begleitung ſeines erlauchten Baters
nach Sotha, und von da in der erften Haͤlfte des naͤchſten Monats
nac) Paris. Daß die Ehebaͤcten abgefchloffen ſind, iſt ſchon bekannt;
fo vief man hoͤrt, iſt duͤrch diefelben der Prinzeſſin Clementine eine
Jahresrente von 300,000, uͤnd dem hohen Braͤutigam von Seite ſeiner
Jamilie eine Rente von 100,000 Francs jaͤhrlich zugeſichert.

Paris, 22. Maͤrz. Die bis jeßt befannt gewordenen Wahlen
der NMationalgarde ſind befriedigend (im Sinne der Regierung)
ausgefallen; die meiſten in Function ſtehenden Offiziere wurden wieder
gewaͤhlt.

— Geftern Abend waͤren die Salons des Herrn Guizot gedraͤngt
vollz man bemerkte die Botſchafter Oeſterreich's und England’s; der
Niniſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten hatte kurz Judor in der
Nairskammer einen neuen Beweis ſeines großen oratoriſchen Talents
abgelegt.





— In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde ein
Supplementarcredit voͤn 700,000 Fr, begehrt zum Ausban des franzoͤ⸗
ſiſchen Geſandtſchaftshotels zu Conſtantinopel. Hr. Gasparin
wollte Hrn. Guizot interpelliren uͤber die Exeigniſſe in der Suͤdſee (auf
Otaheith; die Kammer hat die Interpellationen nicht zugelaſſen.

— Vor kurzem ſoll die Erlaubniß des Koͤnigs zu der Vermaͤhlung
des Prinzen von Joinville mit der Schweſter des Kaiſers von Brafiz
lien nach Rio Janeird abgeſchickt worden fein. ; .

London, 20. Maͤrz. Es ſind wieder Nachrichten von einer be-
deutenden Anzahl von Schiffbruͤchen eingegangen. Das Paͤketbboͤt Co-
lumbia iſt an der amerikaniſchen Kuͤſte untergegangen. An der irlaͤn—
diſchen Kuͤſte iſt ein Oſtindienfahrer durch Zufammenftoßen mit einem
andern Schiffe ſo beſchaͤdigt worden, daß die Mannſchaft ihn verlaſſen
mußte. Ein Dampfboot iſt abgeſchickt worden, um das Wrack aufzuſuchen.

— Die mit Frankreich wegen Auslieferung von Verbrechern abge-
ſchloſſene Konvention beſtimmt die Auslieferung wegen Mord oder Moͤrd-
verſuch, Faͤlſchung, frauduloͤſem Bankerott, vorauͤsgeſetzt, das Verbre-
chen ſei ſo konſtatirt, daß es dem Verbrecher auch in dem Lande, {n
welches er ſich gefluͤchtet hat, der Prozeß gemacht werden wuͤrde! Die
Koſten fallen auf die Regierung, welche die Auslieferung verlangt. Das
Geſetz hat keine ruͤckwirkende Kraſt.

— Der Thenſetunnel wird am 25 März feierlich eroͤffuet.


— Yuf Hongkong ift es zu einem ernften Mißverftändniß gefom:
men; Admiral Parker will dem Admiral Cochrane, der von London
abgeſchickt worden iſt, das Commando der Floͤtte in China zu uͤberneh-
men, nicht weichen. —

— Der Komet, den man zweifelsohne den „Kumeten mit dem lau-
gen Schweife“ nennen wird, iſt auch hier beobaͤchtet worden.. Der unz
geheure Schweif dieſes Irrgeſtirns umfaßt den Naum von beinahe 3
Sternbildern, d, h. von 80 — 90 Graͤden.

Brüſſel, 19. März. Der Prozeß Caumartin wird den 12, des
naͤchſten Monats zur Verhandlung fommen. Eine wahre cause ce-


dienzien. Fraͤul Heinefetter, Die traurige Heldin diefes Schaufptels,
iſt die erſte und wichtigſte Zeugin für und'gegen die Schuld des —
geffagten; ihre Ausſagen, die aus getheilten Gefuͤhlen eutſtehen, muͤſ—
ſen eine vortreffliche Gelegenheit zur phyſtologiſchen Gelegenheit dar-
hieten Die Dame gibt gegenwaͤrtig in Lilte Gaſtrollen; uͤbrigens iſt
ihre Kunſt nur maͤßig zu nennen. Von Paris werden zwei Advokaten
erſcheinen, der eine fuͤr die Familie Sirey, welcher als Civilklaͤger auf-
tritt der andere für Hrn. Caumartin. — \

Krafau, 13. Maͤrz. Vor kurzem haben wir hier einen Coup
Cetat erlebt, welcher Durch die Art der Ausführung allgemeinen. Beiz
fall finden muß. Wir hatten naͤmlich in dem hieſigen Dominikanet-
kloſter einen Moͤnch, der ſich durch ſein PredigerTalent angzeichnete ,
was nicht bei allen Mitgliedern diefes Ordens der Faͤll {ft, vbwohl
er der Prediger-Orden heißt. Bei manchem wuchs ſeine Popularitaͤt
dadurch, daß er in ſeine Predigten politiſche Bemerküngen einſtreute;
er ward deshalb verwarnt, doch vergeblich, und der Zulanf waͤrd im-
mer größer. Auf einmal erſchien von dem Pater Provinziak in War-
ſchau der Befehl, daß dieſer Moͤnch in ein Klofter im Innern des Lan-
des zu verſetzen, das ganz einfam in Suͤmpfen liegt, wo er predigen
kann, ſo viel er will, da die Kirche dort ſtets leer bleiben wiD. 4
dieſe Weiſe hat man billigerweiſe eine politiſche Maßregel durch Die
geiſtliche Behörde durchſetzen laſſen! Ein ſolches Verfahren kannn nicht


. r , 2* * — 33— ** æ
Liſfabon. Die portugieſiſche Regierung hat einen \&t%f?r‚;{{) .9
dem Muſter des franzoͤſiſchen gebildet. — Der 84 * 444
Oporto wird fortgeſetzt; mehrere Einwohner von Lifſahon ſind hei den

Unruhen betheiligk und werden ſich zu verantwoͤrten haben.


 
Annotationen