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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
November (No. 256 - 282)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#1053

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Carlsruhe, 4. Nov. Wie in Preußen die Baumwollenweberei
in den Zuchthaͤuſern eingefuͤhrt wurde, ſo ſoll es bei uns im Vlane
liegen, die Zuͤchtlinge mit der Ctgarrenfabrikation zu beſchaͤfti-
gen, die in neuerer Zeit mit der Tabakskultur im Badiſchen ungeheure
Fortſchritte und Verbreitung erlangt hat. Songroß und bluͤhend uͤbri-
geng unſer pfaͤlzer Tabaksbau und Handel iſt, ſo iſt es den vielfachen
Bemuͤhungen doch nicht gelungen, gaͤnz vorzuͤgliches Cigarrengut zu er-
zielen. Die beſten badiſchen Cigarren werden dermalen in Friedrichs-
thal gefertigt.

*d Wolfach, 4. Nov. Heute am Namensfeſte Sr. Hochfuͤrſtlichen
Durchlaucht unſeres gnaͤdigſtei Fuͤrſten und Herrn Carl Egon zu Fuͤr—
ſtenberg begaben ſich ſaͤmmtliche landes- und ftaͤndesherrliche Beamten


bach in die bieſtae Stadtpfarrkirche zum feierlichen Gottesdienſte wo
waͤhrend dem Hochamte eine erhebende, im aͤchten Kirchenſtyle com-
vonirte Figural? Meſſe mit Te Deum: vom + Muſikdirectoͤr Frey in
Mannheim zur Auffuͤhrung gebracht wurde. Mittags I Uhr war gro-
ßes Feſteſſen im Gaſthofe zum Salmen, an welchem die Herrn Beaͤm—
ten und Honoratioren der Stadt Wolfach Antheil nahmen, und wobei
es an geeigneten Toaſten nichk ermangelte — eine heitere Stimmung
hervorzurufen und feſtzuhalten. ; ‚ }

Mainz, 3, Nov. - Tie Perſonenfrequenz auf:den, dem Bublikum


der Allg. 38 3zufolge , m „‘_?Ü?ß‘nat — — 3b6535; im ent-
ſprechenden Monate des verfloſſenen Jahres 761,866, folglich ſtellt ſich


Verſonen heraus. } ;
Daruiſtadt, 6. Nov. Den neueften Nachrichten aus St. Peters-
burg zufolge, werden II I HH. der Großfuͤrſt⸗Thronfolger von Ruß-
land und Höchſtdeſſen Gemahlin den 19. D. von da abreiſen und den
3. Dez. in hieſiger Reſidenz eintreffen.

Coblenz, 5. Nov. Heute Abend ſind dreizehn Auswanderer, wo-
runter drei Frauen und ein Maͤdchen, meiſt aus dem Badiſchen, hier
angekommen, nicht nach Amerika gehend, ſondern von dort zuruͤckkom-
mend; ſie haben, nach ihren Auefagen, in der neuen Welt nicht ge-
funden, was ſie hofften, und verſtchern, daß viele ihrer deutſchen Lands-
leute zurüdfehren wuͤrden, wenn ſte die Mittel haͤtten, die Reifekoſten
zu beſtreiten. *

Düſſeldorf, 4. Nov. Die Reform des Juͤdenthums ſcheint auch
bei uns Wuzel faſſen zu wollen. Bekanntlich duͤrfen die Juden am
Sabbath kein Geld in Empfang nehmen. Ein juͤdiſcher Geldwechsler


den, der dem Vernehmen nach uur fuͤr einen Freund gebuͤrgt, reſp.
deßhalb einen Wechſel ausgeſtellt hatte, am Sabbathe verhaften, um an
dem Tage ſein Geld zu erhalten. Das iſt doch Reform genug!
Ulm, 3. Nov. Der hochwuͤrdigſte Herr Biſchof von Rottenburg
liegt an einer ſchweren Krankheit darnieder, und iſt von den Aerzten
bereits aufzegeben. 2
Hamiburg, 3. Nov. In dieſen Tagen fand hier eine Adpoka-
ten⸗Berſammlung ſtatt, an welcher die meiſten, ungefaͤhr SO an
der Zahl, und zwar die ausgezeichnetſten aͤlteren und juͤngeren Juriſten,
Theil nahmen. Es wurde eine Supplik an hohen Senat um eine zeit-
gemaͤße Reform unſeres Civil-Geſetzbuches berathen und von
faͤmmtlichen Anweſenden unterzeichnet. ;
Braunſchweig, 31. Oct. Ich glaube Ihnen jetzt mit Beſtimmt-
heit melden zu koͤnnen, daß die Unterhandlungen uͤber die kuͤnftigen
Zoll⸗ und Steuerverhaͤltniffe unſerer ſuͤdweſtlichen, noch mit Hannover
verbundenen Landestheile (des ſogenannten Harz: und Weſerkreiſes)
üunmehr in Berlin abgeſchloſſen ſind, und zwar, wie es heißt, dahin,





daß jene Gebietstheile vom 1. Januar keJ. an unbedingt und ohne
alle Modifikation dem Zollvereine beitreten ſollen. ;

Paris, 5. Nov. Die Regierung hat keine telegraphiſche Debe-
ſchen mit Nachrichten aus Spanien bekannt gemacht. — Mittheilungen
aus Perpignan vom 31. Oktober geben an, daß ſich am 28, zu
DBarcelona und Girona noch nichts zum Beſſern geaͤndert hatte,
Girona wurde hart bedraͤngt von dem Belagerungscorps unter General


— Rit der indiſchen Ueberlandpoſt (Bombay, 2. Oktober) die zu
Marſeille angekommen iſt, hat man die wichtige Meldung erhalten,
daß der Maharajah von Lahore, Shere Singh, das Haupt der Seikhs,
und ſein Sohn, Purtaub Singh, durch den allgewaltigen Miniſter
Dhyan Singh umgebracht worden ſind. Der Koͤnigsmoͤrder wurde am
ſolgenden Morgen erdolcht. Eine engliſche Intervention im Punjah iſt
noͤthig geworden.

— Ter tinkiſche Botſchafter, Naft Effeudi, hat Sr. Mat dem Koͤ—
nig en Öffentlicher Audienz im Namen des Sultans Abdul Medſchid
das Portrait Sr. Hoheit zu uͤberreichen die Ehre gehabt.

— Der Herzog und die Herzogin von Nemours werden nun doch
M einigen, Tagen nach London abreiſen um daſelbſt bis gegen Ende des
Monats zu verweilen. 8

— Die Abreife der Koͤnigin Chriſtine von Spanien nach Madrid
ſoll auf Aufang Dezembers feſtgeſetzt ſein.

Londois, 3r Nov. Der Duͤbliner enthaͤlt

Monitor“ einen


Er haͤlt fuͤr wahrſcheinlich, daß

zeß erſt in der Nachſeſſion, d. h. zu Ende des November beginnen und
mindeſtens vier Tage lang dauern werde. Sollte eine Freiſprechung
erfolgen, ſo ſei die Sache natuͤrlich zu Ende; im Falle der Schuͤldig?
ſprechung aber werde es vom Gexichtshofe abhaͤngen, ob er ſofort ſein
Urtheil ſprechen oder daſſelbe, mit Genehmigung der Krone, bis zur
naͤchſten Gerichtsſeſſion vertagen wolle.

— Der Erfolg der Lufteiſenbahn iſt nun geſichert. In den letz-
ten vierzehn Tagen ſind Wagenzuͤge regelmaͤßig zwiſchen Dublin und
Kingſton hin und her gegangen. Eine große Menge Reiſender hat die
Fahrten ohne den mindeſten Unfall gemacht. Am 26.! Oktoͤber
wurden die Fahrten ausgeſetzt, um die Linie bis Dalkey zu vollenden.
Die Schienen ſind gelegt, und in acht Tagen wird die Bahn geöffnet
ſein; man gedenkt, bis Bray fortzubauen. Die Bahn macht ſich duͤrch
ihre Kuͤmmungen bemerkbar; die Wagenzuͤge legen ſie jedoch ohne ir-
gend eine Gefahr zuruͤck, da die Zentrifugalkraft durch die Erhebung des
Bodens auf Seite des aͤußern Kreiſes ins Gleichgewicht geſtellt wird.
Die Gefahr koͤnnte alſo nur von einem Uebermaß von Schnelligkeit
herkommen; nunmehr iſt aber dieſer Uebelſtand durch Signale beſeitigt
welche zwiſchen dem Maſchinenfuͤhrer und der Anſtalt, wo die Dampf-
maſchine ſich befindet, gewechſelt werden. Allein die Geſellſchaft
iſt Willens, an der Bahn hin einen elektriſchen Barometer anzubrins
gen, der immer genau die Schnelligkeit anzeigen wird. Bei einigen
bereits gemachten Verſuchen hat man bemerkt, daß die bei der Abfahrt.
durch einen am erſten Wagen befeſtigten Barometer angemerkte Schnelz
lichkeit Anfangs 10 Grad/ in den Kruͤmmungen I1 12 und auf der
geraden Linie 16 — 17 betrug. Bei dieſem letzten Punkte des Baros
meters hat man eine Schnelligkeit von 50 engliſchen Meilen auf die
Zeitſtunde. Man hofft und wuͤnſcht lebhaft in Dublin, daß die Geſell-
ſchaft ihren Plan, den Schienenweg bis Bray fortzuſetzen, ausführe.

Rom, 27. Okt. Ueber die kirchlichen Verhaͤltniffe der Katholiken
im ruſſiſchen Reich vernehmen wir, daß in den deßhalb ſtattfindenden
Unterhandlungen mit dem hl. Stuhl in letzter Zeit eine kleine Anng-
herung frattgefunden.


 
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