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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Januar (No. 1 - 26)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0013

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No. 3,




— — — —









Tagsbericht. *
+ Mannheim; 3. Jan. Laut Correſpondenz⸗Nachrichten des hie-
figen Journals, der Hanauer Zeitung ꝛc. von Fraͤnkfurt aus, foll der
bekannte Dichter Herwegh für immer aus Preußen verbannt worden


(ſiebe gefiriges und heutiges Morgenblatt; aͤuf perfoͤnliches Erſcheinen

des Eigenthuͤmers derſelben, Hrn. Br ockh aus wieder zutuͤck genommen

worden ſein. u
Frankfurt, 1. Jan.

Im Monat Dezember 1842 wurden auf
der Taunus Eiſenbahn 32811 Perſonen befötdett.

Die Geldeinnahme

Oberndorf, (Würtenberg), 27, Dez. Heute wurde dem ſeit
ſechs Vongten in Haft und Unterſuchung geſtandenen Brandſtifter
Joh. Bapi. Walleſer von hier, erſt 111 Jahre alt, das von dem
Kriminalſenat des Gerichtshofes für den Schwarzwaldkkeis wider {bn
ausgeſprochene Erkenntniß, wornach er zu einer zwölfjährigen, in der
für iugendliche Verbrecher beſtehenden befondern- Strafanftalt zu er-
ſehenden Freiheitsſtrafe und naͤchheriger fünffähriger Stellung unter
polizeiliche Aufſicht verurtheilt worden iſt, eröffnet ewird übrigens Be-
bufs etwaiger Begnadigung vorerſt noch höchfier Beſtätigung unterſtellt
werden). Das Ergebniß der gerichtlichen Unterſuchung waren 32 ein-
bekannte, gerichtlich conſtatirte Brandſtiftungen in hieſiger Stadt, wo-
von jedoch nur fünf zum Ausbruche kamen darunter der große Branb
vom 1, Juri d I., durch welchen 35 Häufer eingeaͤſchert worden ſind.
Irgend eine Mitwiſſenſchaft ober Mituͤrheberſchaft fand hierbei nicht
fatt, und faſt bei allen ſeinen Brandſtiftungen lag Rache wegen ge-
ringfügiger Beleidigungen zu Grunde. Der durch diefes jugendliche
Ungeheuer verurſachte Schaden beläuft ſich nach den Gerichtsacten auf
eine Summe von nahe zu 170,000 fl. Wohl zu gönnen waren die
von der Stadt und einem Privaten auf die Entdedung des Brands
ſtifters ausgeſetzten Preiſe von 500 fl. und 50 fl., welche einem hier
in Arbeit geſtandenen armen iſraelitiſchen Handwerksgeſellen aug dem
Großderzogihume Saden zu Theil und längſt verabfolgt wurden.

Berlin, 30. Dez. Des Königs Majeſtat haben unter: dem 28.
d, M, die nachſtehende Ordre zu erlaffen gerubt: „Dem in SIhrem
Bericht vom 25, d. M. enthaltenen Antrage gemäß beſtimme Ich hier-
zurch, daß die im Verlage des Buchhändlers Brockhaͤus erſcheinende
Leipziger Allgemein? Zeitung vom 1, Januar 1843 ab in Mei-
nen Staaten bis auf Weiteres un bedingt verboten werde, und in
Folge deſſen bei Vermeidung der in den Geſetzen, namentlich im Art.


dre vom 6, Auguſt 1837 angedrohten Strafen, weder eingeführt, aus-
4* feilgeboten, verkauft, an öffentlichen Orten ausgelegt oder
onft verbreitei, noch auch durch Mein? Staaten mittelſt der Poſt be-
lördert werden darf, wornech Sie das Weitere zu veranlaſſen haben.
Berlin, den 28, Dezember 1842. (gez.) Friedrih Wilhelm: An
die Staais-Miniſter Eichhorn, Fıhın. von Bülow und Srafen
von Arnim. J }
„ —. Wie verlautet, haͤne Herwegh, der ſich jetzt in Stettin aufs
hält, von der Dortigen Behörde auf höhere Veranlaffung bereits die
Weiſung erbalten, den preußiſchen Boden zu verlafſen und ſolchen ſo-
bald nicht wieder zu beireten. Die in Leipzig erſcheinenden Blätter:
„Die Lokomotive“ und der „Cbarivari, ſowie die „ſächſiſchen Vater-
landsblätier? ſollen von Neujahr ab durch unſer Poſtamt auch nicht
mehr bezogen werden können. ;
Lübeck 28. Dez. Die hicfigen Anzeigen enthalten eine Verord-
nung des Senais, worin zur Beförderung: der Errichtung von Fabri-
ken und Manufacturen hiefelbſt, im Einvernehmen mit der Bürgerfchaft,
verfügt wird, daß die fabrikmäßige Betreibung eines ſonſt zünftigen


in jeder Beziehung davon befreit fein ſol, jedoch zu einem lolchen faͤ⸗




brikmäßigen Betriebe eine beſondere Conceſſion des Raths nachgeſucht
werden muß.

Königsberg, 23. Dez. Vor einigen Tagen ereignete ſich in der
ſogenannten Vorfiadt ein furchtbares Verbredhen, CEin Schneider, der
dem Trunfe ergeben war, ſchnin zwei Kindern feines Nachbars, eines
Arbeiters in der Fabrik des Hın, Negeborn cein Knabe von 6, der
andere ven 9 Jahren), die er in ſein Zimmer gelockt hatte, mit eis
2 Brodmeſſer die Hälſe ab, und tödtete fich hernach auf gleiche

rt.

Paris, 30. Dez. Die Ordonnanzen fuͤr die Ernennung von
Staatsminiſtern werden nicht vor dem neuen Jaht erſcheinen. Das
— wird von Bewerbungen um dieſe Würde waͤhrhafi bes

ürmt.

— Don Autz de Luzuriaga, ein in Frankreich ſich aufhaltender
ſpaniſcher Flüchtling, erhob vorigen Monat beim Zivilgericht in Bourz
ges Klage gegen Don Carlos auf Bezahlung einer Summe von 17,222
Öt., nebit Zinſen, welche ihm noch an einer von dem Vrinzen ihm
ſchuldenden und von dem Kläger für den königlichen Beklagien ver-
ausgabten Summe von-43,722 Fr. gebührte. Vor drei Tagen kam die
Sache zur Verhandlung, allein das Gericht erklaͤrte ſich, auf einen abs
ſeiten des Anwalts des Beklagten erhobenen formellen Einwand, für
unzuſtändig, weil den franzöſiſchen Gerichten keine Gerichisbartei in bur.
gerlichen Streitſachen zwiſchen zwei Auslaͤndern zuſtehe, und verfaͤllte Don
R. de Luzuriaga in die Koſten. ; .

Madrid, 24. Dez. Von dem Vorhaben der Regierung in Be-
treff der Perſonen, die durch das Bombardement von Barcelona ge-
litten baben, hat man noch keine beſtimmte Kunde. Doͤch heißt es,
man beabſichtige eine Eniſchädigung aller Fremden, die Schaden gelit-
ten haben. — Die Behörden laſſen es nicht an Bemühuugen fehlen,
dem Regenten wieder die Popularitaͤt zu verſchaffen, die er {n Folge
der Vorgänge von Barcelona eingebuͤßt hat. Die eſparteriſtiſchen Jout-
nale verſichern heute, in Valeneia ſei der Enthuſiasmus für den Res
genten ſo groß, daß man in dieſer Stadt mehr als 60 Triumphbogen
für den Empfang des Regenten errichte, und dah über 30,000 Einz
wehner von Valencia ſowohl, wie aus der Provinz ſich freiwillig ſtel-
len würden, um den Regenten theils zu escortiren, theils zu empfan-
gen. Privatbriefe aus Valeneia bexichien dagegen, daß in dieſer Stadt
das tiefſte Schweigen herrſche inmitten der offiziellen Vorbereitungen,
und daß die Milizen keineswegs freiwillig erfcheinen werden, um den
Einzug des Regenten zu verherrlichen.

Bareelona, 23, Dez. Ein am 18. d. auf die Tagesordnung
der Armee von Catalonien geſtelltes Cireular des Kriegsminifters maqi
den Kriegsgerichten einen Vorwurf über übermaͤßige Milde von der
ſie zuweilen Beweiſe gäben, und erinnert im Jutereſſe der Dis eiplin
die Mitglieder der Kriegsgerichte an die ſtrenge Beobachtung des Reg»
lements.

Trieſt, 22. Dez. Die Direction des „öſterreichiſchen Lloyd“ in
Trieſt macht Folgendes bekannt: „Die oͤſterreichiſche Brigg Pylades
iſt ſoeben mit einer Ladung Thee, Reis und Indigo, welche von In-
dien nach Suez durch das indiſche Schiff Bengalee, und von Sucz
nach Kairo auf Kameelrücken gebracht worden, von Alexandria hier
eingetroffen. Es verdient dies in ſofern Beachtung, alg es die erfte
Ladung war, welche direet von Indiennach Trieſt gelangte.
Man vetſichert uns, daß zweiräderige Wägen zum Traͤnsport der
Waaren von Suez nach Kaito im Bau begriffen ſind, wodurch eine
bedeutende Erſparniß in den Frachtkoſten erzieli werden wird. In Zu-
kunft koͤnnen zur Konſumtion auf dem europäiſchen Kontinent beſtimmte
Hüter, flatt den Weg um das Vorgebirg der guten Hoffnung zu wa-
chen, und ganze Monate in den engliſchen Speichern liegen zu blei-
ben, in zwei Monaten nach Trieſt, Livorno ober Marſeille gelangen.“


 
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