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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0201

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Lagobevicbt.
Mannheim. Das großh. Holgericht zu Freiburg bat vor einiger
Zeit die Unterſuchung gegen die Rebattion und den Druͤcker des im


ter. am Rhein? durch Urtbeil erledigt. Der verantwortliche Redakteue,
Thierarzt Dieiſchi, iſt von Strafe und Koſten frei. Dagegen hat der
Drucker Holinger, ein Badenſer, wegen Majeſtätsverletzung und Ver-
ſuch des Aufruhrs, eine Arbeitshausffleafe von 6 Monaten: zu erſtehen
und ſämmtliche Unterſuchungskoſten zu bezablen!
jedoch der eigentliche Redakieur, Schimpf, erſetzen, da ſowoͤht Dietſchi-
als Hollinger von ihm Reverfe für alle ihnen,
eniſtebenden Nachtheile beſitzen.

*++ Ottenheim, bei Labr, 2k; Febr. Seit einer Reibe von


gen über die auberordentlice Vermehrung des Wüdſtandes geführt,



lich zerfrört wurden, zu einer noihaedrungenen Seibithülie endlich ſich
entichloffen. und dieſe Woche die Gemeindebürger unſerer Bezirksort-


Malle. von Wild zuſammen zu ſchiehen. Da der große Jagdpächter,
ungeachtet ſeiner oft gegebenen mündlichen und ſchriftlichen Ber-
ſicherungen, weiche bei Anlaß der letzten Deputirienwabl namentlid
anı die Gemeindevorſteher feierlich wiederholt worden, den ſchuldigen
Wildſchadenerſatz immer noch nicht geleiſet und ſogar einzelne beſchei-
dene Forderer perſönlich ungebührlich behandelt hat, ſo konnte man
nicht anders, alg ein ſolches Ercigniß vorausſehen; und es wird hof-


den großbefchädigien Gemeinden und Privatperfonen ihre rechtuäſſgen
Entichädigungen zuhgeſichert werden. Man wird dieſen Vorfall, wel-
er odne den mindeſten Exeeß vorging um ſo weniger hart beuriheilen
fönnen, wenn man berückſichtigt, daß in mehreren Ortſchaften die ganze


Sulden berechnet, wofür eine binlängliche Entſchädigung nie zu boffen
iſt. Die Gemeinden tröſten ſich vorzüglich mit der Heffnung, daß bei
der nächſten Verpachtung ibrer Jagdbezirke — deren 10 dieſer einzige


Ptivaiwege und zwar zu fehr niederm Pacht erhielt, wodurch allein
ein ſo großes Wildgeheg! wie es wohl im ganzen Lande nirgends vor-
kommt, möglich wurde — fünftig wie überall eine freie Coneurrenz
durch, öffeniliche Verheigerungen zuͤgelaſfen, um den vielen bisherigen
Beſchwenden ſo wie fonftigen traurigen Ereigniſſen und ſchweren Unter»
fudhungsfällen für die Folge vorzubeugen.

Dresden, 19. Febr. Seit einigen Wochen hat ſich hier ein Ad-
votaten Berein gebildet, deſſen Zweck es iſt, die moͤraͤliſche Stel-
lung ſeiner Standesgenoſſen zu überwachen.

Hannover, 22. Februar. Das ſchönſte Vorrecht der Krone,
Gnade, iſt den Göttinger politiſchen Gefangenenzu Theil
gewerden Geſtern wurden den Staatsgefangenen in Celle
die forten ihres Kerkers geöffnet noch in der Nacht fuhren
fie ab, heute fruͤh paſſirte Dr. Cageling unſere Stadt und in wenigen


er zwoͤlf lange Jahre entzogen war. Schon geſtern war es hier be-




ſeien, behaupten die Andern, daß die Amneſtie allen, auch den Flücht-
lingen, mit alleinijer Ausnahme Seidenſtickers, gewaͤhrt ſei, und dieſe
letztere Angabe ſcheint die richtigere zu ſein. ;

Verlin, 22 Februar. Die Maßregeln unſerer Polizei ſind, in
Folge des Raubanfalles auf den geh. Ober: Tribunalraih Oppermann
(Rebe Morgenblait Nr. 49.) im hieſigen Thiergarten, geſchärft worden.
Uaſere Gensdrarmerie hat fünfzig Mann Verſtarkung erbalten und von
allen bieſigen Regimentern müffen Pikete durch die Stadt patrouilliren.
Die Diebe bieten aber allem Dieſem Hohw, ſo daß die einzelnen Fa-
milien angefangen haben, ſich auf ihre eigenen Koſten Wächter zu hal-
len, um ihr Eigenthum zu ſchützen. Die Unficherheit. iſt auf einen ho-
hen Gead geſtiegen. S

VBafek, 23, Febr. In der beutigen Sigung erbielt der kl. RNatb
Rath von der Cilenbahncommiffion‘ ein Gutachten und Vorſchlag über
Verlängerung der Straßburger Eifenbahn bis in die Staͤde
Baſel, worüher die Commiſſioa nach langen Unterbandlungen und Be-
rathungen mit den Bevollmächtigten der Actiengeſellſchaft der Stras-
burger Bahn einig geworden iſt. Nach dieſem Vorſchlage wird der
Bahnbof innerhalbder Mauern zu liegen kommen.

Zürich, 23. Febr. Heute verbreitet ſich aus der Region unferer
Literaten das Gerücht, es habe der Körig von Würtemberg in-Kolge
der hierſeitigen Verfügungen über Herrn Herwegh die Deſertions-
Prozedur deſſelben niedergeſchlagen und ihm den Eintritt in fein Va-
terland wieder eröffnet. Auch ſoll der Dicſter vereits eniſchloſſen ſein,
in Stuttgart ſeinen künftigen Aufenthalt zu nehmen.

Paris, 24, Februar. Die Hru. Tbiers, Billault, Vivien, Du-
vergier de Hauranne und ſämmtliche angeſehenere Mitglieder am linken
Centrum waren geſtern im Conferenzſaale der Depuſirtenkammer ver-
ſammelt. Es heißt, ſie und ihre Anhänger würden bei der Debatte
über die geheimen Fonds gegen das Miniſterium ſprechen und voiiren.

— Die Linke will den Äntrag ſtellen auf Reduktion des von dem
Cabinet für die geheimen Fonts verlangten Credites um 100 000 Fr.

— Aus ſicherer Quelle vernehmen wir, daß die Herzogin von Dra
leans ſeit dem Anfange des Winters bereits eine Summe von mehr
alg 100 000 Frs. zur Unterſtützung von Bedürftigen angewieſen hat.

— Der Prinz Ferdinand von Sachſen Eoburg Gotha iſt in einigen
Tagen in Paris erwartet. Seine Vermählung mit der Prinzeſſin Cle-
mentine wird jedoch erſt nach Oſtern ſtatthaben.

— Es heißt, General Bugeaud ſei aus Algier nach Paris beſchie-
den worden, um ſein Budget perſönlich in der Kammer zu verfechten.

— Espartero hat feine Erſparniſſe in S pEt. franzöſiſcher Rente
angelegt; es wurde dieſer Tage eine Inſeription von 50,000 Fr. auf
ſeinen Namen eingetragen, wofür zu dem Cours von 121 ein Capitak
von 1,210,000 Fr. erlegt wurde.

— Der Buchhändler⸗Antiquar Lemiere iſt, weil er Parny's
Guerre des Dieux, ein wegen der darin enthaltenen Blasphemien und
Unſtttlichkeiten längſt verbotenes Dichtwerk, öffentlich zum Verkauf aus-
geſtellt hat, am Aſſiſengericht von der Jury ſchuidig befunden und da-
rauf hin zu fünf Jahre @ fängriß und 6000 Fr, Geldbuße veruriheilt
worden. 5

aag, 21. Febr. Das heutige Bulletin über den Zufland bes
*4 5 Naſſau lautt; — Tagen hat ſich der Zeſtend
des Köntgs gebeffert; das Athembolen ift freier, und die Kräfte neh-
men langſam zu.“

— — Fedruar, Der Moͤrder Drummo d’s, M Raughten,
zeint fortmährend im Gefängniffe die Ruhe und Gfeichgültigfeit, weIdhe
ihn gleid Aufanzs auszeidnete, Er kieſt meiſtens religiöſe Bücher, und


 
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