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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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No. 29.















Wien 27. Jan. Bulletin über das Befinden Seiner Hoheit des
Prinzen Friedrich von Baden:

Seine Hoͤheit haben den geſttigen Tag ruhig und firberlos zuge-
bracht und in der Nacht mehrere Stunden geſchlefen. Da ſich Seine
Hobheit auf dem Wene der Beſſerung befinden und keine Gefahr für
Höchftti felben mehr vorhanden iſt, ſo wird von morgen an kein Öuls
letin mehr ausgegeben werden. gez Freiherr v. Tückheim.



Tacebericht.
— Mannheim, 2. Februar. Nebſt der Eiſenbaͤhnfrage die für
Manndbeim zur Lebensfrage geworden iſt, und dexen endliher Entſchei-
dung man mit allgemeinem Intereffe entgegenfieht, befhäftigt in die-


ßen Theil von Bürgern und Bür,erföhnen,

Drei Gefellſchaften beftreben ſich gegenwärfig mit auſrichtizem Eifer,
um den Preis der größten Narrheit gefprndet ven Hanswurſt dem
Yatron allır, und wuͤkich Schöjes, wenn auch nicht ſo außerordentlich
Pompsfs wird auggeführt werden.

Die Abtheilungen ſind, wie wir vernommen, folgente:

“Der Verein, „die Extra Narren,“ bildet das von der Erſtür-
mung‘ Belgrads zaͤrückkehrende Heer unter Anführung Prinz Eugens;
Konftabler zu Pferd und zu Fuß, Mueketiers, Sappeurs, Maroteurs,
der SGeneralftab und gefangene Türken in der Mine, ſo beziehen ſie
dag Lager auf dem Paradeplatz. Jynen arfdhiteßen ſich dann di-
„Kunfnarren“ mit der Felddruckerei, damit die Kriegsrapporte gleich
aus der Preſſe hervorgehen können.

Die Gefellſchaft: „Die Walhalla,“ bildet einen eigentlichen
Masfenzug, der ſich eben ſo ſehr durch ſeine trefflichen Karrikaturen,
alg hiuorſtiſche Gruppen auszeichnen wird. Unter den vorkommenden
Taͤbleauxr wollen wir nur die größten anführen, ohne näher über die
Zufammenfi Nung einzugehen. Die deutſchen Argonauten, Liſt-


rem Lufiſchiff uud in Begleitung von Dädalus und dem Schaeider
von UTm, der Abſchied des Atlas vom Mannheimer Neckar-
thor, Cbineſiſche Geſandtſchaft, Don Quixote und Sancho
Panſa, Kafee- und Brantweinwutbe Bierwuth und Zerr-
bilder der neueſten Zeit. Lauter von Witz und Scherz ſprudelnde,
ſinnig gewählte Bilter,

Was eine dritte Gefellichaft im Schilde führt, iſt zur Zeit
noch nicht bekannt, man glaubt aber vermuihen zu köynen, daß ein
hiſtoriſches glänzendes Gemälde vor unferen Augen entfaltet wird, und
fomit der dieejaͤhrige Faſching allen Haupiforderungen, als in Witz,
Humor, Gemüthlichteit und Ernſt, wie noch nie vorher entſpricht.

Aus dem Badifchen, 30. Jan. Auf der Heidelberg Carls-
ruhet Eifenbadn fanden am 26. Jan. d. J. zum erſtermal zwei
Proͤbefahrten und Tags darauf diet Fahrten voͤn Heid lbers bis Lan-
genbrücken ſtatt, welche eine Eniferrung von 5 Stunden in 35 Minu-
ien zurückleten. Die Fahıten wurden zur Herbeifuhrung der noch feh-
lenden Schienen für die noch nicht belegte kieine Shecke bei Stettfel«
den benützt und ohne das mintefte Hinderniß und mit dem beſten Er-
folge vollführt. Mit der größten Freude wurden die Probefahrten von
den Bewoͤhnern Langenbrückers begrüßt, weil man ſicher auf den gün-
ſtigen E folg zählen Tarf, den die Eiſenbahn auf den Beſuch des dor-
jiyen, durch ausgezeichnete Heilungen vortheilhaft befannten Bades,
deffen Schwefelquelle nach den Analyſen bewaͤhtter Chemiker die gü ı1n
ftigßen Reſultate geliefert hat, äußern wird. Da durch die Eiſenbahn
die Stätte Cartsfuhe, Bruchfal, Heidelberg und Manı heim beinahe zu
einer Stadt mwerden, und Langenbrücken den Mittelpuntt zwiſchen dies
fen Orten bildet; ſo wird diefer Badeort künftig guch in dieſer Hinſicht
den Bad-gäften Gelegenheit zu Bergnügungen zeben, die man bisher
leider ensbeh:en mußte, weil ſte bei der zroßen Entfernung zeitrau-



bend und koſtſpielig wurden. Dem Vernehmen nach wied der Ort auch
durch neue Bauten, wie man ſagt, unter Anderem durch Einrichtung


Mainz, 30. Jan. In der verfloſſenen Nacht wurde eine Viertel-
ſtunde von hier, bei Zahlbach, eine ſchreckliche Mordthat an einem wohl-
habenden Bürger von Bretzenheim, Namens Peter Stauter, ver-
üht, Derfelbe wurde heute früh durch mehrfache Schlaͤge auf Kopf und
Haͤls genick getödtet gefunden. Die Gecichtsbehörden find bereits mit der
Unterfucbung beſchaͤttigt. Nech weiß man nichts über den Thäter. Die
Zinke einer Miſtgabei, die der Verunglückte im Kopfe ſtecken hatte,
könnte vill icht auf die Spur deſſelben führen.

Stuttgart, 30. Jan. Ja der heuligen Sitzung dex Abgeordne-
tenkanmer wurde beſchloſſen, die von der Regiexung für die jetzige
Einritisperiode angeſonnenen 3,200,000. fl. zum Eiſenaahnbau zu
bewilligen.

Cöln, 29. Jan. Die Geranten der Khein. Zeitg. haben gegen


Du Mont, einen Injurieuprezeß auf den Grund einer oder einiger


Zeitung vor dem hieſigen Landaerichte anhängig gemacht, Die Sache
wüd ſchon am 7, Febr. zur Verhandlung fommen, und man iſt natür-
lich auf den Ausgaͤng ſehr geſpannt. Dem Vernehmen nach wollen die
Geraͤnten auch gegen die Redaktionen reſp. Drucker der Elberfelder und
der Rhein⸗ und Moſel-Zeitung, welchẽ den minifteriellen Erlaß aus
dır Cölnifden Zeitung abdruckten, die gleich? gerichtliche Klage erheben.

Paris, 27 Jan Nach amtlichen Ausweiſen beli: fen ſich die Aus-
gaben für Algerien im Jahr 1842 auf 95 Miltionen Franes,.
und die 82,000 Mann ftarfe Armee in Airica erlitt im Felde und in
den Lazareren einen Verluſt von,9 bis 10,000 Maun. Demohnzeadhs
tet ift Abd- el-Kader, wenn auch öfters in die Flucht geſchlagen, noch
immer nicht völlig beſiegt.

— Nach einem Bericht des Generalgouverneurs Bugeaud an den
Kriegsminifter Marſchall Soult aus Algier vom 19 Jan. iſt der
Emic Abdel Kader bei ſeinem Wiedererſcheinen auf die brutalſte
Weile aͤufgetreten; er kennt keine Schonung mehr und will ſeine Macht
durh Schrecfen verbreiten. Er hat dem Caid des Stammes Braaz
und. feinen drei Söhnen, ſo wie dem Caid der Beni-Ferrath die
Beine abſchneiden laſſen.

— Br. Guizot hat öftere Beſprechungen mit dem Herzog von Nes

mours; ſie follen ſich auf eine Dotation des künftigen Kegenten be-
iehen.
— 28. Jun. Der Mörder Drummond's, Daniel Mae-
naughten iſt heute von dem Sberrichter Hall in Bow - Street fina-
liter dernommen worden und es wird ihm nun nächſte Woche der Pro-
zeß gemacht werden. Aus einer Ausſage des Polizeiinſpeeters Tierney
erhellt, daß Macnaughten auf die Frage: Ob er auch wiſſe auf wen
er gefihoffen? geantwortet hat: „Auf Sir Robert Peetz oder
habe i nicht auf ihn gefhoffent” . ..

— Die Usterhandlungen mit Portugal über einen Commerztrac»
at find abgebrochen; man hat zu Liffabon Forderungen geftellt, auf -
die man in Loadon nicht eingehen wollte.

Carlsruhe. Die durch die Zurückſetzung des Schullehrers Jo ho
auf feinen frühern Schuldienſt zu Buggingen in Erledigung gekemmen?
Haupilehreiſtelle an der evangl. Knaͤbenſchule zu Heidelderg iſt dem
bisperigen Schuͤllehrer zu Gondelsheim, Jacob Friedrich St ein hilper
übertragen worden. ; 2 tets Mal

Die erledigte evangl. Schulſtelle zu Buggingen,, Schulbezirts Diul-
heim, ift dem frühern Lehrer an Dderfelben, bisherigen Hauptlehrer an


wieder übertragen worden.


 
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