Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
September (No. 204 - 229)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0861

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


















Tagsbericht.

S Heidelberg, 12 Sept. Unſerm ſonſt ſo gewandten Eſcamoteur
— {ft wiederum eiumal ein Strich durch feine ſchlaue Berechnung
gemacht worden. Fruͤher war es die Buͤrgerſchaft, diesmal die woͤhl-
{öblihe Polizei, die den geuͤbten Kunftgriffen ſeiner Taſchenſpielerei ein
Ziel ſteckte. Nach einem beſtehenden Polizeiverbote darf in den zum
Kauf angebotenen Tabak keine Dick⸗Ruͤbenblaͤtter genommen werden.
Herr H— auf ſein gewohntes Glück ſich verlaſſend, und ſich um dieſes
Verbot — wie um vieles Andere ſich wenig kuͤmmernd, ward uun
durch das thaͤtige Polizeiperſonal In ſeinem Kunſtgriff unvermuthet über:
raſcht, und nicht weniger als eirca einhundert Centner dieſes
Miſchmaſchs fielen der unterſuchenden Behoͤrde, bei dem Eſcamoͤteur
wohl verſteckt, in die Haͤnde. —

EWorms, 10. Sevt. Die Zweikampfſache zu Baden hat auch
bei uns grobes Aaffehen erregt und den Wunſch nach guten Ehrenge-
richten wieder recht rege gemacht. Es iſt wirklich ſehr an der Zeit,
dieſelbeu uͤberall zu organiſiren und ihnen, wenn auch nicht in aͤllen
Faͤllen ein förntiges „Vefo” betzugeben! Bekannttich hat Preußen
bereits den Anfang gemacht und es ſteht zu hoffen, daß ein ſoich gu-
tes Beiſpiel nicht ohne Anklang bleiben werd?. — Ferner erregt noͤch
bei uns ein Federkrieg uͤber gewiffe buͤrgermeiſterliche Verhaͤltniſſe viel
Aufſehen, ja man kann ſagen, viel Aergerz denn die Freunde des
Herrn Buͤrgermeiſters leiſten ihm dadurch einen ſchlechten Dienſt, daß
fie die Sache auf eine ungeſchickte und derbe Weiſe fortſpinnen und am
Ende die Ruhigen und Unpartheiiſchen wegſchrecken. Dem letzten „furio-
jen“ Kaͤmpen von dem man Anderes und Beſſeres haͤtte erwarten koͤn—
Nnen, möchte man zurufen: „Ah Corydon, corydon quae te dementia
eepit!“ wenn nicht eine boͤſe Erinnerung die Sache zu ernſt machte.
ag die Intention des Verfaſſers ſein, welche ſie wolle — es iſt ge-
Nug und genug und wir wollen nicht immer an den Wahlſpruch erin-
nert ſein: „wenn i nur was davon haͤtt!“

Carlsruhe, 11. Sept. Ein vorgeſtern hier verbreitet geweſenes
Geruͤcht uͤher ein neues, in der Goͤler-Haberſchen Streitſache ſtattge-
fundenes Duell hat keine Beſtaͤtigung gefuͤnden. Alg Duellanten waren
naͤmlich Herr von Sarachagaund General Roſen genannt worden;
uun aber hat ſich an demſelben Tage Hr. von Sarachaga freiwillig
vor Gericht geftellt, weil die Unterſuͤchnng ohne ihn nach ſeines Freun-
des S, v. Goͤlers Tode doch nur unvollſtaͤndig gefuͤhrt werden koͤnne,
da Niemand ſo polſtaͤndige Aufſchluͤſſe zu geben im Stande und da-
durch uur das Andenken des Verſtorbenen von jeder Verunglimpfung
Durch einſeitige Darſtellung der Sache zu bewahren ſei. Hr. v. Sarachagaͤ
war bekanntlich Secundant des Herrn v. Goͤler bei dem Duell, ſetzt
ſich alſo durch ſein Erſcheinen jedenfalls allen Folgen und Strafen aus,
die das Geſetz gegen ihn verhaͤngen kann. Dieſes edelmuͤthige Beneh-
men hat hier allgemeine Bewunderung erregt.
ECarlsruhe, 8. Sept. Das großh. Staats⸗ und Regierungsblatt vom Heu-
figen, No. 40, enthält ferner:

VII, Nachſtehende Dienſtnachrichten.

Se, königl. Hoheit der Großherzog haben ſich gnädigſt bewogen gefunden:

bei der Regierung des Seekreifes den Regiſtraturgehülfen Edetmann zum
Leciſtrator, und den Reviſionsgehülfen Ehr hardt zum Revifor,

bei der Regierung des Mittelrheinkreiſes den Revifionsgehülfen Schmidtt zum
edifor und ven Kevidenten Möffner zum Revifionsgehülfen mit Staatsdiener-
eigenſchaft, und *

bei der Regierung des Unterrheinkreiſes den Reviſionsgehülfen Müller zum
Neviſor zu ernennen; 1


die erledigte Stelle eines Aſſiſtenartes bei dem Stadtphyſicat Kaͤrtoruhe dem
Aſſiſtenarzt Dr. Bokz zu Pforzheim;

die erledigte katholiſche Pfaͤrrei Zochdorf, Landamts Freiburg, dem Pfaͤrrver-
weſer Karl Ofer in Schelingen, . .

die katholiſche Pfarrei Roth, Amts Philippsburg, dem erzbiſchöfliſchen YDecan
und Pfarrer Johann Joſeph Baumann in Wieſenthal zu verleihen, und

den Pfarrer Joſeph Alois Bruderbofer von Daxlanden, Landamts Karls-
tuhe, auf die Pfarrei Oberſyitzenbach, Amts Waldkirch, zu verſetzen

Die von Seiten der fürſtlich Löwenſtein⸗Wertheim-Roſenbergiſchen ben⸗—
ſtein⸗Wertheim⸗zreudenbergiſchen Standesherrſchaft erfolgte Präfsstation des Pfatre
candidaten Guſtav Heinrich Müller aus Wertheim auf die evangeliſche Pfaͤrret
Wenkheim dat die Staatsgenehmigung erhalten. ;
Darmſtadt, 11 Sept. Vor dem Freiherrlich v. Riedeſel ſchen
Hauſe, der Wilhelminenſtraße gegenuͤber, ſteht ein Apfelbaum Cgraue
Reinerte) mit reifen Fruͤchten und zugleich in voller zweiter Blilthe.

Aus der bairiſchen Pfalz, 7: Sept. Mit der Actienzeichnung
fuͤr die ludwigshafen⸗bexbacher Bahn geht es ſehr langſam uünd troß
der Zinſengatantie von Seite des Staats iſt porerſt nicht abzufehen,
wie das Baukapital zuſammenkomme, wenn nicht der energiſche Wille
unſeres Koͤnigs thaͤtig eingreift. Es iſt ſonderbar, daß die Kapitaliſten
gerade hier mit der Betheitigung zoͤgern, waͤhrend doch ſelten ein Schiez
nenweg unter guͤnſtigern Auſpicien angelegt werden kann, als das bei
uns der Fall iſt. Das Terrain iſt nicht thruer und bietet für den Ban
ſelbſt wenig Schwierigkeiten; die reiche Ausbeute der Kohlenminen an
der Saar allein liefert Ertrag genug, um ſelbſt den verzagteſten Boͤr—
ſenmaͤnnern Vertrauen einzufloͤßen. — In Ludwigshafen wird ſchon
ſtark gebaut, die dortige Spedition mehrt ſich taͤglich/ und ſo { woͤht
nicht zu zweifeln, daß dieſer Hafenplatz immer mehr an Bedeutſamkeit
gewinnen und ſich ſehr bald nach dem Willen des Koͤnigs eine neue -
Stadt im Angeſtchte Mannheims erheben wird.

Caſſel/ 9. Sept. Untetm Heutigen macht das kurprinzliche Ober-
hofmarſchall⸗Amt; kraft ſpeciellen allerhoͤchſten Auftrags Er. Fönigk
Hoheit des Kurfuͤrſten, Folgendes bekannt: „Seine koͤnigliche Hoheit
Kurfuͤrſt Wilhelm IE von Heffen haben allergnaͤdigſt gerubt, am .28,
Auguſt d. J. allerhoͤchſt Sich mit Fraͤulein Karoline von Berlepfch,
in morganatiſcher Ehe, durch den Conſiſtorialrath und erſten Pfarrer
der Johanniskirche zu Hanau, Emmel, zu Wilhelmsbad trauen zu laf-
fen, und Hochderſelben die Bezeichnung Frau Baronin von Bergen
beizulegen.“

Paris, I0. Sevt. Telegrabhiſche Depeſche.! Bayınne, 9.
Sept. General Narvaez hat den Truppen, bei einer Revuͤe uͤber die
Garniſon, angezeigt, daß die zu den Galeeren verurtheilten Soldaten
des Regiments del Principe begnadigt worden ſind. Grade und Orden
wurden mehreren Offieieren, Unterofficieren und Soldaten dieſes Regi-
ments, welche gegen den Aufruhr gekaͤmpft hatten, verliehen Die
Truppen zeigten viel Enthuſtasmus.

Mitteis des Telegraphen iſt vor einigen Tagen der Befehl nach
Toulon abgeſchickt worden, ſofort ein Schiff nach Tunis abgehen zn
laſfen, welches dem Commandanten der in dem dortigen Hafen ankern-
den franzoͤſiſchen Schiffsdiviſion die Weiſung uͤberbringen ſoll daß er
ſich unverzuͤglich nach der cataloniſchen Kuͤſte begebe, um die franzoͤſt-
ſchen Reſidenten zu ſchuͤtzen.

Geſtern ſollen dem Marineminiſterium Depeſchen aus Algier zuge-
kommen ſein, mit der NMachricht, daß in den oͤſtlichen Diſtricten ſich,
abermals mehrere Staͤmme erhoben Hatten und General Buͤgeaud ſich
zu einer neuen Exbedition nach jenen Gegenden genoͤthigt fehe. Ayd-
el⸗Kader ſelbſt ſoll jetzt wieder mit impoſanten Streitkraͤften in den
Umgegenden von Bugia und Gigelli ſtehen.

Brüſſel, 9. Sept. Die Koͤnigin von England und ihr Gemahl
werden ſich von Oſtende auch nach Bruͤſſel begeben, und man wacht
ſich ſogar die Hoffnung, daß die erlauchten Reiſenden einige groͤßeren
Staͤdte beſuchen werden. Der Aufenthalt der Koͤnigin von England in



 
Annotationen