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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0725

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1843













markung und eine doppelte Ernte wird heuer eingeheimſt. Ünſer letz-
ter Fruchtmarkt mar mit Getraide uͤberfuͤhrt; noch am ſpaͤten Abend
waren Verkaͤnfer da und beinahe alles hat einen namhaften Abſchlag
erlitten; verkauft wurde das Korn nicht ganz zu 7 fl., die Spelz 4 bis
hoͤchſtens 5 fl. Gerſte 5 —6 fl. Auffallend iſt, daß jetzt, die Broͤdpreiſe
immer noch ſo hoch ſtehen, denn die Leute koͤnnen ja nach ihrer fruͤhern
Aeuſſerung „es ſei Fruchtmangel,“ keine theueren Vorraͤthe mehr haben,
und dennoͤch koſtet der vierpfuͤndige Laib Bord ſeit dem 29 v. Monats
hier noch 15*/, fr., wogegen er in Mannheim ſchon, vom 27. an nur
16 £r., wo ſogar kr. Aufſchlag exiſtirt, bezahlt wird.

Carlsruhe, 30. Juli.
meiſten der hohen Staatsbeamten herrſcht hier in diefem Augenblick
eine ungewoͤhnliche Stille, obgleich wohl noch nie mehr von allgemei-
nerem Intereſſe zur landſtaͤndiſchen Genehmigung vorbereitet wurde, als
Lerade jetzt fuͤr den dieſen Winter zuſammentretenden Landtag geſchieht.
Das Finanzminiſterium allein will 30 verſchiedene Geſetzentwuͤrfe vorle-
gen Unſerer Stadt ſelbſt ſtehen durch Neubauten mehrere wuͤnſchens-
werthe Verſchoͤnerungen bevorz insbeſondere werden die an der Haupt-
ſtraße liegenden abſcheulichen Dragoner⸗Stallungen in kurzem verſchwin-
den und einer ſchoͤnen großen Reiter⸗Caſerne Platz machen, die auf
68,000 fl. veranſchlagt iſt. Auch ein neues Militaͤr⸗Spital wird gebaut,
nachdem die Militaͤr-Verwaltungs-Behoͤrden ihren Antheil an dem all-
gemeinen Spitale den Civil-Behoͤrden fuͤr 31,000 fl. abgetreten haben,
woduech die Stadt endlich in den Stand geſetzt werden wird, etwas
mehr, als bisher geſchehen, auf ihr Krankhaus zu verwenden und um-

faſſendere, zweckmaͤßigere Einrichtungen zu treffen. — Mit Wuͤrtemberg
wird es nunmehr zu einer Vereinbarung in der Eiſenbahnſache kommen,
nachdem unſer Nachbarſtaat, wie wir hoͤren, nach Einholung des Gut-
achtens eines beruͤhmten rheiniſchen Eiſenbahningenieurs, zu der geraz
den Linie uͤber Pforzheim durch das Enzthal bis Durlach ſich geneigt
gezeigt haben ſoll. Die Linie von hier bis Stuttgart, ſo wie von dort
‘ bis Ulm ſoll binnen drei Jahren befahren werden, wodurch eine fuͤr
Vertheidigung Deutſchlands gegen Angriffe vom Weſten aͤußerſt wichtige
Verbindungslinie, die zwiſchen den zwei Vormauern nach jener Seite,
zwiſchen Raſtatt und Ulm, hergeſtellt ſein wird.

+ Fürth im Odenwalde, 31. Juli. Heute paſſirten Ihre Durchl.
die Frau duͤrſtin von Fuͤrſtenau in Begleitung hoͤchſtihrer Tochter und
des Braͤutigams/ des Grafen von Stollberg Erlaucht, von einem Be-
ſuch vor Schoͤnberg kommend hier durch. Die hohen Reiſenden geruh-
ten mit den herrlichen und romantiſchen Anlagen der Staatsſtraßen von
Heppenheim uͤber Fürth nach Erbach und dem Muͤmmlingthale Ihre
vollſte Anerkennung auszuſprechen. — Das ſchoͤne Wetter influirt we-


dem man ſeit einigen Tagen mehrere Extrapoſten zwei- und vierſpaͤnig
hier durchpaſſiren ſah, und die Zeit wohl nicht mehr ferne ſein Dürfte,
_ wo man endlich eine Straße, welche den Rhein mit dem Main auf
kuͤrzeſter Strecke verbindet, die gebuͤhreude Anerkennung nicht verweigern
wird. }
Frankfurt, 2. Auguſt. Ihre koͤnigl. Hoheit die regierende Groß-
herzogin von Baden ſind geſtern, von Soden koͤmmend, gegen 1 Uhr
beim Badiſchen Herrn Bundestagsgeſandten abgeſtiegen, verfuͤgten ſich
ſpaͤter nach dem Garten des Herrn Baron A. von Kothſchild und ge-
ruhten nach Beſichtigung der ſchoͤnen Anlagen das Ihnen von Ddemfele
ben angebotene Dejeuner anzunehmen, an welchem außer einigen Mit-
gliedern der Familie Rothſchild mehrere Herren Bundestagsgeſaudten


Theil nahmen. Allerhoͤchſtdieſelben kehrten Nachmittags wieder nach
Soden zuruͤck. } ,

Wiesbaden, 31. Juli In der verfloſſenen Nacht iſt unſer Her-
zog bloͤtzlich nach Petersburg abgereiſt, wird aber unterwegs einen kur-
zen Anfenthalt nehmen. Es uͤberraſcht ſchon, daß Seine Durchlaucht
ſtatt vier Wochen, wie er beabſichtigte, nur einige Tage im Seebade
Norderney verweilte. Man ſpricht, ob wahr, wiſſen wir nicht! von ei-
ner baldigen Vermaͤhlung unſeres jungen Landesfuͤrften.

Luzern, 1. Auguft. Die Jefuiten in Freiburg haben ein vom Bi-
ſchof genehmigtes Schriftchen uͤber die zwei Wunder herausgegeben,
die vermittelſt des Kockes unſers Heilandes an zwei Zoͤglingen (Da-
mas im Juni 1842 und Clifford im Juni 1843) bewirkt worden ſein
ſollen. Der Berfaſſer der Schrift geſteht jedoch zu, daß die fraglichen
Vorfaͤlle nur Wunder vom dritten Range ſeien und daher zur Heilig-


Wien, 29. Juli. Aus Raab in Ungarn wird berichtet, daß am
10. d. M. dieſe Stadt von einer bedeutenden Feuersbrunſt heimgeſucht
wurde. Die Haͤuſer mehrerer Straßen in der Naͤhe der griechifchen
Kirche wurden durch den herrſchenden Wind von dem zuͤgelloſen Ele-
mente in kurzer Zeit ergriffen, und 140 — 130 Haͤuſer waren bereits
ein Opfer der Flammen, als durch einen anhaltenden Platzregen dieſe
endlich geloͤſcht wurden. Das Elend unter den Abgebrannten iſt groß.

Paris, 31. Juli. An der Boͤrſe war das (nicht⸗politiſche) Ge-
ruͤcht im Umlauf, es ſei ein Duell vorgefallen zwiſchen einem Literaten

(Alexander Dumas) und einem Fenilletoniſten Gules Janin); der Letz-


‚— Telegraphiſche Depeſche. Bayonne, 29 Juli. Am 26.
iſt der Brigadier Ametler mit ſechs Bataillons in Saragoſſa eingeruͤckt.
Eine Brigade, commandirt vom Brigadier Cotoner ift am 26. Juli
von Madrid nach Galicien aufgebrochen. Madrid war am 27. Juli
Morgens ruhig. Zwei Diviſtonen waren am 26. ausgezogen; die eine
nach Andaluſien, die andere nach Eſtremadura. Der Regent und Van
Halen ſtanden am 21. Juli vor Sevilla und ließen dieſe Stadt beſchie-
ßen. Eine der Vorſtaͤdte war bereits ganz zerſtoͤrt. c

— Mendizabal hat ſich in's engliſche Geſandtſchaftshotel gefluͤchtet.
Man meldet aus Madrid vom 25. Juli Abends: Keine politiſche
Reaction ſtoͤrt unſere Befreiung. Der Brigadier Lemmery, Ergoͤnver-
neur der Hauptſtadt, derſelbe, der die drei Pulvermagazine in die Luft
ſprengen wollte, hat Paͤſſe nach Frankreich erhalten. Ebenſo ift auch
dem General Sebane und andern Anhaͤngern Esparterols, die ſich
ſtark compromittirt haben, der freie Abzug gewaͤhrt. Die Generale
Ferraz, Iriarte, Enna und Chacon duͤrfen in Madrid bleiben.
Zurbano hat die Verguͤnſtigung erhalten, ſich nach Andaluſien zum
Regenten zu begeben; er iſt bereits dahin abgerriſt. — Die ſpaniſchen
Angelegenheiten verwickeln ſich uͤbrigens mit jedem Augenblick mehr;
Espartero iſt noch nicht finaliter beſiegt und zu Madrid und Barcelona
iſt man nichts weniger als einig.

London, 28. Juli. In Birigham ſind die beunruhigendſten Nach-
richten aus den benachbarten Eiſen- und Kohlenbezirken eingegangen
wo eine ernſtliche Criſis raſch zu nahen ſcheint. Einige der groͤßten
Werke haben dieſer Tage ihre Arbeiten eingeſtellt, und eine Menge
Leute ſind brodlos.

— Der „Morning-Herald“ erzaͤhlt, daß am Tage, wo die Koͤnigin
Victoria, der Prinz Albert, der Peinz und die Prinzeſſin von Sachſen-
Coburg⸗Gotha den Themſe⸗Tunnel befuchten und eine Luſtfahrt auf der
Themſe machten, die koͤnigliche Barke von dem Dampfboote -Syrene“
in Folge eines verkehrten Manoͤvers dieſes Schiffes um ein Haar in
den Grund gebohrt worden waͤre. Die Koͤnigin ſelbſt ſoll alle Faſ-
ſung behalten und uͤber den Schrecken ihrer Umgebung ſehr gelacht
haben.


 
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