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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0717

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„1843,









Tagsbericht. *
DHeute Abend 5 Uhr feierte der von St.
und Bezirksſchulviſitator



Blumenkraͤnzen und belaubten Zweigen geſchmuͤckt! Sie braͤchten fofort
dem Herrn Dekan und Stadtpfarret Hoͤchwuͤrden ein dreimaliges Lebe-
hoch aus, worauf derſelbe mit herzlicher Ruͤhrung erwiedertes daß er
_ oft und gerne in ihrer — Dder Mitte guter Kinder verweilen werde,

und es ihm ſein liebſtes Geſchaͤft bleibe, den Spruch uͤnferes goͤttlichen

Kinderfreundes: Laſſet die Kleinen zu mir Foimmen 2C., unter Beihuͤlfe
und treuer Mitwirkung der Lehrer verwirklichen zu hetfen.

Bremen, 21. Juli. Ueber den Bau der Eiſenbahn von hier nach
Hannover herrſcht noch Meinungsverſchiedenheit zwiſchen unſeren Be⸗—
hoͤrden und den hannoverſchen. Jedoͤch auch dieſe ſcheinen ſich bald
vereinigen zu wollen, ſo daß wir auf eine ſtets ſteigende Verbindung
mit dem Innern Deutſchlands rechnen dürfen, .

Berlin, 27. Juli. Durch auͤßerordentliche Gelegenheit foͤll heute
hier- aus Petersburg die Beſtaͤtigung der fchon früher mitgetheilten
Nachricht eingegangen ſein, daß in Folge kaiferl. Ukaſes alle Fremde,
namentlich breußiſche Unterthanen, welche ohne Paͤſſe vder fonft mit
— mangelhaften Vaͤſſen betroffen werden, ohne weiters nach den oͤfilichen
- QDuudetlrements trausportirt werden follen. Specielleres deßhalb ſpaͤ⸗
ter. (S. den Art. von der ruſſi. Grenze.)

Varis, 29 Juli. Telegrabhifche Depeſche. Madrid war
am 25. Juli ruhig; die pronuncirfen Truppen ſind am 23,.und
24. eingerüdt; ſte zogen vor der Koͤnigin voͤrbei; der Palaſt waͤr voll-
kommen zugaͤngig (parlaitement librè). Durch Decrete vom 23. uͤnd
24. Juit iſt das Miniſterium Lopez reconftituirt worden. Andere
Decrete enthalten folgende Ernennungen: Narvaez, Generallieutenaͤnt,
Generalcapitain von Madrid, Oberbefehlshaber allet in der Hauptſtadt
Ereinigten Truppen; Prim, Graf von Reuß und Gouverneur von
Madrid; Quinto, politiſcher Chef von Madrid; der Herzog von Bay-
len, Commandant der Hellebardier; Aspiroz Generallientenant und


tor der Bürgermiltz. Die Madrider Journale, welche ihr? Bublikation
ſuspendirt haͤtten, ſind am 24; Juli wieder erſchienen! Der Patriota
und der Cspectador haben aufgehoͤrt! Eine Diviſton der Armee un-
ter Narvaez iſt nach Andaluſien detaſchitt . worden, un den Geuerat
Concha zu verſtaͤrken

—Es heißt/ die Regierung habe auch bereits Nachricht von der
Zuſammenſetzung der probiſorifchen Regentſchaft. Lopez, Serrand,
Caballerd und Ayllon ſollen zu Mitgliedern dieſer hoͤchſten Behoͤrde er-
nannt fein. Sie gehoͤren zur Bartet der Piogreffiften; Narvaez, Prim,
Quinto, Aspirez und Cortina ſind woͤhl von derfelben Farbe, man
beſorgt aber, die Junta zu Varcelona werde fie des Moderautigmus
verdaͤchtig halten.

— Die telegraphiſche Depeſche ſagt nichts von Espaͤrtero, Mendi-
_ 3abal,' Linage, Zurband; der ExRegent war noch am 18, Juli zu
Cordova. Seoane liegt krank zu Torrejon.

Die Koͤnigin Marie Chriſtine haͤtte geſtern Abend ihre vertrau-
tenw NRäthe drei Stunden über bei ſich verfammelt;z Darauf. wurde ein
Courrier nach Madrid- abgefertigt mit Briefen an die Koͤnigin Iſabella

und den General Narvaez; es heißt, Marie Chriſtine werde ein Ma-
— mifeft. an die Nation ausgehen laͤffen und darin erklaͤren, daß ſie jeder


niß zur Ruͤckkehr in ihr Adoͤptivland anſpreche.
— (Nachfrift.) Die Nachricht ſoll eingetroffen ſein, daß ſich Eſpar-
fero am 23. zu Autequera auf dem Maͤrſche nach Cadir befuͤnden;

Mendizabal und die librigen Miniſter des Regenten haͤtten Maͤdrid der-
lafſen, um ſich ebenfalls dorthin zu begeben, wohin ſie den Sitz ihrer
Verwaltung zu perlegen gedaͤchten. Es beduͤrfen jedoch dieſe Angaben
noch der Beſtaͤtigung. 55
Toulon, 25. Suli. Ein Schreiben aus Tlemeen vom 12. Juli
kexichtet: „Die Expeditionscolonne hat ſich mit frifchen Vorräthen ver-
ſehen, nachdem ſie nahe an drei Wochen im Felde gewefen. In zwei
Tagen wird ſie in der Richtung nach der maroccaniſchen Grenze auf-
brechen. Abd-el-Kader hat ſich wieder zu ſeiner Familie begeben, die
auf ſein Geheiß ſich nach Tugurth, an dem Saumẽ der großen Saharg,
begiebt. Mohamed⸗ben⸗Thamy, Schwager des Emits, ift Ddamit. be:
auftragt, deſſen Frauen, Mutter und deide Schweſteru bis zu dieſer
Stadt zu geleiten, die einem mauriſchen Stamme gehoͤrt, welcher ſich
his jetzt neutral gehalten. Der Rappe, welcher dei der Razzia der
Garniſon von Mascara getoͤdtet worden, iſt daſſelbe Pferd, welches
Abdrel⸗Kader bei feiner Zuſammenkunft mit dem General Bugeaud an
der Tafna ım Jahr 1837) geritten. Es waren uͤber dieſes herrliche
Thier mehrere Prophezeihungen verbreitet, woruͤnter die ſeltſamſte die:
Ich werde meinem Herrn zum Throne dienen, zu herrfcheu über Die
Chriſten.“ Einige Deſerteure der regulaͤren Truppen Abd-el:Kaders - thei-
len mit, daß dieſer an den Schaͤft ſeiner eigenen Fahne die Hand
VNuſtapheben⸗Jomaels (einer der aͤngeſehenſten mit den Franzoſen ver-
buͤndeten Haͤuptlinge, welcher vor kuͤrzem in einen Hinterhalt gerathen
und, gefallen. war) habe aunageln laffen, und daß er fuͤr dieſelbe 50
Duros gegeben.“ :
London, 27. Juli. Man fragte ſich an der Boͤrſe und in der
City: ob wohl die Miniſter ruhig zuſehen wuͤrden, wie Frankreichs Ein-
fluß in Spanien triumphire? } B
— Mit dem Great Weſtern hat man Nachrichten aus Neuyorf
vom 14. Juli. Zwifhen Mexiko und Texas iſt es, durch brittiſche
Vexrmittlung, zu einem Waffenſtillſtand gefommen; man zweifelt nicht,
daß Mexiko die Republik Texas als unaͤbhaͤngig anerkennen werde
— Die Koͤnigin hat geſtern mit dem Prinzen Albert und ihren ers
lauchten coburgiſchen Gaͤſien den Themſetunnel beſucht.
— Der Kronprinz von Wuͤrtemberg, welcher ſeit drei Wochen Schott-
land bereit und die entlegenſten Theilen des Hochlands befucht‘ haͤi—
wird uͤber Hork und Reweaſtle taͤglich in London zurücderwartet.
—Ein Whigblatt ſagt: Der Anfang des Endes iſt augenſcheinlich
ſir Peels Miniſterium vor der Thuͤr. Man hoͤrt behaupten‘, daß die
Torypartei, nachdem ſte ſeine Unfaͤhigkeit als Miniſter erprobt hat, auf
Lord Stanley ihr Augenmerk richte. Es iſt klar, daß eine Aufloͤſung
des jetzigen Cabinets nicht weit entfernt iſt, und daͤs beſte Reſultat
wuͤrde eine auf umfaſſenderen Grundlagen, als auf jenen der Partei
geſtuͤtzte Regierung ſein. E *
St. Petersburg, 22 Zuli. Der hier zum Beſuch anweſende Prinz
Friedrich von Heffen hat um die Hand der Großfhtr in


gngebalten auch bereits die Zuſage von der hohen Braut und Dden
duͤrchlauchtigen Eltern erhalten.
Von der ruſſiſchen Grenze, 25. Juli. Die ruſſiſche Berotd-


preußiſchen Unterthanen, lautet zufolge eingetroffener Berichtiguͤng
dahin; Alle preußiſchen Unterthanen, welche im Koͤnigreich Volen,


den für begangene Vergehen ihnen auferlegten Strafen preußifeher Ge-
richtshoͤfe ſich entziehen wollen, oder zu den gewoͤhnlichen Lauͤdſtreichern!
gehoͤren, ſollen nach Sibirien zur Bevoͤlkerung des Laͤndes abgeſchickt
werden. 2), Alle breußiſchen Meilitaͤrdeferteurs ſind %x Angemeffenheit
der aͤhniichen Maßregel der preußifchen Regierung IU den Straͤflings-
Compagnien abzugeben.


 
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