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Mannheimer Morgenblatt — 1843

DOI Kapitel:
August (No. 178 - 203)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0769

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1843,





No. 1_92.







Tagsbericht.

Darmſtadt, 15. Auguſt. Seit mehreren Tagen hat Hr. Haupts
mann Reuß ganz reife Trauben in dem Garten hinter dem alten
Marſtalle.

Heppenheim, an der Bergſtraße, 14. Auguſt. Heute fruͤhe piel-
ten die drei Kinder des Adam Neher zu Unterhambach, ganz, nahe
dem Orte, unter einem vorſtehenden Felsſtuͤcke, welches durch die an-
haltenden Regenguͤſſe locker geworden war, ſich in dieſem Augenblicke
losloͤßte, das eine der Kinder von 5 Jahren ſogleich toͤdtete und die
beiden andern verwundete. — Moͤchte dieſer traurige Fall die Orts-
obrigkeiten mahnen, auf ſolche Gegenden ihr beſonderes Augenmerk zu
richten, wo dergleichen Ungluͤcksfaͤlle ſich erneuern koͤnnen; moͤchten
Kinderbewahr-Anſtalten auch auf dem Lande ins Leben treten,
wo ſie dringend noͤthig mehr und mehr ſich erweiſen!

Langen⸗ Geſſen) 14. Auguſt. Als eine ſeltene Erſcheinung in
der jetzigen Jahreszeit verdient bemerkt zu werden, daß ein in dem
Garten des Schullehrers Reuß zu Dreieichenhain befindlicher Apfel-
baum, neben ſeinen ſchoͤnen Srüchten, auch noch mit Bluͤthen ge-
foͤnuͤcet iſt.

Stuttgart „I3. Auguſt. In den letzten Tagen wurden in unſe-
rer Stadt Auspfaͤndungen vorgenommen, welche allgemeines Auf-
ſehen erregen, da ſolche nicht, wie gewoͤhnlich, zahlungsuͤnfaͤhige Leute,


die Bierbrauer betrafen. Dieſelben hatten ſich geweigert, die ihnen neu
auferlegte ſtaͤdtiſche Abgabe, das Oktroi, 1 fl. von jedem Eimer Bier
vetragend, zu bezahlen, weil fie das Recht zu einer ſolchen Auflage be-


den ſtaͤdtiſchen Executionscommiſſaͤr, in Begleitung einiger Stadtraͤthe,
auch wirklich vollzogen wurde. Die Executionscommiſſton erhielt hier
nicht, wie es ſonſt wohl haͤufig der Fall ſein mag, aͤrmliche Haushal-
tungsgegenſtaͤnde, ſondern baares Geld, Pretioſen, Gefaͤhrte und an:
dere Gegenſtaͤnde von Werth.

Lübeck, 11. Auguſt. Geſtern Abend iſt zwar kein Unfug paſſtrt,
aber eine Maſſe Poͤbel und Neugieriger iſt noch immer auf der Straße
anzutreffen. Die Polizei hat deshalb heute eine ſcharfe Verordnung
erlaſſen! Der Senat hat die vielen Aufforderungen achtungswerther
Buͤrger zur Mithuͤlfe henutzt und eine Aufforderung erlaſſen; es haben
ſich, ſo wie es heute Nachmittag bekannt wurde, ſehr viele gemeldet,
und wird dieſe Sache bis morgen, aͤhnlich wie in Hamburg am 7. Mai
. 3 organifirt ſein.

Paris, 13. Auguſt. — — Depeſche. Perpignan,
12. Auguſt. Die Junta von Bareelona hat ſich am 10. Auguſt der
Regierung zu Madrid unterworfen; ſte hat ihre Functionen als oberſte
Junta niedergelegt und ſich beſchraͤnkt, in Gemaͤßheit des vom Mini-


Yın 9. Auguſt bereitete man ſich zu Valencia mit Ruhe zu den Cor-
teswahlen vor. Die Acte des Miniſteriums Lopez wurden gut geheißen.

— Aus Madrid wird geſchrieben: Eheſter Tage macht die Koͤni-
gin Iſabella Il den erſten Gebrauch von ihrer Autoritaͤt, durch Zuruͤck-
verufung der Koͤnigin Marie Chriſtine, alg Koͤnigin-Mutter
und Curatorin fuͤr die Guͤter ihrer erlauchten Toͤchter; die Koͤnigin
Marie Chriſtine wird indeſſen zuvor ein Manifeſt publieiren lafſen, er-
klaͤrend daß ſte auf jeden Einfluß auf die Angelegenheiten Spaniens
eichti. — Dlozaga wird als Votſchafter nach Paris abgehen und
dort Unterhandluͤngen anknuͤpfen uͤber ein neues Anlehn. Der Zu-
ſtand der oͤffentlichen Caſſen macht eine derartige Maßregel unerlaͤßlich;


das Miniſterium gedenkt das Vertrauen der Capitaliſten duͤrch eine
offene Darlegung der ſpaniſchen Finanzen und aller Mittel 8 Amorti-
ſation der Staatsſchuld zu gewinnen.

— Durch koͤnigliche Ordonnanz vom 11. Auguſt iſt die Aufloͤ—
ſung des Munixipalconſeils der Stadt Mans verfuͤgt woͤrden.

— Man iſt nicht wenig erſtaunt uͤber den ſonderbaren Act des
Miniſteriums Lopez, den die juͤngſte telegraphiſche Deveſch— aus Ba-
yonne verkuͤndet. Der raſche Entſchluß die 13jaͤhrige Sfabella, ohne
die Cortes abzuwarten, ſo zu ſagen ex abruptò, für majorenn zu ers /
klaͤren, muß aus der Ueherzeugung, daß nur ſo der einbrechenden An-
Das ganze Ver-
fahren iſt darum nicht weniger abnorm und mag auch dieſen Charae-


geeignet iſt.

— Berichte aus Sevilla melden, daß Coͤpaͤltero vor ſeiner Flucht
noch die unerhoͤrteſten Barbareien ausgeuͤbt habe. Seine Wuth iſt ſo
weit gegangen, viele wackere und ehrenvolle Offtziere erſchießen zu laſ-
ſen, weil ſte ſich geweigert hatten, das Blut ihrer Mitbuͤrger zu ver-
gießen. Einer ſeiner Adjutanten wurde erſchoſſen, weil er einen Brief
aug Madrid erhielt, worin die Sache des Regenten als verloren ge-
ſchildert und ermahnte wurde, ihn zu verlaffen. Zurbano iſt ganz ver-
ſchwunden.
- — Aus Madrid melden die neueſten Briefe, daß der Miniſter Lopez
erkrankt iſt.

— Die Nachricht von * Ankunft Espaxtero's in Liſſabon beſtaͤtigt
ſich nicht. Der Ey-Regent ſoll fich mit dem noch in der
Baͤy von Cadix befinden.

— In den Umgegenden von Lyon ſind bereits faſt aiie Truppen
eingetroffen, welche fuͤr das dortige Uebungslager beſtimmt ſind.

London, 10. Auguſt. Der Koͤnig von Hannover gab geſtern


ſonen beiwohnten; die Einladungen hatte er ais Herzog v. Cumberand


— Im Miniſterinm des Auswaͤrtigen wurde ſtern ein ——
lich langer Cabinetsrath gehalten, worauf Sir R. Peel eine laͤngere


Zeit ſich oͤfters ſtatt der Koͤnigin mit dem Premierminiſter uͤber die


— Zu Birmingham wurde geſtern durch Sir Moſes Wonteſtere.
der von der Baronin Rothſchild und vielen der vornehmſten Iſraeliten
Londonſs begleitet war, der Grundftein zu einer hebraͤiſchen Natio-
nalſchule gelegt. Am Abend war großes Bankett, wobei der Nayor


M adrid, 7. Auguſt. In Kraft eines Detrets des Juſtijiiiterd
ſollen alle Individuen! welche wegen Preßbergehen zu Gefaͤngnißſtrafen
verurtheilt worden, in Freiheit geſetzt und die wegen Preßvergehen noch
anhaͤngigen Prozeſſe niedergeſchlagen werden.

— Das „Eco del Comercio“ veroͤffentlicht folgendes Decret des Fi-
nanzminiſters: „1) Iſt und bleibt ohne Wirkung das Deeret vom 3.


neuen 3 proc. Rente den ganzen Ertrag der Minen von Almaden und
Almaldenejos, 20 Mill. Reale aus den Caſſen der Inſel Cuba und 4
Mill, Realen aus den Fonds von Cruzada angewieſen hatte. 2), Die
Regierung erklaͤrt, daß ſie es als eine ihrer heiligſten Pflichten betrach-
ten wird, die Zahlung der genannten terxffen zu bewerkſtelligen, und


Fonds anzuſchaffen, auf daß die Intereſſen eines jeden Semeſters re-
gelmaͤßig bezahit werden. Madrid, 5. Auguſt 1843.“


 
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