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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Februar (No. 27 - 50)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0169

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Tag8bericht,

Aus dem Großherzogthum Baden, 14. Febr. Die De-
putirten⸗Wahlen zur ev. proteſtantiſchen Generalſynode, welche den 20.
April d. J. in Karlsruhe zuſammeakommen wird, ſind nun großen
Theils beendigt. Von den bereits gewählten geiſtlichen Deputirten
nennen wir u. Andern die Herren: Wolf, Wilkens, Dreuttel,
Braun Enefelius, Dittenberger, Hamel, Zittel. — Als
weltliche Abgeordnete werden ſicherm Vernebmen nach, in die Gene-
ralſynode kommen die Herren: Sander, Welker, Poſſelt, Got-
ſchalkun A.

Speier, 13. Februar. Der Verwaltungsrath der Rheinſchaͤnz-
Bexbacher Eiſenbahngeſellſchaft wird ſich am 20. d. zu Kaiſerslautern
verſammeln, um die nöthigen Anordnungen zur Eröffnung einer neuen
Actienzeichnung zu treffen. Dieſe Einzeichnung zur Deckung des in der
letzten Generalverſammlung vorläuft ; zu S Mill. fl. angenommenen Bau-
kapitals wird in eventueller Weiſe, nämlich in der Vorausſetzung ſtatt-
finden, daß Se. Maj. geruhen werden, eine Eprocentige Ertragsga-
rantie für 25 Jahre unter den in der letzten Generalverſammlung be-
rathenen und in etwas modiſicirter Form einhellig angenommenen Be-
dingungen zu übernehmen. ;

Vom Khein, 1h,.Fedr. Aug den von der königlich baieriſchen
Regierung für die Herſtellung der Bexbacher Eiſenbahn gemachten Vo-
raͤnſchlägen geht ohngefäbr folgendes Reſultat bervor: 1) Die Regie-
rung garantirt von Eröffnung der Bahn an auf 25 Jahre EpCt. Zin-
ſeu; für die Jahre bis zur Eröffnung der Bahn, möglicherweiſe 4, 6
bis S Jahre bekommen die Aktionäre nichts ebenſo ſind ſolche nach
Ablauf der 25 Jahre ihres Zinſen-Bezugs ungewiß; was außerdem
in den erſten 10 Jahren die Bahn über 4 HCL rentirt, ſoll für allen-
falls ſpätere geringere Rente reſervirt werden; 2) baut die Staatsre-
gierung durch ihre Organe die Bahn, behält ſich die ganze Verwal-
ſung vor, und legt blos alljährlich der Geſellſchaft über Einnahme und
Ausgabe Rechnung ab; 3) nimmt ſie nach 99 Jahren die Bahn als
Stacts - Eigenthum (ohne daß eiwas von Entſchädigung der Anlageko-
ſten gegen die Actionäre eı wähnt wird) in Anſpruch.

Aus Sachſen 12. Febr. Die Noth im Erzgebirge und
Voigtlande iſt nach den Schilderungen, die davon gemacht werden,
in der That grenzenlos; denn nicht nur ſind die Erdäpfel, welche zu
allen Zeiten die Hauptnahrung der Armen bilden, dieſen Winter drei
Mal ſo theuer als gewöhnlich und überdieß ſchlecht, ſondern auch der
Wangel an Verdienſt iſt in Folge der allgemeinen Geſchäftsſtockung
fühlbarer alg je. Es iſt Thatſache, daß in einigen Gegenden des
obern Erzgebirgs die armen Leute, um ihr Leben zu friſten, ſogenannte
Vogel= oder Ebereſchenbeeren eſſen, und daß bereits Mehrere, von
allen Subſiſtenzmiiteln eniblößt, elendiglich geſtorben ſind.

Berlin, 11. Febr. Ueber die Milıtärc-nfur führen unſere Oſfſfi-
ziere viclfache Beſchwerde. Manche ſehen dieſelbe als ein bedeutendes
Hinderniß für die Militärliteraturt an und glauben, daß, wenn es
Zweck ſei, namentlich junge Offiziere vom Schriftſtellern abzuhalten,
dies wohl damit erreicht werden könnte. Man ſcheidet den Militär-
ſtand auch damit von den allgemeinen Rechten der übrigen Staatsbür-
ger aus, und unterwirft ſeine geiſtige Thätigkeit einer mehrfachen Cen-
fur: der Billigung ſeiner Vorgeſetzten, der Erlauhniß, eine mühevolle
Arbeit herauszugeben, der Militärcerſur und der gewöhnlichen Cen-
ſur des Cenforg,. Wer wird aber noch zu ſchreiben wagen, wenn er
befürchten muß, daß es ihm nicht geſtattet werde, freiwillig zu ent-
wid.In, was er als E: gebnifß ſeiner Studien geſammelt haͤt?

Paris, 14, Febr. Telegraphiſche Depeſche. Man ſchreibt
aus Perpignan vom 10.: Der Regent hat Bareelona den noch
rüdftändigen Betrag der Kriegscontribution erlaſſen.
Die Journale vom 8. enthalten das Schreiben des Generals Sevane
an den Stadtrath und die Handelskammer, worin er ihnen dies mel

det. Der Redacteur des „Papagayo“ iſt wieder auf freien Fuß ge-
ſetzt worden.

Der „Meſſager“ meldet: „Die Regierung des Königs hatte von
der ſpaniſchen Regierung die Desavouirung der von dem vorigen poli-
tiſchen Chef von Barcelona, Herrn Guttierez, gegen den Conſul von
Frankreich, Hru. v. Leſſeps, ausgeſprochenen Beſchuldigung gefoͤrdert.
Die offizielle Madrider Zeitung vom 10, enthält diefe
Desavouirung in Form eines von dem Kriegsminiſter an
den Miniſter des Innern gerichteten Schreibens, deſſen
letzter Satz folgendermaßen lautet: „Demzufolge muß. die Regie-
rung Ihrer Maj., die ſtets gerecht und anpartheiiſch han-
delt erklären, daß die Behauptung des politiſchen Chefs
ungenau war und ohne Zweifel keinen anderen Grund
baite, als die Gerüchte, die von Perſonen, welche aus
Barcelong flohen, verbreitet wurden, Gerüchte, welche
die Unserfuchung des Generalcapitäns gehoben hat.“

Marſeille, 9. Febr. Die Beſorgniſſe, welche ſich in Algier ver-
breitet hatten, ſind für den Augenblick wieder ganz zerſtreut. Abdrel-
Kader hat ſich wieder nach den Gebirgen, die ſich an der Wuͤſte hin-
ziehen zurückbegeben. Der Geueralgouverncur Bugeaud iſt in die Ge-
genden des Cheliff eingedrungen, um die Stänme zu züchtigen, wel-
che an der Bewegung Theil genommen. Seine Thätigkeit ſowie die
der übrigen Generale und des Herzogs von Aumale hat ſchnell über-
all wieder Ruhe und Unterwerfung hergeſtellt.

Haag / 12. Februar. In der geſtrigen Sitzung der Genexalſtaa-
ten wurde der Geſetzentwurf, den Bau einer Eiſenbahn von Maſtricht
nach den Geldeiſchen Gränzen betreffend, mit einer Maſorität der Stim-
men von genen 5 angenommen.

London/ 12. Febr. Aus Lloyd's Regiſtern geht hervor, daß wäh-
rend der letzten Stürme 180 Schiffe untergegangen find, und 453 Men-
ſchen das Leben verloren haben. Den Werth der Schifje und der La-
duͤngen ſchätzt man auf 585,000 Pſd. Steil, oder 141 Mil. Fres.
— Bofton, 27. Dez. (Nordamerifa.). Die Milleriſten, Anhaän-
ger des Prebigers Miller, welche an den jüngſten Tag oder Ddie Ans
funft des Herkn im Aprit 1843 glauben, vekmehren ſſich ungloublich
duͤrch die ganze Union und geben ihr Eigenthum, als ihnen nußlos ,
weg. Miller berechnet die von den Propheten des Alten und Neuen
Teſtiments (Offenba ung Johannis) benannten Tage oder Jahre nach
unferer Zeitrechaͤung weit nach, wie alle prophtzeilen Thatſochen ge?
nau eingetroffen, und weiß daraus zu folgern, dat die Aniunit des
Herrn im April 1843 ſtaitfiaden müſſe. *
Couſtantinopel, 24. Januar. Am 21. d. M, gab der englifhe
Boiſchaͤfter in feinem Palafte zu Pera einen Kinderball (D Jronie
des Schickfals! die Kinderwelt tanzt in den Rdumen der Diplomatie
im wanfenden türkiſchen Reiche!) gegen 200 Kinder von k bis zu 10
Jahren waren zuͤgegen. ——

Braſilien. Aus Rio Janeiro wird gemeltet, daß die engl, Keeu-
zer wieder zwei Negerſchiffe weggenommen haben. Seit 8 Monaten
find bereits 42,000 Schwarze in Rio eingeführt worden }

Alexandrien, 27. Januar, Mehemed Alt hat den Plan, nicht
blog den Nil mit dem Mahmubdieh-Kanal zu verbinden, ‚fpnbem auch
den beſagten Kanal bis zum Meer fortzuführen, ſo daß (Nil«) Barfen,
die aug dem obern Lande Fommen, ihre Ladung auf nach den verſchie-
denen Theilen der Welt beſtimmte (See-) Schiff: überladen koͤnnen Man
muß, wenn man die mandjerlei Entwürfe des VBizefönigs a{ifi;äbf‚ .
anerfennen, daß es ſein lebhafteſtes Verlangen iſt, dieſes Lardin Be-
zug auf deſfen Handelsverhältniffe mit andern in beffernden 44 44
zu bringen;z und es it nur zu wünfhen, daß derfelbe ben gleihen *
fer in der ſonſtigen Verbeſſerung des Zuſtandes ſiier unterihanen DEr
kunde.


 
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