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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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Oktober (No. 230 - 255)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0945

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“ No. 236.




1843,







Maunheim, 6. Octbr. Die Wahl der Wahlmduner im 8. Di-
ſtrikt gab heute folgendes Reſultat:
1) Nohr, Siegmund, Hofrath;
2) Kley, Jakob, Handelsmann;
3) Wunder, Auguͤſt, Uhrmacher;
4) Bärenklau, Carl, Sattler;
5) Bauer, Joſeph, Schreiner;
Zeronie, Heinrich, Arzt;
7) Gerlach, J. Elias, Schreiner;
8) Hauer, Anton, Tapezirer.

>* Carlsruhe, 6. Oct. Seit einigen Tagen eirculirt dahier


deſſen noch vorraͤthigen Exemplare aber mit Beſchlag belegt wurden,
worin der Verfaſſer ſich verſucht dem Herrn M. v. Haber den letzten
Todesſtoß zu geben. Herr v. Haber hatte den Brief unerbrochen
zuruͤckgeſchickt, und ſo glaubte ſich Herr v. Sarachaga veranlaßt denſelben
durch die Preſſe veroͤffentlichen zu laſſen. Ich will in dieſe ſo pielfach
beurtheilte Sache, in eine Sache, die durch tauſend Eroͤrterungen ges
wiß bis zum kleinſten Punkte entſchleiert iſt, mich meines Urtheils ent-
halten, und bin weit entfernt mich durch dieſe Zeilen auf irgend eine
Seite zu ſchlagen, allein ich halte es fuͤr Unrecht einen an Haͤnden und
Fuͤßen gebundenen, faſt moͤchte ich ſagen moraliſch todten Mann, noch


beſtimmte Weiſe Satisfaction verweigert wurde, zum Kampfe heraus-
fodern zu wollen. Denn das kann wohl kein Sieg mehr fein, auf ei-
nein Schlachtfelde die Oberhand zu gewinnen, das nur Tode beſitzt!
Was will Hr. v. Sarachaga mit dieſem Briefe bezwecken? Wenn ſich
Hr. v. Haber geſtellt haͤtte, durfte ihm denn Sarachaga als Ehrenmann
Satisfaction geben, die ihm deſſen Freund, der gewiß ein Ehrenmann
war, verweigern mußte? Gewiß nicht! Haͤtte er ſie aber dann ver-


heraͤusfoderte? Eben ſo wenig, denn er ſelbſt waͤre blamirt geweſen.
Darum iſt es nicht immer gut ſich von ſeiner Lridenſchaft bemeiſtern
zu laſſen, ſondern zuerſt denken und dann handeln.
Mannheim. Im Monat September d. J. wurden auf der groß-
herzoglichen Eiſenbahn befoͤrdert:
1) von Carlsruhe nach allen Stationen 20,381 Perſonen.

2) „ Durlach — — —— 14196° ; %
3) Weingarten. . . 2,766 *
4) Bruchſal. . ‘ 7,870 *
5) Langenbruͤcken — ,
6) „ Wiesloch G 2,964 Ü
‚7 4 Geidelberg u.. - 18,739 *
8) „ Friedrichsfeld ——— 3,265 Ü
9) „ Mannheim * 16,571 *



— 90,452 Berfonen.

An BPerfonentaven . . . 37,133 fl. 18 kr.
„unterwegs erhob. Fahrtaxen 59 7,
„ Vebergewichtstayen . . 100 232 x
Equipagentransporttaxren 2,260 „ 26 „
Viehtransporttaxen 562 , 42 ;
„ Sütertransporttayen . . 161 „ 19 ,

; Summa: 40,875 fl. 24 fr.

Aus Laͤden. Sicherm Vernehmen nach iſt jebt entſchieden, daß
die Entwuͤrfe der Strafprozeßordnung und der Gerichteverfaſſung (mit
Trennung der Juſtiz von der Adminiſtration), welche die vom 15. Maͤrz

bis 18. Juni 1843 verſammelt geweſene Commiſſion gefertigt hat, dem
naͤchſten Landtage wirklich vorgelegt werden ſollen. Der Strafprozeßs

Die Cinahme betrug:




ordnungsentwurf iſt eigentlich im Jahr 1835 ſchon von der Geſetzge-
bungscommiſſion bearbeitet worden, und jetzt wurde er nur revidirt
und modificirt. Es iſt bekannt, daß er auf das Anklageverfaͤhren (mit
der Staatsanwaltſchaft) und auf Muͤndlichkeit und bemeſſene Oeffent-


Speier. Die koͤnl. Regierung hat die Errichtung von Maͤßig-
keitsvereinen in allen Gemeinden der Pfalz angeordnet.

Breslau, 1. Oct. Am 28. v. M. feierte eine etwa aus 10 Per-
ſonen von einem Saͤuglinge bis zu einem 8z jaͤhrigen Groß- oder Ur-
großvater beſtehende Familie in Glatz ein kleines Feſt in einem offenen,
uͤber einem Gartenhauſe befindlichen Belvedere. Ein Knabe ſpielt mit
Streichzuͤndhoͤlzchen, eines faͤllt brennend auf den Boden und durch eine
Ritze deſſelben, ehe es der hinzuſpringende Vater mit dem Fuͤße verloͤ⸗
ſchen kann, in das Gartenhaus. Hier lag ein Centner Schießpulver.
Eine furchtbare Exploſion zerſchmetterte das ganze Gebaͤnde. Aile ein-
zelnen Glieder der Familie ſind mehr oder minder verletzt und verun-


niederfallend auf den ſpitzen Staketen des Zaunes. Ein anderer Knabe
ſtarb wenige Minuten nach der Exploſion. Der 8z jaͤhrige Greis hat


ling, den die Mutter erſt von ſich warf, als ihre Kleider hellauf brann-
Die Aerzte hoffen wenigſtens einige der
armen Verungluͤckten zu retten.

KönigSberg, 25. Sept. Nach amtlichen Nachrichten find die
ruſſiſchen Grenzbehoͤrden angewieſen worden, alle preußiſchen Unter-
thauen, welche in Rußland ohne Paß oder ſonſtige Legitimation ange-
troffen werden und welchen ein ſonſtiges Vergehen zur Laſt faͤllt, naͤch
Preußen zuruͤckzuſchicken, wenn die preußiſchen Behoͤrden dieſe Indivi-
duen annehmen wollen, wodurch die Geruͤchte uͤber den Transport
ſolcher Individuen nach Sibirien ihre Erledigung finden.

Paris, 4. Oct. Telegraphiſche Depeſche! Madrid, L..
Oct. Zu Deputirten von Madrid ſind gewaͤhlt worden: Cortina, Arraͤtia,
Cantero, Moreno, Montalvan, Martinez de Ia Roſa und Gonzalez Bravo,


— Die vorſtehend vexzeichneten Deputirten und Suppleanten gehoͤ—
ren ſaͤmmtlich zur moderirt conſtitutionellen, ſogenannten parlamentari-


London, 2. Oct. Der Großfuͤrſt Mich ael von Rußland iſt ge-


terdam an Bord des Steamers „Scean gemacht. Morgen wird der


— Kamram Schah, Koͤnigin von Herat iſt mit Tod abgegangen.

Trieſt, 28. Sept. Aus der muͤndlichen Mittheilung mehrerer dem
k. griechiſchen Hofe nahe geſtandener Perſonen entnehme ich, daß die
Ruhe leider in Griecheuland noch nicht wieder ſo ſicher geſtellt ſei,
als die prahleriſchen Zeitungsartikel von Athen uns glauben maͤchen
wollen. Die Parteien fangen an, heftiger, als je gegeneinander zu
intriguiren, und jede derſelben glaubt, die Oberhand bekommen zu
koͤnnen. Thatſache iſt, daß Kalergi, der Hauptraͤdelsfuͤhrer in der
Nacht vor Ausbruch der Revolution, von 10 — 12 Uhr eine Conferenz
mit Hrn. v. K — — i gehabt hat, und die in mehreren Briefen aus
Athen ausgeſprochene Vermuthung, daß alle Vorfaͤlle, wenn auch nicht
auf Veraniaſſung, doch mit Vorwiſſen nordiſcher Agenten erfolgt ſeien,


von Oldenburg hatte ſich kaum in ihr Schlafzimmer zuruͤckgezogen, als
ihr von einer griechiſchen Hofdame angekuͤndigt wurde, ſte moͤge nicht
erſchrecken, wenn fie in der Nacht ſchießen hoͤren ſollte. Dieß war um
10 Uhr und zeigte alſo, daß die Umgebung der k. Familie unterrich-


Abend verdoppelt worden; allein man wußte weislich dieſe nuͤr aus den

Leuten des Kalergi zu waͤhlen. —


 
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