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Mannheimer Morgenblatt — 1843

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September (No. 204 - 229)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44564#0869

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1843,











Oberkirch, 12. Sept. Sonntag, 10. d. M. ſchlug der Blitz Nachts
um 10*/, Ubr in die Wirthſchaftsgebaͤude des hieſigen Gemeinderaths G,
ein toͤdtete das daͤrin ſtehende Vieh und ſetzte das ganze Gebaͤude ſogleich


welche der Eigenthuͤmer in den oberen Raͤumen aufgeſpeichert hatte in der
kuͤrzeſten Zeit durch die Flammen verzehrt und das G.ſche Wohnhaus auf
das Heftigſte bedroht war. Der raſchen und unermuͤdlich eifrigen Huͤlfe der
Einwohner gelang es jedoch, letzteres zu retten. Gleichwohl waͤre der Schaden
fuͤr Hrn. G. ein Mann mit ſtarker Familie, ein uͤberaus ſchmerzlicher geweſen,
wenn nicht unſer edler Rechtsanwalt v. R........ r zu Gunſten des Beſchaͤ—
digten ſogleich eine Collekte veranſtaltet haͤtte, welche ſolchen Anklang fand,
daß man nach Verlauf von einigen Stunden im Stande war, dem Abgebr.
die Summe von 500 fl. baar, nebſt einer angemeſſenen Quantitaaͤt
Frucht einzuhaͤndigen.

*F Worms, l3. Sept.
als wie in ſtaͤdtiſchen Perhaͤltniſſen ſteht man oftmals die naͤmliche Er-
ſcheinung wie in Geſellſchaften: Jeder nimmt Taback, aber Niemand
will ſagen, daß es ſtinke! So war es namentlich ohnlaͤngſt bei uns
ruͤckſichtlich einer buͤrgermeiſtereilichen Angelegenheit. Es wurden viele
Priſen genommen und Einem ſoll nun ganz unſchuldig die leiſe Exkla-
mation entfahren ſein: es ſtinkt! Ueber dieſen faͤllt man nun her und
uͤberhaͤnft ihn mit Vorwuͤrfen und Schmaͤhungen und wir ſind mitten
in einen Krieg, d. h. Federkrieg, gerathen. — Die Schwaͤtzer und Auf-
ſchneider bilden uͤberhaupt die Regimentsmuſik jeder beſtehenden Gewalt
und ſeit es wenig große Maͤnner mehr gibt, ſieht man deſto groͤßere
Maͤuler ſo iſt es grade wieder bei uns. Aber wie ſich ein Schul-
männ voͤr den Augen ſeiner Zoͤglinge groß- und breitmaͤulig in Feder-
klopffechtereien einlaſſen mag, iſt ſchwer zu begreifen und in keiner Weiſe
zu billigen. Er ſoll ſtillthaͤtig in ſeinem Kreiſe wirken, aber nicht die


hier durch Belehrungen nicht ſelbſt zum Schulmeiſter und durch Beſpie-


Gebildeten des Publikums warnend ausſprechen. Sapienti sat!
Berlin, 10. Sept. Seit der Huldigung unſeres Koͤnigs hat in
unſerer Hauptſtadt nicht ein ſo uͤberaus buntes und reges Leben ge-
herrſcht, als es in dieſem Augenbjicke der Fall iſt. Die Anweſenheit
des Kaiſers von Rußland und einer großen Anzahl fremder, zum Theil


rend andere noch zu erwarten ſind, verleiht der dießmaligen großen
Heerſchau des Gardecorps und des dritten Armeecorps
einen ganz beſonderen Glanz.

Paris, 12. Sept. Telegraphiſche Depeſche. Perpignan,
10. Sept. Am 8. mar die Lage der Stadt Barcelona noch ungefaͤhr
dieſelbe, wie am Tag zuvor; gegen Abend ſollte das Fort Montjouy
ſein Feuer auf das Fort der Afarazanas wieder beginnen. Es hatte
bereits die Batterien demontirt (unbrauchbar gemacht) welche auf Bar-
celonette (den Hafenort) und die Citadelle gerichtet worden waren; der
Generalcapitaͤn hat die Kanaͤle abgraben laſſen, durch welche ein Theil
der Brunnen (in dem von den Jufurgenten beſetzten Theil der Stadt)
genaͤhrt wird; es gibt aber in Barcelona viele Ziehbrunnen.

— Der Prinz von Joinville iſt von Brighton zuruͤck am 10. Sept.
um 6 Uhr Morgens zu Treport an's Land geſtiegen und hat ſich ſo-
gleich nach dem Schloſſe von En begeben.

‘ — Geute geht das Geruͤcht, Narvaez habe in Folge einer Unei-
_ nigfeit unter den Mitgliedern der proviſoriſchen Regierung zu Madrid
ſeine Entlaſſung gefordert.

— Die neuͤeſten Madrider Nachrichten ſind vom 5-September; man
erfaͤhrt daraus nichts von irgend einer Bedeutung. Aus Barcelona ge-
hen die Berichte auf gewoͤhnlichem Wege bis zum 6. September; da-
mals waren die Infurgenten noch Meiſter der Stadt. ;

Madrid, Sepf. Die Generale Cuepillas, Urbiſtondo, Gonza-



— —



les del Campilla, Moreno und Gonzales Zabala, welche ſaͤmmtlich ſei-
ner Zeit den Vertrag von Bergara unterzeichnet hatten, ſind aus Ma-
drid verwieſen worden, obſchon ſie in einem in den Jontnalen veroͤffent-
lichten Schreiben erklaͤren, daß ſie kein anderes Programm anerkennen,
als das des Miniſteriums Lopez. In Sevilla herrſcht große Gaͤhrung,
Am 30. bildeten ſich in den Straßen dieſer Stadt Haufen, welche den
Ruf erhoben „nieder mit dem Miniſterium Lopez, es lebe die Central-
junta!”. Am 31. durchzogen zahlreiche Patrouillen die Straßen.
Stockholm, 5. Sept. Ein geſtern ausgegebenes aͤrztliches Bul-
leitn iſt folgenden Inhalts: „Als Se. Maj. der Koͤnig Freitag zwi-
ſchen 6 und 7 Ubr ausfahren wollten, hatten Sie das Mißgeſchick,
über einen Schirm zu fallen, den Sie im Schlafgemach auf die Seite
ſchieben wollten. Im Fallen ſtießen Se. Maj. beide Kniee, inſonder-
heit das linke, ſo gewaltſam, daß ſte vom Schwindel, mit einigen Se-
cunden Beſinnungsloſigkeit, uͤberfallen wurden, wovon Sie ſich allma-
lig erholten und bald gluͤcklich wieder hergeſtellt waren.“ — Jetzt ſchei
nen keine uͤble Folge voͤn dieſem, anfangs bedenklich ſcheinenden Unfall
zu befuͤrchten zu ſein, um ſo weniger, alg Se. Maj. am Tage nachher
Ihre gewoͤhnlichen Geſchaͤfte wieder vornahmen und ſchon geſtern nach
Roſendal ausfahren wolten, es aber wegen der, wegen des Knieeſcha-
dens zu beſchwerlichen Schloßtreppen aufſchoͤben. f
Oſtende, 9. Sept. Die ſtaͤdtiſche Behörde iſt jetzt amtlich von
der bevorſtehenden Ankunft der Koͤnigin Victoria in Kenntniß geſetzt.
Die ſaͤmmtlichen Vorbereitungen werden raſch betrieben. Am 14 oder
15. wird der hohe Beſuch erwartet; Ausfluͤge auf den Eiſenbahnen nach
den belgiſchen Staͤdten ſind gleicherweiſe angekuͤndigt. Am Dienſtag,
19. Sept., Abends wird die britiſche Koͤnigin wiederum abveiſen, nach-
dem ſie zuvor deſſelben Tages Bruͤſſel beſucht haben wird. Es will
verlauten, daß noch eine anderweitige Einladung an die Koͤnigin Vie-
toͤria ergangen ſei. *
Vefth, 7, Sept. So eben erfahren wir, daß die S Meilen von
hier entfernte Stadt Stuhlweißenburg von einer furchtbaren
Feuersbrunſt heimgeſucht wurde! Der Brand begann vorgeſtern den 5.Sept.,
und ſoll geſtern bei Abgang der Nachricht noch nicht gedaͤmpft geweſen ſein.
400, naͤch andern Naͤchrichten 6 bis 800 Haͤuſer liegen bereits in Aſche.

Carlsruhe. Die Bewerber um nachbenannte erledigte Schuͤt—
dienſte haben ſich bei ihrer vorgeſetzten Bezirksſchulviſitatur innerhalb
6 Wochen zu melden: ;

Der erledigte kath. Schul⸗ Meßner- und Organiſtendienſt zu Rohr-
bach, Amts Triberg, iſt dem Hauptlehrer Anton Karcher zu Scherzin-
gen, Landamts Freiburg, mit dem geſetzlich regulirten Dienſteinkommen
von 140 fl. jaͤhrlich, nebſt freier Wohnung und dem Schulgeld, wer-
ches bei einer Zahl von etwa 16 Schulkindern auf 30 kr. jaͤhrlich, fuͤr
jedes Kind feſtgeſetzt iſt, erledigt worden.

Durch die Befoͤrderung des Schullehrers Duͤrr, iſt die in die erſte
Klaſſe gehoͤrige Schulſtelle zu Elbenſchwand, Schulbezirks Schopfheim,
mit dem Normalgehalt von 140 fl. nebſt freier Wohnung und 48 r.
Schulgeld von jedem Schulkind, in Erledigung gekommen.

Bei der iſraͤelitiſchen Gemeinde Durbach iſt die Lehrſtelle fuͤr den
Religionsunterricht der Jugend, mit welchex ein Gehalt von 50.


davon abhaͤngigen Gefaͤllen verbunden iſt, erledigt, und durch Ueher-
einkunft mit der Gemeinde, unter hoher Genehmigung zu beſetzen. Die
rezipirten iſraelitiſchen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, un-
ter, Vorlage ihrer Nezeptiongurkunde und der Zeugniſſe uͤber ihren fittz
lichen und religioͤſen Lebenswandet, binnen 6 Wochen ſich hei der Be-
zirksſynagoge Schmieheim zu melden! Auch wird bemerkt, daß im
Falle weder Schulkandidaten noch Rabinattkandidaten ſich melden an-
dere inlaͤndiſche Subjecte nach erſtandener Pruͤfung bei dem Bezirksra-
biner zugelaſſen werden.


 
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