Mannheimer Morgenblatt (1843)

1843.



v

Carlsruhe, 27. Juni. Seit dem letzten Samstage verweilt des
Erzherzogs Palatinus von Ungarn aͤlteſter Sohn, der Erzherzog Ste-
phan von Oeſterreich, in unſern Mauern. Ihm zu Ehren fand am letz-
ten Sonntage, nachdem Seine Kaiſerliche Hoheit des Morgens dem
Goͤttesdienſte in der katholiſchen Kirche beigewohnt haͤtte, im großher-
zoglichen Schloſſe große Galatafel ſtatt, zu der neben dem dißlomaͤti-
ſchen Corps und den Hof- und Oberhofchargen, auch die erſten Mili-
taͤr und Civilbeboͤrden geladen waren. Des Abends erſchien Seine
Kaiſerliche Hoheit in Mitte der Großherzoglichen Familie im Hoͤfthea-
ter und wohnte der wohlgelungenen Auffuͤhrung der neu einſtudirten
Oper „Herdinand Cortez“ bei.


von mehreren Militaͤrbeamten aus Stuttgart, Carlsruhe und Darm-
ſtadt dahier zuſammengetreten, um uͤber die Gtundlagen einer neuen
Militaͤrgeſetzgebung für diejenigen Staaten, deren Truppen das achte
deutſche Armeecorps bilden, im Auftrag ihrer Regierungen zu berathen.
Es ſind dies der kal. wuͤrtembergiſche Oberkriegsgerichtsdirektor v. Goͤritz,


heſſtſche Miniſterialrath Zimmermann. Die Abſicht dieſer drei Staaten,
ſich uͤber einen ſo wichtigen Gegenſtand zu vereinigen, wird in Deutſch-
land mit Beifall vernommen werden. An dem gedeihlichſten Erfolg
wird um ſo weniger gezweifelt werden koͤnnen, als die zum achten Arz


richtungen begriffen ſind.

Naſtatt, 26. Juni. Heute ſah man die Arbeiter bei dem hieſi-


Brod zu kaufen; ein Theil dieſer Arbeiter konnte aber — das Geld in
der Hand haltend kein Brod bekommen. Als Grund hiervon wird anges
geben, daß die hieſigen Baͤcker die Brodpreiſe hoͤher geſtellt haben wollten.

Mainz, 25. Juni.
164 Kreuzer.
den ſehr anerkennenswerthen Beſchluß gefaßt, von dem Tage an, wo


und die Gemeindekaſſe den dadurch entſtehenden Verluſt tragen zu laſſen.

Genf, 14. Juni. Unſere Regierung hat ſo eben drei Iſraeliten
die Naturaliſirung bewilligt; es ſind dies die erſten Jaden, welche das
Buͤrgerrecht in der Schweiz erhalten.

Paris, 25. Juni. Telegraphiſche Depeſche.
Zl SUnE
Linageund Frias und von dem Kriegsminifter, nach V as
{encta abgegangen. Die Truppen der Garniſon warenge-
ſtern dorthin abwarſchirt. Es bleibt in Madrid uur noch
ein Cavallerie-Regiment. —

Aus Barceldna wird geſchrieben, daß die oberſte Junta zu dem
Eutſchluſſe gekommen ſei, einen Sturm auf das Fort Montjouy zu
wagen. Schwerlich aber duͤrfte ein ſo kuͤhnes Unternehmen gelingen.

— Viele der heute hier eingetroffenen Londoner Briefe ſprechen von
der Wahrſcheinlichkeit einer Aenderung des engl. Cabinets, die in Folge
der Meinungsverſchiedenheit Sir R. Peel's mit mehreren ſeiner Col-
legen über die Weiſe, wie die Repealagitation in Irland zu beſchwich-
tigen ſei; nahe bevorſtuͤnde.

— Von Seiten Englands ſind acht Kriegsſchiffe beordert worden,
vor Barcelona und an der cataloniſchen Kuͤſte zu kreuzen, um den
eſparteriſtiſchen Trupben allen Beiſtand zu leiſten. Frankreich hat in
dieſem Augenblick nur ein einziges Kriegsſchiff in dieſen Meeresſtrichen.
Doch ſoll der Befehl nach Toulon geſchickt worden ſein, ſofort drei
Schiffe nach den cataloniſchen Kuͤſten abgeben zu laſſen.

— Die Reiſe des Herr Thiers nach England iſt beſchloſſen. Er
wird dort den ganzen Monat Juli zubringen, um Notizen in Bezug
auf den maritimen Theil der Kriege Englands gegen Napoleon zu

Madrid,








ſammeln. Seine Reiſe nach Spanien bleibt vertagt, bis dieſes Land


2 m5 Dem %inaugmihifler Mendizabal wird ein ſonderbares Pro-
ject untergeſchoben; es heißt naͤmlich er habe vorgeſchtagen, alle Trup-


taͤrcordon einzuſchließen; man uͤberließe ihr dann, ſie ſelbſt zu verwalten,


frei eingefuͤhrt wuͤrden; auf dieſe Weiſe koͤnnten die Catalonier durch
den Verfalk ihrer Fabriken am ſicherſten und am haͤrteſten fuͤr ihre In-
ſurrection geſtraft werden.

— In Grenoble iſt bei einem Stuͤdenten und einem Buchdrucker
und in der durch die Vaͤter der chriſtl. Lehre geleiteten Anſtait St. Jo-
ſebh eine Hausunterſuchung vorgenommen woͤrden; ein Gleiches faͤnd
in Lyon ſtatt. Es handelt ſich um die Beſchlagnaͤhme eines Werkes,
betitelt: „Reiſe von Kirchberg nach Grendble,“ welches in der


London, 23. Juni. Ein Journal behauptet, franzoͤſtſche Offtziere,


zu organiſiren. 2

Madrid, 18. Juni. Die Comites der Coalition ſollen beabſichti-
gen, die Koͤnigin Iſabella fuͤr volljaͤhrig zu erklaͤren, ihr aber provi-
ſoriſch einen Regentſchaftsrath, beſtehend aus drei Moderados und zwei
Progreſſiſten, ndınlich den Hın, Toreno, Martinez de la Roſa, Ifturiz,


neuen Miniſteriums der Koͤnigin Iſabella wuͤrde dem Hru. Lopez uͤher-
geben werden; alle Stadtraͤthe im Koͤnigreiche wuͤrde man aufloͤſen und-
die von 1840 wiedereinſetzen. Es herrſcht hier fortwaͤhrend Ruͤhe,
trotz der Geruͤchte, welche den Ausbruch einer Emente in Ausſicht ſtel-
en! Der Regent wird Madrid verlaſſen, um ſich nach den inſurgirten


Bareelona, 20. Juni (Abends 5 Uhrꝰ Sevilla und Alicante


Moͤntjouy hat bis jetzt noch keine Feindſeligkeiten gegen die Stadt ur-


Die
Diviſion des Generals YWlvarez ſoll ſich vor Granad gegen die Regie-
rung erklaͤrt und ſich der Beweguͤng angeſchloͤſſen haben. Doch iſt dieſe


.. — Juan Prim, iſt von der obeſten Junta zum Generalcommandan-
ten ſaͤmmtlicher mobilen Nationalgarden des Fiyſtenthums ernannt wor-
den. Lorenzo Milans ift nach Reuſſ abgegangeit, um dort ein Corps.
Martell iſt von der IJunta zu demſelben Zwecke naͤch
Girona, und Subira nach Tortoſa geſchickt worden Die Junta hat


Suhſcription zu Gunſten der Opfer der bei Reuff letzthin ſtattgehabten
Gefechte eroͤffnet. Er ſelbſt hat fuͤr 200° Reale uͤnterſchrieben.
Von der ſpaniſchen Gränze, 22. Juni. Der Gouverneur


Befehl erhalten, Barcelona zu bombardiren, falls die Junta TIruppen
aus der Stadt abmarſchiren iaſſen werde. *
Algier, 15. Juni. Die 3000 Gefangenen vom Stamm der Ha-


keit ihrer Bewachung wegen freigelaſſen.

Sie ſollen den 20. dD. nach
ihrer Heimath eingeſchifft werden. / ,