25. Januar.
rich in Wien am 6, d. M, von einem rheumatiſch⸗ gaſtriſchen Fieber
befallen worden war und Sich bereits wieder auf dem Wege der Beſ⸗—
ferung beſand, ſind Ibre Königlichen Hoheiten der Großderzog und die
Großherzogin, ſo wie die ganze Großherzogliche Familie, geſtern Nach-
mittaa durch eine mit Stafette erhaltene Nachricht in große Betrübnih
verſetzt worden. Die Krankheit des Prinzen hat nämlich am 18. d.
M. einen nervöſen Karakter angenommen. Nach einer heute früh, eben-
falls durch Stafet?, ein-etroffenen Meldung bat übrigens Seine Hobeit
am Morgen des 19. durch eingetretene Traͤnſpiration und Naſenbluten
Sich etwas erleichtert gefühlt.
Warnung für Auswanderer.
Bremen, 18. Jan. In einem hierſelbſt empfangenen Handlungsſchreiben
aug London vom 13. d. wird berichtet:„Das von Hamburg abgehknde Schiff
St. Pauli mit 120 Auswanderern nach Neu⸗Seeland erweckt eine Beſorgniß,
die ich im allgemeinen Intereſſe der Menſchlichkeit für meine Pflicht halte,
dem deutſchen Publikum mitzutheilen. — Die Colonial Gazette vom 11,
dieſes läßt mich vermuthen, daß dieſe Auswanderer von dır „Neu-
Seeland Compagnie abereits ſ. g. Landordres (Anweifungen auf ge-
wiſſe Laͤnde eien) gekauft haben. In dieſem Falle werden die armen
Leute ſchrecklich geprellt ſein. Folgendes iſt die Lage der Sache: Be-
ſagte Compapnie publicirte am 1. October 1839: „Sobald der Ankauf
„der gewünſchten Strecke gemacht iſt, wird das Certificat darüber aus-
„geftellt, worauf das Land ohne Weiteres in Beſitz zu nehmen iſt, je-
doch Ik die Compagnie nicht verantwortlich für die Verfügungen der
Eritiſchen Regierung oder für dicjenigen der localen Gefetzgebung.“
Dieſe Erklärung, welche die Vollmachi der Landagenten der beſagten
Lempagnie begleitt, lautet in dem Revers des verkaufenden Agenten
(Jobn Ward) im Weſentlichen, wie folgt: „Dieſe Aaweiſung auf
Land wird als Eige tbumsurkunde, ihre Einhändignng als wůkliche
Beſitzubertraaung tes darin brzeichreten Landes anheſehen; jedoch
„übernimmt rie Compagnie keineriei Gewaͤhrſchaft in Hinſicht aͤuf Ber-
Lüaungen der britiſchen Regierung oder der Legislatur.“ Auf dieſen
Vertrag bin, ſcheint es, haben die unglücklichen Emigranten der Coin-
pagnie 20 bis 25 Sch. per Actie bezahlt; obre noch zu wiſſen, ob
dieſes Land iynen wirklich gehört oder die Geſetze ſie ſchützen werden,
haben Tauſende ſolches Land gekauft, das ihnen überdies 20 bis 30
Pitkolten wird, ehe es uıbar gemacht, d. h. von Bäumen befreit iſt;
und ſelbſt dann haben ſie noch erſt zu ſeben, ob ſie es vor den Ein-
g bonen werden bewahren können. Die Colonial Gazette berichtet
ferner: Das Recht der Nu-Seela d⸗Compagnie, Land, zufolge ihres
Trafias mit Lord John Ruſſel, zu verkaufen, wird von den jetz i⸗
gen Miniſtern in Zweifel gezogen, und beſagte Compagnie
könne ehrlicherweiſe daher keinen Landverkauf machen, ohne zu be-
vorworten, daß ihr N Ot dazu zweifelhaft {y. Sie müßte ſich recht-
liche weiſe um ſo mehr dazu verpflichiet fühlen, alg richt einmal die
Ewöhalichen B rmeffungen und genaue Bezeichnung der Piaͤtze fuͤr die
Ei wanderer ſtattgefunden haben, und überdies die Localregierung von
Neu Seeland ſich im Zuſtande der Inſolverz befindet. Unter dieſen
Umſtänden ſollte wahrlich dieſe Compagrie, weiche für das Land,
w.ldes ſie zu 2—3 Sch. angekauft 20—25 Sch. wieder erhalten hat,
nicht anſtehen, die ſo nothwendige Garartie zu leiſten, oh:e welche das
003 dieſer armen Auswaͤnderer hier urd doͤrt ein fehr beklagenswer-
ihes ſeyn wird.
Tag obericht.
Weinheim, 20. Jan. In dem Orte Hohenfachfen ſind die natür-
lichen Blattern ausgebtechen, und es liegen bis keute ſchon fünf er-
Lachlene Perſonen daran kranf. Die nöihigen Vorſichtsmaßreg In in
Bezug auf dieſe Krankheit ſind bereits getroffen worden.
Offenburg 21. Jan. Geſtern Lachmittag erhängte ſich im Amts-
gefängniß die Ebefrau des Gerbers Steble von hier, welche ſeit dem
12. Och v. J wegen Ermordung ihres Ehemannes inhaftirt war, nach-
dem ſie vore-ft ihr begangenes Verbrechen eingeſtanden haite.
Mainz, 22. Jan. In der geſtrigen mondhellen Nacht wurde in
unſerer belebteſten Straße, der Schuſt rgaſſe, in den Auslegekaſten ei-
ves Bijouteriehändlers eingebrochen und eine Menge Goldwaaren, die
den Werth von 1000 fl. überſteigen ſollen, entwenket.
— Geßern früh wurde des überhandnehmenden Maineiſes wegen
die hieſige Rheinbrücke abgeführt.
Luzern, 19. Jan. Unter den Verbandlungsgegenſtänden des in
dieſem Augenblicke verſammelten Gr. Rathes erſcheint wieder der An-
trag auf Berufung der Urſulinerinnen, denen die Jeſuitenfreunde die
Töchie ſchulen übergeben wollen. Die Berufung der Urſulinerinnen iſt
alg das Vorſpiel der Berufung der Jeſuiten zu beirachten. Jeſuiten-
und Ueſuliner-Erziehungsanſtalien ſind die gegenſeitigen Ergaͤnzungs-
gliedex eines urd deſſeiben Syſtems. In der That finden wit auͤch
überall in der Schweiz den Urſulinerorden neben den Jeſuitenorden,
ſo in den Kantonen Freiburg, Wallis und Schwyz. Die Jeſuiten ſind
de Gew ſſeneräthe der Urſulinerinnen und ihrer Zöglinge. Die Koft-
töchter des Urſulinerkloſters in Freiburg müſſen bekanntlich alle Monate
eine Beichte abligen; ſolche anzuhören, iſt ausſchließlich den Jeſuien
vorbehalten. Es ſcheint, man will den K. Luzern verleiten, A zu ſa-
gen, in der ollerdings richtigen Vorausſetzung er werde, wenn er ſich
hiezu beſtimmen laſſe, alsdann um ſo leichter B ſagen.
Wien, 17. Januar. Aus dem böhmiſchen E-zgebirge laufen die
betrübendſten Nachrichten ein über den dortigen Nothſtand der ämeren
Klaſſen, großentzeils aus Spitzenklöpplern beſtehend, deren Erwerb in
reuerer Zeit urg mein gedrückt iſt. Der Mang-l iſt an verſchiedenen
Orten ſo groß, daß eine förmliche Hungersnoth zu befürchien ſteht,
und die angränzinden Gemeinden haben ſich indeſſen der bedrängten
Brüder angenommen, bis eine wirkſamere Hülfe dieſem Elende fteuern
dürſte.
Paris, 21. Jan. Die von der Commiſſion der Pairskammer ent-
worfene Ad eſſe in Antwort auf die Thronrede bei & öffnung der Seſ-
ſion iſt geſtern zur Berathung gekommen. Sie iſt durchaus im mini-
ſterillen Sirn abgefaßt und berührt keine der obſchwebenden Streitfra-
gen. Inzwiſchen kam doch ſchon bei der allgemeinen Ditenſſion das
Durchfuchungsrecht zur Sprache und es ſollen auch mehrere Amendements,
dieſen Gegenſtand betreffend, in Antrag gebracht werden.
— Der Entwurf zur Adreſſe der Deputirtenkammer wird enthalten:
1) Einen Paragraphen über des Durchſuchungsrecht; 2) einen Llück
wunſch zur Nichtratifieation des Tractats vom Dezember 18413; 3) die
Erflärung, daß mın die fernere Vollziehung der Berträge von 1831
und 1833, ſo lange ſie nicht aufgehoben ſeien, als unvexmeidlich er-
kenne; zu leich aber 4) dın Ausdruck des Wunſches, daß dieſe Ver-
träge ſo bald alg nur möglich außer Kraft geſetzt werden möen.
— Das Journal Ia Franee iſt heut-, am Jahrestag der Hin-
richtung Ludwig's XVI., wit ſchwarzem Rand erſchienen.
Carlsruhe. Die neuerrichtete zweite Hauptleh erſtelle an der
katholiſchen Volksſchule zu Ruſt, Amts Ettenheim, iſt dem Haupflehrer
Earl Mathias Geſchwender zu Altdorf, im nämlichen Antöbezirk,
übertcagen, und dadurch der lahholiſche Schul, Meßner⸗ und Organi:
ſtendienſt zu Alıdorf, mit dem geſetzlich regulirten — von
4175 fl. jahrlich nebſt freier Wohnung und der Häfte des Schulzeld-e,
welches bei einer Zahl von etwa 183 Schulkindern auf. 30 Kreuzer
jährlich für jedes Kind feftzef B: iſt, erledigt worden. 2* Sonpeten-
ten um den letztbenannten Schuldienſt haben ſich bei der retherriich von
Türkheimiſchen Grunth. rıfhaft, als dem Patron, innerhelb6 Wochen
nach Vorſchrift zu melden.